Val di Sole im Trentino: Unsere Wandertipps

4 Traumtouren für Bergwanderer
Val di Sole im Trentino

Das Val di Sole im Trentino ist noch ein echter Geheimtipp für Bergwanderer. Manche Touren knacken sogar die Dreitausendergrenze. Hier die drei schönsten Wanderungen und Infos zum Klettersteig "Sentiero dei Fiori" ...

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Foto: Jens Klatt

Das Val di Sole, zu Deutsch »Tal der Sonne«, liegt im äußersten Nordwesten der italienischen Provinz Trentino an der Grenze zur Lombardei. Es erstreckt sich vom Tonalepass im Westen bis zur Taleinmündung des Nonstals im Osten. Von Norden her stoßen die Seitentäler Val di Rabbi und das Val di Peio auf das Val di Sole. Prominente Bergmassive wie die Brenta-Dolomiten, der Adamello Presanella und die Ortler-Cevedale-Gruppe rahmen die Täler ein.

In der Fotostrecke oben gibt es weitere schöne Reiseziele und Ausflugstipps im Trentino.

Hinkommen:
Mit dem Auto geht es von München über Innsbruck auf der A13 über den Brenner. Auf italienischer Seite die A22 weiter bis zur Ausfahrt S. Michele allʼ Adige, danach über die SS43 über Clès nach Malè.

Reisende mit der Bahn fahren nach Trient, von dort weiter mit der Elektrobahn Trentino Trasporti nach Mezzana.

Beste Zeit:
Nordseitig kann im Val di Sole und in den Seitentälern wie im Val di Peio lange Schnee liegen. Zum Wandern eignet sich die Zeit zwischen Juni und Ende September am besten.

Tourentipp 1:
Eine Wanderung durch das Val di Rabbi (10 km, 4h, leicht)

Tourentipp 2:
Der Klettersteig Sentiero dei Fiori (5 km, 6,5h, mittel)

Tourentipp 3:
Bergwanderung auf den Tonale Orientale (2696 m) (11 km, 5,5h, mittel)

Tourentipp 4:
Wanderung zum Rifugio Mantova al Vioz (3535 m) (9 km, 6,5h, schwer)

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Infos zur Region:
Wissenswertes zum Val di Sole sowie Freizeit- und Übernachtungstipps liefert der lokale Tourismusverband: Azienda Turismo Val di Sole, Tel. 0039/0463/901280, valdisole.net

Orientieren vor Ort:
Eine gute Übersicht über die Region verschafft die Wanderkarte
Peio e Rabbi, Val di Sole von Kompass
Maßstab 1:25.000
Preis: 8,90 Euro

Unterkünfte & Restaurants:

Auf dem Bauernhof:
Im Herzen des Val di Sole, in Terzolas, befindet sich der Bauernhof Anselmi. Von dort aus blickt man auf die Berge des Stilfserjoch- Nationalparks und die Adamello-Brenta-Gruppe. Das hausgemachte Frühstück ist ein Genuss. DZ gibt es ab 43 Euro pro Person und Nacht. agrituranselmi.com

Bed and Breakfast:
Die Casa Elena in Rabbi wurde im alpinen Stil renoviert, besitzt drei Doppelzimmer und überzeugt vor allem durch ihre ruhige Lage. Hinter dem Haus plätschert ein Bach, und es lockt ein großer Garten. Die Preise variieren je nach Saison und Anzahl der Personen, beginnend bei etwa 20 Euro pro Person im DZ. appartamentivaldirabbi.it

Camping:
Den Campingplatz Val di Sole in Peio umgibt eine imposante Bergszenerie. Ein kleiner Supermarkt, eine Grillstelle und ein Wäscheservice gehören zum Areal. Erwachsene zahlen außerhalb der italienischen Sommerferien 6,50 Euro, Kinder 4,50 Euro. Hinzu kommen sieben Euro für den Camper oder sechs Euro für ein Zelt. valdisolecamping.it

Klassische Pizza:
Das Ristorante Pizzeria Bucavene ist für seine ausladenden Pizzen zu fairen Preisen bekannt. Das Lokal befindet sich in Commezzadura. Tel. 0039/0463/974263.

Traditionell auf der Alm:
Die Malga Valpiana erreicht man über die Strada Di Valpiana ab Ossana. Empfehlenswert sind traditionelle Gerichte mit Polenta und Knödeln. Tel. 0039/046/751689.

Trentinische Küche:
Was von außen wie eine Alm aussieht, entpuppt sich innen als Geheimtipp: Das Restaurant Bio Agritur Maso Celesta in Vermiglio hat sich besonders auf lokale Küche spezialisiert und verkauft auch guten Käse zum Mitnehmen. bioagriturcelesta.it

Mehr Outdoor-Aktivitäten & Events in der Region:

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Jens Klatt
Ein Highlight für Wanderer des Sonnentals: die rekonstruierten Kriegssteige.

In die Therme:
Wer nach dem Wandern maximale Entspannung anstrebt, besucht die Thermen von Pejo. Das sprudelnde Mineralwasser lockert verspannte Muskeln und ist für seine Heilwirkung bei diversen Beschwerden bekannt. Eine Tageskarte inklusive Schwimmbad, Fitness, Wellness und Thermalbad kostet 35 Euro. termepejo.it

Ein Bike ausleihen:
Wer sich zur Abwechslung aufs Rad schwingen möchte, kann im Bike-Shop von Silvano Andreis in Malè hochwertige Mountainbikes und Rennräder ausleihen. Tourentipps bekommt man gratis dazu. Bikemiete je nach Modell ab 21 Euro pro Tag. andreissnc.com

Eine Tour mit Bergführer buchen:
Wer mit einem Guide wandert, kommt nicht nur ohne Umwege ans Ziel, sondern erfährt auch einiges über die Landschaft und Geschichte der Bergwelt. Empfehlenswert ist das Büro Guide Alpine Val di Sole in Malè. Tel. 0039/0463/903160, guidealpinevaldisole.it

Käse-Festival:
Der Casolét ist ein traditioneller Bergkäse aus dem Val di Sole. Im Rahmen des »Cheese Festival di Sole « vom 31. August bis zum 22. September gibt es Führungen zu Almen und Käsereien sowie Verkostungen in Restaurants.
Infos: valdisole.net

Sparen vor Ort:
Mit der Trentino Guest Card erhält man Vergünstigungen in öffentlichen Verkehrsmitteln, Museen, Thermen oder auch beim Kauf lokaler Produkte. Wer mindestens zwei Nächte in einem der teilnehmenden Hotels übernachtet, bekommt sie gratis. Infos unter visittrentino.info

Unser Reisebericht zum Val di Sole im Trentino

Die ersten 700 Höhenmeter dauern gerade mal fünf Minuten. Der frühe Vogel erwischt die erste Bergbahn, die zunächst über dem Tonalepass schaukelt und uns danach an der Bergstation am Passo Paradiso wieder auswirft. Schartig und massig liegt der Corno di Lago Scuro (3166 m) vor uns, ein angeknabberter Koloss, der sich vor Jahrmillionen aus dem Urozean erhob. Seinen Felskamm wollen wir heute durchwandern. Armando zeigt uns den Weg. Er ist ein braungebrannter Bergführer, der seit Jahrzehnten Gäste wie uns durch die Gebirgswelt rund um das Val di Sole führt. Es liegt im äußersten Nordwesten der italienischen Provinz Trentino an der Grenze zur Lombardei und erstreckt sich vom Tonalepass im Westen bis zur Taleinmündung des Nonstals im Osten. Von Norden her stoßen die Seitentäler Val di Rabbi und das Val di Peio auf das Val di Sole. Prominente Bergmassive wie die Brenta-Dolomiten, der Adamello-Presanella und die Ortler-Cevedale-Gruppe rahmen die Täler ein.

Über 300 Tage im Jahr ist Armando hier in den Bergen unterwegs. Am Kletterseil, mit Steigeisen, oder mit Wanderstiefeln – wie heute. Ein Klettersteig namens Blumenweg Am Westende des Sole-Tals, auf der Terrasse vor der Bergstation am Passo Paradiso, entspannen einige Touristen in Liegestühlen wie am Strand von Rimini. Armando steuert den Klettersteig Sentiero dei Fiori an, den »Blumenweg«, der den Fotografen Jens, unseren Kumpel Sebastian und mich über einen steil aufragenden Grat führen soll. »Wir wandern einen Halbkreis gegen den Uhrzeigersinn und werden heute Nachmittag mit der Seilbahn an der Cima Presana zurück ins Tal fahren«, sagt er mit Blick auf die Karte. Sieht nach einer tagesfüllenden Angelegenheit aus, und in den kommenden Tagen wird uns Armando noch drei weitere Touren führen. Der Rucksack heizt den Rücken auf, durch Schrofen aus Tonalit führt der Wanderweg steil bergauf. Dort, wo der Grat nach links abknickt, beginnt der Sentiori dei Fiori. Er ist mit Drahtseilen abgesichert. Seinem deutschen Namen »Blumenweg« wird er schon auf den ersten Metern voll gerecht: Blühende Gamswurz wächst zwischen grauen Blöcken, daneben stehen in Pink der Almenrausch und in Knallblau der Himmelsherold. Die Karabiner unserer Klettersteigsets klappern an der Felswand entlang. Ein Helm für den Kopf, ein Seil für die Hände, Dutzende Drahtbügel für die Füße.

Bergwandern auf historischen Wegen

Wir sind zum Vergnügen hier, doch wer sich auf den Blumenweg begibt, wandert auf historischen Wegen: Heute trennt der Grat nur das Valle Narcanello vom Val Presena. Im Ersten Weltkrieg verlief hier die Front zwischen Italien und Österreich-Ungarn. Von 1916 bis 1918 wurden Wege angelegt, Stollen und Tunnel gegraben. Fingerdicke Stahlseile geleiten uns über eine ehemalige Militärtrasse, die in teils aufregenden Höhen über die Kammlinie führt. Man folgt ihr, balanciert über zwei Hängebrücken und steht nach einem kurzen Abstecher auf dem Corno di Lago Scuro auf 3166 Metern am höchsten Punkt der Tour, mit der hölzernen Biwakschachtel Amici della Montagna direkt daneben. Sie bietet Unterschlupf bei Wetterumschwüngen am Berg und der Gipfel ein Logenplatz – gewaltig sind die Ausblicke nach Norden in die Ortler-Alpen, nach Osten zur Presanella sowie Richtung Süden auf die riesigen Gletscher am Adamello.

Jetzt ein Adler sein und über diese steinerne Mondlandschaft hinweggleiten! Das denkt sich auch ein Basejumper, der ein paar Meter von uns entfernt am Abgrund steht. In seinem knallroten Overall und dem Helm mit aufgeschnallter Kamera sieht er aus wie ein Teletubbie. Als er den Schritt in die Leere tut, geht ein kollektiver Schreckensseufzer durch die kleine Zuschauerschar. Mit Eisschrauben behangene Bergsteiger beißen in ihre Brote. Wer über Gletscherausrüstung und das nötige Wissen verfügt, kann am Ende des Blumenwegs über den Presanellagletscher ins Tal absteigen und der Tour eine hochalpine Note verleihen. Alle anderen nehmen die Gondel unterhalb der Cima Presena hinab ins Tal. Hinter der Biwakhütte wird der Weg ebener, die Stahlseile verschwinden. Am Ende der Tour weht auf der Terrasse der Bergstation eine steife Brise, doch die Aussicht auf den Adamello mit seinen vergletscherten Flanken ist zu luxuriös, um im Restaurant zu sitzen. Wir trinken Cappuccino, lauschen dem Kreischen der Dohlen. Im Norden ragt die Ortlergruppe in den Himmel.

»Da sind wir morgen unterwegs«, sagt Armando. Genauer gesagt am südlichen Ausläufer der Ortlergruppe: Armando hat den Monte Tonale Orientale ins Auge gefasst, einen 2696 Meter hohen Gipfel im Norden des Corno di Lago Scuro, drüben auf der Nordseite des Val di Sole. Langsam steigt die Sonne über die Bergrücken und taucht die Hänge in ein mildes Licht. Die ersten Mountainbiker quälen sich schon den geschotterten Forstweg hinauf, unten im Tal röhren Motorräder. Die von Furchen durchzogenen Südwände liegen noch im Schatten. Der Weg führt in langen Kehren bergan, gut zwei Stunden brauchen wir für die 700 Höhenmeter. Am Gipfel genießen wir die Sonnenstrahlen und die Weitsicht über das breite, wiesenreiche Val di Sole. Immer wieder besteht rund um das Tal die Möglichkeit, in größere Höhen vorzudringen, einfache Wanderungen zu fordernden Touren auszudehnen. So erreicht man vom Monte Tonale Orientale, nachdem man in guten vier Stunden die komplette Ortlergruppe überschreitet, den azurblauen Badesee Lago di Pian Palù. Er liegt im Nationalpark Stilfserjoch, eines der größten Naturschutzgebiete Europas. Adler, Hirsche und Steinböcke leben dort, man kann zu Gletschern oder der Viozhütte auf 3535 Metern wandern, die auch auf unserer Liste steht. Ganz bescheiden verstecken sich dagegen auf unserer dritten Tour die Wasserfälle von Saènt zwischen Lärchenwäldern im Val di Rabbi.

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Jens Klatt
Im Val di Rabbi, einem Seitental des Val di Sole, läuft man sich im Grünen warm, ehe es in die Höhe geht.

Kleine Almen, Höfe an steilen Hängen, das Läuten von Kuhglocken machen den Charme des Tals aus. Am Ausgangspunkt in Coler duftet es heute nach frisch geschlagenen Baumstämmen. Das Val di Rabbi, das sich vom östlichen Ende des Val di Sole wie ein Burggraben um die Ortlergruppe zieht, gehört zu den beschaulicheren Winkeln im Alpenraum. Wie es sich für einen Wildfluss gehört, führt unser Begleiter Gestein mit und breitet sich in der Talsohle aus. Auf der gut vierstündigen, von drei Wasserfällen garnierten Rundtour, legt man im Auf- und Abstieg etwa 620 Höhenmeter zurück und passiert einen Teil des Nationalparks Stilfserjoch. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke wird es laut. Vor einer Holzbrücke stürzt sich der Fluss in die Tiefe, hinter dem Wasserfall Cascate di Saènt präsentiert das Rabbital sein sattgrünes Kleid aus baumbestandenen Hangflanken und Wiesen, auf denen Kühe grasen. Auf dem Rückweg beginnt es zu tröpfeln.

Wie gut, dass in der Alm Malga Stablasolo Besucher willkommen sind. Und wenn zur hausgemachten Polenta Gemüse und danach Blaubeerkuchen aufgetischt werden, fühlt man sich wie ein König über dem wilden Tal. Die Polenta, der traditionelle Brei aus Maisgries, war, so erzählt Armando, früher das Abendessen der armen Leute und wurde mit dem ergänzt, was die Natur zur Verfügung stellte. Wie zum Beispiel den Bären-Chicorée: »Er diente den Soldaten während des Ersten Weltkriegs als Gemüseersatz in den Bergen«, sagt Armando. Heute gilt das Gericht als Delikatesse.

Am nächsten Tag sammeln wir neuen Schweiß: Rund 1200 Höhenmeter liegen vor uns zur Mantova al Vioz, der höchstgelegenen Hütte im Trentino – auf stolzen 3535 Metern. Die Tour dorthin und zurück beginnt im Ort Peio im gleichnamigen Tal, das vom Val di Sole in nördliche Richtung abzweigt. Auch hier rauschen etliche Wasserfälle und funkeln kleine Seen, und im Thermalzentrum Pejo Fonti sprudeln heilsame Mineralquellen. Der steinige Wanderweg führt steil bergauf und immer geradeaus. Es lohnt ein Blick über die Schulter: Über dem Val di Peio leuchtet abermals die Sonne und taucht die bergige Welt in ein freundliches Licht. Wir erreichen nach vier Stunden die Hütte, stehen auf der steinernen Terrasse und beschließen, die Nacht hier oben zu verbringen. Gut 100 Höhenmeter sind es noch bis zum Gipfel des Monte Vioz, an seiner Westseite hängen riesige Gletscher. »Das wird gigantisch, wenn die Sonne morgen früh dort oben aufgeht«, sagt Armando. Nach allem, was wir mit ihm erlebt haben, sehen wir keinen Grund, an seiner Ankündigung zu zweifeln.

Die Top-Touren im Val di Sole im Detail

Ausrüstungstipps