In diesem Artikel:
- Was das Klettern in Portugal so besonders macht
- Tradclimbing, Sportklettern, Bouldern in Portugal
- Sagres: Info zum Klettern, Bouldern und DWS
- Portugal: Reise-Info für den Klettertrip
Was das Klettern in Portugal so besonders macht
Klar, Spanien ist ein Paradies fürs Klettern. Dass man aber auch in Portugal super klettern kann, ist noch nicht so bekannt. Deshalb stellen wir hier das Klettergebiet Sagres vor. Erst in den letzten Jahren wurden die Topspots zum Klettern in Portugal erschlossen – daher findet man noch unverbrauchte Wände, wilde Landschaften und nur selten abgespeckte Routen. Klingt gut, oder? Es kommt aber noch besser. Denn in Sagres kann man nicht nur profan beim Sportklettern Haken klippen – auch Bouldern und Deep Water Soloing (DWS) stehen auf dem Plan, ebenso wie Surfen und Tradklettern.
Sagres ist am südwestlichste Zipfel Europas. Weiter nach Westen geht es auf dem alten Kontinent nicht mehr. Was dann kommt, ist ganz lange nichts außer Wasser. Das Wasser des Atlantiks prägt das Klettern und die Landschaft, deren Schönheit und Ruhe bisher noch niemanden unbeeindruckt gelassen hat. Und das, obwohl Sagres zur Algarve gehört, einem der größten touristischen Gebiete der iberischen Halbinsel.
Aber der Ort Sagres ist noch typisch für die Gegend und die Natur noch halbwegs unberührt. Hier stören noch keine Ferienanlagen und Hotelburgen die weite Landschaft. Sagres ist eines der Surfmekkas Europas und ideales Reiseziel für Naturliebhaber. Die weite Hochfläche mit ihren Seacliffs, geformt von den Wellen und dem starken Nordwind, der einen schon auch mal vor sich her schiebt oder einem die salzige Gischt des Atlantiks ins Gesicht bläst, dazu die weiten Sandstrände und die endlos heran rollenden Wellen – das alles fügt sich zu einem einzigartigen Szenario zusammen.
Erst vor wenigen Jahren begannen die Erschließung der Kalk-Klettergebiete in der wunderschönen Küstenregion zwischen Sétubal und Cabo Espichel. Hier lässt sich Bouldern, Sportklettern, Deep Water Soloing betreiben – oder man kann einfach nur am Strand chillen. Eis ist indes klar: Der portugiesische Fels stellt eine großartige Spielwiese bereit, die sowohl Kletter-Anfänger als auch versierte Kletter-Freaks frohlocken lässt. Die Kletterszene ist (noch) relativ klein; begeisterte Besucher sprechen von einer "familiären Atmosphäre".
Tradclimbing, Sportklettern, Bouldern in Portugal
Die in den Atlantik hineinragende Halbinsel von Sagres ist eingerahmt von einmalig schönen Kalkklippen. Hunderte von Routen ziehen inzwischen durch die Wände, und man findet von allem etwas: Tradclimbing, Sportklettern, Bouldern und einige Deep Water Soloing Spots. Die Klettermöglichkeiten an den Seacliffs wurden in der Hauptsache von Kletterern aus Lissabon und Faro ausgekundschaftet. Sie zeichnen auch für die Erschließung der meisten Sportklettersektoren verantwortlich.
Die frühen Klettereien hier in Sagres prägten allerdings vor etwa 15 Jahren britische Kletterer. So haben die Seacliffs auch heute noch einen britischen Touch und beherbergen jede Menge Tradrouten in allen Graden von leicht und gut absicherbar bis extrem hart und gefährlich. Die Kletterer aus dem Norden brachten auch das Deep Water Soloing an die Südküste Portugals. Zahlreiche Höhlen bieten hier spannende Moves über dem großen, nassen Crashpad, auf dem andere Menschen surfen gehen.
Sagres bietet dank seiner Lage noch weit mehr als nur Kletterfelsen. An heißen Tagen lockt der windgeschützte Strand von Beliche. Und wer das Klettern selbst dann nicht lassen kann, findet hier reichlich Fels zum Bouldern. Sagres ist auch einer der Top-Spots für Wellenreiter. Wer es einmal versuchen will, kann sich für 20 Euro am Tag im Sagres Natura Shop ein Surfboard leihen. An der Westküste liegen mit die schönsten, wildesten Strände von ganz Portugal. Highlights sind: Ponta Ruiva, Cordoama und Castelejo.
Nachtleben? Na klar. Vor allem am Wochenende füllen sich die Bars und Straßen des Ortes, und wer nicht rechtzeitig die Kurve kriegt, braucht am nächsten Tag definitiv einen Ruhetag. Angesagte Bars sind das Agua Salgada und das Dromedario, dort gibt es Morangoska, die portugiesische Variante von Caipirinha mit Erdbeeren anstatt Limonen, leckere Pfannkuchen und, für Kletterer besonders wichtig, das Routenbuch von Sagres. Die historische Festung von Sagres, das Fort von Beliche oder der Leuchtturm an Cabo São Vicente lohnen eine Besuch an Ruhetagen.
Beste Jahreszeit:
Das Klima ist recht moderat und man kann im Prinzip das ganze Jahr klettern. Wie an den meisten Seacliffs kann es bei hoher Luftfeuchtigkeit (Nebel, Regen) recht unangenehm werden. Der Fels wird dann sehr schmierig. Immer trocken ist es dagegen an windigen Tagen. Der Wind kann allerdings auch manchmal zu einem Problem werden. Der Sommer ist fast die beste Zeit. Wenn es zu heiß oder zu feucht ist, kann man wenigstens noch Baden oder Surfen.
Sagres liegt am südwestlichsten Ende von Portugal etwa 300 Kilometer südlich von Lissabon. Am schnellsten und billigsten gelangt man mit einem Charterflug an die Algarve (Faro) oder nach Südspanien (Sevilla) hin. Die weitere Anreise erfolgt dann am besten mit einem Mietwagen. Das Fahren auf den Autobahnen in Portugal sind allerdings sehr teuer.
Übernachtung:
In Sagres gibt es ein paar Hotels, Appartements und einen Campingplatz (www.orbitur.pt/camping-orbitur-sagres), der auch kleine, einfache Bungalows vermietet. Zimmer sind auch in der Hauptsaison recht günstig zu mieten. Wildes Campen ist verboten. Weitere Infos: www.sagres.net
Einkaufen / Essen:
In Sagres gibt es zwei Supermärkte, die sieben Tage die Woche geöffnet sind, außer an Feiertagen.
Auch die Restaurants können sich sehen lassen. Dabei lohnt es sich durchaus, ein Stückchen zu fahren. Etwa ins neun Kilometer entfernt gelegene Vila de Bispo. Im "Tasca do Careca" gibt es hervorragenden gefüllten Tintenfisch, eine Spezialität der Region, und jede Menge Fleischgerichte. Die Portionen sind dabei so groß, dass sie oft für zwei Personen ausreichen.
In Pedralva werden in der Pizzeria Pizza Pazza alle Gerichte mit frischem Gemüse zubereitet. Hier kann man entspannt bei einem Bier im Freien sitzen und auf sein Essen warten.
Was, wie eigentlich alles in dieser Region Portugals, immer etwas länger dauert und Geduld erfordert. Wer es heimisch mag, findet am Cabo São Vicente die "Letzte Bratwurst vor Amerika".
Klettern in Sagres – Topos und Infos:
Die wichtigste Informationsquelle zu den Routen von Sagres ist das Buch in der Bar Dromedario. Weitere Infos gibt's unter: www.equipadores.blogspot.com. Einen nicht ganz aktuellen Überblick über ganz Portugal verschafft der Führer "Portugal, Sport onsight – Bouldering" von Jingo Wobbly Topo-Guides. Das Buch aus dem Jahr 2004 ist im klettern-shop erhältlich. Sagres wird darin aber nur erwähnt.
Aktuelle Topos (Fototopos, Stand Februar 2013) inklusive Routen und Bewertung der Gebiete Baleeira, Armaçao Nova, Corgas und Parede das Riscas gibts in klettern 2+3 2013 (hier direkt bestellen).
Wir danken Ricardo Alvez für die spitzenmäßigen Bilder in der Fotostrecke.
