Hinweis: Einen tagesaktuellen Preisvergleich zu den hier getesteten Drei-Lagen-Jacken finden Sie unten auf dieser Seite.
Das Kunststück gelingt bei dieser Art von Outdoorjacken, weil bei Dreilagenlaminaten das Obergewebe, die wasserdichte, atmungsaktive Folie (Membran) und ein extrem leichter Futterstoff verklebt werden. So verstärken sie sich gegenseitig, und die hauchdünne, empfindliche Membran ist zwischen den beiden Stofflagen optimal vor Beschädigungen geschützt. Doch was leistet eine moderne Dreilagenjacke? Das klärt der outdoor-Test von 15 Hardshelljacken zwischen 320 und 800 Euro.
Bei zehn der getesteten Hardshelljacken handelt es sich um Herrenjacken, fünf gibt es auch für Damen. Schon beim ersten Check fallen die Gewichtsunterschiede auf: Die beiden leichtesten Testkandidaten wiegen weniger als 400 Gramm, die schwersten Hardshells knapp 600 Gramm. »Leicht bedeutet aber nicht unbedingt besser: Das Gewicht wird vor allem durch die Verwendung dünnerer Außenstoffe eingespart«, erklärt Ausrüstungsredakteur Boris Gnielka. Und diese sind nicht so robust wie dickere Gewebe.
Hardshelljacken für den täglichen Gebrauch oder harte Touren
Maßstäbe in puncto Haltbarkeit setzt die Arcteryx Theta SVX, der teuerste Testkandidat (rund 800 Euro): Ihr abriebfestes Obermaterial ist sehr dicht gewebt. Es verhindert, dass sich im Dauergebrauch feinste Partikel zwischen Membran und Außenstoff ablagern. Dort wirken sie wie Schmirgelpapier und beschädigen mit der Zeit die feine Folie.
Auch die Hardshelljacken von Outdoor Research, Mammut und Marmot zählen zu den strapazierfähigsten Kandidaten im Feld und liegen mit Preisen um 500 Euro im Mittelfeld des Hardshelljacken-Tests 2014. Die vier Arbeitstiere empfehlen sich vor allem für den täglichen Gebrauch oder harte Touren, auf denen man stundenlang am rauen Fels entlangschrubbt. »Wer die Jacke nur gelegentlich nutzt, braucht keinen so widerstandsfähigen Wetterschutz«, relativiert Testprofi Gnielka – zumal die Hardshelljacken von Berghaus, Bergans, Mountain Equipment und Patagonia auch bei einer mehrwöchigen Nutzung im Jahr nicht in die Knie gehen. Außerdem kommt eine Funktionsjacke meist nur noch bei strömendem Regen zum Einsatz: Sonst verwenden Outdoorer heutzutage eine Softshell, die sie vor Wind und Niesel schützt.
Auch Hardshells können mit Geschmeidigkeit begeistern
Zu den Stärken der Allrounder zählt ihr hoher Tragekomfort. Gerade die Mountain Equipment Arclight, mit 380 Euro die günstigste Hardshelljacke in dieser Gruppe, und die Bergans Storen (470 Euro) begeistern durch ihre Geschmeidigkeit. Die Kangchenjunga von Berghaus bekommt ebenfalls sehr gute Noten. Preis: 500 Euro. Auch die beiden Leichtgewichte von Rab und Directalpine haben ihre Berechtigung. Noch anschmiegsamer als die Allrounder und sehr klein verpackbar (Packmaß: 1,4 Liter), empfehlen sie sich für Wetter. »Dann stecken sie die meiste Zeit im Rucksack und werden nur bei einem Schauer übergeworfen«, so Boris Gnielka. Sie bieten genügend Reserven, um ab und an mal ein paar Tage am Stück getragen zu werden, und überstehen gelegentlichen Felskontakt, ohne sich dabei gleich in Fetzen aufzulösen – was bei ultraleichten Regenjacken aus 2,5-Lagenmaterialen häufiger passiert. Weiteres Argument für die beiden Federgewichte ist ihr verhältnismäßig niedriger Preis: Die Rab Myriad kostet 320 Euro, die Hardshelljacke von Directalpine 370 Euro. »Bei der Klimaprüfung überzeugen alle Testkandidaten – trotz der großen Preisunterschiede«, sagt Boris Gnielka. Das zeigen nicht nur die outdoor-Labortests, sondern auch der Praxis-Check auf der Schwäbischen Alb und in den Allgäuer Alpen. Für diese starke Leistung gibt es mehrere Gründe: Erstens kommen nur hochatmungsaktive Materialien zum Einsatz. Vor allem das von Mountain Equipment und Rab verarbeitete Polartec Neo Shell begeistert mit einem luftigen Tragegefühl.
Fünf Hersteller setzen auf Gore-Tex Pro
Gore-Tex Pro glänzt ebenfalls mit hervorragenden Atmungsaktivitätswerten. Bergans verwendet Dermizax NX: Seine Innenseite nimmt überdurchschnittlich viel Feuchtigkeit auf, was Kondens reduziert und das Klima verbessert. Die übrigen beiden Materialien (Patagonia, Directalpine) schneiden immerhin sehr gut ab. Erstklassige Laminate sind aber nur der Anfang, auch die Konstruktion einer Jacke hat großen Einfluss auf das Klima. »Im Schnitt werden auf den Jackeninnenseiten rund zehn Meter Bänder verklebt, um die Nähte abzudichten. Allerdings entweicht an diesen sogenannten Tapes keine Feuchtigkeit«, erklärt Boris Gnielka. Die Test-Hardshells haben sehr schmale Dichtbänder. Dadurch sinkt die Tape-Fläche im Feld auf durchschnittlich drei DIN-A4-Blätter – ein sehr guter Wert. Arcteryx geht sogar noch einen Schritt weiter: Statt die Reißverschlüsse einzunähen, werden sie – mit Ausnahme des Frontzippers – eingeklebt. Das spart in diesem Bereich bis zu 50 Prozent Fläche.
Trotz dieser Kniffe bieten fast alle Test-Hardshells Belüftungsmöglichkeiten, über die man abdampfen kann. »Ein wichtiges Feature, da bei starker Anstrengung selbst Top-Materialien an ihre Grenzen kommen«, so Boris Gnielka. Sehr effektiv sind – möglichst lange – Achselreißverschlüsse (Pitzips), die viele Hardshelljacken besitzen. Berghaus setzt stattdessen auf gut funktionierende Belüftungszips auf Brusthöhe. Noch konsequenter geht Outdoor Research vor: Die Ventilationszips der Maxismus reichen bis zum Saum, sodass man die Jacke luftig wie einen Poncho tragen kann. Kein Wunder, dass sie, zusammen mit der Mountain Equipment Arclight, das beste Klima im Feld bietet. Die anderen Jacken folgen ihnen aber dicht auf den Fersen.
Tagesaktueller Preisvergleich für die getesteten Drei-Lagen-Jacken (sofern Angebote vorhanden)
Die Regenjacken in diesem Test:
Testfazit und Ergebnisse Hardshells
Nur bei zwei der getesteten Dreilagenjacken zog etwas Feuchtigkeit über Saugeffekte ins Innere. In der Mammut Meron ging der Tascheninhalt baden – zwar wurden auch die Außentaschen einiger anderer Testkandidaten feucht, bei der Mammut-Jacke kann das Wasser aber nicht ablaufen, deshalb füllten sich die beiden Stauräume mit der Zeit mehrere Zentimeter mit Wasser. »Grundsätzlich empfiehlt es sich, feuchtigkeitsempfindliche Gegenstände mit einer Ziploc-Tüte zu schützen, weil der Tascheninhalt durch die von innen kommende Feuchtigkeit immer nass wird«, rät Jackenexperte Gnielka.
Neben der Regenfestigkeit spielt der Windschutz der Kapuzen eine große Rolle. Deshalb besitzen alle getesteten Dreilagenjacken versteifte Schilde und hohe Kragen. Trotzdem gibt es Unterschiede: Am sichersten fühlt man sich in den Jacken von Arcteryx, Berghaus, Mammut und Rab: Hier reichen die Kragen bis zur Nasenspitze, der steife Schild wölbt sich ums Gesicht und lässt nur ein kleines »Sichtfenster« frei. Bei der Patagonia-Kapuze kühlen die Wangen dagegen sofort aus, weil die Kopfbedeckung erst kurz vor den Ohren anfängt.
»Schon mit einer Dreilagenjacke für 320 Euro wird man glücklich – wenn man sie richtig einsetzt«, fasst Boris Gnielka die Testergebnisse des Dreilagenjacken-Vergleichs 2014 zusammen: Die federleichte Rab Myriad glänzt mit top Wetterschutz und einem geschmeidigen Material. Aufgrund des dünnen Außenstoffs empfiehlt sie sich aber vor allem als Regenschutz für Schönwettertouren, der nur gelegentlich zum Einsatz kommt.
Das reicht Ihnen nicht? Dann müssen Sie 380 Euro für die robustere Mountain Equipment Arclight investieren. Sie punktet mit Bestnoten beim Trage- und Klimakomfort. Außerdem sollten Sie die Berghaus Kangchenjunga (500 Euro) probieren. Sie schützt noch besser vor Wind als die Arclight. Beide Regenjacken eignen sich für mehrwöchige Treks oder anspruchsvolle Bergtouren und kommen erst auf monatelangen Expeditionen an ihre Grenzen. Aber genau das ist Ihr Ding? Kein Problem, auch für diesen Einsatz bietet das Testfeld zwei Empfehlungen: die Outdoor Research Maximus (495 Euro) und die noch langlebigere Arcteryx Theta SVX – die satte 800 Euro kostet.
Details die überzeugen:
Um die Nähte abzudichten, werden von innen Bänder (Tapes) aufgeklebt. Alle Testmodelle besitzen schmale, aber schwer zu verarbeitende Tapes. Das macht die Jacken geschmeidiger, leichter und atmungsaktiver.
Immer mehr Hersteller setzen beim Frontzip und an den Taschen auf wasserfeste Zahnreißverschlüsse (YKK Vislon). Diese laufen meist geschmeidiger als die klassischen beschichteten Zipper.
Die seitlichen Ventilationszips der Outdoor Research Maximus laufen bis zum Saum. So lässt sich die Jacke komplett öffnen. Das verbessert die Belüftung und erleichtert den Zugriff auf einen Klettergurt.
Alle Ergebnisse und die einzelnen Testberichte unseres Dreilagenjacken-Vergleichs 2014 gibt es hier:
Die Testergebnisse im Überblick
Auf diese Details kommt es bei guten Regenjacken an:
Kapuze
Im Idealfall schützt die Kapuze nicht nur vor Regen, sondern auch vor eisigem Wind. Dazu benötigt sie einen versteiften, großen und seitlich heruntergezogenen Schild. Über Züge am Hinterkopf lassen sich gute Kapuzen an den Kopf anpassen, damit sie Kopfbewegungen mitmachen. Bergsteiger und Klettersteiggeher sollten darauf achten, dass die Kapuze über den Helm passt.
Taschen
Hochgesetzte Taschen kann man auch noch nutzen, wenn man einen Rucksackhüftgurt oder einen Klettergurt trägt. Wie viel Stauraum Sie brauchen, hängt von Ihren Vorlieben ab: Wer Handschuhe, Mütze, GPS-Gerät und Riegel in der Jacke unterbringen will, benötigt mindestens zwei sehr geräumige Taschen.
Front-Reißverschluss
Frontzipper gibt es mit einem oder zwei Reißverschlussschiebern (2-Wege-RV). Dank des zweiten Schlittens lässt sich der Reißverschluss auch von unten öffnen. So kommt man leichter an den Klettergurt, wenn man die Jacke beim Sichern überwirft. Außerdem kann man sich in Pausen einfacher hinsetzen. Nachteil der 2-Wege-Zips: Sie sind etwas umständlicher einzufädeln, deshalb verzichten einige Hersteller auf dieses Feature.
Pitzips
Über die Zipper in den Achseln entweicht überschüssige Wärme. Je länger sie sind, desto besser. Wenn die Pitzips zwei Schieber besitzen, die sich zentral in der Achsel »parken« lassen, können Sie die Belüftung selbst im Regen einige Zentimeter öffnen.
Bündchen
Die Ärmelbündchen müssen so weit zu öffnen sein, dass Luft zur Kühlung einströmen kann und Sie die Ärmel hochschieben können. Auch sollten die Bündchen nicht übers Handgelenk zurückrutschen, wenn Sie die Arme nach vorne und nach oben strecken.