Es heißt immer, man soll an seinen Schwächen arbeiten, um beim Klettern und Bouldern besser zu werden. Aber woher weiß man, welche dies sind? Hier beschreiben wir typische Schwächen und geben konkrete Tipps, wie man an ihnen arbeiten kann.
Work your weakness: Das muss man wissen
Arbeit an Schwächen ist nicht easy. Je länger man eine Schwäche herangezüchtet hat, desto härter muss man auch daran arbeiten, um sie loszuwerden. Klar ist aber: wer es macht, profitiert! Untenstehend haben wir vier große Themen gelistet. Finde heraus, wo deine größte Schwäche liegt und erhalte sofort die passenden Tipps, wie du sie am besten überwindest. Wenn man sich selbst und das erfolgreiche Performen nicht zu wichtig nimmt, kommt der Spaß übrigens schnell.
Der erste Schritt sollte sein, das Nicht-können neu zu bewerten. Anstatt daran zu denken, welch schlechte Figur man jetzt gerade abgibt, gilt es, sich auf den potenziellen Gewinn zu fokussieren: hier gibt es immerhin großes Verbesserungspotenzial! Ist doch super, zu wissen wo man ansetzen kann! Etwas neues zu lernen kann übrigens sehr befriedigend sein.
Der nächste gute Tipp: Suche dir andere Menschen, die auch Lust auf Entwicklung haben – zusammen macht Schwächentraining viel mehr Spaß!
Das schwierigste am Arbeiten an den Schwächen ist, die etablierten Gewohnheiten zu ändern. Aber man muss nicht direkt alles umwerfen. Fange klein an, und baue bei jeder Klettersession eine Runde (eine Route oder drei Boulder) ein, bei denen du auf Angriff schaltest und versuchst, die für dich passenden Tipps umzusetzen.
Wo liegt deine größte Schwäche?
Die meisten von uns haben an mehreren Stellen Verbesserungspotenzial (glücklicherweise!). Das heißt, dass vielleicht nicht unbedingt nur eine der beschriebenen Lösungen auf dich passt, sondern mehrere. Nicht selten treten Schwächen auch im Doppelpack auf. Nicht vergessen: Selbsterkenntnis ist ja der erste Schritt zur Besserung.
Kommt dir das bekannt vor?
Ich klettere so gut wie nie dynamisch – Mir sind Züge oft zu weit – Ich schaffe schwierige Routen eher, wenn mir jemand sagt, wie es geht – Ich weiß oft nicht, was ich mit den Füßen machen soll – Ich habe Schwierigkeiten, kleine Tritte zu stehen – Wenn ich eine Stelle nicht schaffe, bin ich halt zu schwach
Schwäche: Klettertechnik & Bewegungsrepertoire
Es passiert dir häufiger, dass du nicht weißt, wie du weiterkommst beim Klettern? Oder dass du die schwierige Stelle gut klettern kannst, wenn dir jemand sagt, wie? Dann fehlt dir vielleicht die passende Klettertechnik – oder die Fähigkeit, die richtige Technik im rechten Moment hervorzuzaubern. Dafür braucht es viel Übung, und auch passende Herausforderungen, an denen wir unsere Fähigkeiten schärfen können. Hinzu kommt, dass unsere Wahrnehmung für die Hände sehr ausgeprägt ist, wir spüren jedes Detail, haben volle Bewegungsfreiheit und wissen meist sehr genau, welchen Griff wir wie greifen (wollen). Mit den Füßen ist das etwas anders. Von der Ressource Aufmerksamkeit ist für die Füße nicht besonders viel übrig, denn im Alltag laufen sie ja von allein, ohne dass wir uns darum kümmern müssten. Beim Klettern müssen wir also neu lernen, auf unsere Füße zu achten. Die nötige Mobilität, Präzision und auch Körperwahrnehmung müssen wir uns für die unteren Extremitäten erst erarbeiten – das geht am besten, indem wir möglichst viele herausfordernde Bewegungserfahrungen machen und abspeichern.
Tipps zum Strom sparen
- Klettere an möglichst vielen verschiedene Wandneigungen, klettere in verschiedenen Hallen, und mit verschiedenen Leuten – es gibt immer etwas dazuzulernen!
- Klettere leichtere Sachen möglichst flüssig und schön. Atme hauptsächlich durch die Nase ein beim Bouldern und Klettern.
- Klettere regelmäßig auch schwer: Suche dir ein Projekt – eine Herausforderung, die keine Fehler verzeiht!
- Bringe spielerische Übungen ins Aufwärmtraining: Wechsle bewusst von frontaler zu eingedrehter Körperhaltung, übertreibe Bewegungen oder versuche in Zeitlupe zu klettern, suche No-hand-Rests oder klettere einarmig... spiele!
- Klettere regelmäßig Platten, also geneigte Wände, und lerne dabei, auf deine Füße zu vertrauen (vielleicht auch ohne Hände?).
Kommt dir das bekannt vor?
Ich klettere am liebsten Routen, die ich kenne – Klettern stresst mich oft – Ich steige nicht so gerne vor – Bevor ich einen Sturz riskiere, sage ich "zu" oder greife in Seil oder Exe – Beim Bouldern kann ich schwerere Züge machen als im Vorstieg – Ich mag es nicht, wenn mir Leute beim Klettern zusehen
Schwäche: Mental Game
Wenn das Klettern eher stressig ist als schön, das Vorsteigen am besten jemand anders übernimmt und statt schwungvollen Moves eher zittriges Zögern den Körper dominiert, sitzt dir vielleicht die Angst im Nacken. Das ist ein Problem, denn Angst bremst Kreativität, und die brauchen wir zum Klettern.
Angst gehört zu den am tiefsten verankerten Emotionen im Menschen. Ob Angst vorm Stürzen, Angst vorm Versagen, Angst vor Verletzungen – sie ist in gewissem Ausmaß immer da, und das ist auch gut. Immerhin hilft sie unserer Spezies beim Überleben. Dummerweise ist sie für rationale Argumente kaum zugänglich. Die Angst interessiert nicht, ob dein Seil normgeprüft ist, dein Partner super sichert oder du vom Toprope gehalten wirst. Die Angst sitzt so tief, dass wir mit dem Verstand nicht weiterkommen. Wir können sie nur mit positiven Erfahrungen dazu bewegen, ihren Griff zu lockern (und damit auch unseren). Routine zu erwerben und angstbesetzte Momente mit positiven oder zumindest "normalen" zu überschreiben, ist also das Ziel. Unter uns: Es lohnt sich!
Tipps für einen guten Kopf
- Übe kontrolliertes Fallen in der Halle. Keine Riesenstürze, sondern kleine, sanfte, kontrollierte Stürze – natürlich nach Absprache mit dem Sicherungspartner.
- Suche dir schwere Routen aus. Nicht nur manchmal, sondern oft. Wenn die Kletterei zu leicht ist, hat man Zeit zum Fürchten übrig.
- Konzentriere dich darauf, wie schön Klettern ist. Erspüre die Bewegung. Lenke deine Aufmerksamkeit auf die schönen Seiten des Kletterns.
- Sei nett zu dir selbst. Angst ist normal und gesund. Es ist kontraproduktiv, sich dafür schlecht zu fühlen. Sei geduldig und mache kleine Schritte.
- Konzentriere dich darauf, wie sehr dir das Klettern Spaß macht. Jede Session braucht eine kleine Herausforderung, und jede Session braucht Spaß!
Mehr dazu:
Kommt dir das bekannt vor?
Ich habe oft Schwierigkeiten, die Griffe zu halten – Meistens kann ich die Züge, aber schaffe die Route nicht bis zum Ende – Im Überhang finde ich es schwer, meine Füße an der Wand zu halten – Oft weiß ich, was zu tun ist, aber schaffe die Moves nicht – Ich kann in schweren Routen nicht mehr als zwei Versuche machen – Vom Klettern bekomme ich Muskelkater
Schwäche: Kraft
Stark genug ist man nie, aber manche sind schwächer als andere! Diese Spezies Kletterer hat entweder gerade erst angefangen mit Klettern oder hat andere Prioritäten im Leben. Oft trifft es auch erfahrene, technisch versierte Kletterer: Die Kraft wird immer weniger, weil die Technik immer besser (=effizienter) wird. Da hilft nur: trainieren!
Falls ersteres der Fall ist, du bist Anfänger – kein Problem. Geh viel Klettern, mache hin und wieder Körperkraft-Übungen wie Klimmzüge und Bauchaufzüge und etwas Ausgleichstraining, und suche immer mal wieder ein "Projekt" (und vergiss nicht, angemessene Ruhepausen einzubauen) – voilà, es wird sich entwickeln.
Für die anderen ist es schon schwieriger. Wer wegen beruflicher oder familiärer Gründe kaum Zeit zu klettern hat, muss sich entweder mit dem Zustand abfinden oder trainieren. Doch, trainieren kann auch Spaß machen, vor allem wenn man Ergebnisse sieht! Wer nichts für die Kraft tun will, kann natürlich nichtsdestoweniger einen Riesenspaß haben, wie viele Menschen beweisen. Mal im Ernst: Oft hilft es, sich Herausforderungen im Überhang zu stellen oder regelmäßig bouldern zu gehen. Wer zwar Zeit hat, aber eben keinen besonderen Aufwand betreiben möchte, hat sich auch schon damit abgefunden. Dann aber bitte auch nicht beschweren!
Tipps für mehr Power
Gerade wer wenig Zeit hat, kann mit gezieltem Training mehr rausholen. Das heißt nicht zwangsläufig Quälerei, sicherlich aber mindestens einmal Planungs-Aufwand. Dafür winkt auch die Aussicht, mit etwas Zusatzaufwand am Griffbrett oder Körperkraft-Übungen effizient mehr Kraft zu gewinnen.
Bouldern ist eine der besten und angenehmsten Methoden, um mehr Kraft zu bekommen. Allerdings nur, wenn man auch "schwere" Boulder probiert.
Qualität vor Quantität. Lange klettern macht nicht stark, sondern ausdauernd. Kraft und Ausdauer sind beide wichtig, aber die eine kann die andere nicht ersetzen. Sorge mit angemessenen Herausforderungen dafür, dass du beide entwickelst.
Mehr dazu:
Kommt dir das bekannt vor?
Ich kann mir Bewegungen schlecht vorstellen und merken – Wenn es schwer wird, zögere ich – Ich übersehe manchmal Griffe oder Tritte – Meistens weiß ich schon am Start, ob ich eine Route schaffe oder nicht – Über Klipppositionen denke ich kaum nach – Es fällt mir schwer, Routen zu lesen
Schwäche: Taktik & Strategie
Fuchs muss man sein beim Klettern. Wann man von wo das Seil klippt, welchen Fuß man zuerst setzt, wann man schüttelt oder wann man den entscheidenden Go macht, all diese Entscheidungen ergeben sich oft wie von selbst. Nicht selten gibt es allerdings gute Argumente, Dinge anders zu gestalten: Sei es später zu klippen, erst den anderen Fuß zu setzen oder Schüttelpositionen gut auszubouldern, bevor man – hoffentlich optimal aufgewärmt und frisch – den entscheidenden Go macht. Um all die Feinheiten richtig zu machen, helfen Erfahrung und auch aufmerksame Analyse.
Bei anderen Menschen kann man sich viel abgucken, und klar, irgendwann lernt man auch, dass Sloper sich bei kühlen Bedingungen besser halten lassen. Obwohl es banal klingen mag: Fehlervermeidung hilft beim besser Klettern ungemein, und je besser jemand klettert, desto wichtiger wird das Feilen an den Feinheiten. Klar kann man auch ohne Detailversessenheit beim Klettern Spaß haben – aber wenn du besser werden willst, dann fange lieber heute als morgen damit an, deine Routinen kritisch zu überprüfen. Und das Beste: Wenn die Planung & Analyse besser wird, profitiert auch das Onsight-Game davon!
Tipps: ausgefuchst agieren
- Schaue dir jede Route oder jeden Boulder vor dem Losklettern gut an. Wo sind eventuell versteckte Tritte, Griffe? Welche Wandpartien, Kanten oder Volumen lassen sich eventuell nutzen? Wie sehen vermutlich die Bewegungsabfolgen aus?
- Wenn du stürzt oder eine Stelle nicht schaffst, fange nicht jedes Mal von vorne an, sondern probiere erst die schweren Moves gesondert aus, bevor du einen neuen Versuch machst. Probiere nicht immer das gleiche, wenn es nicht funktioniert, sondern ändere etwas.
- Schaue ebenfalls nach geeigneten Klipp-Positionen und Ruhepunkten. Übe das Visualisieren vom Boden aus und vermeide so unangenehme Überraschungen.
- Schaue voraus – ob bei der Felswahl, beim Aufwärmprogramm oder bei der Trainingsgestaltung. Sei dein eigener Coach und bewahre dich vor "dummen" Fehlern.
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