Frische Klettergebiete von Arco bis Trento
Im Sommer 2021 erschien der große Arco-Führer von Michael Meisl, im April 2022 zogen die Autoren von Versante Sud mit ihrem deutschsprachigen Arco-Führer nach. Neben den vielen bekannten Gebiete, die die beiden Führer jeweils auf den aktuellen Stand brachten, enthalten sie auch eine Reihe teils größerer, teils kleinerer Gebiete, die noch nicht in Kletterführern beschrieben waren und großteils erst vor kurzem erschlossen wurden. Vom Val di Ledro bis hinüber ins Etschtal reichen die neuen Möglichkeiten. Einige der kleineren Wände bieten sich vor allem als Ausweichziele oder Ergänzungen bereits beliebter und bekannter Wände an wie Mappamondo oberhalb von Padaro oder Rock n'Wall bei der Regina del Lago. Andere wie die Muro dei Caprioli, Lundo oder Terre Alte stellen mit einer Vielzahl an Routen schon ausgewachsene neue Klettergebiete dar. Über die Wiedererschließung und -eröffnung des Klettergartens Falesia Dimenticata hatte Michael Meisl schon vor zwei Jahren in KLETTERN berichtet. Ein schöner Erfolg für die Vereinigung Open Dolomiti. Leider gibt es aber auch negative Nachrichten in Sachen Fels: Die Routen von Le Trincee bei Nago stehen derzeit stark unter behördlicher Kritik. Hier gilt es, sich vor dem Klettern vor Ort zu informieren, ob die Wände noch offen sind.
Klettergebiete Arco – weitere Infos hier:
1. Muro dei Caprioli
Etwas oberhalb der Regina del Lago liegt im Val di Ledro bei Biacesa eine Reihe kleinerer Wände, die rund 70 Routen beherbergen. Für die etwas bescheidenen Wandhöhen entschädigen der kompakte Kalk sowie die traumhafte Lage und das Panorama.
Lage: Im Val di Ledro oberhalb von Biacesa di Ledro. Man erreicht die Wände vom Parkplatz beim Sportplatz über die Via Polet.
Zustiegsdauer: 10 min. zu den ersten Sektoren, 25 min. zu den höchstgelegenen. Nur zwei Minuten weiter liegt dann das malerische Capitello di San Guiseppe.
Routen: 4b: 1 Route; 5b bis 6a+: 29 Routen; 6b bis 7a+: 29 Routen; 7b bis 7c+: 10 Routen
Wandhöhe: 8 bis 24 m
Ausrichtung: West, Süd, Ost
2. Rock & Wall
Auf dem Weg zum Lago di Ledro passiert man die Wände der Regina del Lago mit ihren vielen moderat schwierigen Ein- und Mehrseillängen-Routen. Wer es gerne härter mag, biegt am Beginn des Zustiegs zur Regina del Lago kurz nach links ab und findet knapp 20 steile Routen von 6a bis 8a, erschlossen und benannt von Rockmusik-Liebhaber Gianni Trentini.
Lage: Am Westufer des Gardasees nördlich oberhalb der Straße zum Lago di Ledro.
Zustiegsdauer: 10 min. vom Parkplatz hinter dem langen Tunnel.
Routen: 6a+: 1 Route; 6b bis 7a+: 6 Routen; 7b bis 8a: 10 Routen
Wandhöhe: 15 bis 20 m
Ausrichtung: Südost
3. Le Trincee
Kompakte, graue Kalkplatten, raue Lochklettereien mit Sinter: Was 2018 als hochwillkommene Ergänzung des Angebots oberhalb von Nago begann, sorgt mittlerweile für einige Probleme. Sowohl der Wegebau als auch das Einrichten der Routen war wohl ohne Einwilligung von Behörden oder Anwohnern erfolgt, zudem liegen die Felsen wohl in einer Schutzzone. Offen ist daher, ob und wie lange die Schlucht von Trincee fürs Klettern erlaubt bleibt. Unbedingt alle Hinweisschilder beachten!
Lage: Oberhalb bzw. hinter den Wänden von Nago.
Zustiegsdauer: 10 bis 15 min.
Routen: über 70 Routen und Projekte
Wandhöhe: 8 bis 35 m, meist 15 bis 25 m
Ausrichtung: alle Richtungen
4. Mappamondo
Zwei kurze Minuten Zustieg und weitgehend regensicher: Die 2019 wiederentdeckte und frisch erschlossene Wand oberhalb von Padaro bietet 30 abwechslungsreiche Routen in feinem Kalk.
Lage: Etwa 3 km oberhalb von Padaro links oberhalb der Straße (parken beim Forstweg oder vorher am Aussichtspunkt).
Zustiegssdauer: 2 min.
Routen: 6a+: 1 Route; 6b bis 7a+: 10 Routen; 7b bis 8a+: 14 Routen; 8b bis 8c: 3 Routen
Wandhöhe: 12 bis 35 m
Ausrichtung: Ost
5. Epic Colt
Überschaubares Routenangebot, aber großartiger Fels – und die graugelbe, leicht überhängende Wand bleibt auch bei Regen noch eine Weile trocken. Die bis knapp 40 Meter hohen Routen erfordern gute Technik und ausdauernde Unterarme. Alle Routen 2018 und 2019 erschlossen.
Lage: Am Monte Colt, südlich der langen Routen. An deren Einstiegen läuft man entlang, um zum Sektor Epic Colt zu gelangen.
Zustiegsdauer: 20 min.
Routen: 6c bis 7a: 3 Routen; 7b bis 8a+: 8 Routen; 8b: 2 Routen
Wandhöhe: 22 bis 38 m
Ausrichtung: Ost
6 Pandora – Pandoro
Langer, nicht ganz einfacher Zustieg, nur 20 Routen, meist ab 6c aufwärts – aber eben geniale Felsstrukturen von der kleingriffigen Platte bis zu steilen Sintern: Ein gutes Ausweichziel für volle Tage und starke Mover. Wurde erst 2020 erschlossen.
Lage: Westlich unterhalb der Straße von Massone nach Braila und unterhalb des bekannten Sektors Grottosauro.
Zustiegsdauer: 20 bis 25 min.
Routen: 6a: 1 Route; 6b bis 7a+: 8 Routen; 7b bis 8a+: 11 Routen
Wandhöhe: 12 bis 22 m
Ausrichtung: Süd und Südwest
7. Lundo
Etwas östlich oberhalb des Val Lomasone findet sich beim Weiler Lundo ein schönes Dolomit-Klettergebiet mit senkrechten bis leicht überhängenden Wänden. Auf zwei Sektoren verteilt warten hier Routen mit bis zu 65 Metern Länge. Das Gros der Routen siedelt in den Graden ab 7b aufwärts.
Lage: Östlich oberhalb von Vigo Lomaso bei Ponte Arche.
Zustiegsdauer: Je nach Sektor 10 bis 15 min.
Routen: 5c bis 6a+: 2 Routen; 6b bis 7a+: 11 Routen; 7b bis 8a+: 29 Routen; 8b bis 8c: 9 Routen
Wandhöhe: bis 65 m
Ausrichtung: West
8. Terre Alte
"Ein fast magischer Spot, der etwas ganz Besonderes hat": Erschließer Fabio Leoni muss es wissen, hat er doch fast alle Routen an der hoch überm Sarcatal gelegenen Wand erschlossen. Knapp 100 Routen gibt es hier, die Aussicht ist großartig, und bei bis zu 35 Metern Länge kommen hier neben den Augen auch die Arme auf ihre Kosten. Bei etwas Wind kann man hier sogar im Sommer klettern. Übrigens erschließt Fabio Leoni nicht nur Felsen: Er gründete im Tal auch zwölf Läden für Kletter- und Outdoorbedarf und war Mitglied der Erschließergruppe Sisyphos.
Lage: Von Sarche der Straße nach Madonna di Campiglio 2,4 km folgen und vor der 6. Kehre und einem Straßentunnel parken. Der Zustieg führt rechts am Tunneleingang vorbei, dann links über den Tunnel und teils steil durch den Wald oberhalb. Nicht kindertauglich!
Zustiegsdauer: 15 bis 25 min., je nach Sektor
Routen: 6a: 1 Route; 6b bis 7a+: 28 Routen; 7b bis 8a+: 50 Routen; 8b: 3 Routen; diverse Projekte
Wandhöhe: 15 bis 35 m
Ausrichtung: Ost
9. Limaró
Klettern auf der grünen Wiese, kurzer Zugang, schöne Lage, gemäßigte Grade: Wäre der Fels von Limaró nicht gar so plattig, würden sich hier die Massen tummeln. Neu ist er auch nicht, allerdings in den letzten Jahren generalsaniert. Im Sektor Scudo geht es etwas knackiger zur Sache, am Pilastro Frollo ist dann endgültig gehobene Klettertechnik gepaart mit viel Fingerpower gefragt.
Lage: An der Straße von Sarche nach Madonna di Capiglio vor dem 4. Tunnel links parken.
Zustiegsdauer: Auf dem Radweg über den Tunnel zur alten Straße und zum Fels (5 min.).
Routen: 4c bis 5a+: 3 Routen; 5b bis 6a+: 9 Routen; 6b bis 7a+: 11 Routen; 7b bis 8a+: 10 Routen
Wandhöhe: 10 bis 35 m
Ausrichtung: Süd bis Ost
10. Il Sentiero
Hoch überm Lago Toblino gruppiert sich rund um das Örtchen Ranzo eine ganze Reihe unterschiedlicher Klettergärten in ruhiger Aussichtslage. Il Sentiero liegt unterhalb des älteren Gebiets von Il Vaticano und bietet gut abgesicherte Klettereien in mittleren Sportkletterschwierigkeiten. Ein Helm wird empfohlen.
Lage: Westlich von Ranzo in der Schlucht des Limaró.
Zustiegsdauer: 20 min. auf bequemer Straße und Wanderweg.
Routen: 5a: 1 Route; 6a bis 6a+: 5 Routen; 6b bis 7a+: 13 Routen; 7b: 1 Route
Wandhöhe: 15 bis 30 m
Ausrichtung: Südwest
11. Falesia Dimenticata
Den hübschen Konglomerat-Klettergarten bei San Lorenzo in Banale hat Arco-Führerautor Michi Meisl schon in Ausgabe 3/21 von klettern ausführlich vorgestellt und gelobt. Mit gemütlicher Wiese am Wandfuß, herrlich löchrigem Fels und sonniger Südausrichtung überzeugt er Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen. Neu ist er zwar nicht, aber erst seit 2017 wieder richtig zugänglich und in den letzten Jahren komplett saniert und hergerichtet. Der unweit gelegene Klettergarten Promeghin ergänzt das Angebot um weitere 50 Routen vom 5. bis zum 7. Franzosengrad.
Lage: rund 1 km südlich von San Lorenzo in Banale.
Zustiegsdauer: Rund 15 min. auf gutem Weg bzw. Apshaltsträßchen
Routen: 4b bis 5b+: 5 Routen; 5c bis 6a+: 1 Route; 6b bis 7a+: 22 Routen; 7b bis 8a: 3 Routen
Wandhöhe: 10 bis 20 m
Ausrichtung: Süd
12. La Placca che Spacca
Ob die Gebiete östlich von Trento noch zur Kletterregion Arco gehören, darüber kann man streiten. Fest steht, dass oberhalb von Tavernaro und Vilamontagna eine Reihe feiner, kleiner Klettergärten mit vielen moderaten Routen, südlicher Ausrichtung und großartigem Blick übers Etschtal liegen. Dort lässt sich auf der Heimreise noch gut ein gemütlicher Klettertag verbringen. Wobei die Placca che Spaccha die gemütlichste dieser Wände und absolut kindertauglich ist. Mehr Fels gibt es wenig nordwestlich am Cartoon Network, Mescalisio, Makkinodromo und Calisio (insgesamt fast 100 Routen).
Lage: Rund 10 Kilometer östlich oberhalb von Trento.
Zustiegsdauer: 5 min. vom Parkplatz am Ende der Via Campel auf Wanderweg 403, dann 403b.
Routen: 4b bis 5b+: 11 Routen; 5c: 2 Routen
Wandhöhe: 20 m
Ausrichtung: Süd