Der Trend geht nach wie vor zum nachhaltigen Einkauf. Aber was genau bedeutet die Bezeichnung "Bio"? Eigentlich heißt "biologisch", dass bei der Herstellung von Produkten keine künstlichen Elemente genutzt werden und dass Produktion und Rohstoffe umweltverträglich sind. Das Problem: Es ist meist nicht klar gesetzlich geregelt, was nun wirklich hinter "Bio" oder "Öko" steckt. Was wir als Verbraucher da tun können? Wir können uns an Zertifizierungen und Labels orientieren – ein Blick auf die drei wichtigsten Branchen.
Klare Sache: Bio-Lebensmittel
Ursprünglich stammt der Bio-Begriff aus dem Lebensmittelbereich. Hier helfen seit Jahrzehnten gleich mehrere Siegel bei der Kaufentscheidung. Damit sie ein Bio-Siegel tragen dürfen, kontrolliert und zertifiziert der Herausgeber des jeweiligen Siegels landwirtschaftliche Erzeugnisse. Am weitesten verbreitet und selbst bei vielen Discountern vertreten sind Produkte mit dem grünen EU-Bio-Siegel (welches das frühere sechseckige Bio-Siegel ersetzt). Das EU-Bio-Siegel erhält nur, wer die Vorschriften der EU für Bio-Landbau erfüllt, genau geregelt wird das in der EG-Öko-Basisverordnung. Die EU-Richtlinien schreiben zum Beispiel vor, welche Dünger oder Futtermittel im ökologischen Landbau zugelassen sind, wie viel Platz die Tiere haben müssen, welche Zusatzstoffe in ihrer Nahrung enthalten sein dürfen. Zwar stellt das EU-Bio-Siegel grundsätzlich recht niedrige Anforderungen, aber generell sind Bio-Lebensmittel mit EUBio- Siegel und konventionelle Erzeugnisse klar unterscheidbar.
Sehr viel weiter in ihren Anforderungen gehen Bio-Siegel wie Naturland, Bioland oder Demeter. Sie zertifizieren nur Betriebe, die komplett nach den jeweiligen Richtlinien arbeiten, stellen deutlich höhere Ansprüche in Sachen Tierwohl und verbieten auch noch viel mehr Düngemittel oder Zusatzstoffe. Doch gleich, wie streng die Kriterien des jeweiligen Labels sind: Bei Lebensmitteln ist »Bio« klar geregelt, man kann darauf vertrauen, dass sie nach ökologischen Maßstäben produziert wurden. Das Vertrauen, das bei Kräutern, Kaffee, Milch, Gemüse, Fleisch & Co. aufgebaut wurde, wird auch in anderen Bereichen wie der Textilindustrie und der Kosmetikbranche genutzt – in denen es weniger gesetzliche Regelungen gibt und Kontrollen leider oft nicht so streng ausfallen.
Das EU-Siegel steht für Basics wie gentechnikfrei, eine artgerechte Haltung oder Bio-Futter.
Definitionssache: Bio bei Kleidung
Im Textilbereich existieren keine EU-Rechtsvorschriften für "Bio" oder "Öko". Initiativen stellen ihre Siegel selbst aus. Mehrere seriöse Zertifikate geben Orientierung: Am strengsten ist das recht seltene "IVN BEST"-Siegel. Es definiert und verlangt das aktuell mögliche Maximum an Nachhaltigkeit. Ebenfalls sehr streng: das Global Organic Textile Standards (GOTS), das auch soziale und Umweltkriterien für die Produktion festlegt und sich immer mehr durchsetzt. Nur Mindeststandards für die Schadstofffreiheit hat das sehr weit verbreitete Siegel "Oeko-Tex Standard 100". Das neuere Zertifikat "Oeko-Tex Made in Green" regelt außerdem, welche Chemikalien eingesetzt werden und welche Rückstände in fertiger Kleidung verbleiben dürfen. Wer bei Outdoor-Produkten Wert auf eine Zertifizierung mit hohen Ansprüchen legt, sollte nach Equipment suchen, das den strengen »Bluesign«-Kriterien entspricht.
- bluesign.com: Bluesign regelt den Einsatz von Chemikalien sehr streng und betrachtet die gesamte Herstellungskette.
- hohenstein.com: Das weit verbreitete »Oeko-Tex«-Siegel prüft Kleidung auf Schadstoffrückstände.
- global-standard.org: GOTS-Produkte müssen zu 70, GOTS-Bio-Produkte zu 95 Prozent aus Bio-Naturfasern bestehen.
- naturtextil.com: Weltweit höchste Anforderungen an Öko-Textilien und Öko-Leder. Jährliche Überprüfung.
Kosmetik & Körperpflege: Was ist Bio?
Pflege- und Kosmetikproduzenten werben besonders gern mit »Bio«, doch auch hier gibt es keine klare rechtliche Regelung. Erstaunlich, dass bei den Produkten, die uns im Wortsinne unter die Haut gehen, das Gesetz nicht explizit vorschreibt, was sie enthalten. Aber auch hier gibt es Siegel als gute Orientierung. So haben sich einige traditionell auf Naturprodukte spezialisierte Hersteller wie Weleda und Wala zusammengetan und das Natrue-Siegel entwickelt, mit hohen Anforderungen an Inhaltsstoffe, Produktion und sogar die Verpackung. Auch das BDIHSiegel definiert hohe Ansprüche in Sachen Inhaltsstoffe, verbietet Gentechnik und Tierversuche. Generell sollte man sich bei Kosmetik eigenständig mit Inhaltsstoffen auseinandersetzen und nicht darauf setzen, dass »Bio« schon »Bio« sein wird. Zusätzlich lohnt ein Blick auf die Website des Herstellers, welche Kriterien für Nachhaltigkeit er bei seinen Produkten anlegt.
- natrue.org: Transparente Kontrollen, hohe Standards. Ohne Erdöl, Silikone, Parabene, Gentechnik und Tierversuche.
- ecocert.com: Ähnlich wie Natrue. Checkt auch Landbau, Textilien, fairen Handel, Wasch- und Reinigungsmittel.
- bdih.de: BDIH verbietet Silikone, Paraffine, Erdöl, Tierversuche, Gentechnik – für echte Bio-Kosmetik.