Problem: Das falsche Seilkommando
Immer wieder hört man im Klettergarten und beim Sportklettern das Kommando "Stand" – obwohl es weder um Mehrseillängenrouten geht oder das Nachholen des Seilzweiten, noch jemand abseilen möchte. Meist möchte die kletternde Person nur mitteilen, dass sie den Umlenker erreicht hat, und eventuell noch, dass er sich am Umlenker festgemacht hat, zum Beispiel mit einer Exe. Das Kommando "Stand" kommt normalerweise indes zum Einsatz, wenn der Sichernde den Kletterer aus der Sicherung nimmt, beim Alpinklettern zum Beispiel. Leider sind aufgrund des fälschlich verwendeten Stand-Kommandos schon Menschen zu Boden gestürzt.
Beim Sportklettern ist üblich, dass der Kletternde vom Sichernden wieder zu Boden abgelassen wird, auch beim Abbauen der Route. Eine Ausnahme besteht in Sandsteingebieten wie der Pfalz, wo auch beim Sportklettern das Abseilen bevorzugt wird, weil die Umlenkhaken so geschont werden. In diesem letzteren Fall würde sich der Kletternde also selbst sichern und mit dem Kommando "Stand" mitteilen, dass der Sichernde ihn aus der Sicherung nehmen kann, weil abgeseilt wird.
In allen anderen Fällen, wenn man abgelassen werden möchte, ist das Kommando "Stand" also irreführend und deshalb nicht angebracht. Hier sollte man einfach nur "zu" sagen. Dann weiß der Sichernde: Ich blockiere das Seil und warte auf weitere Kommandos.
So geht es richtig: Korrekte Seilkommandos beim Klettern
Knappe, einheitliche Seilkommandos beugen Missverständnissen vor und sind ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheit.
Erfahrene und eingespielte Kletterer können sich auch wortlos verständigen. Doch führt der Weg zum Eingespielt-Sein über verlässlich korrekte Handlungen – dazu gehört auch verlässlich richtige Kommunikation. Vor allem beim Sportklettern sollten nur die vier unten (in der Tabelle) aufgeführten Seilkommandos verwendet werden. Der Ruf "Stand" hat beim Sportklettern schon mehrfach zu schweren Unfällen geführt: Der Sicherer nahm den Kletterer (wie vermeintlich geheißen) aus der Sicherung, dieser setzte sich nach dem Umbauen ins Seil – und stürzte ungebremst bis zum Boden.
Deshalb sollte man beim Sportklettern grundsätzlich nicht "Stand!" rufen. Besser ist, nichts zu sagen oder "Seil!" zu fordern, weil man sich ja meist vor dem Umbauen fixiert, wenn man Seil hochziehen muss, um zu fädeln. So ist der sichernden Person bewusst, dass sie weiterhin in der Pflicht ist.
Besonders wenn Kletterer und Sicherer einander schlecht verstehen können (Lärmpegel in der Kletterhalle, Entfernung zueinander oder wegen Wind), ist es sinnvoll, klare und eindeutige Ansagen zu machen, und keine langen und eventuell missverständlichen Erklärungen abzugeben – beim Klettern und Sichern können Missverständnisse fatal sein. Bis auf eine Ausnahme gehen dabei die Kommandos immer vom Kletterer aus. Wenn die sichernde Person beispielsweise mit "zu!" antwortet, trägt dies nur dazu bei, dass jemand dieses Kommando fälschlicherweise auf sich bezieht und das Seil blockiert, ohne darum gebeten zu worden sein. Unwahrscheinlich? Alles schon passiert. Sagt nur nötige Kommandos und haltet die Situation so klar wie möglich.
Hier gibt's die Übersicht der Seilkommandos beim Klettern.
Bewährt hat sich auch, bei schwierigen akustischen Verhältnissen oder vielen Kletterern ringsum, den Namen seines Seilpartners dazu zu nennen ("Stefan, zu!"). So kann der Sicherer drei Meter weiter sicher sein, dass er nicht gemeint ist.
Es gibt noch weitere, die beim Mehrseillängen-Klettern (Vorsteiger, Nachsteiger) zum Einsatz kommen: