Salewas Vision: Hanf und Wolle aus der Region

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Bekleidung aus Hanf
Salewa setzt auf Naturfasern

Interview

Hanf und Wolle aus der Region: Christine Ladstätter verknüpft beim Bergsportunternehmen Salewa traditionsreiche Materialien mit innovativen Ideen.

Salewa Hanfproduktion
Foto: Salewa by Maren Krings
Salewa verfolgt die Vision, im Alpenraum Hanf anzubauen und damit Bekleidung herzustellen. Ist das romantisch oder realistisch?

Christine Ladstätter: Es ist sicherlich ein bisschen Nischenromantik, aber das Ziel ist realistisch. Wir möchten nachhaltige Wertschöpfung wieder in unserer Heimat ansiedeln. Bevor Hanf in Verruf geriet, war Italien einer der größten Produzenten. Die Sorte Carmagnola lieferte die schönsten Fasern für Textilien.

Warum gerade Hanf?

Hanf braucht kaum Bewässerung, weder Pestizide noch synthetische Düngemittel. Er ermöglicht mehr Biodiversität und schafft durch seine tiefen Wurzeln gesündere Böden. Blätter, Stiele, Blüten und Samen – alles kann verwertet werden, neben Bekleidung zum Beispiel auch für Backwaren, Thermoziegel, Sportcremes und therapeutische Mittel. Seit 2017 hat sich ein starkes regionales Netzwerk aus Landwirtschaft und Industrie entwickelt.

Sind die ersten Ernten schon eingefahren?

Ja, es gibt inzwischen einige alpine Hanffelder, aber für Bekleidung sind die Garne nicht fein genug. Die weiche Qualität des nordchinesischen Textilhanfs, den wir in unserer Kletterkollektion verarbeiten, erreichen wir momentan nicht. Daher haben wir eine Kombination mit Hanf-Cellulose und Merinowolle für Baselayer-Prototypen ausprobiert. Die Haptik wird dadurch weicher und der Tragekomfort leicht. Vielversprechend ist die Entwicklung einer Jacke mit einer Wattierung aus deutscher Hanffaser gemischt mit Hanf-Cellulose. Die Isolierung ist sehr atmungsaktiv, thermoregulierend und angenehm zu tragen.

Interview mit Christine Ladstätter von Salewa
Salewa
Christine Ladstätter, Innovation & Special Projects Manager, treibt schon seit mehr als 30 Jahren kreative Produktideen bei der Südtiroler Bergsportmarke voran.
Ist diese Cellulose-Faser aus Hanf ökologischer als Tencel, das meist aus Eukalyptus, Buche oder Fichte gewonnen wird?

Durch sein schnelles Wachstum liefert Hanf neben Hanfnüssen sehr viel Biomasse in wenigen Monaten. Der Cellulose Anteil der Biomasse erreicht bis zu 70 Prozent. Holz wächst im Vergleich sehr viel langsamer. Hanf-Cellulose ist daher eine hochinteressante Zukunftsressource.

Eine regionale Wertschöpfungskette ist auch eine Frage des Preises. Ist die Zahlungsbereitschaft dafür vorhanden?

Wir leben in einer Zeit, in der wir überlegen müssen, in welche Richtung wir uns als Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickeln wollen. Das Globale können wir im Wirtschaftsprozess nicht total verneinen. Aber wir sollten prüfen, was wir regional produzieren können. Die Frage ist auch: Brauchen wir quantitativ immer mehr oder sollte dieses Mehr nachhaltig sein? Wir brauchen Kostenehrlichkeit, denn letztlich bezahlen wir alle für die ökologischen Auswirkungen von Produktion und Konsum.

Salewa Alpenschafe
Salewa
Mit TirolWool haben Sie bereits erfolgreich eine regionale Initiative etabliert. Wie kam es dazu?

Wir wollen dazu beitragen, den alpinen Lebens- und Kulturraum zu erhalten. 2011 haben wir uns intensiv mit unseren Werten und unserem Zuhause in den Dolomiten beschäftigt. Salewa gehört zur Oberalp-Gruppe, einem Familienunternehmen das seit Generationen mit Wolle arbeitet. Schafe haben die Täler geprägt. Damals war Wolle jedoch ein Nebenprodukt der Milch- und Fleischerzeugung und wurde meist entsorgt. Mit der Tiroler Bergrettung haben wir 2014 das Projekt aufgenommen und Jacken mit der Isolationstechnologie TirolWool Responsive entwickelt.

Warum nehmen Sie für die Isolierung keine reine Wolle, sondern mischen mit recyceltem Polyester?

Die voluminöse Wolle der Tiroler Bergschafe und Villnösser Brillenschafe ist zu wenig packbar und nicht weich genug, daher geben wir recyceltes Polyester mit responsive (FIR) Technologie aus Deutschland hinzu. In Italien wird die Wattierung gefertigt. Zehn Tonnen Rohwolle beziehen wir jährlich von den Bergbauern für einen fairen Preis. Unsere Winterkollektion führt 29 Teile aus TirolWool.

Ist die Zukunftsdevise mehr Natur und weniger Synthetik?

Nicht zwingend. Wenn ein Produkt ganz wiederverwertbar ist, können wir auch synthetische Materialien nutzen. Mischungen aus Naturfasern und Synthetik lassen sich schwerer recyceln. Was bedeutet das für neue Kollektionen? Wir wollen künftig kreislauffähige Produkte entwickeln. Zirkuläre Wertschöpfung darf jedoch nicht nur die Vision einer Marke sein. Wir alle sollten diese Vision teilen – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. In Kreisläufen zu denken wird die Herausforderung der kommenden Jahre.

Salewa
Salewa

Starke Naturfaser

Hanf, Wolle, Tencel und Bio-Baumwolle: Nachwachsende Fasern sind in der Sommerkollektion von Salewa stark vertreten. Für eine ausgezeichnete Regulierung der Körpertemperatur sorgen zur warmen Jahreszeit vor allem zarte Merinowolle sowie Hanf, der als eine der strapazierfähigsten Naturfasern zudem durch seine hohe Reißfestigkeit überzeugt. 51 Hanf-Artikel führt der Bergsportausrüster, gemischt mit Bio-Baumwolle oder recyceltem respektive biobasiertem Polyester.

Salewa
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Bei der Kletterhose Lavaredo Hemp Ripstop Pant sorgt das dehnbare Mischgewebe aus 53 Prozent Hanf, recyceltem Polyester und Elasthan sowie der komfortable Schnitt mit weicher Taille, die gut unter das Gurtzeug passt, für Bewegungsfreiheit. 130 Euro.​

Mehr über die Alpine Hemp Technologie im Video

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