Planungstipps – so kommt ihr nach Trollheimen: Mit dem Flugzeug nach Molde, Krisiansund oder Trondheim (um 300 Euro) – jeder der drei Flughäfen liegt etwa 2,5 Autostunden von Trollheimen entfernt. Mietwagen-Angebote ab 350 Euro pro Woche finden sich zum Beispiel bei billiger-mietwagen.de Den optimalen Ausgangspunkt für das »Trekanten« bietet die Gjevilvass-Hütte 20 Kilometer nordwestlich der Ortschaft Oppdal. Eine mautpflichtige Privatstraße (sechs Euro, nur im Sommer befahrbar) leitet zu ihr. Wer nicht mit dem Auto anreist, nimmt die Buslinie 580, die im Sommer zweimal pro Woche zwischen Oppdal Skysstasjon und Gjevilvass-Hütte verkehrt. Fahrpläne gibt es unter atb.no
Orientieren: Die Wanderwege in Trollheimen sind gut markiert. Als Orientierungshilfen dienen neben Schildern rote Punkte, ein rotes T oder Steintürmchen. Zusätzlich unterstützt die Turkart 2828: Trollheimensør (Maßstab 1:50 000 inklusive Detailkarte des Trekanten im Maßstab 1:25 000). Den Trekanten-Trek und weitere Touren in der Region beschreibt der Rother Wanderführer »Norwegen Mitte« von Bernhard Pollmann (15 Euro).
Beste Jahreszeit: Die Hauptsaison für Wanderungen in Mittelnorwegen dauert von Juli bis September. Besonders stimmungsvoll ist der Trekanten-Trek Anfang/Mitte September, wenn das Fjell rot-gelb leuchtet.
Der DNT: Hinter der Abkürzung »DNT« steckt der norwegische Wanderverband »Den norske turistforening«. Wer häufiger in Norwegen wandert und gern Hütten nutzt, sollte eine Mitgliedschaft erwägen: Durch den Rabatt werden Übernachtungen deutlich günstiger. Der Jahresbeitrag von 680 NOK (70 Euro) lohnt sich bereits ab drei Nächten in bewirtschafteten Hütten. Zudem ist eine Mitgliedschaft erforderlich, wenn man einen Schlüssel für unbewirtschaftete DNT-Hütten leihen möchte. Mehr Info: deutsch.dnt.no
Infos: visitnorway.com ist die erste Anlaufstelle, Wandertipps (auf Norwegisch) und -karten finden sich im Tourenportal des DNT: ut.no
Die einzelnen Etappen des Trekanten im Überblick
Wanderung zur Trollheimshytta – 20 Kilometer, 7 Stunden,
700 Höhenmeter hinauf, 770 Höhenmeter hinab, mittel
Von der Hütte wandert man hinunter zum See Gjevillvatnet, mit Blick auf den weißen Sandstrand diesseits und den Okla (1564 m) jenseits des Ufers. Am Parkplatz zweigt ein Pfad ab, steigt an, führt durch Birkenwald und über die Baumgrenze hinaus ins Fjell. Nach der Querung des Flusses Gravbekken geht es weiter aufwärts, durch herbe Mondlandschaft, vorbei an zwei kristallklaren Seen zur aussichtsreichen Passhöhe Riarskardet. Die roten Markierungen leiten steil in eine Senke und am Ufer des Sees Fos- sådalsvatnet vorbei. Nach einem letzten Gegenanstieg folgt die mystische Steinlandschaft des Mellomfjell, dann geht es talwärts. Zuletzt taucht der Pfad wieder in Birkenwald ein und führt über eine Holzbrücke zur urigen Trollheims-Hütte.
Wanderung zur Jøldalshytta – 17 Kilometer, 6,5 Stunden,
840 Höhenmeter hinauf, 640 Höhenmeter hinab, mittel
Trekanten-Wanderer können zwischen drei Routen zur Jøldals-Hütte wählen. Die leichte Variante bringt einen in fünf Stunden durch das schöne Flusstal Svartådalen. Bei viel Regen wird diese Tour allerdings zu einer Schlammschlacht. Die schwierigste Variante erfordert eine große Portion Ausdauer, sie führt in neun Stunden über die dreigipfelige Trollhøtta. Bei der mittelschweren Route geht es über die Geithøtta. Den Auftakt dieser Tour bildet ein schweißtreibender Aufstieg. Während einer Atempause kann man zusehen, wie der Fluss Slettåa sich hier in Kaskaden ins Tal stürzt. Oben auf dem felsigen Gipfel (1322 m) belohnen weite Blicke für die Mühen. Das benachbarte Trollhøttamassiv (1616 m) scheint zum Greifen nah. Der Weg steigt aussichtsreich ins obere Svartådalen ab. Vorbei am tosenden Wasserfall Litslvartåa hinunter zu einer Alm. Die am See Jølvatnet gelegene Jøldals-Hütte erreicht man auf einer Schotterpiste.
Wanderung zur Gjevilvasshytta – 20 Kilometer, 6 Stunden,
400 Höhenmeter hinauf, 400 Höhenmeter hinab, leicht
Von der Jøldals-Hütte weist die Markierung hinauf zum plateauartigen Skrikhøa-Sattel (1060 m), der von Gråfjellet (1243 m) und Svarthøtta (1548 m) flankiert wird. An der Holzbrücke über den breiten Minnilla liegt unge- fähr die Hälfte des Weges hinter einem. Es folgt ein kurzer Anstieg, und schon befindet man sich im aussichtsreichen oberen Høghødalen. Bald leuchtet in der Ferne das Blau des Sees Gjevillvatnet. Schließlich geht es abwärts, Birken säumen den Pfad. Ganz am Ende führt ein Traktorweg zur altehrwürdigen Gjevilvass-Hütte, deren ältestes Gebäude aus dem Jahr 1819 stammt.
Unterkünfte, Hütten & Restaurants
Hütten: Entlang des Treks übernachten Wanderer in der Gjevilvass-Hütte, der Trollheims-Hütte und der Jøldals-Hütte. Alle drei sind im Sommer bewirtet. Man isst abends gemeinsam an einer großen Tafel, es wird ein mehrgängiges Menü aufgetischt. Morgens lockt ein reichhaltiges Frühstücksbuffet – Vesperbrote machen erlaubt! Typisch norwegisch ist das urgemütliche Ambiente in den drei Hütten: hier ein kuscheliges Schafsfell, dort ein altes Bauernmöbelstück, und im Kamin knistert ein Feuer. Eine Übernachtung inklusive Frühstück und Abendessen kostet 126 Euro, für DNT-Mitglieder 88 Euro.
Zelten: In Trollheimen gilt das Jedermannsrecht: Wanderer dürfen in freier Natur ihr Zelt aufschlagen, solange sie einen Mindestabstand von 150 Metern zum nächsten Haus halten.
Saisonale Küche: Vor oder nach der Tour bietet sich eine Stärkung in Oppdal an – etwa im Restaurant Perrongen im Oppdal Turisthotel. Es befindet sich direkt am Bahnhof. oppdalturisthotell.com
Pakkhuset kafé: An der Landstraße Nr. 70, sieben Kilometer westlich von Oppdal, lockt ein nostalgischer Dorfladen aus dem Jahr 1860 im Sommer zu einer Pause mit Kaffee und Kuchen. 0047/480/85522
Extra Tipp für den Winter:
Auch Skilangläufer kommen in Trollheimen auf ihre Kosten. In den Winterräumen der DNT-Hütten kann man übernachten, muss sich aber selbst versorgen. Abfahrtsfans finden in Oppdal vier Berge, 14 Lifte und 35 Abfahrten. oppdalskisenter.no
Trollheimen Dreieck – Trekanten – Reisebericht
»Da wohnt doch der Weihnachtsmann«, sagt meine Nichte triumphierend. Dabei zeigt sie im Wanderführer auf ein Foto vom norwegischen Trollheimen-Gebirge, meinem Reiseziel. Wie kommt das Kind denn jetzt darauf? »Na, wegen der Rentiere natürlich«, argumentiert es sachkundig. Keine schlechte Theorie. Aber die Rentierherden, die in den Weiten Trollheimens völlig frei umherstreifen, hundert Kilometer südlich der mittelnorwegischen Küstenstadt Trondheim, gehören nicht dem Weihnachtsmann – sondern den Sámi, einem indigenen Volk, das traditionell von der Rentierzucht lebt.
Ein Gefühl der Freude fast wie an Weihnachten überkommt mich trotzdem, als eine Woche später zum ersten Mal eine Herde der Vierbeiner meinen Weg kreuzt. Wir haben Anfang September, die Sonne scheint, und das Fjell hat sein Herbstkleid übergestreift. Fotograf Fredrik und ich wollen das »Trekanten Trollheimen« wandern, einen dreitägigen Hütten-Trek, der auf 57 Kilometern in einem Dreieck durch die Wildnis führt. Am Morgen haben wir unser Auto an der urigen Gjevilvass-Hütte abgestellt, den See Gjevillvatnet hinter uns gelassen und sind durch lichte Birkenwälder hinauf in die baumlose Weite des Fjells gestiegen.
Dort erwartet uns ein überwältigender Anblick: Sträucher, Gräser und Flechten, alles leuchtet bunt. Kilometerweit fließen hier so viele Rot-Gelb-Grün-Schattierungen ineinander, dass sie das Auge beinahe überfordern. Etwas später überqueren wir,vorsichtig von Stein zu Stein hüpfend, den Fluss Gravbekken. In der Weite des Fjells auf der anderen Uferseite entdecken wir sie: dunkelbraune, weiße und sandfarbene Punkte, mindestens zehn, vielleicht auch zwanzig. Wir halten inne. Die kleinen Punkte nähern sich zügig und werden zu stolzen Tieren mit imposanten Geweihen.
Rentiere lockten Menschen vor 9000 Jahren in diese Gegend
»Wusstest du, dass das Rentier die einzige Hirschart ist, bei der auch die Weibchen Geweih tragen?«, frage ich Fredrik im Flüsterton. Männliche Rentiere werfen ihren Kopfschmuck im Herbst ab, weibliche nach dem Winter. Rudolph, der rotnasige, geweihtragende Gehilfe des Weihnachtsmanns, müsste demzufolge also in Wahrheit eine Rentierdame sein. »Sie haben uns entdeckt«, bemerkt Fredrik. Stumm starren die Tiere uns an, drehen ab und traben gelassen davon.
Das rote T, die Wegmarkierung des Trekanten, leitet uns Richtung Nordwesten hinauf in steiniges Gebirgsterrain. Trollheimens Gipfel erreichen Höhen von bis zu 1850 Meter. Jagdutensilien, die Archäologen hier fanden, belegen: Es waren die Rentiere, die damals Menschen von der Küste in diese unwirtliche Region lockten.
Erstes Etappenziel: Die Trollheimshytta
Während wir weiter aufwärts steigen, mischen sich Grautöne in den herbstlichen Farbrausch. Immer mehr Geröll säumt den Weg. Irgendwo hier zweigt ein Pfad auf den 1671 Meter hohen Blåhøa ab, einen anspruchsvollen Wandergipfel. Die Trekanten-Tour führt jedoch nicht über ihn, sondern am Fuß des Berges vorbei. Wir arbeiten uns weiter hoch zum 1310 Meter hohen Pass Riarskardet. In einer Senke vor uns liegt der Fossådalsvatnet, ein dunkler Karsee, eingefasst vom rostroten Herbstfjell. Den Rest des Tages geht es, abgesehen von einem Gegenanstieg, nur noch abwärts. Drei Stunden später und 770 Meter tiefer erreichen wir das Folldalen. Inmitten von Birken- und Nadelwäldern versteckt sich dort unser Etappenziel, die Trollheims-Hütte.
Im Inneren der rustikalen Hütte mit dem grasbewachsenen Dach lodert ein Kaminfeuer. Ein knappes Dutzend Wanderer sitzt am Esstisch und schlürft bereits Suppe als Vorspeise des Dreigängemenüs. Rasch gesellen wir uns dazu. In norwegischen Berghütten wird – anders als in den Alpen – stets gemeinsam zu Abend gegessen. Es gibt für alle das Gleiche, und dass es in der Regel hervorragend schmeckt, liegt nicht nur am wanderbedingten Appetit. Während des Essens tauschen wir uns auch über Wanderpläne aus.
Eine Gruppe aus Schweden will zu Fuß weiter ins rund 25 Kilometer westlich gelegene Innerdalen, das als eines der schönsten Hochgebirgstäler Norwegens gilt und bei Wanderern wie Kletterern beliebt ist. Ein paar Norweger dagegen haben sich gleich für mehrere Tage in der Trollheims-Hütte eingemietet, da sie eine ideale Basis für Tagestouren auf den 1668 Meter hohen Snota oder die 1616 Meter hohe Trollhøtta bietet.
Die meisten Hüttengäste wandern wie wir auf dem Trekanten
»Welche Variante geht ihr morgen?«, fragt unser belgischer Tischnachbar. Wer von der Trollheims-Hütte auf dem Trekanten zur Jøldals-Hütte in Richtung Osten wandert, kann nämlich zwischen drei Routen wählen. Wir entscheiden uns erst am nächsten Morgen, und zwar für die mittelschwere Variante, die in sechseinhalb Stunden über die Geithøtta (1322) führt. Die Belgier nehmen die leichte Route durchs Flusstal Svartådalen. Für die neunstündige dritte Variante über die dreigipfelige Trollhøtta kann sich heute keiner begeistern. Es regnet, und über Trollheimen hängt puddingdicker Nebel. Doch das Wetter hat auch schöne Seiten.
Details direkt vor den Füßen fallen viel mehr auf: ein knallroter Fliegenpilz, saftige Blaubeeren oder kleine Regentropfen, die wie Diamanten an den Zwergsträuchern hängen. Allerdings verlangen die Verhältnisse dem Körper einiges ab. Erst gerate ich beim Aufstieg ins Schwitzen, später wirkt der Wind auf dem Gipfel der Geithøtta wie ein Kälteschock – eine gefährliche Mischung, gute Regenkleidung ist hier Pflicht.
Rentiere haben es besser, sie sind Meister der Wärmeregulierung und für große Temperaturunterschiede gerüstet. Sie überhitzen trotz ihres dicken Fells selbst dann nicht, wenn sie einen Sprint hinlegen. Über ihre große Nase können sie Körperwärme extrem effizient abgeben. Auch als Heizung taugt das Riechorgan, es erwärmt eingeatmete Kaltluft im Nu. Praktisch, wenn man im harten Fjellwinter im Schnee nach Futter sucht. Leider begegnen uns die zähen Tiere heute nicht, weder auf der Geithøtta noch beim Abstieg ins obere Svartådalen zur Jøldals-Hütte.
Die Schlussetappe zur Gjevilvasshytta starten wir bei bestem Wanderwetter. Gleich zu Beginn geht es auf den Skrikhøa-Sattel (1060 m). Zu unserer Rechten baut sich breitschultrig die 1548 Meter hohe Svarthøtta auf, vor uns liegt ein weites Plateau. Mitten in der Einsamkeit stoßen wir auf ein verlassenes Lager: das Holzgestänge eines Zelts und einen gusseisernen Herd. Ein Stück entfernt hat jemand eine große Fläche mit Zaunpfählen abgesteckt. »Bestimmt ein Wanderzirkus«, scherze ich. Später traben vier Rentiere dicht an uns vorbei. Der Fotograf zückt die Spiegelreflexkamera, ich das Smartphone. »Klick, klick«, tönt es – fast wie die Laute, die Rentiere beim Gehen machen. Sie kommen von Beinsehnen, und Forscher vermuten, dass die Geräusche den Tieren helfen, in Schneestürmen oder bei Nebel zusammenzubleiben. Am Fluss Minnilla sichten wir noch einmal eine Herde. Passenderweise steht hier mitten im Fjell eine Holzbank, von der wir sie aus der Distanz beobachten.
Die Vierbeiner grasen, wir mampfen Vesperbrote. Am Nachmittag erreichen wir wieder die Gjevilvass-Hütte, Anfangs- und Endpunkt unserer Tour. Im Jahr 1950 erhielt das fast 200 Jahre alte, wettergegerbte Bauernhaus einen leuchtend roten Anbau: ein ehemaliges Gerichtsgebäude, das ursprünglich im Ort Meldal stand. »Man munkelt, dass mit dem Gebäude der Geist eines Richters nach Trollheimen umzog«, verrät uns Wirtin Randi. Randi kennt nicht nur viele Geschichten über die Hütte, sie weiß auch, was es mit dem Lager auf sich hat. Einmal im Jahr treiben die Sámi dort ihre Herden zusammen, um die Tiere zu zählen. »Wie viele Rentiere leben in Trollheimen?«, frage ich. Da muss die Wirtin passen: »Man fragt nie einen Sámi, wie viele Tiere er besitzt. Es ist ja auch unhöflich zu fragen, wie viel Geld du auf dem Konto hast.« Stimmt. Und leider klingt der Satz »Ich habe mir einen Kontoauszug geholt« bei Weitem nicht so cool wie »Ich war im Fjell, Rentiere zählen«.
Tipps der Autorin Lena Jauernig
An den Strand: Die Gjevilvass-Hütte steht nur wenige Gehminuten vom See Gjevillvatnet entfernt. Dort lädt ein riesiger Sandstrand zum Barfuß-Bummel ein. Vor der malerischen Bergkulisse lässt sich hier ein ganzer Tag verbringen.
Auf "Safari" im Dovrefjell: Moschusochsen gehören zu den Hauptattraktionen des Dovrefjells südlich von Trollheimen. Auf einer Fotosafari (zu Fuß) kann man sie beobachten. Start ist in Oppdal, die Kosten betragen 35 Euro. moskussafari.no
Citytrip: Wer den Heimflug in Trondheim antritt, sollte ein paar Stunden in der Universitätsstadt einplanen: Es locken historische Lagerhallen, der Nidarosdom, das Kunst- oder das Rockheim-Museum sowie viele nette Cafés.
Trekking in Skandinavien – Tipps dazu im Podcast:
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