5 Übungen gegen Nackenschmerzen vom Bouldern oder Sichern

Übungen gegen Nackenschmerz
5 Übungen gegen Nackenschmerzen

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Nackenschmerzen nach dem Klettern sind nicht selten. Diese Übungen und Infos helfen euch, sie loszuwerden.

Übungen gegen Nackenschmerzen nach dem Klettern
Foto: Ralph Stöhr

Nackenschmerzen werden nicht unbedingt vom Klettern ausgelöst, können aber damit zusammenhängen. Die Physiotherapeutin und Kletterin Sharon Redling gibt Tipps, wie man sie am besten loswird.

Welche Faktoren wirken auf Nackenschmerzen und liegt es am Klettern?

Schmerz ist komplex. Oft werden Beschwerden von Verspannungen ausgelöst. Auch können strukturelle Veränderungen an der Wirbelsäule auftreten, aber das muss nicht zwingend der Grund für Schmerzen sein. Heute weiß man, dass auch gesunde Personen ohne Beschwerden anatomische Veränderungen an Wirbelsäule oder Schulter aufweisen können – ohne dabei Beschwerden oder Einschränkungen zu erleiden. Dann gibt es wiederum Menschen, bei denen auf dem MRT nichts abnormales zu sehen ist, aber sie haben Schmerzen. Sicher gibt es den Zusammenhang zwischen gewissen Veränderungen und Beschwerden, aber es ist eben nicht immer eine eindeutig kausale Beziehung gegeben.

So kann es außerdem passieren, dass wir super hart trainieren oder viel Sichern und es uns am nächsten Tag schlecht geht. Aber ebenso ist auch möglich, dass wir super hart trainieren und es uns am nächsten Tag gut geht und wir keine Probleme haben. Dabei muss man verstehen, dass man nicht unbedingt nur einzelne Teile des Körpers betrachten kann wie Nacken, Schulter oder Rücken. Der Körper muss als Gesamtbild betrachtet werden, und unser Wohlbefinden oder Schmerzlevel hängt von verschiedenen Faktoren ab; darunter auch, wie gut ich geschlafen habe, wie gut ich mich ernährt habe und wieviel Stress ich derzeit in meinem Leben habe. So ist die Schmerzgrenze etwa viel niedriger, wenn du Stress hast oder schlecht geschlafen hast.

Nackenschmerzen nach dem Klettern – mache ich etwas falsch?

Wegen der oben beschriebenen komplexen Ausgangslage kann man nicht sagen, dass Leute, die Nackenschmerzen haben, grundsätzlich etwas falsch gemacht haben. Vielleicht lohnt aber der Blick über den Tellerrand, also über den Nacken hinaus, auf die Gesamtbelastung eines Menschen.Der Nacken trägt unseren Kopf, und oftmals ist unsere tägliche Arbeit am Schreibtisch in Kombination mit Bewegungsmangel schon ein Problem. Selbst wenn wir Klettern, gibt es kaum Vielfalt in der Bewegung, sondern sehr oft schauen wir starr nach oben. Zu einseitige Belastung und zu wenig Vielfalt kann unser Körper nicht so gut ab.

Dass man vom Klettern oder Bouldern einmal Nackenschmerzen bekommt, kann auch daran liegen, dass es einige Muskeln gibt, die von den Schultern zum Nacken verlaufen. Wenn man schwere Bewegungen macht oder an die Belastungsgrenze geht, kann es sein, dass diese Muskulatur überlastet wird, weil sie kompensatorisch mitarbeitet, wenn die Hauptmuskulatur ermüdet oder nicht genügend Kraft aufbringen kann. Das Ergebnis können Verspannungen am nächsten Tag sein.

Hilft Dehnen gegen Nackenschmerzen?

Dehnen kann hier zwar kurzfristig helfen, aber mittel- bis langfristig hilft besser aktives Krafttraining bis ans Ende des Bewegungsumfangs. Denn wenn die Muskulatur des Nackens insgesamt stärker ist, machen ihr die einseitigen Belastungen von Schreibtisch und Klettern nicht mehr so viel aus. Besonders die vielen kleinen stabilisierenden Muskeln in Hals und Nackenmuskulatur wollen trainiert werden.

Dehnen senkt zwar in kurzer Zeit die Spannung in der Muskulatur, ist aber oft auch nur kurzfristig wirksam. Denn der Körper baut die Spannung auch schnell wieder auf, manchmal um eine geschwächte Körperpartie stabil zu halten. Deshalb ist das Training der Nackenmuskulatur auch auf längere Sicht hilfreich.

Wie Training gegen Nackenprobleme wirkt

Denn im trainierten Zustand kann der Muskel die Spannung besser regulieren. Sind die Muskeln stärker, werden sie besser durchblutet und auch in der Wahrnehmung besser verankert. Bewegung sorgt außerdem für Stoffwechselaktivität, also Durchblutung, was auch schmerzlindernd wirkt. Deshalb empfehle ich lieber Aktivität als passives Dehnen, am besten Aktivität in Verbindung mit vollständigem Ausschöpfen des Bewegungsumfangs: Dabei dehnt man sozusagen aktiv mit.

Es gibt kein Patentrezept – aber dieses Training hilft den meisten

Wichtig ist auch zu wissen: Es gibt kein Patentrezept, weil Menschen unterschiedlich sind. Wenn ich eher ein weiches Gewebe habe und beweglich bin, dann muss ich nicht ständig dehnen, sondern eher Kraft und Stabilität trainieren. Andere Menschen sind eher steif und fest veranlagt und können regelmäßiges Dehnen gut gebrauchen. Deshalb kann man kaum sagen, diese eine Ansage ist für alle wirksam. Wenn etwas nicht funktioniert, muss man etwas anderes ausprobieren. Gezieltes Nackentraining bis über den vollen Bewegungsumfang hilft immerhin vielen Menschen, deshalb empfehle ich, mit den gezeigten Übungen anzufangen.


Achtung: Die in der Fotostrecke gezeigten Übungen sind nicht bei Schädel-Hirn-Trauma oder Bandscheibenvorfall geeignet. Spürst du zusätzlich zum Schmerz Kraftlosigkeit in einem Arm, Kribbeln, Taubheit oder Brennen, oder sind die Schmerzen kaum zu ertragen, sollte man medizinischen Rat suchen.

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