Wandern in Südtirol auf einsamen Pfaden

Einsame Wanderwege in Südtirol
Wo Wanderer die Berge für sich allein haben

Egal ob Frühjahr oder Spätsommer: In der klaren Luft Südtirols wandert es sich immer schön. An diesen Orten genießen Sie die Südtiroler Bergwelt ganz ohne Trubel!

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Foto: Ben Wiesenfarth

Südtirols starke Anziehung beruht auf seiner Vielfalt an Kontrasten. Vergletscherte Berge über Palmen und sonnenverwöhnten Rebhängen, wie im Vinschgau. Oder blumenreiche Almen, aus denen sich die "bleichen Berge" der Dolomiten aufbäumen, wie am Rosengarten. Traditionelle Bergbauernhöfe und Sonntagstracht oder fetzige Kulturszene in den Zentren von Bozen und Meran. Vielfalt auch in Mentalität und Küche. Da vereinen sich österreichische Schmankerl mit italienischer Raffinesse. Nur beim Wetter ist’s fast immer dasselbe: Sonne.

Wanderer in Südtirol fast immer auf auf ihre Kosten: Die nördlichste Provinz Italiens verspricht abwechlungreiche Touren in einer großartigen Landschaft. Wanderer können in Südtirol entweder gemütlich von Hütte zu Hütte wandern, die Waalwege im Vinschgau entlangwandern, die Höhenwege rund um Meran erkunden oder aber die anspruchsvolleren Höhenwege und Hochtouren in der Texelgruppe in Angriff nehmen. Auch das Fanes-Gebiet, die Pfunderer Berge und das Hochpustertal haben einiges zu bieten und nicht selten genießt man diese Gegenden beim Wandern in aller Einsamkeit.

Anreise

Die schnellste Anreise aus Deutschland und Österreich erfolgt über den mautpflichtigen Brennerpass. Für die weiter westlich gelegenen Regionen ist die Anfahrt über das österreichische Oberinntal und den Reschenpass idealer, bei dem man direkt in den Vinschgau eintritt. Gute Bahnverbindungen (www.bahn.de) über den Brennerpass nach Bozen. Im Stundentakt verkehren Züge zwischen Bozen und Meran. Die Talorte im Vinschgau sind ans Busnetz (www.sii.bz.it) angeschlossen, ebenso die Rosengarten-Region.

Lage:
Südlich des Alpenhauptkamms gelegen, grenzt Südtirol als nördlichste Provinz Italiens an die Schweiz und Österreich. Mit Vinschgau wird das Einzugsgebiet der Etsch zwischen Reschenpass und Meran bezeichnet, also der westliche Teil Südtirols. Das Rosengartenmassiv türmt sich östlich von Bozen und dem Eisacktal auf.

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Fanes-Gebiet

Die mächtige Mauer der Kreuzkofelgruppe zieht Besucher des Gadertals in ihren Bann. An den fast 1000 Meter hohen Wänden wurde Klettergeschichte geschrieben. Was man nicht sieht: Auf der Rückseite des über 3000 Meter hohen Massivs fällt ein riesiges Karstbecken nach Norden ab, die Fanes-Hochfläche. Wanderer erkunden das etwa zehn Quadratkilometer große Areal am besten vom Parkplatz der Pederü-Hütte (1548 Meter) aus, am oberen Ende des Rau-Tales gelegen. Von dort leitet eine 9-Stunden-Tour auf den Heiligkreuzkofel (2907 Meter). Wer sie abkürzen möchte, quartiert sich auf der 2060 Meter hoch gelegenen Faneshütte ein, gut auch für Touren wie etwa den Fanes-Höhenweg – die 20 Kilometer lange Rundtour mit 1700 Höhenmetern führt in 7,5 Stunden durch die Karstwüste und ins Gadertal. Früh starten ist angesagt, oft ziehen Gewitter auf.

Hochpustertal

Ganz im Osten Südtirols strecken die Hohen Tauern einen eisigen Finger auf italienisches Staatsgebiet, fast 10 Kilometer weit: Die Rede ist von der Rieserferner-Gruppe. Das am Hochgall 3436 Meter hohe Granitmassiv bildet einen krassen Gegensatz zu den nur 20 Kilometer weiter südlich gelegenen Karstplateaus der Dolomiten. Eine gute Gelegenheit, die Gletscherwelt auf Augenhöhe zu erleben, bietet eine Zweitagestour auf die auf 2800 Metern gelegene Rieserfernerhütte. Der Zustieg erfolgt entweder vom Parkplatz bei den Eggerhöfen in Antholz oder länger und weniger steil über den Erlanger Weg von Rein in Taufers aus. Alpin versierte Wanderer können von der Hütte weiter auf Dreitausendergipfel wie das Fernerköpfl (3249 Meter) oder den Schneebiger Nock (3358 Meter) steigen.

Pfunderer Berge

Italiens nördlichste Stadt heißt Sterzing. Hier beginnt der 70 Kilometer lange Pfunderer Höhenweg, der in grandioser Kulisse Richtung Osten führt: Im Norden funkeln die eisgepanzerten Gipfel der Zillertaler Alpen, im Süden zeichnen sich bald die Dolomiten ab. Trotzdem wird man auf dem Höhenweg nicht allzu vielen Wanderern begegnen, denn er ist recht anspruchsvoll. In zwei- bis dreitausend Meter Höhe führt er über sechs Tage bis nach Pfalzen bei Bruneck, es geht teils ziemlich kräftig bergan, einige Passagen sind mit Drahtseilen gesichert. Am Ende der dritten Etappe bietet statt einer Hütte nur ein Biwak ein Dach über dem Kopf. Aber die Einsamkeit beim Wandern beginnt, wo der Komfort endet.

Sarntaler Alpen

Nördlich von Bozen verbirgt sich ein Stück Südtirol, das die wenigsten kennen: die Sarntaler Alpen. Wie ein Hufeisen legen sich ihre Zweitausender um das 50 Kilometer lange Sarntal, von oben reicht der Blick bis zu den ungleich bekannteren Dolomiten im Südosten. Zu den schönsten Wanderungen zählt die auf den Gipfelkönig der Sarntaler, den 2781 Meter hohen Hirzer. Allerdings braucht es für die achteinhalbstündige Tour eine gute Kondition: Immerhin 1500 Meter Höhenunterschied gilt es ab dem Ort Aberstückl zu überwinden. Wer sich danach richtig in Form fühlt, hat zwei Mehrtagestouren zur Auswahl: entweder den dreitägigen Sarntaler Höhenweg vom Penser Joch zum Ritten oder eben gleich die ganz große Runde, die siebentägige Hufeisentour ab Sarntheim, ein Traum von einer Hüttenwanderung.

Vinschgau

Eine warme Brise streicht über den Reschenpass ins Vinschgau – ein gutes Zeichen. Denn der Nordföhn sorgt für stabiles Wetter an Ortler, Zebrù und Königsspitze. Der 3905 Meter hohe Ortler ist der höchste Berg Südtirols – und flößt mit seinen Gletschern Bergsteigern immer noch Respekt ein. Wanderer aber können unbesorgt einen Tourenschatz heben: In drei bis vier Stunden beispielsweise steigen sie von Sulden zur wuchtigen Payerhütte (3029 m) auf, kehren unterwegs auf der urigen Tabarettahütte ein und schauen von der Bärenkopfscharte nach Westen zum Stilfser Joch. Beim Abstieg kommt plötzlich Sehnsucht nach einer Verlängerung auf? Dann einfach in der Tabarettahütte übernachten, tags darauf über Langenstein und Hintergrathütte dem Morosini-Höhenweg folgen und in einem Bogen nach Sulden zurückkehren.

Texelgruppe

Die Texelgruppe bei Meran kommt einem nicht als Erstes in den Sinn, wenn es um Bergeinsamkeit geht, besonders der Meraner Höhenweg ist im Herbst sehr beliebt. Einsamer geht es im Zieltal zu, das sich von Partschins bei Meran (618 Meter) Richtung Nordwesten zur Lodnerhütte (2259 Meter) erstreckt – der Zustieg erfolgt von der Nasselreithütte (Etappenziel des Meraner Höhenwegs). Bergwanderern mit alpiner Erfahrung eröffnet die Lodnerhütte Tagestouren auf Dreitausender wie etwa das Roteck (3337 Meter). Noch einsamer wandert, wer von der Lodnerhütte zu den Spronser Seen aufbricht und im Guido-Lammer-Biwak (2707 Meter) oberhalb des Milchsees übernachet. Eine schöne Bergtour führt von der Hütte aus in 2,5 Stunden dorthin.

Ebenfalls grandios: Bergtouren und Klettersteige in den Dolomiten