Unsere Wandertipps am Geirangerfjord in Norwegen

Sunnmore - Norwegen
Unsere Wandertipps am Geiranger- & Hjørundfjord

komoot Update

An Norwegens Westküste, auf halber Strecke zwischen Bergen und Trondheim, zieht die Fjordlandschaft von Geiranger Besucher aus aller Welt an.

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Foto: Fredrik Lewander

Es hat ein Luxusproblem, dieses Norwegen: Zu viele schöne Gegenden. Berge, Fjorde, Seen, Hochebenen, Inseln. Wer in Wanderbroschüren, Reiseführern und Bildbänden blättert, kann Verwirrung, irgendwann sogar so etwas wie Frust verspüren. Wie soll man bloß entscheiden, wo in diesem Paradies die Reise hingehen darf? Hört man sich unter Norwegenfans um, stößt man schnell auf den Namen Geirangerfjord. Unesco-Weltnaturerbe, Anlaufstelle der Hurtigruten, geschmückt mit traumhaften Wasserfällen. Alle schwärmen vom blaugrünen Wasser und schneebedeckten Gipfeln hoch über dem Ufer, aber länger dortgeblieben scheint niemand zu sein. Ein Kaffee am Hafen und ein Fjordcruise mit der Autofähre nach Hellesylt, um dann weiterzufahren, das kann doch nicht alles sein? In einem Land, in dem das angeblich fitteste Outdoor-Volk der Welt wohnt, muss es an solch einem Ort mit Bergen über tausend Meter Höhe auch Wandermöglichkeiten geben – auf nach Geiranger also.

Und als weiteres, nicht ganz so bekanntes Ziel gibt es ja auch noch den Hjørundfjord, etwa 50 Kilometer westlich vom Geirangerfjord liegt. Langsam schlängelt sich nun das Auto die Haarnadelkurven zum kleinen Ort Geiranger hinunter und passiert das große Hotel Union, vor dem gerade eine Seniorengruppe aus einem Reisebus mit Hannoveraner Kennzeichen steigt. Ein kleiner boshafter Teufel mag einem bei ihrem Anblick einflüstern, dass die Herrschaften die Aussicht auf das Buffet wahrscheinlich genauso spannend finden wie die auf den Fjord. Aber solange man niemand damit wehtut, ist es doch eigentlich ganz gleich, was einem im Urlaub ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Unten am Hafen geht es ruhig zu. Ein paar Möwen schreien, und die Luft schmeckt dezent, aber unverkennbar nach Meer. »Oh, wir können Deutsch sprechen«, antwortet in der Touristinformation eine Frau auf die in englischer Sprache gestellte Frage nach einer Wanderkarte. Wie sich schnell herausstellt, ist sie nicht nur sprachbegabt: Katrin Schirmer verschlug vor über zehn Jahren ein Sommerjob hierher. Heute bildet die Deutsche auch junge Norweger als Guides für die Wanderwege um Geiranger aus. Wer Glück hat, erwischt Katrin persönlich für eine geführte Tour und erfährt von ihr Fakten und Geschichten über diese Gegend.

Für Bergfreunde: Der Wanderweg nach Skageflå

»Wenn hier früher der Steuereintreiber kam, wurden einfach die Leitern eingezogen«, erzählt Katrin auf dem Weg nach Skageflå, einem verlassenen Berghof. Stellenweise extrem steil und ausgesetzt führt der schmale Pfad entlang des Fjordufers bergauf, an gewissen Passagen haben nur Schwindelfreie ihre Freude. Die Holzleiter an einem Geländer erinnert daran, dass die Bergbauern früher nicht einmal solche Wege hatten. Ob ihre Steuerersparnisse für die schlimmen Unfälle entschädigten, die sich bei der Kletterei manchmal ereigneten, bleibt fraglich. Woran sie sich auf Skageflå hoffentlich jeden Tag erfreuten, ist die Aussicht: Der Blick auf den Fjord 250 Meter in der Tiefe versetzt in eine Begeisterung, die man beinahe körperlich spürt. Das Wasser leuchtet an sonnigen Tagen so intensiv, dass es unecht wirken kann, und auf der anderen Fjordseite stürzen sich die »Sieben Schwestern«, ein Naturwunder aus sieben einzelnen Wasserfällen, senkrecht in die Tiefe. Neben dem Wasserfall liegt Knivsflå, ein weiterer verlassener Almhof, zu dem man hinaufwandern kann. »Die Bewohner der Fjordhöfe haben sich jeden Tag Zeichen gegeben, um sicherzugehen, dass bei den Nachbarn alles ok ist«, sagt Katrin Schirmer.

Auch das Sozialleben sei ausgeprägter gewesen, als mancher vermutet, und größere Arbeiten, wie das Decken von Grasdachgebäuden, hätten stets mit vielen Freiwilligen und großen Picknicks stattgefunden. »Dugnad« lautet die norwegische Bezeichnung für diese Art der Nachbarschaftshilfe. Hätte man nicht so ausgiebig gefrühstückt, würde man jetzt ebenfalls picknicken. Das Gras vor den Hofgebäuden ist frisch gemäht und lädt zum Hinlegen ein, auch eine Feuerstelle gibt es. So viel Idyll zieht auch immer mal wieder Norwegens Königin Sonja an, sogar zu ihrer Silberhochzeit lud sie nach Skageflå ein. Einige der Adligen aus anderen Ländern sollen recht überrascht gewesen sein über den steilen Fußmarsch, der sie auf dem Weg zur Feier erwartetete ...

Schöne Picknickplätze warten auch noch in höheren Lagen. Bei der Homlongsætra (544m) etwa, einer Sommeralm, wo Wanderer auch sehr effektiv ihre Füße in einem Gebirgsbach kühlen können: 20 Sekunden reichen, dann schmerzt die Kälte bereits, die nahen Gletscher wollen nicht vergessen sein. Tatsächlich sind sie wohl auch ein Grund dafür, dass in so schwer erreichbaren Lagen Landwirtschaft betrieben wurde, denn das Schmelzwasser soll Mineralien mit sich führen, die für extrem fruchtbare Böden sorgen. In tieferen Lagen unten am Fjord ernteten die Bauern, auch dank sehr langer Sommertage, neben Äpfeln und Pflaumen sogar Aprikosen. Hoch über dem Fjord wandert man weiter, bei heißen Temperaturen dankbar für Schatten spendenden Wald. Wenn dann ein lautes Tuten vom Wasser ertönt, fängt mancher an sich zu beeilen: Ein Hurtigruten-Schiff will man wenigstens aus der Ferne gesehen haben, also auf zu einer Stelle mit besserer Fjordsicht! Die traditionellen Postschiffe werden zugleich für Küstenkreuzfahrten genutzt und laufen Geiranger den Touristen zuliebe an. Mit weniger Distanz sehen Wanderer dem Treiben auf dem Fjord schließlich gegen Ende der Tour zu, bei Kaffee und Apfelkuchen in der kleinen Siedlung Homlong, im Terrassencafé des Campingplatzes.

Hier bieten sich auch gemütliche kleine Hütten für Übernachtungen an. Und wenn am nächsten Tag die Gipfeltour zum Vinsåshornet (1343m) ansteht, ruht man sich gut aus oder wählt spontan doch lieber eine leichte Tour unter den 18 Vorschlägen aus der Geiranger-Wanderbroschüre. Spätestens zum Abschluss des Aufenthalts steht der Klassiker auf dem Programm, die Fährfahrt über den Fjord. Mit ordentlich Wanderkilometern in den Beinen fühlt es sich fantastisch an, diese jetzt hochzulegen und die Aussicht auf Gipfel, Almen und Wasserfälle aus neuer Perspektive zu genießen. »Das ist doch Japanersache«, kichert der kleine Teufel über die Masse gezückter Fotoapparate. Ob man ebenfalls aufspringt und die rauschenden Kaskaden in Bildern festhält oder wie ein Kind weiterstaunt und die Szenerie in sich verewigt?

Eins jedenfalls ist sicher: Der Hjørundfjord, zu dem die Weiterreise mit Fähre und Auto führt, bietet einsamere Gewässer. Und laut norwegischen Touristikern auch eine der größten Ansammlungen von Hochgebirgsgipfeln des Landes, denn der Fjord zieht sich durch die Sunnmørsalpen. Direkt am Wasser erheben sich gezackte Berge in Höhen bis 1700 Meter, ein beliebtes Ziel von Off-Piste-Skifahrern, und machen auch manchen Bergfreund süchtig. Zum Beispiel den Briten William Cecil Slingsby, der sich 1872 in das Land Norwegen verliebte. 40 Mal kam er in die Sunnmørsalpen und bezeichnete das Panorama des Slogen (1564 m) als »das stolzeste in ganz Europa«. Nicht so hart wie der Slogen fällt die Tour auf den Skårasalen (1542 m) aus. Allerdings schraubt man sich auch hier in bester Norwegermanier schnell in die Höhe, zunächst durch niedrigen Wald, dann über Geröll und schließlich über Schneefelder. Ruhiges, gleichmäßiges Tempo empfiehlt sich, trotzdem fließt der Schweiß bei manchem in Strömen.

Dafür ist man schnell über den Wolken, in strahlendem Sonnenschein, wenn das Tal noch grau verhüllt ist. »Ich gehe hier übrigens sonst nur mit Skiern auf dem Rücken hoch«, sagt Jon Ketil Gjørtz, dessen Sohn kürzlich ein Hotel am Fjord eröffnet hat und der heute ausnahmsweise die Rolle eines Bergführers übernommen hat. Auf seinem iPhone zeigt er Fotos von Skiausflügen im Mai: Bis zum Fjord hinab winkt eine Endlosabfahrt, per Boot kommt man zurück nach Sæbø. Jon hat sichtlich Spaß am Erzählen, und der kleine Teufel hat Spaß, weil er ein bisschen Angeberei wittert. Doch jetzt ist Wandersaison, wie auf dem Gipfel schnell klar wird. Noch ein halbes Dutzend anderer Wanderer erreicht nach und nach die steinige Fläche, voll Hoffnung, dass die Wolken sich bald auflösen und den Blick auf den Fjord freigeben. Derweil lässt es sich hier oben bestens abwarten und Tee trinken, denn die Sonne scheint warm und der Blick aufs Gipfelmeer rundherum kann gar nicht langweilig werden. Jon macht Fotos und schickt sie seiner Familie, die mehr als tausend Meter unter uns werkelt. »Nå!« ruft plötzlich eine Norwegerin und zeigt Richtung Fjord. Auf blaues Wasser fällt der Blick, spielzeugkleine Boote und Häuser – wie gut, dass die Julitage im Norden so schön lang sind.

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Weitere Traumtouren in Sunnmore und Geiranger

Grinddalsætra und Vinsåshornet – ca. 10 km, 1100 Hm, 7h
Das Vinsåshornet (1343 m) ist ein Aussichtsgipfel für Erfahrene. Die Tour startet in Hole Hytteutleige oberhalb von Geiranger. Zunächst auf Schotterweg Richtung Holebakk, dann auf Trails und durch ein Hochtal zur Sommeralm Grinddalsætra (820 m) – soweit eine feine Familientour. Dann führen steilere Pfade zum Gipfel, vorbei an alten Rentierfanganlagen. Auf dem gleichen Weg geht es zurück zum Startpunkt.

Bergtour auf den Skårasalen – ca. 7 km, 1030 Hm, 5h
Markant geformt erhebt sich der Skårasalen (1542 m) über dem Hjørundfjord. Der Weg hinauf ist anfangs markiert und kaum zu verfehlen, zum Ausgangspunkt der Tour kommt man nur per Auto (oder Fahrrad): Von der RV 655 zwischen Sæbø und Ørsta in Kvistad Richtung Kvistadsætra abbiegen (30 Kronen Maut) und dem Kvistaddalen ca. 4 km bis zu einem kleinen Parkplatz folgen. Anfangs geht es durch niedrigen Wald, später durch schottriges freies Gelände und in der Regel über Schneefelder zum Gipfel. Die Wand des Berges fällt zum Fjord hin sehr steil, wer nicht schwindelfrei ist, hält Abstand. Zurück wandert man auf dem gleichen Weg.

Bergtour auf den Slogen – ca. 6 km, 1500 Hm, 8h
Der Slogen (1564 m) gilt als der schönste Gipfel der Sunnmørsalpen. Der Weg hinauf ab dem kleinen Ort Øye ist allerdings nicht nur steil, sondern auch technisch anspruchsvoll und beinhaltet kurz vorm Ziel auch einen kleinen Kletterabschnitt. Wer die Tour gemütlicher angehen will, übernachtet in der Patchellhütte (790 m), einer Selbstversorgerhütte. Zurück auf dem Aufstiegsweg.

Extra-Tipp: Ruhiger als am Geirangerfjord geht es am 35 Kilometer langen Hjørundfjord zu, an dessen Ufern die Gipfel der Sunnmørsalpen bis zu 1700 Meter aufragen. Verwaltungssitz des Bezirks Møre und Romsdal, in dem diese Ziele liegen, ist die Küstenstadt Ålesund, die mit ihren Jugendstilbauten einen Besuch lohnt.

Reiseinfos Geirangerfjord und Sunnmorsalpen

  • Beste Jahreszeit: Wer Gipfeltouren unternehmen will, sollte zwischen Anfang Juli und Mitte September kommen. Auch im Hochsommer ist noch mit Schneefeldern zu rechnen.
  • Geirangerfjord: 16 Kilometer lang und bis zu 250 Meter tief zieht sich der Sförmige Geirangerfjord in die grüne Küstengebirgslandschaft. Wasserfälle wie die »Sieben Schwestern«, bei dem sich gleich sieben Fälle gemeinsam 250 Meter senkrecht in den Fjord ergießen, gehören zu den meistfotografierten Anblicken vor Ort. Die Schiffe der Hurtigruten, Fähren und Kreuzfahrtschiffe sorgen für Betrieb auf dem Wasser, doch wer an Land unterwegs ist und das kleine Örtchen Geiranger am Fjordende verlässt, braucht keine Massen zu fürchten. Die verlassenen, aber meist gut erhaltenen historischen Berghöfe hoch über dem Ufer sind schöne Wanderziele, und auch Gipfeltouren bieten sich an.
  • Hjørundfjord: Der küstennähere Hjørundfjord ist mit seinen 35 Kilometern mehr als doppelt so lang wie der Geirangerfjord und auch deutlich breiter. Das Gebirgsmassiv der Sunnmørsalpen mit Aussichtsgipfeln wie dem Slogen (1564 m) und direkt am Fjordufer gelegenen Minidörfern wie Sæbø und Trandal locken sowohl im Sommer wie im Winter Outdoorfreunde an. Trandal ist ein nur per Fähre erreichbares »Nest« am Hjørundfjord. Am ersten Juliwochenende erwacht es bei einem hervorragend besetzten Bluesfestival.
  • Flüge: Nach Ålesund fliegt man, abhängig von Buchungs- und Reisezeitpunkt, für 200 bis 700 Euro. Ein Stopp, meist in Kopenhagen oder Amsterdam, ist die Regel (sas.com, klm.com). Nach Oslo kommt man von größeren Flughäfen auch per Direktflug, Preise ab 150 Euro (sas.com, lufthansa.com).
  • Bus: Norwegen besitzt ein top Busnetz, sowohl Fernbusse (»Ekspressbussen«) wie auch Nahverkehr (»Lokalbuss«), so dass sich die Weiterreise per Bus für Flugreisende empfehlen lässt. Info: nettbus.no. Wem diese Seite zu unübersichtlich ist, der wendet sich an Touristiker der einzelnen Destinationen, z. B. geiranger@dgt.no
  • Bahn: Der nächstgelegene Bahnhof bei Geiranger und Ålesund bzw. den kleineren Ortschaften am Hjørundfjord ist Åndalsnes. Die Zugfahrt vom Flughafen Oslo-Gardermoen dauert etwa fünf Stunden und kostet etwa 70 Euro (einfache Fahrt). Info: nsb.no. Weiter geht es per Bus.
  • Übernachtung in Geiranger: Das Örtchen zieht zwar jeden Sommer mehrere hunderttausend Besucher an, doch viele sind Tagesgäste bzw. übernachten auf Schiffen. Daher besitzt der Ort nur eine Handvoll Hotels. Traditionshaus mit Schwimmbad und großem Wellnessbereich: Hotel Union Geiranger, hotelunion.no, ab 200 Euro für zwei Personen im Doppelzimmer mit Frühstück. Günstiger und »skandinavischer« nächtigt man in den Holzhäuschen des Campingplatzes Fjelltun (fjelltuncamping. no), etwa zwei Kilometer vom Ort entfernt. Von der Terrasse seines gemütlichen Cafés blickt man auf den Fjord. Preise für eine Nacht ab etwa 90 Euro pro Apartment.
  • Herdalssetra: Diese traditionell bewirtschaftete Sommeralm bei Norddal (ca. 50 Kilometer von Geiranger entfernt) ist ein schönes Ziel für Tagesausflüge und begeistert Kinder. Es gibt auch einfache Unterkünfte. herdalssetra.no
  • Übernachten am Hjørundfjord: Gediegene Unterkünfte bietet das Hotel Sagafjord in Sæbø (sagafjordhotel.no). Es liegt direkt am Fjord und besitzt einen eigenen kleinen Hafen. Preise für zwei Personen im Doppelzimmer mit Frühstück ab etwa 200 Euro. Ebenfalls in Sæbø befindet sich der Hjørundfjord-Campingplatz (hjorundfjordcamping. no), wo es neben Zelt- und Reisemobilplätzen auch feste Unterkünfte gibt. Eine mittelgroße »Cabin « kostet ungefähr 40 Euro pro Nacht. Weitere Unterkünfte jeglicher Art finden sich unter visitalesundgeiranger. com/de, Menüpunkt »Übernachtung«.
  • Alle Infos auch auf geiranger.no - die Website informiert über eine Fülle an Aktivitäten am Fjord, von Wandervorschlägen über Bikeverleih und Bootsausflüge bis hin zu Shoppingmöglichkeiten.