Crashpad-Test 2023

Bouldermatten
8 Crashpads im Praxistest

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Beim Bouldern sollen Crashpads Stürze sicher abfangen, dazu noch robust und langlebig sein – aber trotzdem leicht zu tragen und zu bedienen. Acht Bouldermatten im Test.

Bouldern Fontainebleau
Foto: Archiv Burmester

In diesem Test: Acht Crashpads, die uns besonders interessant erschienen und die ein breites Spektrum unterschiedlicher Anforderungen abdecken: Tacos und Burritos, von leicht und praktisch bis groß und mächtig. Acht Monate lang waren sie im Einsatz, jedes Crashpad zwischen 15 und 25 Bouldertage. So viel sei vorweg verraten: Wir waren von vielen Pads angetan. Wie wir getestet haben, Grundsätzliches zu Crashpads und mehr Hintergrundinfo und Einordnung zu unserem Testfeld gibt es weiter unten auf der Seite.

Taco vs Burrito: zwei Varianten bei Bouldermatten

Grundsätzlich sind bei Crashpads zwei Bauweisen zu unterscheiden: Tacos und Burritos. Tacos bestehen aus einer durchgehenden Schaumstofffläche und werden zum Transport zusammengebogen; Burritos verfügen über zweigeteilten Schaumstoff und werden zum Transport zusammengeklappt. Beides hat Vor- und Nachteile.

Bei Burritos gilt die Mitte, wo nur Textil die Schaumstoff-Kammern verbindet, als Schwachstelle. Wenn genau dort ein Felsblock durchdrückt, kann der Sturz unerwünscht hart enden. Auch dass die Matte bei mittiger Landung zusammenklappt, ist deutlich unwahrscheinlicher als ein verletzungsträchtiger Sprung auf die Crashpad-Kante. Der Vorteil von Burritos: leicht zu packen, prima im Handling, easy auf kurzer Transportstrecke.

Bei Tacos müssen die Schaumstoffe zum Transport geknickt werden. Das ist geringfügig mühsamer, dafür profitiert man aber von einer stabileren durchgehenden Landefläche beim Landen.

Konstruktionsüberblick der 8 Pads im Test

Zwei der drei von uns getesteten Tacos haben das Tragesystem an der Oberseite, damit die empfindliche, geschlossenzellige, obere Lage nicht spitz 180° geknickt wird. Dies bedeutet, dass das Tragesystem beim Bouldern abgedeckt werden muss – beim Moon Warrior mit einem Flap, Petzl setzt auf eine Vollverhüllung des Cirro. Beim zum Transport doppelt geknickten Edelrid Crux sind die Träger an der Unterseite, dafür besteht die zweite von vier Schaumschichten aus drei Teilen und wird so nicht geknickt. Allerdings verschieben sich die Teile beim Transport manchmal. Tacos mit Tragesystem an der Unterseite sollten zuhause aufgeklappt gelagert werden, damit die Schaumstoffe nicht dauerhaft geknickt und damit komprimiert und geschädigt werden.

Fünf Pads bieten die klassische Schichtung: oben ein geschlossenzelliger Schaumstoff, meist aus Polyethylen (PE), darunter eine dickere Schicht aus offenzelligem Polyurethan (PU) mit gleichwohl hoher Dichte. Manchmal finden sich weitere Schichten, darunter auch geschlossenzellige PU-Schichten. Letztere und PE haben wir als "dicht", offenzelliges PU als "offen" deklariert.

Organic dagegen arbeitet mit einer Schichtung von offen-PE-offen. Ocun nutzt beim Moonwalk sein patentiertes FTS-System, bei dem sich viele vertikale Schaum-Elemente in einem PU-Block befinden. Snap wiederum setzt beim Guts seine Air Technology ein – verbundene Schaumstoffmodule, aus denen je nach Aufprallhärte und -fläche unterschiedlich viel Luft entweicht.

Bouldern mit Crashpad
Martin Pötter Edelrid
Kilian Fischhuber beim Bouldern – Spotterin Angy steht nicht in der Flugbahn, sondern steht zum Stabilisieren parat.

Bewertung der Crashpads im Detail

Für eine sichere Landung sind Zusammenstellung und Haltbarkeit der Schaumstoffe entscheidend. Des weiteren muss das Pad dort seinen Dienst tun, wo es platziert wurde. Dem Petzl Cirro mussten wir – trotz guter Dämpfung – einen Stern abziehen, weil die relativ glatte Kompletthülle das Pad zu rutschig machte. Mehrfach glitt es bei moderater Neigung vom Einsatzort weg, auf Gras ebenso wie auf anderen Pads. Dagegen ist die Flächengröße der Matten nicht in unsere Landungs-Wertung eingeflossen.

Unter dem Begriff "Handling" haben wir die Bedienbarkeit, also Gurte, Schnallen, Flaps & Co. untersucht: Also wie leicht das Pad sich ent- und verpacken lässt und wie leicht und schnell es sich umplatzieren lässt. Diese Manövrierbarkeit ist ein weiterer wichtiger Sicherheitsaspekt bei Crashpads. Wer im Zweierteam gleichzeitig spotten und Matten bewegen muss, braucht einen leichten Zugriff. 10 Zentimeter dicke Pads sind noch mit der Hand zu umgreifen, für 12 oder mehr braucht es schon ordentliche Pranken – oder sinnvoll dimensionierte und platzierte Griffe. Hier ist bei vielen Herstellern noch Luft nach oben. Vorbildlich ist das Mammut Crashiano mit vier großen Griffen mittig an allen Seiten.

Unter "Transport" haben wir schließlich den Tragekomfort auf An- und Abmarsch sowie beim kurzen Umzug zum nächsten Block bewertet, für den auch Tacos eigentlich nicht umgebaut werden. Als Klapptasche genutzt sind dabei Burritos im Vorteil, aber auch das Moon Warrior schlägt sich gut. Das Edelrid Crux dagegen muss auch für kurze Strecken umgebaut werden.

Verhältnismäßigkeit der Bouldermatten

Bei der Landungs-Wertung haben wir die Fläche nicht einfließen lassen, bei der Transport-Wertung findet das Gewicht des Pads hingegen Berücksichtigung. Das Tragesystem sollte auf Dimensionen und Gewicht des Pads plus einige Kilo mehr abgestimmt sein. Denn auch wie sich Sitzstart-Pad, Stabbürste und Rucksack im Crashpad transportieren lassen, ist Teil unserer Wertung.

Manche bemängeln, dass diese Transportmethode den Schaumstoffen schade. Mit Verlaub, das müssen sie aushalten! Im unwegsamen Gelände sind den Blick auf die Füße versperrende Bauch-Rucksäcke oder ständig herabrutschende Schultertaschen keine wirkliche Option.

Wir haben unsere Sterne-Wertung so transparent wie möglich gehalten, die Begründung findet ihr jeweils im Text. So sollten alle das ihren Präferenzen entsprechende Pad finden!

Bouldern in Fontainebleau
Sarah Burmester
In Fontainebleau reicht oft eine kleine oder mittlere Bouldermatte aus. Meist gilt indes: Je mehr, desto besser.

Fazit

Vier Empfehlungen und ein Preistipp sind bei acht Modellen eine hohe Quote, die auch unserer Vorauswahl geschuldet ist. Ein knappes Rennen lieferten sich das Moon Warrior und das Ocun Moonwalk FTS. Letztlich maßen wir dem Plus an Tragekomfort beim Warrior mehr Bedeutung bei als der möglichen Längs-Nutzung des Moonwalk FTS. Das Organic Big Pad und das Snap Guts bekommen eine Empfehlung für ihre überragende Dämpfung bei größeren Stürzen. Gewisse Abstriche bei Handling und Transport kann man da verschmerzen. Das Mammut Crashiano empfehlen wir für seine rundum prima Performance. Und auch das leichte, funktionale Black Diamond Circuit hat sich seinen Preistipp redlich verdient.