Feuertaufe für das neue Gore-Tex-Pro-Material

Atmungsaktive Regenjacken im Test 2013: Dreilagenjacken
Feuertaufe für das neue Gore-Tex-Pro-Material

Sorgt das neue Gore-Tex-Pro-Material für einen Quantensprung bei den atmungsaktiven Regenjacken? 20 Dreilagenjacken im Härtetest.

od-2013-dreilagenjacken-arcteryx-sv-alpha teaser (jpg)
Foto: Ralf Bücheler / Arcteryx

Hinweis: Einen tagesaktuellen Preisvergleich zu den hier getesteten Regenjacken finden Sie unten auf dieser Seite.

Wer eine atmungsaktive und trotzdem wasserdichte Regenjacke kaufen will, steht vor der Qual der Wahl. Regenjacken, die wasserdicht und doch angenehm im Tragegefühl sind, sind die sogenannten Dreilagenjacken.

Dreilagenjacken gelten als der ultimative Wetterschutz: Diese Regenjacken für Aktive sind leicht, aber dennoch robust. Und weil es sich in der Regel um die Topjacken der Hersteller handelt, sollen aufwendige Schnitte ein geschmeidiges Tragegefühl und Bewegungsfreiheit garantieren. Bei diesen Funktionsjacken kommen nur Materialien zum Einsatz, die Bestwerte bei der Atmungsaktivität versprechen.

Eine Regenjacke zu kaufen, bedeutet daher auch, zu wissen, worauf man achten sollte. In diesem Test erklären wir alles, was Sie für den Kauf einer Hardshell wissen müssen. Angefangen beim Material:

Im Herbst 2013 sorgt das brandneue, dreilagige Gore-Tex Pro vom Marktführer und Erfinder der wasserdichten, atmungsaktiven Bekleidung für Hochspannung, verspricht der Hersteller doch eine bis zu 28 Prozent höhere Atmungsaktivität als beim Vorgänger Pro Shell.

outdoor hat 14 Gore-Tex-Pro-Jacken und sechs Funktionsjacken aus den derzeit leistungsfähigsten anderen Dreilagenmaterialien (Dermizax NX, Polartec Neoshell, Event und Dry.Q Elite) getestet. Die 20 Dreilagenjacken kosten zwischen 380 und 690 Euro, bei acht handelt es sich um Damenmodelle.

Regenjacken-Kauf: Sind die Top-Jacken ihr Geld wert?

Regenjacke kaufen: Material-Info

"Trotz gleicher Machart gibt es im Testfeld aber Unterschiede bei der Langlebigkeit und der Strapazierfähigkeit", sagt Boris Gnielka. Das liegt an den unterschiedlichen Oberstoffen der Funktionsjacken: Je fester und dichter das Außengewebe, desto haltbarer ist es.

Maßstäbe setzt hier die Arcteryx Alpha SV mit ihrem extrem eng gewebten, robusten Obermaterial. Auch die Funktionsjack von Rab und Berghaus halten mit ihren dicken, zähen Geweben einiges aus. Diese drei Hardshells sind die perfekten Begleiter für den regelmäßigen Gebrauch unter harschesten Bedingungen – zum Beispiel wenn man sich ständig durchs Dickicht kämpfen muss oder an rauen Felswänden entlangscheuert.

"Die meisten Anwender brauchen aber nicht unbedingt einen so robusten Wetterschutz", relativiert der Ausrüstungsexperte. Zu Recht, denn die übrigen Regenjacken machen ein oder zwei mehrwöchige Treks pro Jahr und einige Hochtouren klaglos mit. Auch tragen sie sich aufgrund der dünneren Materialien spürbar geschmeidiger als die Hardcore-Teile – so das Ergebnis des Praxistests im Schwäbischen Wald.

Wenn Sie planen, eine Regenjacke zu kaufen, ist es also sinnvoll, sich zu überlegen, wie Sie Ihre Regenjacke hauptsächlich einsetzen wollen. Muss die Jacke als Regenschutz im Notfall herhalten? Oder ist sie Ihr ständiger Begleiter, tragen Sie Ihre Hardshell regulär im Alltag?

Bestnoten in Sachen Geschmeidigkeit bekommt die Seraction von Mountain Hardwear, gefolgt von der Trollveggen Pro von Norrona – dem einzigen Gore- Modell, das nicht ganz so stark raschelt. Außerdem lassen die meisten Jacken selbst beim Klettern Bewegungsfreiheit – was dank der aufwendigen Schnitte aber zu erwarten war.

Kauftipp Regenjacken: Atmungsaktivität

OD 2013 Gore Tex Pro Testacademy Fränkische Schweiz
Joachim Stark
Gore Tex Pro Test 2013

Wer eine Regenjacke kaufen will, fragt sich natürlich, wie atmungsaktiv die erhältlichen Dreilagenjacken sind. Gerade für Sportler und aktive Menschen ist es wichtig, dass die Regenjacke nicht nur wasserdicht ist, sondern auch Feuchtigkeit von innen nach außen weiterleitet und verdunsten lässt.

Um herauszufinden, welche Regenjacke wie atmungsaktiv ist, legte die outdoor-Testcrew wochenlang immer wieder die gleichen Runden zurück und verglich die Jacken unter identischen Wetterbedingungen. Die Route begann mit einem deftigen Aufstieg auf die Hochfläche des Schwäbischen Waldes. Hier zeigte sich, wie gut die Regenjacke Feuchtigkeit verdunsten lässt – was den Körper kühlt.

Beim anschließenden, gemächlicheren Abstieg sollte das Jackeninnere schnell wieder abtrocknen. Schon nach kurzer Zeit bestätigt sich: Gore-Tex Pro schlägt den Vorgänger. "Fühlt sich weniger stickig an – und ich kann mich sogar besser konzentrieren", sagt Tester Felix Wiedmann, während der Rest der Mannschaft zustimmend nickt. Damit liegt Gore-Tex Pro auf dem hervorragenden Niveau der Materialien, die Rab (Event) und Mountain Hardwear (Dry.Q Elite) und Bergans (Dermizax NX) in ihren Hardshells verarbeiten.

Nur das Polartec-Neo-Shell-Material der Montane Fast Alpine Neo ist noch eine Spur luftiger. Allerdings fehlen bei dieser Jacke Belüftungsmöglichkeiten – "Und die sind auf heftigen Anstiegen durch nichts zu ersetzen", bringt Testerin Susanne Wacker die einhellige Meinung auf den Punkt. Bestens funktionieren lange Achselreißverschlüsse (Pitzips). Außerdem beeinflusst die Konstruktion einer Regenjacke das Klima.

Nahtbänder (Tapes), die zum Abdichten der Nähte von innen aufgeklebt werden, und überlappende Materiallagen verringern die Atmungsaktivität. Hier schneidet das Feld besser ab als günstigere Zweilagenjacken, weil im Schnitt nur 15 Millimeter breite Tapes verwendet werden. Der Standard sind 20-Millimeter-Tapes – "Bei über zehn Meter Nahtband lohnt sich die schmalere, aber auch schwerer zu verarbeitende Variante", verrät Boris Gnielka. Summa summarum liegen die 20 Regenjacken beim Klima auf einem ähnlich hohen Level, mit leichten Vorteilen für die Modelle von Norrona und Bergans.

Wasser marsch: der Regenjacken-Test

Als letzten Prüfstein, um Ihnen beim Regenjacke kaufen zu helfen, haben die Tester alle Dreilagenjacken der extrem fordernden outdoor-Powerberegnung unterzogen. Sie simuliert einen stürmischen Wolkenbruch und bringt selbst kleinste Konstruktions- und Verarbeitungsschwächen ans Licht. 14 der Regenjacken überstanden die Tortur ohne Wassereinbrüche, bei den übrigen sechs saugt es stellenweise etwas Feuchtigkeit ins Innere (Saugeffekte) – kein Beinbruch, aber bei diesen Topjacken durchaus ein Schönheitsfehler. Zusätzlich benoten die Tester den Wetterschutz von Kapuze und Kragen. Im Idealfall blockt ein riesiger, tunnelförmiger Schild. und ein bis zur Nasenspitze reichender, fester Kragen eisigen Wind – so wie beispielsweise bei den Jacken von Arcteryx, Norrona, Mammut oder Rab.

Tagesaktueller Preisvergleich für die getesteten Regenjacken (sofern Angebote vorhanden)

Fazit, Ergebnistabelle, Materialkunde und Waschanleitung auf den folgenden Seiten –
zu den einzelnen Produkttests hier:

Die getesteten Regenjacken mit allen Testdaten im Detail:

Testfazit & Ergebnisse

"Unterm Strich wäre kaum eine der Hardshells im Testfeld ein Fehlkauf", fasst Boris Gnielka die Ergebnisse zusammen. Das heißt zu gut Deutsch: Bei keiner dieser Regenjacken können wir Ihnen vom Kauf abraten.

Neun der Dreilagenjacken sind aber besonders zu empfehlen. Wer eine möglichst strapazierfähige Jacke für harte Expeditionen oder den täglichen Outdoor- Einsatz sucht, greift zum verhältnismäßig günstigen Latok Jacket von Rab oder der für Damen und Herren erhältlichen Arcteryx Alpha SV. Es gibt derzeit wohl keine andere Jacke, die bei gut 500 Gramm Gewicht so robust ist. Das rechtfertigt auch den hohen Preis.

Sie müssen nicht unbedingt die beste Jacke der Welt kaufen, sondern nur eine wasserdichte Regenjacke?
Dann probieren Sie die Allrounder in diesem Regenjacken-Test – die es alle für Damen und Herren gibt: das The North Face Point Five Jacket, mit 380 Euro das günstigste Testmodell, oder die Norrona Trollveggen sowie die beiden Mammut-Jacken. Fast alle bestehen aus Gore-Tex Pro – damit hat auch das neue Material die Feuertaufe bestanden.

Die Ergebnisse des Dreilagenjackentests 2013 im Überblick:

outdoor-Funktionsjackentest: Das passiert im Labor und in der Praxis:

Wir testen funktionale Regenjacken gründlich, bevor wir Ihnen die eine oder andere Regenjacke zum Kauf empfehlen. Und das geht so:

1. Waschmarathon: Vor dem Test werden alle der hochwertigen Regenjacken zehn Mal gewaschen – das simuliert den Gebrauch mehrerer Monate und zeigt auch, wie haltbar die Imprägnierung und die Nahtbänder sind.

2. Sturmwarnung: Die outdoor-Powerberegnung gleicht einem mehrstündigen Wolkenbruch. Wenn eine Regenjacke dabei wasserdicht bleibt, geht man auch draußen mit ihr garantiert nicht baden.

3. Klimaprüfung: Im Labor misst outdoor den Dampfdurchgang der Materialien und ob das Futter Feuchtigkeit aufnimmt – was den Klimakomfort steigert. Außerdem wird die Fläche von Nahtbändern und sich überlappenden Materiallagen ermittelt. Je geringer diese ist, desto besser das Klima.

4. Laborcheck: Im Praxiseinsatz bewertet die Testcrew das Klima, die Bedienung von Zippern und Zügen sowie den Tragekomfort der Regenjacken – zum Beispiel die Bewegungsfreiheit, den Kapuzensitz, die Geschmeidigkeit und ob Reißverschlüsse oder Züge scheuern.

Funktionsjacken-Materialkunde und Waschhinweise

Vor dem Kauf einer Regenjacke lernen Sie besser das Funktions-Jacken-Einmaleins. Wir helfen Ihnen – hier erklären wir die wichtigsten Begriffe, die Sie beim Kauf einer Outdoor-Jacke kennen sollten.

Die Begriffe Zweilagenjacke, 2,5-Lagenjacke und Dreilagenjacke beziehen sich auf die Konstruktion des Materials, auch Laminat genannt. Beim Oberstoff handelt es sich immer um die äußerste Barriere. Auf dessen Innenseite wird die hauchdünne wasserdichte, atmungsaktive Membran (Folie) oder Beschichtung (Film) aufgebracht. Und bei Regenjacken aus Dreilagenlaminaten gibt es zusätzlich noch ein leichtes Futter, das die wasserfeste Barriere vor Abrieb schützt. Außerdem ist der Dreilagen- Sandwich sehr reißfest.

Bei 2,5-Lagenlaminaten ersetzt eine ultraleichte Beschichtung den Futterstoff. So lassen sich federleichte, kleinst verpackbare Regenjacken herstellen – die allerdings nicht so haltbar sind.

Zweilagenlaminate verzichten auf diese extra Lage, stattdessen hängt ein extra Futter in der Outdoorjacke.

Funktionsjacken-Typberatung

od-2013-dreilagenjacken-bergansdynamic-neo-ws (jpg)
Bergans
Beim Dynamic Neo Jacket setzt Bergans auf hochatmungsaktives Dermizak NX.

Wie wasserdicht eine Regenjacke ist, ist die wohl wichtigste Frage beim Kaufe einer Hardshell. Doch die Atmungsaktivität einer Regenjacke entscheidet letztlich darüber, wie angenehm das Tragegefühl einer Jacke ist. Hier stellen wir die Materialien vor, die in den aktuellen Regenjacken-Modellen zum Einsatz kommen.

Dermizax NX ist eine porenlose, hochelastische PUMembran von Toray. Durch eine extrem präzise Anordnung der Moleküle, die Feuchtigkeit durchs Material transportieren (Diffusion), ist es höchst atmungsaktiv.

Bei Dry.Q Elite von Mountain Hardwear kommt die gleiche Membran zum Einsatz wie bei Event, das Futter besteht aus einem Gewebe – nicht aus dem üblichen, weniger abriebfesten Trikotstoff.

Event, die mikroporöse PTFE-Membran von GE und der Pionier minimal luftdurchlässiger Materialien, setzte lange Maßstäbe bei der Atmungsaktivität.

Neo Shell kommt von Polartec. Die mikroporöse PU-Membran ist etwas luftdurchlässiger als Event oder Gore-Tex Pro – und noch atmungsaktiver.

Beim neuen Gore-Tex Pro handelt es sich um eine dreilagige, minimal luftdurchlässige PTFE-Membran. Das robuste Futter, ein hauchdünnes Gewebe, stammt vom Vorgänger Pro Shell, die Oberstoffe sind ebenfalls sehr strapazierfähig.

Gore-Tex-Pro: Waschhinweise

OD 2013 Gore Tex Pro Testacademy Fränkische Schweiz
Joachim Stark
Auch Dreilagenjacken wollen gepflegt werden.

Auch hochfunktionelle Bekleidung ist nur auf Dauer langlebig, wenn sie gepflegt wird. Regelmäßige Pflege gewährleistet die optimale Funktion und verlängert die Lebensdauer einer funktionalen Regenjacke. Deshalb sollten Outdoorer stets auf die Pflegehinweise des Herstellers achten – sie sind üblicherweise auf dem in der Kleidung eingenähten Etikett zu finden. Vor dem Waschen am besten alle Reißverschlüsse schließen.

Für Oberbekleiung mit Gore-Tex gilt:

Waschen
Im Warmwaschgang (40ºC) mit wenig Flüssigwaschmittel waschen und zwei Mal ausreichend klarspülen. Möglichst wenig schleudern, um Knitterfalten zu vermeiden. Verwenden Sie keine Pulverwaschmittel oder Produkte, die Weichspüler, Fleckenentferner oder Bleiche enthalten, da diese die Leistungsfähigkeit des Bekleidungsstückes beeinträchtigen. Nicht zusammen mit stark verschmutzten Kleidungsstücken waschen.

Bleichen
Keine Chlorbleiche verwenden.

Trocknen
Das Bekleidungsstück an der Luft lassen, oder bei warmer Temperatur im Wäschetrockner trocknen. Nach dem das Bekleidungsstück trocken ist, für 20 Minuten bei niedriger Temperatur im Schongang in den Wäschetrockner geben, um die dauerhaft wasserabweisende Imprägnierung (Durable Water Repellent, kurz DWR) des Oberstoffes zu reaktivieren.

Bügeln
Wenn Sie keinen Wäschetrockner haben, bügeln Sie das trockene Bekleidungsstück bei niedriger Temperatur (warm, ohne Dampf) und legen Sie dabei ein Handtuch oder anderes Tuch zwischen Kleidungsstück und Bügeleisen. Wärme reaktiviert die dauerhaft wasserabweisende Imprägnierung (Durable Water Repellent, kurz DWR) des Oberstoffes.

Chemische Reinigung
Gore empfiehlt die normale Haushaltswäsche. Sollte eine professionelle chemische Reinigung notwendig sein, fordern Sie von Ihrer Reinigung, dass zum Spülen des Bekleidungsstückes reines, destilliertes Kohlenwasserstoff-Lösungsmittel verwendet wird und vor dem Trocknen eine wasserabweisende Imprägnierung (DWR) auf das Außenmaterial gesprüht wird. Beachten Sie die Pflegeanleitung des Bekleidungsherstellers.

Imprägnierung
Sobald die werksseitig aufgebrachte Imprägnierung nicht mehr reaktiviert werden kann, behandeln Sie den Oberstoff Ihres Bekleidungsstücks mit einer DWR-Imprägnierung nach (diese erhalten Sie bei Ihrem Outdoor-Händler vor Ort). Für weitere Fragen bietet Gore eine kostenlose Hotline an: 00800 2314 4000.