Unterschiedliche Anforderungen stellen die hier präsentierten Gebiete. Während Lom Kobyla, Vlastina und Červené von der Sonne beschienen werden, sind die Wände Aniččina Stěna, Korno und Tomáškův Lom nach Norden ausgerichtet; die Wände von Svatý Jan zeigen nach Nordosten. Somit lässt sich für die meisten Jahreszeiten eine passende Wand finden, außer im Winter. Der Steinbruch Kobyla bietet gut abgesicherte, circa 15 Meter hohe Routen, in Svatý Jan finden sich eher Trad- und Abenteuerrouten von bis zu 50 Metern Länge. Die Wände von Srbsko (sprich: Sribsko) bieten Sportkletterrouten und liegen von Routenlänge und Absicherung dazwischen.
Srbsko verfügt über einen Bahnhof und einen Campingplatz, die Gegend eignet sich daher für einen autofreien Klettertrip.
Klettern im böhmischen Karst
Rund 30 Kilometer südwestlich von Prag liegt die Stadt Beroun. Im Umland und am Ufer des Flusses Berounka warten Felsen unterschiedlichster Ausprägung. Hier präsentieren wir 7 Felsziele aus dieser Gegend: Die wichtigsten Infos im Überblick.
Der Klettergarten Lom Kobyla
Der Kobyla Steinbruch bietet 6 Sektoren mit gemäßigten Graden bei top Absicherung rund um eine Picknickwiese.
Der ehemalige Steinbruch Kobyla ist ein Klettergarten wie aus dem Bilderbuch. Nach gemütlich abfallendem Zustieg und Durchquerung eines kurzen, dunklen Tunnels landet man in einem geschützen Biotop mit einer großen Liegewiese, die umringt ist von mehr oder weniger hohen, bestens eingebohrten Kalkwänden. Nur die Südseiten dürfen hier beklettert werden. Viele Routen in den Graden 6 bis 8 sowie freundliche Bewertungen sorgen dafür, dass dieses Gebiet vor allem bei Familien sehr beliebt ist. Nur zwei der acht Wandteile bieten schwerere Routen bis in den neunten Grad. Das Felsband oberhalb der Umlenker ist ebenfalls geschützt und nicht besonders fest, weshalb Topropes nur von unten eingerichtet werden können und ein Helm nicht schadet.
Lage und Zustieg
Parken wie für die Koneprusy Höhlen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite dem markierten Wanderweg bergab folgen (circa 12 Minuten).
Routenangebot
90 Routen von 4 bis 9, zumeist im siebten und achten Grad, bis 22 m Länge.
Klettern in Srbsko
Die Felsen von Srbsko liegen am rechten und linken Ufer der Berounka. Vom Campingplatz kann man prima zu Fuß in die einzelnen Sektoren gelangen.
Vlastina & Červené
Steile Dächer, kompakte Platten und einfach richtig gute Kalkkletterei bieten die Wände von Červené und Vlastina.
Ungefähr drei Minuten Fußweg am Fluss entlang dauert es vom Campingplatz Srbsko, bis rechter Hand die erste Wand (Vlastina, Bild oben) auftaucht. 15 bis 26 Meter hoch ziehen die Linien im Premiumkalk. Kein Wunder, dass die guten Linien zwischen 5 und 9 hier schon etwas abgeklettert sind – Freude bereiten sie allerdings noch immer.
Läuft man einige Minuten weiter, steilt sich rechts bald ein rotbräunlicher Kalk auf: ein konglomeratähnlicher Fels (Červené, Bild rechts) bietet hier das Spielfeld für die starke Fraktion: Hier wartet mit Adam Ondras Predator (11/11+) die schwerste Route des Gebiets. Einige leichtere Routen – im Verhältnis – führen auch im neunten Grad durch die steilen Überhänge und Dächer. Relativ flussnah führen noch einige plattige Linien in friedlicheren Graden nach oben.
Lage und Zustieg
Parken in Srbsko an der Brücke über die Berounka oder am Campingplatz. Der Uferpromenade nach Westen folgen zur ersten Wand (10 Minuten).
Routenangebot
Vlastina: 29 Routen von 4 bis 9/9+, zumeist im fünften bis siebten Grad, bis knapp 30 m Länge.
Červené: 54 Routen von 4 bis 11/11+, zumeist im achten bis zehnten Grad, bis circa 25 m Länge.
Auf der anderen Flussseite gegenüber gibt es weitere interessante Felsen.
Klettern in Aniččina & Korno
Vorzüglichen kompakten Fels bieten die Wände auf der Schattenseite des Flusses, die sich vom Camp Srbsko in rund 10 bis 15 Minuten erlaufen lassen. Zwar ist der Zustieg hier wegen der Bahnstrecke etwas heikel, dafür überzeugen die Felsen um so mehr.
Nach seiner Frau Anička benannte Erschließer Petr Resch diese kleine und feine Wand. Der obere Wandteil brilliert mit schwarzem, superkompakten Kalk – ein Fest für starke Finger und versierte Füße.
Die Nachbarwand Korno ist deutlich größer und höher: Hier locken über 40 ausufernd lange Linien durch ebenfalls dunklen, rauhen Kalk. Während links an der Wand kürzere und härtere Linien aufwarten (siehe Bild unten), dominieren im Mittelteil auch mittlere Grade und führen in einigen traumhaften Linien durch die Wand. Von Korno (7) bis Finále (8) sind alle Linien absolut lohnend und freundlich bewertet. Im rechten Wandteil wartet bewegungsintensive Plattenkletterei.
Lage und Zustieg
Parken am Bahnhof Srbsko. Dem Feldweg in Flussrichtung folgen, durch den Fußgängertunnel zu den Wänden (10-15 Minuten).
Routenangebot
Aniččina Stěna: 26 Routen von 5 bis 9, zumeist im siebten und neunten Grad, bis 22 m Länge.
Korno: 42 Routen von 5 bis 9, zumeist im siebten und achten Grad, bis circa 37 m Länge.
Klettern in Tomáškův Lom
Bis zu drei Seillängen erreichen die Routen durch die imposante "Wand von Thomas". Im unteren achten Grad geht es los, die Toplinien liegen im neunten und zehnten Grad.
Selten verirren sich Kletterer an diese riesige Wand, daher nimmt man am besten ein GPS zu Hilfe, um durch den ehemaligen Steinbruch zu navigieren. Die Kletterei entschädigt für den unwegsamen Zustieg: schwer und anspruchsvoll ziehen die Linien durch größtenteils bombenfesten, eindrucksvollen Fels. Ein lohnendes Ausflugsziel für Könner.
Lage und Zustieg
Parken wie für Korno. Mit GPS-Hilfe durch den ehemaligen Steinbruch zur obersten Wand (20 Minuten).
Routenangebot
24 Routen von 7 bis 10+, zumeist im neunten und zehnten Grad, bis 45 m Länge.
Klettern in Svaty Jan
Direkt am Bach ragen die besten Wände von Svatý Jan gen Himmel: Oldschool-Kletterei vom Feinsten.
Grau und gelegentlich von Rissen durchzogen präsentieren sich die kompakten Kalkplatten in diesem idyllischen Tal. Hier fühlt man sich ans Donautal erinnert, denn ähnlich kompromisslos muss man hier auf den Füßen stehen können, will man die langen Felsfahrten genießen. Ein 80-Meter-Seil gehört ins Gepäck, für die älteren Routen auch Keile, Cams und Schlingen. Das Gebiet ist ein bisschen aus der Mode gekommen, zumindest treffen wir hier keinen Menschen, keine Chalkspuren und idyllische Ruhe. Die beste Wand mit teils neu mit Bohrhaken eingerichteten Routen ist Dušičková stěna.
Lage und Zustieg
Parken außerhalb des Orts Svatý Jan nach dem Kloster am Bach Lodenice in Richtung Hostim. Über die Fußgängerbrücke und rechts dem Pfad zur Wand hoch folgen (4 Minuten).
Routenangebot
Dušičková stěna: 42 Routen von 5 bis 9-, zumeist im siebten und achten Grad, bis rund 40 m Länge. Weitere 654 Routen eher alpiner Ausprägung in den anderen Sektoren.
Der Kletterführer für den böhmischen Karst von Petr Resch und Jiri Sika umfasst 13 Gebiete, 1371 Routen, 352 Seiten, 2022; Preis 34,90 Euro; erhältlich unter www.klettern-shop.de
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