Direkt im Eingangsbereich steht eine kleine Schuhgalerie: Skischuhe aus den 1930er Jahren wie das Modell Kreuzeck, das für die olympischen Winterspiele entwickelt wurde, bis hin zu Klassikern wie dem Trekker, mit dem das Bergwandern in den 1980er Jahren populär wurde, erinnern in der Jetzendorfer Zentrale an die traditionsreiche Geschichte und innovative Kraft des oberbayerischen Unternehmens, das in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert.
Einige ältere Modelle aber ruhen nicht in der Vitrine, sondern sind auch heute noch auf Trab. "Täglich erreichen unsere Reparaturwerkstatt Exemplare, die weit über 20 Jahre alt sind", berichtet Lowa-Geschäftsführer Alexander Nicolai. "Diese wurden meist sehr gut gepflegt, und es sind häufig am Schaft fast keine Reparaturen nötig. Lediglich eine Erneuerung der Sohle steht von Zeit zu Zeit an." Seit Gründung des Unternehmens werden Schuhe auch repariert. Sohlen und Absätze werden erneuert, Haken, Ösen oder auch Schlaufen ausgetauscht, abgenutzte Fersenfutter geflickt und aufgerissene Nähte neu fixiert. Danach stehen sie bereit für das nächste Abenteuer.
Langlebigkeit ist eine wichtige Säule der Unternehmensstrategie. Qualitativ hochwertige Materialien und sorgfältige Verarbeitung zeichnen Lowa-Schuhe aus. Sie sollen robust, hochfunktional, innovativ und modern sein und perfekt passen. Das verarbeitete Leder stammt von Rindern aus Europa und aus europäischen Gerbereien, die eine ökologische und sozialverträgliche Produktionsphilosophie teilen.
Nach und nach steigt Lowa auf umweltverträglichere Materialvarianten um und bewahrt zugleich die lange Gebrauchsdauer. Mit Hilfe von Lebenszyklusanalysen und Treibhausgasbilanzen für einzelne Produkte soll der ökologische Fußabdruck weiter reduziert werden. »Bei einem Schuh mit teilweise über 150 Einzelteilen ist dies aber ein langer Prozess«, stellt Nicolai fest. »Oft ist es eine Gratwanderung zwischen nachhaltigen Materialien, Haltbarkeit und Reparaturfähigkeit. Es ist ein ständiges Abwägen und Testen.«
Eine Tradition mit Zukunft
Im hauseigenen Labor werden die Materialeigenschaften überwacht. Die Schadstofffreiheit – auch von Schnürsenkeln, Klebern und Farbstoffen – wird in externen Laboren getestet. Mit anderen Herstellern und Lieferanten hat sich Lowa zu einer Kooperation für abgesicherte definierte Standards bei Schuh- und Lederwarenprodukten (cads) zusammengeschlossen, um freiwillig besonders hohe Anforderungen zu erfüllen. Nanotechnologien, Anti-Transpirantien, Biozide und Anti-Schimmelmittel sind tabu.
Nicht nur bei der Materialauswahl bleiben die Bayern am Puls der Zeit, sie haben auch innovative Ideen – und produzieren damit Bestseller: So sorgte etwa 1972 ein Skistiefel mit aufblasbaren Luftkissen für eine optimale Passform des Innenschuhs. Mit beeindruckte 1997 der Multifunktionsschuh Renegade – bis heute einer der meistverkauften Outdoor-Schuhe in Europa.
"Unsere Marke kommt aus der Tradition, aber wir entwickeln uns ganz klar in die Zukunft", erklärt der Lowa-Geschäftsführer. "Über die Jahre wurden Outdoor-Schuhe leichter und athletischer. Dieser Trend setzt sich weiter fort." So seien etwa funktionale Halbschuhe statt schwerer Stiefel zunehmend gefragt. Mehr als drei Millionen Paar Schuhe will Lowa in diesem Jahr produzieren und sie in 80 Länder liefern. 2250 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, davon 285 in Jetzendorf, dem beschaulichen Ort an der Ilm, wo mit der Produktion von Haferlschuhen vor 100 Jahren alles begann. 1923, im Jahr der Hyperinflation in Deutschland, gründete Lorenz Wagner dort seine eigene Schuhmacherwerkstatt.
Seit Bestehen meisterte das Unternehmen auch schwierige Zeiten – aber ist heute stärker denn je. Mit der Übernahme des langjährigen slowakischen Produktionspartners Riko Sports kontrolliert Lowa seit 2019 die gesamte Wertschöpfungskette. "Bei jedem Schritt der Produktion können nun Aspekte der Nachhaltigkeit geprüft und implementiert werden", betont Alexander Nicolai. "Mit unserer Philosophie Made in Europe stellen wir jeden Tag erneut die Weichen, auch in der Zukunft effizient und nachhaltig hochwertige Outdoor-Schuhe zu produzieren."
Der Trekker
Lowa zählt zu den ersten Unternehmen, die für das Bergwandern die passenden Schuhe entwickelten. Seit 1982 gibt es den "Trekker" – bis heute ein Bestseller für anspruchsvolle Touren quer durchs Gebirge.
Mit Feingefühl neu interpretiert wurden nun die Modelle Trekker LL (280 Euro) und – für weibliche Füße optimiert – Lady Sport LL (270 Euro), die ab Frühjahr erhältlich sind. Außen Nubuk-Leder, innen weiches Lederfutter sowie die innovative Vibram-Apptrail-Divo-Sohle mit zwei verschieden dämpfenden Schichten sorgen für Tragekomfort. Die Passform kann mit Zwei-Zonen-Schnürung und der Fixierung der Zunge durch X-Lacing justiert werden. Robust und wiederbesohlbar, sind sie für lange Jahre zuverlässige Begleiter.
Weitere Infos unter lowa.de