01.09.2022 - Er hatte eine kurze Krise – und ist seitdem vereinzelt bekannt: Im Zuge der Querelen um die geplante Skischaukel am Riedberger Horn geisterte der
Alpenplan durch die Medien. Bis dato fristete das mächtige Werkzeug zum Schutz der bayrischen Alpen ein sehr unbekanntes Dasein. Im Zuge des ersten bayrischen Landesentwicklungsprogramms trat das alpine Raumordnungskonzept 1972 in Kraft. Der Alpenplan teilt die bayrischen Alpen in drei Zonen ein (A-C) und reguliert die Erschließung von Verkehrsvorhaben, wie den Bau von Seilbahnen – zum Glück.
Die Zonen und ihre Bedeutung
Zone A: Das sind alle Städte und Siedlungsräume, sowie die Bereiche, in denen intensive Landwirtschaft betrieben wird (35% der Fläche). Bauvorhaben, wie Bergbahnen und Straßen sind in der Regel unbedenklich.
Zone B: Die 'Pufferzone' ist die kleinste, 22% der Fläche fällt in diese Kategorie. Erschließungen sind hier nur nach intensiver Prüfung zu den landesplanerischen Vorgaben zulässig.
Zone C: Sie wurde extra als 'Schutzzone' im Alpenplan konzipiert: In der größten Gebietszone (43%) sind alle Vorhaben, außer landeskulturelle Vorhaben (Forst-, und Almwege) verboten. Auch motorisierte Vergnügungsfahrten. Skipisten oder Straßen dürfen hier nicht gebaut werden.
"Erschließungshype" führte zur Einführung
Als der Alpentourismus mit dem Wirtschaftswunder in den 1950er- und 60er-Jahren Fahrt aufnahm, sahen viele Berggemeinden und Investoren die Chance, das zu nutzen. Ähnlich etwa dem Bauboom in Frankreich, wurden binnen kürzester Zeit zahlreiche Gipfel mit Bergbahnen und Skigebieten erschlossen. Viele waren über den Trend jedoch auch besorgt. Als schließlich der Watzmann zum Skigebiet umfunktioniert werden sollte, wurde den Gemeinden Ramsau und Berchtesgaden das Veto auferlegt. Der Auftakt zur Entwicklung des Alpenplans. Das Vorhaben am Watzmann rief den Initiator Helmut Karl auf den Plan: Der Unterfranke arbeitete in der Bayrischen Landesstelle für Naturschutz und entwickelte, auch angespornt, vom aufkommenden Naturbewusstsein das Konzept des Alpenplans –
welches am 01.September 1972 verabschiedet wurde.
Die Krise ums Riedberger Horn
Seitdem wirkte der Alpenplan im Stillen und bewahrte den Watzmann vor weiteren Erschließungsvorhaben. Aber auch Geigelstein, Sonntagshorn, Hochgern oder Alpspitze blieben von Bebauungen verschont. Anders als etwa viele Gegenden in Frankreich, wo dem Bauboom nur halbherzig Einhalt geboten wurde. Auch Debatten wie die Österreicher über die Kalkögel oder den Linken Fernerkogel im Ötztal braucht man in Bayern nicht mehr führen. Theoretisch zumindest.
Denn 2017 stand das Konzept plötzlich auf dem Prüfstand. Am Riedberger Horn im Oberallgäu sollte eine Skischaukel gebaut werden, mitten in Zone C. Der Bayrische Landtag nahm Teile des Gebiets aus dem Alpenplan heraus, um das Vorhaben zu ermöglichen. Die Wogen kochten hoch. Doch die Entscheidung hatte nicht lange Bestand, wurde 2018 zurückgezogen. Der Alpenplan erfuhr in dieser Zeit nicht nur ungewohnte Publicity, sondern ging im Endeffekt gestärkt aus der Situation hervor – und feiert nun 50-jähriges Bestandsjubiläum. Das outdoor-Magazin gratuliert!