Wandern & Trekking in Schweden: Bohusleden

Trekking in Schweden: Wandern auf dem Bohusleden im Sommer
Fünf Tage auf dem Bohusleden in Schweden

Wenn man an Wandern oder Trekking in Schweden denkt, dann fällt einem sofort der große Kungsleden im Norden ein. Aber in Schweden gibt es noch weitaus mehr schöne Touren, für die man gar nicht so weit fahren muss. Zum Beispiel den Bohusleden in Westschweden. Trekking-Rookie Daniel Endreß und sein Vater Ingolf waren fünf Tage auf dem schwedischen Wanderweg nahe Göteborg unterwegs ...

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Foto: Ingolf Endreß

Ein erster Versuch, eine mehrtägige Wandertour in Skandinavien zu unternehmen, scheiterte 2011 nach nur wenigen Stunden kläglich am Besseggengrat in Norwegen. Damals ging es mit drei Freunden, schlechtem Equipment und zu wenig Know-How auf eine zu schwere Strecke, was uns zwar zum Aufgeben zwang, uns aber nicht den Spaß am Wandern nahm, sondern dafür sorgte, dass wir heute immer eine recht unterhaltsame Anekdote auf Lager haben.

Im Sommer 2015 sollte es nun einen zweiten Anlauf für eine Trekking-Tour in Skandinavien geben. Diese plante ich gemeinsam mit meinem Vater. Insgesamt hatten wir ein Zeitfenster von zwei Wochen und allzu teuer sollte es auch nicht werden. Für diese Kriterien eignet sich - gerade, wenn man in Norddeutschland zuhause ist - Schweden besonders gut. Erstens hält sich die Entfernung in Grenzen und zweitens ist die Möglichkeit in Schweden frei zu zelten immer ein effektiver Kostendrücker.

Der Bohusleden liegt in der schwedischen Region Bohuslän und führt vom kleinen Örtchen Lindome bei Göteborg in Schwedens Westen hoch bis nach Strömstad kurz vor der norwegischen Grenze. Wenn man den gesamten Weg läuft, hat man am Ende ca. 360 Kilometer zurückgelegt und war etwa 27 Tage unterwegs. Das gilt natürlich nur dann, wenn man die auf den vorhandenen Wanderkarten eingeteilten Tagesetappen auch an einem Tag läuft. Dass das gar nicht so einfach werden würde, sollten wir recht bald merken.

Unsere grobe Planung sah vor, in Kungälv in den Weg einzusteigen und in fünf Tagesetappen bis nach Udevalla zu laufen. Das bedeutet auf dem Bohusleden den Einstieg bei Kilometer 71 und den Ausstieg bei Kilometer 165. Es sollte sich aber herausstellen, dass diese Planung für uns als Anfänger doch recht ambitioniert war.

Tag 1: Der Start in Kungälv

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Ingolf Endreß
Die Bohus fästning in Kungälv ist ein Besuch wert.

Noch vor dem Start der Tour hatten wir uns in Kungälv die "Bohus fästning" (Bohus Festung) angeschaut. Eine Burg aus dem Mittelalter, die derzeit teilweise restauriert wird und in deren Hof häufig Konzerte und Mittelalterfestivals stattfinden. Das Auto lässt sich für die Tage der Tour auf einem öffentlichen, überwachten Langzeitparkplatz in der Stadtmitte parken. Für die Parkdauer von fünf Tagen haben wir umgerechnet knapp 34 Euro gezahlt. Von da aus ist es bis zum Einstieg in den Bohusleden nicht mehr weit. In knapp 20 Minuten waren wir an einem kleinen See, wo wir die ersten orangefarbenen Wegmarkierungen sehen konnten.

Der Weg vom Parkplatz zum See wurde in unserem Fall allerdings von einem Wolkenbruch begleitet, sodass wir noch vor dem Einstieg in den Wanderweg völlig durchnässt waren. Ich hatte für meinen Rucksack glücklicherweise einen Regenschutz dabei. Mein Vater leider nicht, weshalb er auf den ersten Metern bereits ordentlich Zusatzgewicht sammelte. Der Bohusleden führte auf den ersten Metern über befestigte Waldwege und überquerte noch häufig asphaltierte Straßen oder Bauernhöfe, bis es kurz vor Ende unseres ersten Wandertages so richtig in den Wald hinein ging. Immer wieder gab es Regen und Sonne im Wechsel, die die Kleidung klamm und die Luft schwül hielten. Außerdem läuft man den einen oder anderen Zusatzkilometer, weil man etlichen tiefen Schlammlöchern oder Pfützen auszuweichen versucht.

Unsere erste Etappe endete am Romesjön, einem kleinen See inmitten von Wald und Landwirtschaft. Hier finden sich an einem kleinen Strand mit Badestelle auch ein Zeltplatz mit Feuerstelle sowie eine Wetterschutzhütte und spartanische sanitäre Anlagen. Außerdem drei weitere Wandererpaare und ein einsamer Wolf, der uns an dem Tag bereits auf dem Weg überholt hatte. Die meisten Wanderer, die wir auf dem Bohusleden trafen, waren deutschsprachig. Und eine weitere Lektion erteilte uns der Bohusleden an diesem ersten Wandertag. Die sechs Liter Wasservorräte, die wir in leichten Plastikflaschen mitführten, waren im wahrsten Sinne des Wortes überflüssig. Wenn es auf dem Bohusleden an einem nicht mangelt, dann ist es Wasser. Mithilfe eines Mini Wasserfilters von Sawyer konnten wir regelmäßig unsere Trinkflaschen mit dem Wasser aus den etlichen Seen und Waldbächen wiederauffüllen.

Tag 2: Wandern in einem Flussbett

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Ingolf Endreß
Mit Regen muss in Schweden immer gerechnet werden.

Mit dem klopfenden Geräusch der Regentropfen auf dem Zeltdach schliefen wir am Ende des ersten Tages ein und wachten am Morgen des zweiten mit ebendiesem Geräusch wieder auf. Es sollte also genauso nass weitergehen. Claus und Daniel, ebenfalls ein Vater-Sohn-Gespann aus Berlin, die wir am Abend zuvor an der Wetterschutzhütte kennenlernten, waren aber mit aktuellen Wetterdaten versorgt und beruhigten uns mit der Aussicht auf Sonnenschein gegen Nachmittag des zweiten Tages. Die beiden hatten es ebenso wenig eilig wie wir, weshalb wir sie immer wieder auf der Tour trafen und den ein oder anderen Kaffee mit ihnen tranken.

Tag 2 sollte also ebenso verregnet werden wie der erste Tag, weshalb sich der Trampelpfad nicht selten in einen Bach verwandelte, den wir durchwaten mussten. Die Zivilisation nahm stetig ab und gegen Mittag erreichten wir den Svartedalen Nationalpark. Ab hier schlängelt sich der Weg mitten durch den Wald und es geht immer wieder auf und ab. Claus sollte mit seiner Wetterprognose recht behalten, denn die Sonne kam raus. Das hatte zur Folge, dass der nasse Boden ausdünstete und es sehr schwül wurde. Ständig beschlugen die Linsen unserer Kameras. Jeglicher Versuch, nasse Klamotten in der Sonne zu trocknen, sollte bei diesem extrem feuchten Klima scheitern. Der Weg auf dieser Etappe ist sehr abwechslungsreich. Teilweise führt er durch reine Nadelwälder, in denen der Weg mit Moos gesäumt ist. Dann geht es wieder in Mischwald, in dem man etliche Bäche über- oder durchqueren muss. Immer wieder erklimmt man kleine Hügel, die in dieser Etappe die meiste Kraft kosten. Zur Hälfte der Etappe führt der Weg an eine Art Schullandheim auf einer großen Waldlichtung. Hier findet man eine Handpumpe, die frisches Trinkwasser aus dem Boden holt. Dieses schmeckt übrigens hervorragend.

Die zweite Hälfte der Tagesetappe mussten wir uns durchs Dickicht kämpfen. Teilweise muss man gründlich suchen, bis man die nächste orangefarbene Markierung an den Bäumen findet. Streckenweise führt der Weg auch über Geröllfelder im Wald, die durch den Regen zum Flussbett geworden sind. Hier ist absolute Vorsicht gefragt, denn auf den rutschigen Felsen knickt man schnell um und die Verletzungsgefahr dort ist recht hoch. Gegen Abend haben wir dann unser gestecktes Tagesziel erreicht: Eine Wetterschutzhütte (Holmevatten) an einem kleinen See. Diese teilten wir uns mit einem jungen Paar aus Deutschland.

Tag 3: Ein weiterer Tag im Regenwald

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Ingolf Endreß
Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!

Tag 3 begann direkt sonnig, weshalb wir wieder einmal versuchten, unser Equipment auf dem Dach der Wetterschutzhütte um ein paar hundert Gramm Wasser zu erleichtern. Auch dieses Mal gelang dies nur bedingt. Als wir wieder aufbrechen wollten trafen, wir erneut auf Claus und Daniel, die wir etwas früher auf dem Weg am Abend zuvor an ihrem Nachtlager überholt hatten. Mit Ihnen gingen wir nun ein Stück des Weges zusammen, das uns auf einen kleinen Berg führte. Am höchsten Punkt befindet sich eine kleine freie Stelle mit zwei massiven Picknickbänken und einer wunderbaren Aussicht über einen großen See sowie dem bewaldeten Tal, das ihn umgibt. Typisch für den Bohusleden: Nachdem man gerade die höchste Stelle eines Berges oder Hügels erreicht hat, geht es auch sofort wieder steil bergab.

Für die nächste kleine Pause bietet sich die Bottenstuga an. Wieder ein kleines Freizeitheim samt Wetterschutzhütte, Feuerstelle und Frischwasserquelle. Auch dieses Wasser schmeckt hervorragend. Laut Wanderkarte hätte unsere zweite Etappe eigentlich hier enden sollen. Wir lagen also im "offiziellen" Zeitplan bereits um Einiges zurück. Nach der Bottenstuga führte der Weg das erste Mal seit eineinhalb Tagen aus dem Wald hinaus in eine von Wiesen und Seen geprägte Landschaft. Wieder sind einige Bäche zu überqueren. Teilweise gibt es Hilfsmittel, wie Bretter oder Gesteinsbrocken, durch die das Wasser zwar hindurchfließen kann, einem aber dennoch eine trockene Überquerung möglich macht. Manchmal hilft auch nur ein beherzter Sprung. Dennoch kommen wir an diesem Tag nicht um die nassen Füße herum.

Der Weg bringt den Wanderer in ein kleines Sumpfgebiet. Hier sollen eigentlich lange Bohlen, die für den besseren Grip mit Hasendraht überspannt sind, für trockene Füße sorgen. Nachdem es aber die Tage zuvor so stark geregnet hatte, standen die Bohlen knapp 20 cm unter Wasser. Wer Trekking-Sandalen dabei hat und dessen Wanderschuhe nicht zu hundert Prozent wasserundurchlässig sind, sollte sich die Zeit nehmen, die Schuhe zu wechseln. Die Wanderschuhe bekommt man sonst für den Rest des Weges nicht wieder trocken. Blasengefahr!

Auch die dritte Etappe sind wir nicht zu Ende gelaufen. Die kräftezehrenden Etappen zuvor und unser Trainingszustand ließen uns auch dieses Mal wieder früher unser Nachtlager aufschlagen. Wir fanden einen großen Felsen, der eine Landzunge in einen traumhaften See bildete, auf dem wir unser Zelt aufstellen konnten. Diese Idee hatten nicht nur wir. Zwei weitere Wanderer aus Deutschland hatten diesen Ort schon für sich als Rastplatz auserkoren und so ließen wir dann den Abend gemeinsam mit ihnen am Lagerfeuer ausklingen.

Tag 4: Die Vorräte neigen sich dem Ende zu

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Ingolf Endreß
Manchmal sind neben den Beinen, auch die Arme gefragt.

Den vierten Tag begannen wir erst recht spät. Wie jeden Morgen starteten wir damit zu kochen, Geschirr zu spülen und die Rucksäcke neu zu sortieren. Außerdem hofften wir unser Zelt, ein Alexika Rondo 3, in Wind und Sonne etwas trockener zu bekommen. Wie nicht anders zu erwarten war, hatte es in der Nacht wieder geregnet und das Kondenswasser an der Innenseite des Außenzeltes bildete ebenfalls große Tropfen.

Auch Tag 4 war landschaftlich sehr abwechslungsreich und der Weg hielt sogar einige leichte Kletterpartien bereit, in denen es galt, an einem Seil einen steilen Hügel hinabzusteigen. Zudem gab es in dieser Etappe besonders viele umgestürzte Bäume, die den Weg versperrten. Teilweise bleibt einem hier nichts anderes übrig, als unter den Baumstämmen hindurchzukriechen. Wie alle Etappen, war auch diese stellenweise recht fordernd. Unser Tagesziel war der See Rödvatten in der Kommune Ucklum. An diesem See befindet sich ein Wasserski-Club. In einem kleinen Waldstück nahe des Clubs verbrachten wir die Nacht. Wir waren noch weit von Udevalla entfernt, aber unsere Vorräte neigten sich dem Ende zu. Wir beschlossen also, aus dem Weg auszusteigen und am letzten Tag ins nähergelegene Stenungsund zu laufen. Von dort aus sollte uns ein Bus zurück nach Kungälv bringen.

Tag 5: Der Gewaltmarsch nach Stenungsund

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Ingolf Endreß
Diesen Ausblick bekommt man, wenn man auf dem Bohusleden morgens aus seinem Zelt krabbelt.

Bis zum Bahnhof in Stenungsund waren es laut GPS-Gerät, das wir dabei hatten, knapp 16 Kilometer. Die wohl anstrengendste Etappe unserer gesamten Tour. Es ging mit vollem Gepäck auf asphaltierten Straßen entlang. Das ist für die Füße eine weitaus höhere Belastung, als der weiche Waldboden, den wir die Tage zuvor gewohnt waren. Wir hofften unterwegs eine Bushaltestelle zu finden, die uns einfacher hätte nach Stenungsund bringen können. Nur leider waren wir an einem Samstag unterwegs und am Wochenende wartet man auf dem Land in Schweden vergebens auf Busse. In brütender Hitze erreichten wir dann gegen Mittag den Bahnhof in Stenungsund, wo wir sogleich in den Fernbus stiegen. Das Bezahlen per Kreditkarte beim Busfahrer war kein Problem. Die schwedischen Fernbusse an der Westküste verlassen nur selten die E6. In Kungälv befand sich die Haltestelle direkt an der Autobahn, was noch einmal einen Fußmarsch von knapp 3 Kilometern bedeutete, bis wir schließlich wieder unser Auto erreichten.

Alles in allem ist der Bohusleden ein sehr schöner und abwechslungsreicher Wanderweg, mit dem Einsteiger nicht überfordert sind und auf dem auch Fortgeschrittene sich nicht langweilen. So eignet sich der Bohusleden auch für die kurzfristige Urlaubsplanung ohne eine umfangreiche Vorbereitung. Auch Familien mit Kindern in einem Alter ab ca. 12 Jahren trifft man immer wieder auf dem Wanderweg an.

Reiseinfos für eine Bohusleden Trekkingtour:

Hinkommen: Wer mit dem Auto anreisen möchte, für den bietet sich an, die A7/E45 durch Dänemark hochzufahren und in Frederikshavn per Fähre nach Göteborg überzusetzen. Der Weg über die Öresundbrücke und Malmö ist in jedem Falle teurer. Die Fährfahrt von Frederikshavn nach Göteborg kostet je nach Tageszeit, Wochentag und Tarif zwischen 49 und 175 Euro. In einer Nacht von Montag auf Dienstag kostete uns die Überfahrt 65 Euro. Die Überfahrt dauert etwa dreieinhalb Stunden.

Wer lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, der kann ab Hamburg für etwa 150 Euro mit dem Zug nach Göteborg fahren. In diesem Fall sind aber mindestens 9 Stunden Reisezeit einzuplanen.

Orientieren: Der Bohusleden ist hervorragend markiert. Entweder sorgen orange-gestrichene Pfosten oder orangefarbene Markierungen an Bäumen für Orientierung. Auf der gesamten Strecke befinden sich außerdem ca. 36 Wetterschutzhütten. Der Weg selbst ist sehr abwechslungsreich und stellenweise recht steil und rutschig. Festes Schuhwerk ist auf dem Bohusleden ein Muss. Das Wetter zeigt sich im Sommer vorwiegend unstabil. Wasserfeste Kleidung muss mit eingepackt werden.

Abreise: Der Ausstieg aus dem Bohusleden ist nicht ohne Weiteres möglich. Von den Orten Kungälv, Udevalla, Munkedal, Hällevadsholm und Strömstad, die der Bohusleden durchquert, kommt man bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Göteborg zurück. Wer aber inmitten der Etappen aussteigen will, wird unter Umständen einige Extrakilometer laufen müssen, um an eine Haltestelle mit überregionalem Bus- oder Bahnverkehr zu gelangen.

Weitere Bohusleden-Tipps:

Auf dem Bohusleden gibt es nur sehr wenige Möglichkeiten, die Vorräte wieder aufzufüllen. Daher ist es ratsam, schon bei Tourbeginn ausreichend Verpflegung einzupacken. Dies ist natürlich in Göteborg, Kungälv oder einer der anderen Städte möglich, von wo aus man in den Weg einsteigen kann. Langzeitparkplätze findet man dort ebenfalls. Hier sind Kosten zwischen 30 und 50 Euro einzuplanen. Wanderkarten von dem Gebiet kann man in Göteborger Buchläden kaufen. Eine wasserfeste und detaillierte Wanderkarte kostet umgerechnet rund 15 Euro (bspw. hier: www.calazo.se).

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