Der Mensch ist ein Zahlentier. Für Bergsteiger hört sich ein Achttausender immer spannender an als ein Siebentausender. Auch wenn Letzterer oftmals der schwierigere – und letztlich schönere – Berg sein kann. Auf die Alpen übersetzt: Ein niedriger Dreitausender weckt meist mehr Begehrlichkeiten als ein hoher Zweitausendneunhunderter – von ein paar Ausnahmen wie der Zugspitze (2962m) oder den Drei Zinnen (Große Zinne: 2.999m) einmal abgesehen!
Wo Wanderer also ihren Traum des "3000ers" verwirklichen können, ist beispielsweise in Osttirol: Die einzigartige Gebirgslandschaft mit 266 Dreitausendern und die alpine Kompetenz der einheimischen Bergführer machen Osttirol zum idealen Ziel für Bergfreunde, die erstmalig die dünne Luft eines 3000ers schnuppern möchten, keine Gletschererfahrung haben und auf markierten Wegen bleiben wollen. Zwei Riesenvorteile: Die Talorte liegen in Osttirol schon richtig hoch. Und am Gipfel strahlt einem nicht eine Hundertschaft von Touristen entgegen, sondern meist nur die Sonne!
Seespitze (3.021 m) – Osttirol
Das Defereggental zum Beispiel hat einige einfache Dreitausender in petto. Ein Beispiel: Die Seespitze (3.021 m). Sie ist der vielleicht meistbesuchte Berg mit der magischen Drei an erster Stelle in ganz Osttirol. Dennoch darf der pyramidenförmige Berg nicht unterschätzt werden: Vom Talort Trogach (1.700 m) im Defereggental warten gut 1.300 Höhenmeter auf die Gipfelaspiranten. Der Lohn der Mühe: eine ausgesprochen ausgezeichnete Aussicht!
Glödis (3.206m) – Osttirol
Wer auf "das Matterhorn Osttirols" möchte, muss ins Debanttal. Der Glödis sieht dem echten Matterhorn (in der Schweiz) nämlich sehr ähnlich, ist mit seinen 3.206 Metern aber gut 1.200 Meter niedriger als sein Walliser Vorbild. Und das Beste: Vom Debanttal ist der formschöne Zinken verhältnismäßig einfach und garantiert einsam zu besteigen. Wenn auch nicht für Bergnovizen, denn auch der Glödis will erobert werden – über einen spannenden Klettersteig. Am Gipfel angekommen, liegt einem die Welt (und Osttirol) zu Füßen – und der Großglockner scheint zum Greifen nah.
Hochschober (3.242m) – Osttirol
Der Hochschober in der Hochschobergruppe ist ebenfalls so ein relativ "leichter 3000er": Dem 3.242 Meter hohen Charakterkopf steigt man am einfachsten aus dem Leibnitztal und via Hochschoberhütte aufs felsige Dach. Aber Obacht: Unterhalb der Staniskascharte will ein recht steiler Gletscher(rest) überquert werden. Tipps und Tourenbeschreibungen dazu hier:
Auch diese 3000er-Gipfel lassen sich bei guten Verhältnissen recht einfach besteigen:
Piz Boè (3152m) – Sellagruppe/Dolomiten
Der Hauptgipfel der Sellagruppe gilt als leichtester Dreitausender der Dolomiten. Majestätisch thront die 3152 Meter hohe Gipfelpyramide des Piz Boè über dem wuchtigen Sellastock. Am schnellsten erreicht man ihr Haupt von der Bergstation der Sass-Pordoi-Seilbahn (2950 m) aus: Rund anderthalb Gehstunden reichen, um oben die Aussicht auf die Gletscherfelder der Marmolata zu genießen. Wer länger wandern möchte, steigt vom Sellajoch (2053 m) durch das Val Lasties auf. (Dauer: 3–6 Stunden, Anspruch: leicht, Tipps und Touren hier)
Säuleck (3086 m) – Hohe Tauern/Kärnten
Das kühne, 3086 Meter hohe Säuleck (3086 m) in den Hohen Tauern ist auch so ein Berg. In der älteren Alpinliteratur wird das Säuleck zwar als "Damen-Dreitausender" bezeichnet, doch einen Spaziergang darf man nicht erwarten: Der bis zu zehnstündige Aufstieg auf das Säuleck schlägt mit rund 1650 Höhenmetern zu Buche, es empfiehlt sich eine Übernachtung im Arthur-von-Schmid-Haus (2281m) am malerischen Dösensee – Tourenbeschreibung hier
Barrhorn (3.610m) – Walliser Alpen
Das Barrhorn in den Walliser Alpen thront satte 610 Meter über der Dreitausender- Marke – einer der höchsten Wanderberge der Alpen. Den Auftakt der technischen unschwierigen Tour bildet der zweistündige Anstieg zur Turtmannhütte (2519m). Am nächsten Tag wartet bald die Schlüsselstelle am Gässi, einer drahtseilgesicherten Felsrinne. Weiter geht es über das Schöllijoch (3343m) und durch weite Schotterfelder zum überwältigenden Gipfelblick auf die Walliser Viertausender-Prominenz. (Dauer: 2 Tage, Aufstieg: ca. 1800 Höhenmeter, Tipps und Touren hier)
Mettelhorn (3406m) – Walliser Alpen
Hoch über Zermatt erlebt man die Viertausender des Wallis im XXL-Panorama. Matterhorn, Weisshorn, Mischabelgruppe, Monte Rosa – am Gipfel des Mettelhorns (3406 m) zeigt sich die Gipfelprominenz um den Zermatter Talkessel von seiner besten Seite. Den Aufstieg würzen rund 1800 Höhenmeter sowie ein kurzes, bei guten Verhältnissen aber unproblematisches Gletscherfeld. Wem Letzteres zu heikel erscheint, weicht auf den Nachbargipfel Platthorn aus – auch noch stolze 3345 Meter hoch. (Dauer: 8–10 Std., Anspruch: mittel bis schwer, Tipps und Touren hier)
Piz Languard (3.262m) – Livignoalpen
In den Livignoalpen ragt die 3262 Meter markante Felspyramide Piz Languard über dem Engadiner Ort Pontresina auf. Der eindrucksvollste Weg zum Gipfel des Piz Languard startet mit einer Fahrt in der Seilbahn zum Muottas Muragl, anschließend bietet der Steinbockweg hervorragende Chancen auf Tiersichtungen und Prachtblicke auf die Gletschergiganten der Berninagruppe. Steil und teils etwas ausgesetzt schraubt sich die Route dann an der Georgyhütte vorbei zum höchsten Punkt. Abstieg über die Alp Languard nach Pontresina. (Dauer: 7,5 Stunden, Aufstieg: ca. 900 Hm, Tipps und Touren hier)
Kreuzspitze (3455m) – Ötztaler Alpen
Auf eisfreiem Weg zur Aussichtskanzel inmitten der Ötztaler Gletscherwelt. Sie ragt stolze 3455 Meter auf, liegt zentral zwischen Weiß- und Hauptkamm und ist ganz ohne Gletscherberührung zu erreichen: die Kreuzspitze, eins der Topziele für Wanderer in den Ötztaler Alpen. Die Tour startet in der Ortschaft Vent (1895 m) und ist technisch einfach, jedoch lang und anstrengend – wer sie entschärfen möchte, plant eine Übernachtung in der gemütlichen Martin-Busch-Hütte (2501 m) ein. (Dauer: 10–11 Stunden, Anspruch: mittel, Tourenbeschreibung hier)
Schönbichler Horn (3134m) – Zillertaler Alpen
Das Schönbichler Horn gilt als beliebtester Dreitausender der Ostalpen. Kein Wunder, denn das 3134 Meter hohe Schönblicher Horn liegt direkt am Berliner Weg, der rund einwöchigen Paradetour durch die grandiose Gebirgswelt der Zillertaler Alpen. Nicht genug Zeit für die ganze Runde? Vom Zamsgatterl am Schlegeisspeicher lässt sich der Gipfel des Schönblicher Horns an einem Tag bezwingen, wer es gemütlicher mag, unterbricht den Anstieg auf halber Strecke und übernachtet im Furtschaglhaus. (Dauer: 8 Stunden, ca. 1400 Hm, Infos: Wanderbuch Tirol-Unterinntal, S. Garnweidner, 14,90 Euro)
Hochfeiler (3509m) – Zillertaler Alpen
Auf der Grenze zwischen Tirol und Südtirol bildet der knapp über 3500 Meter hohe Hochfeiler das Dach der Zillertaler Alpen. Auch Wanderer können hier oben das hochalpine Ambiente und Traumblicke auf die umliegende Eiswelt genießen, denn der bei guten Bedingungen unschwierige Normalweg (9 Std., 1800Hm) aus dem Pfitschertal kommt ohne Gletscherberührung aus. Auch angenehm: Auf 2710 Metern Höhe bietet die Hochfeilerhütte die Möglichkeit, am nächsten Tag ausgeruht zum Gipfelsturm aufzubrechen.
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