Im Süden von Rheinland-Pfalz liegt die Region Pfalz. Sie begeistert neben toller Kulinarik, klasse Wein und vielen imposanten Burgen und Kirchen mit einem reichen Angebot an Wanderwegen. Besonders der Pfälzerwald begeistert Wanderer und Kletterer gleichermaßen. Seine felsen- und burgenreichen Hügel liegen gleich hinter Karlsruhe, rund um die kleine Ortschaft Dahn. Wir finden: nichts wie hin!
Die 3 Top-Touren im Pfälzerwald
1. Wanderung zum Napoleonfelsen (ca. 10 km)
Vom Parkplatz in Dahn nach Osten in den Wald, wo man nach 100 Metern auf den Dahner Felsenpfad stößt. Ihm bis zu den Panoramaausblicken über den Lämmerfelsen folgen und wieder zurück zur letzten Weggabelung. Geradeaus zum Wanderparkplatz Kleiner Eyberg, ihn rechter Hand liegen lassen und an der ersten Gabelung links. Rechts halten bis zur vierten Gabelung, hier links und auf dem Napoleon-Steig bis zum Napoleonfelsen. Den Napoleon-Steig verlassen und Richtung Osten am Felsen vorbei, dann die dritte Gabelung links. Nun bis zur Straße an allen Abzweigungen rechts bleiben. Links an der Straße entlang und mit der ersten Abzweigung rechts über den Bach. Der Napoleon-Steig-Markierung folgen, bei der Abzweigung zur Felmbersbacher Halde nordöstlich abbiegen und bis zum Durstigfelsen. Nach der Kurve erste Abzweigung rechts, dann geradeaus und an der zweiten Gabelung links. Dem Wegverlauf zur zweiten Gabelung folgen, links, bis der Dahner Felsenpfad wieder kreuzt. Links einbiegen und bei der ersten Gabelung Richtung Norden nach Dahn laufen.
2. Fünf-Burgen-Blick (ca. 12 km)
Ab der Bushaltestelle in Dernbach führt der Weg Richtung Osten aus dem Ort heraus und stark ansteigend in den Wald hinein. Nach circa 2 Kilometern passiert man das Gasthaus »Landauer Hütte« und folgt ab hier dem Weg in nordöstlicher Richtung bis zur Felsmarkierung »Dreimärker«. Der unscheinbare Stein markiert den Schnittpunkt von fünf Wegen, die hier aufeinandertreffen. Links den Weg nach Nordwesten einschlagen. An der nächsten Abzweigung wieder links und im sanften Bogen um den Roßberg herum, an der ersten Gabelung rechts und geradeaus zu einem Parkplatz. Von hier weiter zum Gasthaus »Waldhaus Drei Buchen« und links daran vorbeilaufen. An der nächsten Weggabelung geht es rechts und hinauf zum Aussichtspunkt »5-Burgen- Blick«. Es lohnt, hier eine Pause einzulegen: Man sieht auf die umliegenden Burgen Neuscharfeneck, Ramburg, Trifels, Anebos und Neuscharfenberg. Bei der nächsten Abzweigung links, dann nach der zweiten rechts, so wird die Burg Neuscharfeneck erreicht. Der Beschilderung zurück nach Dernbach folgen.
3. Annweiler-Trifels-Tour (ca. 18 km)
Das Städtchen Annweiler Richtung Süden auf der Burgstraße verlassen und den Annweilerer Burgenweg beschreiten. Er führt zunächst auf den Sonnenberg (497 m), auf dessen Spitze die Felsenburg Trifels thront. Hier musste vor Jahrhunderten König Richard Löwenherz ausharren, nachdem er auf dem Rückweg von einem Kreuzzug gefangen genommen wurde. Weiterhin an den Annweilerer Burgenweg halten und vorbei an den Burgruinen Anebos (463 m) und Scharfenberg (477 m), wobei Letztere über einen kleinen Waldweg in südwestlicher Richtung abgeschnitten werden kann. Nach dem Parkplatz Windhof vierte Gabelung links, in südlicher Richtung bis nach Bindersbach hinein und den Ort auf der Kurhausstraße wieder verlassen. Ab hier dem Richard-Löwenherz- Weg bis zum Rehberg-Parkplatz folgen. Von dort führt er in einer Schleife auf den Rehberg und wieder zurück zum Parkplatz. Nun in Richtung Straße gehen und kurz vorher den Weg nach Osten nehmen. Bei der dritten Abzweigung rechts auf dem Richard-Löwenherz-Weg zurück nach Annweiler laufen.
Tipps für eure Reise in den Pfälzerwald
- Beste Zeit zum Wandern: Der Frühling lockt mit der Mandelblüte, der Herbst mit seinen Farben und Weinfesten. Im Sommer läuft es sich angenehm durch den schattigen Pfälzerwald, doch das sonnig milde Klima lädt auch zu Wintertouren im Pfälzerwald ein.
- Anspruch: Die meisten Wege sind mit etwas Grundkondition leicht zu meistern. Einzig die felsigen Abschnitte erfordern Trittsicherheit.
- So kommt ihr in den Pfälzerwald: Ausgangspunkt für viele Touren ist die Ortschaft Dahn. Mit dem Auto erreicht man sie über die A8 bis Karlsruhe, dann auf A5, B10 und A65 nach Kandel und über Bad Bergzabern ans Ziel, alternativ über Landau und Hinterweidenthal. Mit der Bahn über Karlsruhe und hier weiter mit dem Bus über Hinterweidenthal nach Dahn. Für Gruppen lohnt der Blick auf das »Rheinland-Pfalz-Ticket«. Bei einem Grundpreis von 24 Euro für fünf Personen und 5 Euro pro weiterem Mitfahrer deckt es nahezu das ganze Bundesland und fast jede Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab.
- Vor Ort: Wer ohne Auto unterwegs ist, dem empfiehlt sich die Seite rolph.de, auf der man sich über alle Nahverkehrsverbindungen in Rheinland-Pfalz inklusive Fahrpreise informieren kann.
- Infos und Orientierung: Die offiziellen Wanderungen sind meist gut beschildert. Wenn ihr eure Touren lieber selber zusammenstellt, empfiehlt sich neben der komoot-App jedoch eine eigene Wanderkarte. Bewährt hat sich die Kompass- Wanderkarte Pfalz, Naturpark Pfälzerwald, 1:50.000 für 11,99 Euro. Oder die Oberhaart-Karte Neustadt an der Weinstraße 1:25.000 für 6,90 Euro. Zusätzliche Informationen zur Region, zu den Wanderwegen und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auf pfalz.de. Alle Touren, die hier vorgestellt werden, findet ihr auch auf komoot
Übernachtungs- und Einkehrtipps im Pfälzerwald
- Einkehren: Die Pfalz wartet mit vielen Hütten entlang der Wanderwege auf, wie zum Beispiel mit der urigen Hellerhütte bei Emstein, die Saumagen und anderes Deftiges serviert (hellerplatzhaus.de). Meist kümmern sich Ehrenamtliche um die Bewirtung, deswegen haben die Hütten oft nur am Wochenende offen.
- Unter der Woche versorgen die Restaurants hungrige Wanderer. Edle Hausmannskost serviert zum Beispiel das Waldschlössl in Bad Dürkheim: restaurant-waldschloessl.de
- Eine gute und preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit mit Selbstversorgung ist das »Ferienhaus Schwalbenfelsen« in Dahn (18,50 Euro/Person/Nacht, ferienhaus-schwalbenfelsen.de)
- Zeltmöglichkeiten bieten die Trekkingcamps Pfalz (zwei davon bei Annweiler).
"Waldmeister" – unser Reisebericht aus der Pfalz
Wie kann man nur so blöd sein!, werfe ich mir jedes Mal selber vor, wenn hinter Landau auf der B10 das Spalier aus Rebstöcken in die grünen Hügel des Pfälzerwaldes übergeht. Von Stuttgart brauche ich nur etwas mehr als eine Stunde bis hierher, und trotzdem habe ich es in 20 Jahren bislang nur selten geschafft. Bald taucht zur Linken eine der bekanntesten Aussichten in der Pfalz auf, die Trifelsgruppe bei Annweiler. Unverkennbar grü.en die drei benachbarten Hügel herüber, jeder gekrönt von einer Burg. Man ahnt es schon: Es gibt viele Möglichkeiten, hier zu wandern, allein die komoot-App weist über 280 Touren im Umkreis von fünf Kilometern auf. Eine der schönsten, die Trifels- Tour verbindet alle drei Burgen. Auf 18 Kilometern und 700 Höhenmetern führt sie in fünf Stunden zunächst zur Reichsburg Trifels, dann zur Ruine des Anebos, von der nicht mehr als ein paar Grundmauern übrig geblieben sind, deren Burgfels aber wie ein Amboss aus dem waldbestandenen Hügel ragt und die Mitte des Ensembles bildet. Zu guter Letzt geht es unterhalb der Burg Scharfenberg entlang, von der nur noch der 20 Meter hohe Bergfried steht. Am besten, man unternimmt die Tour unter der Woche. Dann herrscht auf der Burg Trifels weniger Andrang.
In der teilweise restaurierten Ruine können originalgetreue Nachbildungen der Insignien des Heiligen Römischen Reiches bewundert werden, über 100.000 Besucher tummeln sich hier im Jahr. Der Vorläufer des im 19. Jahrhundert wieder errichteten Gemäuers hat es außerdem als Gefängnis von Richard Löwenherz zur Berühmtheit gebracht. Der englische Herrscher wurde hier im Jahr 1193 festgehalten. Gerüchte um eine schlechte Behandlung oder gar um eine Befreiung durch seinen Hofbarden Blondel gehören jedoch in das Reich der Sage, seinen Briefen und Berichten von Zeitzeugen zufolge war er bester Laune, durfte Besuch empfangen und vertrieb sich die Zeit wohl mit Ringkämpfen und Zechgelagen.
Sandstein und Burgen bestimmen auch weiter das Bild, wenn man der B 10 Richtung Westen folgt. Nach 21 Kilometern, gleich bei Hinterweidenthal, wartet ein weiteres Wahrzeichen der Pfalz: der Teufelstisch. Der monumentale Fels zieht schon im Ort den Blick auf sich. 14 Meter ragt er einbeinig auf – ein Meisterwerk der Erosion. Seine riesige Platte besteht aus recht hartem Sandstein, sie konnte der Witterung mehr entgegensetzen als das umgebende Material und balanciert nun prekär auf einem dünnen Pfeiler, der, hoffentlich erst in ferner Zukunft, wegbrechen wird. In der Region stehen mehr als 20 dieser sogenannten Pilzfelsen, und wer auf den Anblick des etwas unschönen Besucherparkplatzes gleich an der Bundesstraße verzichten will, kann sich auch die Teufelstische von Salzwoog oder von Eppenbrunn anschauen, die sich nur 5 beziehungsweise 20 Kilometer weiter südwestlich befinden.
Nicht nur deswegen lohnt es sich, noch tiefer ins Felsenland zu fahren und die B 10 bei Weidenthal Richtung Dahn zu verlassen. Die grünen Hügel rücken hier, im Tal der Wieslauter, etwas zur Seite und geben der Landschaft eine gewisse Weite. An heißen Tagen liegt der harzige, schwere Duft des Waldes in der Luft, weitere Sandsteinmassive ragen aus dem Wipfelmeer, windzerzauste Kiefern krallen sich auf ihnen fest. Unweigerlich wähne ich mich irgendwo anders. So wild kann es in Deutschland doch gar nicht sein, denke ich. Tut es aber. Nicht umsonst ist die Pfalz schon seit über hundert Jahren eine der beliebtesten Wanderregionen der Nation – und eines der bedeutendsten Klettergebiete. Schon in den 20er Jahren zog es Kletterer auf die Türme und an die Wände.
Basejumperin wider Willen
In Dahn ragt ein 70 Meter hohes Sandsteinmassiv namens Jungfernsprung über dem Ort auf. Hinter dem Felsnamen, der so unschuldig daherkommt, verbirgt sich die unrühmliche Sage des Raubritters Hans Trapp von der nahe gelegenen Burg Berwartstein, der, geht die Fama, auf dem Felsplateau einer jungen Dame »die Unschuld rauben wollte«. Der Vollendung der Tat entzog sich die Unglückliche durch einen Sprung vom Felsen. Was im letzten Jahrtausend noch als durchaus salonfähige Erzählung zur Kenntnis genommen wurde, wirft nach #Metoo und etlichen Missbrauchsskandalen Fragen auf – handelt es sich doch hier offensichtlich um eine versuchte Vergewaltigung. Doch wie ist der anschließende Jungfernsprung juristisch zu bewerten? War das Fahrlässigkeit oder bedingter Vorsatz von Hans Trapp? – sonderlich ritterlich war es jedenfalls nicht. Sei es drum, der Dame ist nichts passiert, durch göttliche Fügung bauschte sich ihr Rock im Fallen auf und bremste den Sturz. Am Landeplatz der unfreiwilligen Basejumperin sprudelt heute eine Quelle.
Die meisten Wanderer parken in Dahn am Schwimmbad. Von hier starten viele Touren in die Umgebung – die bekannteste ist wohl der Dahner Felsenweg. Die prämierte Tour führt in 12,5 Kilometern zu etlichen Felsformationen und kann wohl mit Fug und Recht als eine der schönsten Wanderungen Deutschlands bezeichnet werden. Die erste Attraktion überragt unübersehbar die Szenerie: die riesige Wand des Büttelfelsens mit dem markanten Loch. Wer hier früh am morgen startet und die im Schatten liegenden Stufen der kurzen Leiter emporsteigt, dem scheint die Morgensonne ins Gesicht, wenn er durch die Felsöffnung nach Südosten auf den Wald und den Sandstein der Lämmerfelsen schaut und sich in einem amerikanischen Nationalpark wähnt.
Doch wie das mit der Prominenz eben ist: man hat sie selten für sich alleine, und schon gar nicht in einem Sommer, in dem ein Virus die Massen in die Mittelgebirge zieht. Vielleicht ist es dann gar keine so schlechte Idee, einen weniger bekannten Weg einzuschlagen, auch wenn die Felsendichte auch nicht granz so hoch. So bietet sich beispielsweise der »Weg durch die Wand zum Napoleonfelsen an. Er führt zu einem schlanken Felsturm, der mit seinem markanten Gipfel an den Zweizack des französischen Herrschers erinnert. Wer die 10 Kilometer lange Tour verlängern will, dem sei ein Abstecher auf den Großen Eyberg empfohlen, der mit 513 Metern den Pfälzerwald überragt. Für eine hervorragende Fernsicht sorgt ein stählerner Aussichtsturm. Was für ein Blick: nichts als grüne Hügel, aus denen rostbraune Felsen ragen.
Die Zeit hat Sand zwischen den Zähnen
Kaum vorstellbar, dass das Gebiet vor 245 Millionen Jahren als Teil des sogenannten Germanischen Beckens viel näher am Äquator lag als heute und ein wüsten.hnliches Klima vorherrschte. Immer weiter wurde Sand aus höheren Regionen herangetragen, und das Becken senkte sich immer tiefer. Schicht für Schicht lagerte sich ab und wurde durch den immer größer werdenden Druck zum Buntsandstein. In den letzten 50 Millionen Jahren hob sich der Pfälzerwald wieder, jüngere Deckschichten wurden durch Erosion abgetragen, und es entstand die bizarre Felsenlandschaft, wie wir sie heute kennen. Sedimentologen können anhand der Körnung und Maserung der Gesteinsschichten erkennen, ob das Material im Wasser abgelagert oder durch Wind herangetragen wurde, ob es dabei ruhig zuging und ein fester Stein entstand oder ob durch dynamische Prozesse große Kieselsteine mit eingebacken wurden.
Besondere Liebhaber dieser Felsen, nämlich die Klettercommunity, treffen sich ein paar Kilometer weiter hinter Dahn, im Bärenbrunner Tal. Links und rechts des Sträßchens, das bei Reichenbach von der Bundesstraße abbiegt, blitzt es rotbraun aus dem Wald, an vielen Felsenwird geklettert, am Talschluss liegt, von Wald und Wiesen umgeben, der denkmalgeschützte Bärenbrunnerhof. Auf einer nahe gelegenen Wiese darf gezeltet werden, der Hofladen verkauft Bier und Biokost, auf einer Weide grasen glückliche Rinder. Der Trubel der Stadt, Klimaerwärmung und die Pandemie rücken hier in weite Ferne. Ich nehme mir ganz fest vor, spätestens in zwei Wochen wiederzukommen. Ich bin doch nicht blöd!
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Extra-Tipp: Sickinger Höhenweg (24 km)
Die Region Sickinger Höhe verdankt ihren Namen dem letzten deutschen Ritter Franz von Sickingen, der einst hier herrschte. Der beständige Wechsel verschiedener Landschaftsbilder und die weiten Blicke übers Land sind besonders faszinierend. Wer also Lust auf eine lange Tagestour in einem unbekannteren Teil des Pfälzerwalds hat, sollte den Sickinger Höhenweg probieren: Er beginnt am Bahnhof Waldfischbach, leitet durch das lauschige Schauerbachtal und später zwischen den mächtigen Ramerfelsen hindurch (24 km, 530 Hm, 6,5 h, mittel).
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