Finale Ligure ist neben Arco am Gardasee vermutlich das bekannteste Klettergebiet Italiens. Von den eher geraden und kompakten Wänden direkt bei Finale über die anspruchsvollen Blöcke von Varazze bis zu den steileren und vielseitigen Wänden von Oltre Finale kommt der sonnensuchende Kletter-Tourist hier auf seine Kosten.
Levante – Klettern am Sandstein +++ Varazze: Bouldern an der Riviera +++ Finale – DAS Klettergebiet +++ Triora (Bouldergebiet) +++ Oltre Finale +++ Muzzerone: steile Küstenklippen
Ob Sportklettern, Bouldern oder Mehrseillängen: Ligurien bietet dies alles. Bei sommerlichen Temperaturen eignen sich die höhergelegenen Klettergebiete von Oltre Finale, im Winter lässt es sich prima direkt am Meer in Finale klettern oder in Varazze bouldern.
Kletterparadies Ligurien
Die italienische Region Ligurien erstreckt sich von der französischen Grenze im Westen bis zur Toskana im Osten. In einem weiten Bogen rahmen die Riviera di Ponente und die Riviera di Levante den Golf von Genua ein und bieten nicht nur Badestrände, sondern auch felsige Küstenabschnitte, die ebenso wie die vielen Massive im Hinterland zum Klettern einladen.
Abgebildete Klettergebiete im Detail (siehe Karte rechts):
1) Oltre Finale, 1)a Val Nervia, 1)b Valle Argentina 1)c Val Tanaro, 1)d Valle Pennavaire, 1)e Val Varatella, 1)f Val Nimbalto, 2) Triora, 3) Finale Ligure, 4) Varazze, 5) Levante Ligure, 5)a Sant Anna, Punta Manara, Lastre di Riva; 5)b Moneglia, La Sfinge; 6) Muzzerone
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Video: Deep Water (Free) Solo in Finale
Oltre Finale
Oltre Finale gibt es nicht. Zumindest sucht man einen Ort gleichen Namens vergeblich auf der Landkarte. Oltre Finale ist vielmehr ein von Kletterern geprägter Begriff, der alle Klettergebiete zwischen der französischen Grenze und Finale Ligure zusammenfasst.
Und das sind mittlerweile mit rund 120 Sektoren in sechs Tälern ganz schön viele. Jedes Tal hat dabei seinen eigene Charakter und unterscheidet sich in Landschaft, Ambiente, Gesteinsstruktur und Art der Kletterei doch sehr vom klassischen Finale. Auch das Klima kann deutlich rauer sein, liegen die Gebiete doch weiter weg vom Meer und teilweise bis zu 1400 Meter hoch.
Geboten wird an Kletterei alles, was das Herz begehrt: von der kurzen Sportkletterei bis zur 200 Meter langen Mehrseillängenroute. Und das auch noch in allen Graden. Das größte und bekannteste der sechs Täler von Oltre Finale ist nach wie vor das Val Pennavaire mit rund 1000 Routen in über 30 Sektoren, gefolgt vom Val Varatella und Valle Argentina.
Das neueste Mitglied im Sextett ist das Val Tarano an der Grenze zwischen Ligurien und Piemont. Wer also abseits der doch teilweise schon etwas abgetretenen Pfade von Finale wandeln will, für den gibt es in Oltre Finale viel zu entdecken.
Fäcts zum Klettern in Oltre Finale
Lage: Zwischen 15 und 100 Kilometer westlich von Finale Ligure. Ein Tagestrip von Finale aus lohnt sich nur ins Val Pennavaire, Val Varatella oder ins Val Nimbalto.
Unterkunft: Campingplätze sind in den Bergen abseits der Küste eher selten, Pensionen und Herbergen finden sich in jedem Ort.
Routen: Der aktuelle Führer beschreibt rund 2000 Routen in allen Graden.
Triora (Bouldergebiet)
Bouldern in Triora ist etwas besonders. Die knapp 300 Boulder an den Kalkblöcken in der tiefen Schlucht bei Triora sind durchaus auch im Sommer bekletterbar.
Genau genommen gehören die Boulderblöcke von Triora im Valle Argentina zu Oltre Finale. Der auf knapp 800 Meter Höhe gelegene Ort zählt zu den schönsten Italiens und erlangte durch seine Hexenprozesse im Mittelalter traurige Berühmtheit.
Über Jahre standen die in der tiefen Schlucht unter der Ponte di Loreto gelegenen Blöcke im Schatten der Klettereien an den Wänden darüber. Bis die Boulderer kamen und entdeckten, dass sie auch zu etwas anderem taugen, als von ihnen zum Baden ins Wasser zu springen.
Durch die Lage in den Bergen und die Höhe eignet sich das Gebiet von Frühjahr bis Herbst (im Sommer nachmittags). Die teilweise vom Wasser glatt geschliffenen Blöcke bieten alles von der Platte bis zu Dächern. Wer sich gut an Slopern festhalten kann, ist hier richtig.
Fäcts zum Bouldern in Triora:
Lage: Triora liegt im Valle Argentina etwas 30 Kilometer von Arma di Taggia im Landesinneren. Das Bouldergebiet selbst liegt noch 3 Kilometer weiter westlich bei Loreto.
Unterkunft: Pensionen vor Ort. Rund 40 Meter talaufwärts vom Hauptparkplatz kann kostenlos gezeltet werden (Tische, Grillstelle, kein Wasser). Bitte haltet den Platz sauber.
Boulder: Der aktuelle Führer (siehe Fotostrecke) verzeichnet knapp 300 Probleme von 2 bis 8A+, die meisten davon im 6. und 7. Bleaugrad.
Finale – DAS Klettergebiet
Klettern in Finale Ligure verbindet das Schöne mit dem Schönen: Ob Capuccino, Meer oder Klettern an genialen Kalkklippen – Finale macht Klettererherzen glücklich.
Zurecht ist Finale schon mit allen Superlativen versehen worden, die der Wortschatz, egal in welcher Sprache, hergibt. Die Zahl der Routen und Gebiete, der löchrige, perfekte Fels, das Ambiente und das milde Klima, alles trägt dazu bei, dass Finale zurecht eines der beliebtesten Klettergebiete Europas ist – und seit Beginn des Sportkletterns einer der Treffpunkte der Kletterszene. Heute teilen sich Kletterer, Wanderer und Mountainbiker gleichermaßen die Natur in den Hügeln hinter der Küste.
Klettern in Finale hat immer Saison. Die Wände sind in alle Himmelsrichtungen ausgerichtet, so lässt es sich im Sommer im Schatten und im Winter in der Sonne klettern. Nur wenige Tage im Jahr ist das Vergnügen etwas getrübt. Nicht etwa wegen des Wetters – das kann, wenn ein Genuatief durchzieht, gelegentlich richtig schlecht sein. Sondern dann, wenn die Familie Grosso, die seit 50 Jahren die Bar Centrale in Finalborgo betreibt, Ferien macht. Dann fehlen das wunderbare hausgemachte Eis, Espresso, Cappuccino und Grappa.
Fäcts zum Klettern in Finale Ligure:
Lage: Rund 70 Kilometer westlich von Genua
Unterkunft: Pensionen, Hotels und Apartments gibt es in Hülle und Fülle (www.visitfinaleligure.it). Beliebtester Campingplatz ist der Camping San Martino (www.campingsanmartino.it) bei Le Manie auf der Hochebene östlich von Finale.
Klettershop: Die Kletterszene kauft im Rockstore (www.rockstore.it) am Hauptplatz von Finalborgo ein.
Routen: Über 3000 Routen von 3 bis 8c+, die meisten zwischen 6a und 7a.
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Varazze: Bouldern an der Riviera
Nur wenige Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt versteckt sich in den Bergen ein ideales Boulderziel für die kalte Jahreszeit, das in den letzten Jahren immer mehr gewachsen ist und so – nicht erst seit sich Adam Ondra medienwirksam durch den schwersten Boulder Varazzes geschrien hat – auch internationale Bedeutung erlangt hat. Gemeint ist natürlich Christian Cores Gioia// (8C).
Dank der geologischen Vielfalt der Region reicht Varazzes Felsportfolio von reichlich rau bis gänzlich glatt. Das Bouldergebiet ersteckt sich einige Kilometer landeinwärts im Naturpark Beigua auf einer Höhe zwischen 200 und 1000 Metern. Aufgrund der üppigen Vegetation macht das Bouldern dort aber erst so richtig Spaß, wenn kein Laub mehr auf den Bäumen ist.
Fäcts zum Bouldern in Varazze:
Lage: Varazze liegt etwa 15 Kilometer nordöstlich von Savona. Die Bouldergebiete gruppieren sich rund um den kleinen Ort Alpicella knapp 10 Kilometer im Landesinneren.
Unterkunft: Pensionen vor Ort, ein schöner Campingplatz "Dolce Vita" (www.campingdolce vita.it ) liegt in einem Nachbartal etwa 20 Minuten von Alpicella.
Boulder: Aktuell zählt das Gebiet rund 1200 Probleme, die meisten davon rangieren zwischen den Graden 6B und 8A.
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Levante – Klettern am Sandstein
Klettern in Ligurien spielt sich nicht nur in Finale und Oltre Finale ab, sondern auch östlich von Genua. Neben vielen Spots im Hinterland mit eher lokaler Bedeutung warten bei Sestri Levante fünf kleine Gebiete an der Küste auf Felsfreunde.
Das Besondere: Man klettert nicht am üblichen Kalk, sondern an sehr hartem Sandstein. Geboten wird das ganze Spektrum vom Plattenschleicher bis zu athletischer Kletterei. Jedes der Gebiete bietet Kletterstoff für einen oder mehrere Tage und hat seinen eigenen Charakter.
Moneglia etwa bietet Seacliffs mit sehr schönen Strukturen, und in Lastre de Riva ragen kurios aussehende Platten aus dem Wasser. Die Routen sind meist kurz. Wer es gerne länger hat, findet in Moneglia einen 12 Seillängen langen Quergang wenige Meter über dem Meer.
Fäcts zum Klettern in Levante Ligure:
Lage: 50 Kilometer östlich von Genua bei Sestri Levante und etwas südlich davon.
Unterkunft: An Pensionen etc. herrscht kein Mangel und in jedem der kleinen Orte gibt es Campingplätze, teilweise direkt bei den Klettergebieten (Sfinge, Moneglia).
Routen: Die fünf Gebiete umfassen knapp 200 Routen von 3 bis 7c, darunter sehr viele von 4 bis 6a. Das größe Gebiete mit über 70 Routen ist Punta Manara.
Muzzerone: steile Küstenklippen
Den Abschluss der Klettergebiete Liguriens macht ganz im Osten Muzzerone. Etwa 20 Sektoren sind an der wild zerklüfteten Steilküste bei La Spezia inzwischen erschlossen worden. Bei dieser Auswahl findet jeder einen Sektor und Routen nach seinem Geschmack.
Allein die sehr leicht erreichbare Parete Centrale bietet 100 Routen von 5a bis 7c+. Wer es etwas ruhiger haben mag, geht an einen der kleineren oder schwerer erreichbaren Sektoren.
Freunde längerer Routen werden am Pilastro del Bunker oder an der Parete Striata fündig. Hier warten bis zu 200 Meter lange Klettereien meist im 6. Franzosengrad.
Fäcts zum Klettern in Muzzerone:
Lage: Bei Porto Venere (La Spezia) etwa 100 Kilometer östlich von Genua.
Unterkunft: Rifugio Muzzerone, Tel.: +39 (0) 340 8098720, Campingplätze gibt es in Lerici (30 km) oder Levanto (50 km).
Routen: Rund 420 Routen bis 190 Meter, überwiegend Einseillängenrouten.