Willkommen im Paradies! Da der Weg dorthin aber lang und steinig ist, hat Lukino Ramelli sich am Lago di Mognola auf über 2000 Meter etwas Besonderes ausgedacht: ein Container mit Leih-Zelten und -Crashpads, dazu ein Zeltplatz mit Brunnen und Tischen. Ringsum warten geniale Sportklettereien und Boulderblöcke, gleich nebenan der Badesee. Das kleine Alpenparadies im Überblick (+ Topo).
Feinste Boulderblöcke und ein klarer See: Alpenpanorama at its best.
Der Fels am Lago di Mognola ist spektakulär: kompakter, aber stark strukturierter und extrem farbenfroher Gneis – die Palette reicht von schwarz bis rot und goldgelb. Es warten Boulderblöcke und Sportkletterrouten in verschiedenen Sektoren. Der Haken: Der letzte Parkplatz liegt 1,5 Stunden Gehzeit entfernt. Trotzdem lohnt ein Besuch, und der Gebietserschließer Lukino Ramelli hatte die besondere Idee, Equipment vor Ort zu lagern, damit Gäste mit "leichtem Gepäck" den Zustieg antreten können.
Doch von vorn: Hoch über Fusio im Tessin, auf über 2000 Metern, ist seit 2018 beim Lago di Mognola ein einzigartiges Sportkletter- und Bouldergebiet entstanden. Es wächst weiterhin. Derzeit verteilen sich zwischen See und einem restaurierten Aquädukt auf eine halbe Stunde Gehdistanz zehn Sektoren mit 85 bestens abgesicherten Sportkletterrouten von 4b bis 7c+, von zwölf Metern bis zu drei Seillängen. Direkt am Lago di Mognola und zwischen den Sektoren verteilen sich etliche Boulderblöcke mit derzeit etwa 60 gekletterten Problemen.
Im Vordergrund: Simona Mollos klettert Ghisa ma non mollo (6b+), Sektor Sassina alto; im Hintergrund: Der Basodino (3273 m).
Einzigartig ist das Konzept, das der Haupterschließer sich für das Gebiet ausgedacht hat. Da der Zustieg zum Mognola-See von den oberen Parkmöglichkeiten mit Gepäck rund 1,5 Stunden und 550 Höhenmeter erfordert – von Fusio sind es 30 Minuten und 200 Höhenmeter mehr – wird seit 2021 im Frühsommer ein Container mit Zelten, Crashpads und mehr hochgeflogen. Die Idee ist, dass Besucher dieses Material je nach Bedarf mieten können und so "nur" Kletterausrüstung und Verpflegung hochtragen müssen, um hier oben einige Tage kletternd und die hochalpine Natur genießend verbringen zu können.
Charakter des Klettergebiets Mognola
Die Kletterei reicht von Überhängen über senkrechte Wände bis zu geneigten Platten. Der granitähnliche Gneis ist farbenfroh und griffig, dabei kaum scharf. Es ist für alle etwas dabei: vom Anfänger bis zum Profi. Einige Seillängen sind noch nicht geputzt und eingerichtet: Im Sommer 2023 gab es 85 Routen, an die 100 werden es wohl werden. Es gibt noch einige sehr schöne, harte Projekte, 8a, 8b und vermutlich noch schwieriger.
Klettern mit Aussicht: Am Ende von Spigulin (5c)im Sektor Sassina basso kann Alexa Soldati schon ihre Badestelle am Lago Mognola wählen.
Bouldern in Mognola
Seit es den Crashpad-Lagercontainer gibt, entwickelt sich auch das Bouldern – das Potenzial ist groß. Allerdings sind die Sektoren klein und weit verstreut, dafür sind es oft farbenfrohe und bizarre Blöcke, die nicht selten äußerst fotogen auf aussichtsreichen Kuppen liegen.
Formschöne Blöcke locken auch Kurzstreckenfans zum hochgelegenen Lago die Mognola.
Wann ist die beste Zeit für Mognola?
Mai bis Oktober, je nach Temperaturen und der Schneedecke im Frühjahr. Die Höhenlage von über 2000 Meter und die westliche Exposition vieler Wände ermöglicht, selbst an den heißesten Sommertagen zu klettern.
Was muss man mitbringen?
Seil, Kletterschuhe, Exen, Chalk und Verpflegung müssen Gäste selbst mitbringen. Keile hingegen sind nicht nötig. Alle Routen sind mit Spreizdübel-Bohrhaken ausgestattet, die Hakenabstände sind freundlich. Einige der Routen sind 40 Meter lang und erfordern ein 80-Meter-Seil sowie etwa 20 Expressschlingen. In den Mehrseillängenrouten reicht ein 70-Meter-Seil zum Abseilen, und für die allermeisten Routen genügen ein 60-Meter- Seil und 15 Expressschlingen.
Orangenen, herrlich struk-turierten Fels findet man in Mognola oft. Simona Mollo in Pons Asinorum (6c),Sektor Triangolo.
Ein paar Fragen an den Erschließer Lukino Ramelli:
Was kann man leihen? Wie funktionieren Zugang und Bezahlung?
Wer sich mit uns in Verbindung setzt, erhält den Code für das Vorhängeschloss am Container. Derzeit befinden sich darin einige Zelte, Isomatten und mehrere Crashpads. Die Absicht ist, Familien oder Gruppen, die einen Aufenthalt von einer oder mehreren Nächten planen, das Leben zu erleichtern. Bislang funktionierte die Bereitstellung des Materials auf kostenloser Basis. Als offenes Projekt startet es gerade erst.
Wie ist die Lage vor Ort? Gibt es Strom oder Empfang?
Im Juli hat das Patriziato di Fusio zwei Holztische und einen großen Brunnen spendiert und hochgeflogen. Black Diamond hat Material gesponsert, auch das Bergsportgeschäft Aganè in Biasca. Wir suchen noch weitere Partner oder Marken, die sich an diesem Projekt beteiligen wollen, damit wir auch Dinge wie Schlafsäcke und Luftmatratzen anbieten können. Vielleicht können wir in Zukunft mit Sponsorenhilfe sogar Seile und Expressschlingen verleihen. Was die Kosten für die Sicherung der Routen und die Instandhaltung der Zugänge zu den Felsen betrifft, so haben verschiedene Berg- organisationen und Vereine einen Teil der Kosten übernommen. Neu ist die Zusammenarbeit mit dem Sci Club Lavizzara, über ihn können wir nun die Bezahlung per Twint-App und Banküberweisung abwickeln.
Zwischen den Sektoren B und C haben wir alles an einem neuen "Campingplatz" aufgebaut, dazu eine Grillstelle. Hier steht auch der Container, den wir mit einem Solar-Panel und einer Batterie ausgestattet haben. Hier kann man jetzt sein Smartphone oder eine kleine LED-Lampe aufladen. Zudem haben wir von diesem Platz einen Weg hinauf zum talseitigen Hügel angelegt, wo man Netzempfang hat, und dort zwei Holzbänke aufgebaut.
Dem Himmel nah: Überblick über das Alpenparadies Lago die Mognola.
Was kann man rund um den Lago di Mognola sonst noch tun?
Wer über die Seeseite aufsteigt, sollte unbedingt über den Weg entlang des in den Fels gehauenen Aquädukts absteigen. Das ist ein historisches Juwel und zeigt, welchen Aufwand die Menschen in der Vergangenheit betreiben mussten, um das karge Land bewirtschaften zu können. Fürs Angeln braucht man – wie überall im Tessin – eine Lizenz.
Muss man in Mognola sonst noch irgendetwas beachten?
Ein Aspekt, der berücksichtigt werden sollte, ist, dass das Telefonnetz im gesamten Gebiet zwischen See und Aquädukt sehr schlecht ist. Zudem bitte ich alle, ihren Müll mitzunehmen, die Plätze für ihre Notdurft gut zu wählen und diese zu vergraben. Und bitte nutzt keine Boulderblöcke als Verstecke! Nächstes Jahr wollen wir eine Ökotoilette beim Container installieren, damit sich dieses Problem entschärft. Und ein gedrucktes Topo ist ebenfalls geplant.
Logistik und Co: Info zum Klettern und Bouldern in Mognola
Anfahrt und Zustieg: Das Valle Lavizzara hinauf bis nach Fusio. Hier rechts in Richtung Diga del Sambuco. In der ersten Linkskehre rechts auf die Schotterstraße (derzeit Bauarbeiten, Durchfahrt aber möglich) und dieser 700 Meter bis zu einem kleinen Durchfahrtsverbot-Schild folgen. Davor parken (10 PKW). Fünf Minuten der Straße folgen, in der Linkskehre geradeaus auf den Weg, an der Brücke rechts und weiter auf dem guten, aber steilen markierten Weg zum Lago di Mognola (mit Gepäck rund 1,5 Stunden). Hier links in Richtung "Acquedotto", in zehn Minuten zur Corte della Sassina und in weiteren fünf zum Zeltplatz. Badesachen nicht vergessen!
Bouldern am Lago di Mognola, Tessin.
Die besten Sektoren: Die Sektoren B, C und H beim Zeltplatz warten mit 37 Wegen von 5a bis 7c+ auf. In Sektor E gibt‘s sechsmal athletische Kletterei von 5b bis 7a+. Die Sektoren F und G im Valle Canà offerieren sensationellen Fels, 23 Routen (5c+ bis 7c, zwei mit drei SL). Sektor J mit zwölf Routen von 4b bis 5c+ ist ideal mit Kindern.
Topo von Mognola
Verhältnisse, Materialverleih und Co
Zwecks aktuellen Verhältnissen im Gebiet und Materialverleih kontaktiert Lukino Ramelli. Telefon: +41 79 2003920; Mail: lukinoramelli(ät)gmail(.)com.
