Wenn man gut klettern und eine gute Klettertechnik möchte, reicht es nicht, immer in der gleichen Kletterhalle oder im gleichen Klettergebiet zu klettern. Oder im gleichen Kletterstil. Es ist wichtig, sich ein großes Bewegungsrepertoire anzueignen. Daher sollte man so oft es geht neue Herausforderungen suchen: neue Routen, Bouldern statt Klettern, eine andere Kletterhalle, ein neues Klettergebiet, andere Wandneigungen. Übe hin und wieder auch Sachen, die dir nicht so furchtbar viel Spass machen.
Du bist stärker als du denkst. Um das Beste aus sich herauszuholen, braucht man den festen Willen, sein Bestes zu geben. Willst du schwerer klettern, musst du auch schwere Sachen probieren. Um besser zu werden, muss man regelmäßig alles geben. Daher gilt: Nicht zu oft halbherzige Sachen machen. Das heißt nicht, sich zu verkrampfen – sondern nur eben mit voller Konzentration und oft so gut zu klettern, wie man es kann.
Im Zweifel ist Technik wichtiger als Kraft. Denn: Wenn man bereits stark ist, gestaltet es sich viel schwieriger, Klettertechniken zu erlernen – man kann sich ja immer schnell mit einem Klimmzug aus der Misere retten. Eine Methode, Klettertechnik zu bekommen, ist viel flüssig und "schön" klettern zu üben. Auch im anspruchsvollen Gelände.
Schwierigkeitsbewertungen sind relativ: Was in Kletterhalle A eine Sechs ist, kann in Kletterhalle B als Siebener daherkommen. Was im ersten Gebiet leicht geht, kann im nächsten Klettergebiet weit weg sein. Wenn du kleiner oder größer bist als der Durchschnitt, sind manche Bewertungen für dich nicht passend. Grade sind relativ. Betrachte deine Stärken und Schwächen. Suche dir Routen, die dir liegen, wenn du ein Erfolgserlebnis brauchst. Suche dir Routen, die dir nicht liegen, wenn du besser werden willst.
Scheitern gehört zum Klettern dazu. Wer scheitert, hat sich aufgemacht, die persönliche Grenze zu suchen – und wenn es gut läuft, zu verschieben! Deshalb besser umdefinieren: Etwas nicht zu schaffen, ist kein Scheitern. Scheitern ist, es gar nicht erst zu versuchen. Etwas nicht zu schaffen, ist nur ein Feedback: zum Beispiel, dass man gerade einen Fehler gemacht hat, eine erforderliche Fähigkeit nicht beherrscht oder eben noch zu schwach ist. Hier liegt also Potenzial für Fortschritt!
Die richtige Einstellung: Die meisten Menschen klettern zum Spaß. Und natürlich bereitet es Freude, wenn der Durchstieg gelingt. Doch wenn der Durchstieg zu wichtig wird, erhält das Ergebnis unseres Tuns zuviel Bedeutung, während das Tun selbst zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Gut klettern kann man nur mit freiem Kopf. Wie soll das gehen, wenn Erfolg oder Misserfolg so furchtbar schwer wiegen? Besser ist, die Erwartungshaltung niedrig zu halten und sich über jeden Erfolg wie über ein Geschenk zu freuen.
Das Projektieren von schweren Routen hilft, um besser zu werden. Wer seinem Körper nicht ab und zu zeigt, was er später mal können soll, kommt nicht weiter. Dazu gehört Ausbouldern, Vorbereitung, Timing und Durchstiegsversuche. Beim Ausbouldern ist wichtig, viele verschiedene Möglichkeiten zu beachten. Vorbereiten ist wichtig: Sich vorher schon ansehen, wo es langgeht, erspart späteres Suchen. Timing umfasst, dass man sich gut aufwärmt und gut erholt ist, wenn man Leistung abrufen möchte. Und für Durchstiegsversuche siehe: die richtige Einstellung).
Strebe nicht an, "sicher" zu klettern. (Ausnahme: brüchiger Fels...) Wenn man einen Grad (eine Route) sicher klettern kann, fühlt es sich leicht an. Wer hingegen versucht, auf Nummer Sicher zu klettern, verballert nur unnötig viel Kraft und lernt nicht, sich souverän an der Sturzgrenze zu bewegen. Das ist aber eine wichtige Fähigkeit, die nötig ist, um sein persönliches Kletterpotenzial auszuschöpfen. Mit der Klettererfahrung kommt dann das sichere und souveräne Klettern von ganz allein.