Mit Schneeschuhen für alle Wintertouren gerüstet
Steil ragt die Zugspitze samt futuristischer Seilbahnstation in den knallblauen Himmel. Nur wenige hundert Meter tiefer glitzert ein hügeliges Schneeplateau in der Sonne: das Zugspitzplatt. Von hier reicht der Blick über das tief eingeschnittene Hinterangertal bis weit nach Tirol. Doch für das 1A-Panorama bleibt wenig Zeit, neue Allround-Schneeschuhe zwischen 170 und 330 Euro wollen getestet werden: auf steilen Harschflanken wie festplanierter Piste, in schattigem Pulverschnee wie sonnengetränktem Sulz. Von solchen Leckereien gibt es hier mehr als genug, weshalb die OUTDOOR-Testcrew das Zugspitzplatt für ein Wochenende zur Testregion erklärt hat. Die vier Zelte fürs Testcamp stehen im Nu, gleich daneben: die Taschen mit den Schneeschuhen.
Egal, welche Bauweise – zunächst einmal will man mit einem Schneeschuh oben bleiben und nicht im weichen Schnee versinken. Ob die Testmodelle das leisten, hängt allein von ihren Maßen ab: Je größer, desto eher "schwimmt" ein Schneeschuh obenauf, und desto mehr Gewicht verträgt er. Kräftige Personen oder solche, die mit dickem Rucksack auf Tour gehen, benötigen also größere Schneeschuhe als zierliche Personen mit leichtem Gepäck. Deshalb bieten viele Hersteller ihre Modelle in verschiedenen Größen an. Aber nicht nur die Last, auch die Schneeart bestimmt, wie tief man einsinkt, weshalb Gewichtsempfehlungen bei Schneeschuhen wenig aussagen. In den allermeisten Fällen reicht eine mittelbreite Standardgröße, wie wir sie auch für diesen Test ausgewählt haben.
Ein hoher Auftrieb macht allerdings noch keinen guten Schneeschuh aus, denn der zeichnet sich vor allem durch hohen Gehkomfort aus: Topmodelle rollen leichtgängig sowie geschmeidig ab und dämpfen beim Aufsetzen. Das beugt Ermüdungserscheinungen vor, erst recht, wenn der Schnee fest ist. Ebenfalls komfortspendend: eine Bindung, die auch quer zur Laufrichtung beweglich gelagert ist. "Sie schnürt die Fußgelenke nicht so ein", sagt Test-Urgestein Hansi Rath und demonstriert das gleich mal an einer steilen Traverse: Während der Schneeschuh schräg am Hang klebt, steht der Fuß fast aufrecht. "Damit nimmt man Querungen den Schrecken und verhindert Fußschmerzen", so Rath. Eine gute Bodenhaftung ist Voraussetzung für vielseitigen Einsatz – auch abseits einfacher Talwege. Nur Schneeschuhe mit Grip werden dem Anspruch gerecht, gute Allrounder zu sein, die selbst in den Hängen der Alpen noch Halt finden. Doch für ein gutes Abschneiden im Schneeschuh-Test muss auch die Ausstattung überzeugen; vor allem eine Steighilfe darf bei Allround-Schneeschuhen nicht fehlen. Sie findet sich dieses Mal in jedem Testmodell.
"Ohne Steighilfe können Bergtouren ziemlich anstrengend werden", stellt Tester Rath fest und zeigt am Beispiel des Atlas Helium Mountain, was sie leistet: Hangaufwärts stehend, klappt er einen Bügel unter die Ferse und steht dadurch waagerecht. "Das entlastet die Waden ungemein", so Rath.
Woran ihr gute Schneeschuhe erkennt
Wie wir Schneeschuhe testen
Wir prüfen die Schneeschuhe nach folgenden Kriterien:
Gehkomfort (40 %): Eine Wintertour macht nur dann Spaß, wenn sich der Schneeschuh bequem trägt, weshalb outdoor den Gehkomfort am stärksten gewichtet. Maßgeblich sind hier Abrollkomfort, Dämpfung und das Gewicht des Schneeschuhs: je geringer, desto unbeschwerter trägt er sich. Auch die Rahmenform spielt eine Rolle: Schmale Schneeschuhe stoßen beim Gehen nicht so schnell gegeneinander, kurze oder solche mit angehobener Heckflosse bieten vor allem in der Ebene und beim Bergabgehen deutlich mehr Komfort.
Traktion (30 %): Je besser sich ein Schneeschuh in den Untergrund krallt, desto stärker sein Vortrieb und desto steilere Hänge lassen sich mit ihm bewältigen. Modelle mit mächtigen, aggressiven Zähnen unter der Bindung und sägeblattähnlichen Stahl- oder Aluleisten an den Unterseiten verbeißen sich besonders gut in Schnee und Harsch.
Ausstattung/Handling (30 %): Die Bindung muss die Stiefel zuverlässig fest umschließen, darf aber weder drücken noch einschneiden, sonst drohen Druckstellen und Kältespots. Auch sollte sich die Bindung leicht auf die Stiefelgröße einstellen lassen und selbst mit Handschuhen einfach bedienen lassen. Letzteres gilt auch für die Steighilfe.
So gelingt die Schneeschuhtour perfekt
Gut einpacken:
Handschuhe, Mütze sowie eine Thermosflasche mit heißem Tee dürfen im Winter nicht fehlen. Auch ein Erste-Hilfe-Set, Snacks und eine Lampe für Notfälle gehören dazu. Spezielle Winterstiefel sind hingegen nicht unbedingt nötig. Wasserdichte Wanderstiefel mit einer dicken Einlegesohle und mit warmen Socken reichen oftmals aus.
Kürzer treten:
Wandern im Schnee ist anstrengend, auch mit guten Schneeschuhen. Das kostet nicht nur Kraft, sondern auch Zeit: Man kommt nur langsam voran. Man sollte deshalb kürzere Strecken als im Sommer wählen – auch, weil die Tage im Winter kurz sind. Außerdem sollte man extra Zeit zum Orientieren einplanen: Wegweiser sind im Winter oft unauffindbar.
Richtig starten:
Die ersten zehn Minuten bewusst langsam laufen, und versuchen, in einen gleichmäßigen Gehrhythmus zu kommen. Im Winter sind Trekkingstöcke mit breiten Wintertellern Pflicht (gibt‘s im Fachhandel z.B. von Leki) – hier die Top-Modelle im Test: