Sicherungsgerät fürs Klettern: Marktüberblick

Sicherungsgeräte & -methoden
Die besten Sicherungsgeräte fürs Klettern

Inhalt von

Welches Sicherungsgerät wofür und für wen? Die wichtigsten Geräte zum Sichern beim Klettern mit ihren Vor- und Nachteilen.

kl-petzl-grigri-plus-im-test-021-teaser-n (jpg)
Foto: Ralph Stöhr

Welches Sicherungsgerät fürs Klettern wählen?

Ideal geeignet zum Sichern in der Halle und beim Sportklettern sind sogenannte Halbautomaten, bei denen entweder die Gerätemechanik oder die Gerätegeometrie blockierunterstützend wirkt. 2019 sicherten in den Kletterhallen in Deutschland noch 18 Prozent der Kletternden mit dem Tuber, 33 Prozent nutzten das Grigri, 43 Prozent einen Autotuber und nur 6 Prozent andere Geräte oder Methoden. Die Dominanz der Halbautomaten (zu denen Grigri und die sogenannten Autotuber gehören) ist kein Zufall, denn die Bremskraftunterstützung dieser Geräte bietet ein klares Sicherheitsplus.

Die besten Sicherungsgeräte samt technischen Daten im Überblick

Sichern mit Halbautomaten

Wer seinen Partner schon einmal länger beim Auschecken einer Route gesichert hat, weiß die Vorzüge der Halbautomaten zu schätzen: Ist das belastete Seil einmal blockiert, muss die Bremshand nicht mehr mit viel Kraftaufwand das Seil festhalten (auch wenn sie trotzdem dranbleiben muss!). Der Blockiermechanismus bringt natürlich auch im Sturzfall mehr Sicherheit. Doch die Tücke steckt im Detail: Ein falsch eingelegtes Seil führt in der Regel zum Funktionsverlust, und die Liste der möglichen Bedienungsfehler ist erstaunlich lang.

kl-petzl-grigri-plus-im-test-011 (jpg)
Ralph Stöhr
Zum Seil-Ausgeben beim Grigri eignet sich die Gaswerkmethode, bei der das Bremsseil in der Hand bleibt.

Vorteile:

Komfortables Halten nach Sturz; meist greifender Blockiermechanismus, im Regelfall kaum Handkraft nötig.

Nachteile:

Diverse Handlingfehler möglich; falsches Einlegen des Seils führt in der Regel zum Funktionsverlust; Seilausgeben unter Beibehaltung des Bremshandprinzips manchmal umständlich; nur für Einfachseile geeignet, Abseilen ebenfalls nur am Einfachseil möglich. Gerätedynamisches Sichern kaum möglich, weiches Sichern geht nur über Körperdynamik oder das sehr anspruchsvolle und nicht ganz risikofreie Eingreifen mit der Führungshand.

Sichern mit Autotuber

kl-neue-sicherungsgeraete-2018-black-diamond-atc-pilot-seil-ausgeben-autotuber-klettern-02 (jpg)
Ralph Stöhr
Der ATC Pilot von Black Diamond.

Ob Smart, Ergo, Pilot, Fish oder Jul: All diese Geräte basieren auf dem Tube-Prinzip, allerdings bieten sie einen Sicherheitsbonus im Vergleich zu herkömmlichen Tubern. Denn Auto-Tuber verfügen über eine Bremskraftunterstützung. Diese zusätzliche Bremse ist von Gerät zu Gerät und von Seil zu Seil etwas unterschiedlich und wirkt nicht vollständig, die Bremshand muss also immer am Bremsseil bleiben. Dennoch weisen Autotuber damit ein Sicherheitsplus auf, da weniger Handkraft nötig ist, um einen Sturz zu halten. Auch beim Ausbouldern oder Hängen im Seil lassen sich Autotuber komfortabler handhaben als Tuber ohne Bremskraftunterstützung.

Vorteile:

Einfach; leicht und klein; dank Bremskraft-Unterstützung ist weniger Handkraft nötig; Sicherheitsplus.

Nachteile:

Viele Autotuber funktionieren nur dann einwandfrei, wenn sie mit dem dazu empfohlenen Verschlusskarabiner verwendet werden (am besten im Set kaufen); Handlingfehler sind möglich; nur für Einfachseile geeignet, Abseilen ebenfalls nur am Einfachseil möglich. Gerätedynamisches Sichern schwierig, weiches Sichern geht nur über Körperdynamik oder das sehr anspruchsvolle und nicht ganz risikofreie Eingreifen mit der Führungshand.

Die besten Autotuber Sicherungsgeräte:

Sichern mit Tubes

KL Sicherungsgeraet - Sichern in der Kletterhalle
Ralph Stöhr
Sichern mit Tuber in der Kletterhalle.

Sie funktionieren, aber nur wenn die sichernde Person das Sichern mit Tube perfekt beherrscht. Manche Kletterhallen haben ihre Nutzung bereits verboten, und in den Unfallstatistiken liegen die Tuber auch vorn: Denn wenn man nicht alles richtig macht, dann ist der Bodensturz schnell passiert. Es spricht also viel dafür, auf Autotuber oder Halbautomaten umzusteigen. Trotzdem gibt es Vorteile dieser Sicherungsmethode, und beim Alpinklettern sind Tuber mit der Platefunktion aus gutem Grund nach wie vor Standard.

So funktionieren Tuber

Tuber basieren auf dem Prinzip der "Knick-Brems-Idee". Das Seil wird im Gerät so stark umgelenkt, dass die enstehende Reibung im System die zu haltende Last reduziert. Diese verbleibende Last muss allerdings von der sichernden Person mit der Hand gehalten werden.

Risiken und Nebenwirkungen von herkömmlichen Tubern

Die normalen Tuber sind relativ einfach zu bedienen und haben den Vorteil, dass auch ein falsch eingelegtes Seil nicht zum völligen Funktionsverlust führt. Ihr Nachteil ist, dass sie keine Bremskraftverstärkung haben und ausreichend Handkraft nötig ist, um die kletternde Person zu sichern. Das Verletzen des Bremshandprinzips kann fatal enden: 2019 wurden 11 Bodenstürze in Kletterhallen gezählt, bei denen 5 (von insgesamt 6) Bodenstürzen mit dem Tuber "resultierten aus einem Sturz im Vorstieg, der nicht mehr kontrolliert werden konnte". Die restlichen 5 passierten mit dem Grigri, allerdings beim Ablassen.

Des weiteren zeichnet Tuber aus, dass nur am Körper gesichert werden kann und das Sichern eines Nachsteigers nicht ohne weiteres möglich ist (da dann keine Knickwirkung, außer es wird über einen Dummyrunner am Stand umgelenkt). Diesen Nachteil beheben die Tubes mit zusätzlicher Plate-Funktion wie das Petzl Reverso oder ATC Guide. Zu dieser Gattung der Alpintuber kommen wir unten noch.

Vorteile:

Einfache Bedienung; leicht und klein; falsches Seileinlegen führt nicht zu Funktionsverlust; gutes Handling; geeignet für Einfach-, Halb- und Zwillingsseile; gut zum Abseilen, dynamisches Sichern von leichteren Personen gut möglich.

Einen anderen Pluspunkt haben zwei Forscher von der Ruhr-Universität Bochum festgestellt. Wer das Sichern und Stürze halten mit dem einfachen Tuber lernt, verinnerlicht das Bremshandprinzip deutlich besser als diejenigen, die das Gleiche an Halbautomaten lernen. Um es mit den Wissenschaftlern zu erklären: Spürt ein Mensch den starken Zug des Seils an der Bremshand, speichert das "prozedurale Gedächtnis" im Stammhirn die Bewegungsabläufe besser ab.

Nachteile:

Ausreichend Handkraft zum Halten von Stürzen nötig; Verletzung des Bremshandprinzips kann fatal enden. Bremskraft von Sturzzugrichtung abhängig; sofern keine Platefunktion integriert: Sichern nur am Körper möglich, Nachsichern nur mit Dummy-Runner am Stand.

Alpintuber fürs Mehrseillängenklettern

Beim Alpin- oder Tradklettern mit Halbseilen sind die klassischen Tuber immer noch angesagt. Zwar gibt es auch Autotuber für den Einsatz mit zwei Seilen. Ein geschmeidiges Handling erfordert aber viel Übung. Am weitesten verbreitet sind die Tuber mit Platefunktion. Mit ihnen lässt sich mit zwei Seilen sichern, abseilen und direkt über den Stand nachsichern, wobei bei der Platefunktion das Seil zu Nachsteiger/n beim Sturz blockiert. Zu diesem Zweck verfügen die Geräte über eine zusätzliche Öse zur Aufhängung am Zentralpunkt des Standplatzes. Eine zweite, kleinere Öse dient dazu, die Blockierung eines gestürzten Nachsteigers durch Drehung des Geräts wieder zu lösen, um diesen zum Beispiel auf ein Band oder zum Wandfuß abzulassen (mit Hintersicherung durch einen HMS, versteht sich).

Für alle Fälle: Die Halbmastwurf-Sicherung (HMS)

KL Halbmastwurf-Sicherung (HMS)
Volker Leuchsner, Ralph Stöhr
Sichern mit Halbmastwurf (HMS).

Als universell einsetzbare Sicherungsmethode sollte die HMS immer noch ins Standardrepertoire von Kletternden gehören. Zu den Vorteilen der HMS gehört, dass sie in jede Sturzzugrichtung zuverlässig bremst, nur einen Verschlusskarabiner benötigt und das Sichern sowohl am Körper als auch an einem Fixpunkt am Stand erlaubt.

Vorteile:

Einfach; universell einsetzbar; für Vor- und Nachstieg gleichermaßen geeignet; bremst in jede Sturzzugrichtung; kann am Körper und am Fixpunkt verwendet werden; erfordert kein zusätzliches Gerät.

Nachteile:

Bei Hand-unten-Methode Gefahr des Aufschraubens des Karabiners durch das Seil (Safelock verwenden); ausgeprägte Handkraft nötig; zusätzliches Abseilgerät erforderlich; relativ hoher Seilverschleiß; ungeeignet für Halb- und Zwillingsseiltechnik (Gefahr der Schmelzverbrennung im Knoten); Krangelneigung.

Mehr zum Thema Sichern: