Unsere aktuelle Podcast-Folge zum Thema Mobile Office
Es gibt natürlich viele Gründe, mobil zu arbeiten, und noch bessere, das in einer ansprechenden Umgebung zu tun. Zum Everest-Basecamp wandern und trotzdem am Rechner der Arbeit nachgehen? – Nadine Regel, freie Journalistin und im Moment viel für outdoor tätig, hat's ausprobiert. Inzwischen lebt und arbeitet sie in ihrem ausgebauten Van, nächstes Ziel: Norwegen. In der aktuellen Episode plaudert sie aus dem Nähkästchen, gibt Tipps zu Erreichbarkeit, Netzabdeckung, Batterielaufzeit und Selbstorganisation. Und verrät in der Podcast-Episode oben, wer ihrer Meinung nach als digitaler Nomade leben kann und wer besser nicht.
Büroalltag im Campervan – unsere Erfahrungen
Besonders flexibel und hinreichend bequem geht das "Mobile Office" von einem Campervan oder einem noch größeren Reisemobil aus. Natürlich kann auch, wer mit dem Zelt unterwegs ist, mit Laptop oder Tablet arbeiten. Wenn man mehr als ein paar Mails beantworten will oder gar einen vollen Arbeitstag vor sich hat, sollten es ein Stuhl und ein Tisch, an denen man aufrecht sitzen kann, allerdings schon sein. Auch ein schattiges Plätzchen macht Sinn – fällt es doch oft schwer, selbst bei halbwegs bedecktem Himmel auf dem Bildschirm genug zu erkennen. Der Rest ist, wie so vieles im 3. Jahrtausend, eine Frage des zur Verfügung stehenden Internets bzw. der Ladekapazität der Akkus.
Hauptsache Strom und Telefon – auch unterwegs
Bei der Ladekapazität der Akkus ist man mit einem Campervan auf der komfortablen Seite, verfügt er doch in der Regel über normale 220-Volt Steckdosen, die ans Netz angeschlossen werden, zum Beispiel auf einem Campingplatz. Ist kein Stromnetz vorhanden, verfügen moderne Fahrzeuge neben der Starterbatterie über eine Zusatzbatterie, mit der ein bordeigenes 12-Volt-Netz betrieben wird – genügend Spannung zum Aufladen von Mobiltelefon oder Tablet. Laptops hingegen laden normalerweise am 220-V-Netz. Wer sie über 12V aufladen möchte, benötigt ein sogenanntes Universal-Laptop-Netzteil, sollte sich aber auf eine deutlich längere Ladezeit einrichten. Apple-Notebooks lassen sich übrigens über USB-, bzw. USB-C-Verbindungen am 12-V-Netz des Fahrzeugs laden (Zigarettenanzünder). Auch das braucht natürlich deutlich länger.
Ist die Stromversorgung gesichert, fehlt nur noch Internet. Am leistungsstärksten sind in der Regel WLAN-Netze, die von einem starken Festnetzrouter betrieben werden, zum Beispiel an Campingplätzen. Fällt das Signal zu schwach aus, verschafft eventuell ein WLAN-Verstärker Abhilfe. Wer irgendwo im Nirgendwo steht, dem bleibt nur noch das Telefonnetz. Hier gibt es drei Möglichkeiten:
- Moderne Fahrzeuge, wie etwa der Marco Polo von Mercedes, verfügen über ein ins Infotainment-System (hier COMAND) integriertes WLAN.
- Wo das nicht der Fall ist, helfen mobile WLAN-Router weiter, die mit einer SIM-Karte gefüttert werden. Der Vorteil: Das mit Akku betriebene Gerät findet auch im Kanu oder im Rucksack Platz, wenn es denn sein muss.
- Kleiner und in der Regel schon ab 20 Euro zu haben sind sogenannte Internet-Sticks, die in den USB-Anschluss des Laptops gesteckt werden – eine clevere Lösung besonders in Ländern, in denen hohe Roaminggebühren anfallen, wie zum Beispiel in der Schweiz. Hat man einmal ein Netz (in den Tälern deutscher Mittelgebirge längst nicht überall der Fall), hängt alles nur noch von der Bandbreite ab, also dem Frequenzbereich, mit dem Daten übertragen werden. Ob und wie leistungsstark das Mobilfunknetz im betreffenden Gebiet ausgebaut ist, ermitteln Reisende übrigens auf der Seite breitbandmessung.de
Eine Frage der Geschwindigkeit
Mit welcher Geschwindigkeit Daten übertragen werden, zeigen Zeichen wie G und 3G in der Statusleiste deines Smartphones. G steht für GPRS, den ältesten Netzstandard mit einer Übertragungsrate von bis zu 53,6 kbit pro Sekunde. E bedeutet EDGE. Hier geht es mit bis zu 220 kbit/s zwar etwas schneller, trotzdem reicht es höchstens für Anwendungen wie WhatsApp. Wer ins WWW will, braucht mindestens den seit 2000 verfügbaren Mobilfunkstandard UMTS der dritten Generation (3G). Damit sind Raten bis zu 384 kbit/s drin. Das ab 2006 im Äther befindliche HSDPA (3,5G) macht Übertragungen bis 7,2 Mbit/s möglich. Mit 4G (LTE) wird es theoretisch bis 1000 Mbit/s schnell, in der Praxis sind es oft aber eher nur 50. Mit 5G soll es dann fast zehn Mal so schnell gehen.
Wie hoch muss die Surfgeschwindigkeit im Mobile Office sein?
Das hängt davon ab, was man in seinem Job alles tun muss. Zum Empfangen und Senden von E-Mails oder dem Nutzen von Videostreams wie Youtube oder zum Versenden kleinerer Bilder reichen etwa 16 Mbit/s. Wer mit großen Datenmengen operiert oder auch in HD-Qualität Fernsehprogramme empfangen will, braucht eher 50 Mbit/s. Am gefräßigsten sind moderne Games, allerdings sollte man sich dann schon fragen, warum man nicht gleich zu Hause geblieben ist ...
Wer sich außerhalb von Handy-Netzen bewegt und trotzdem unbedingt ins Internet will, der muss direkt Kontakt zu einem Satelliten aufnehmen: mittels Satellitenmodem und Parabolspiegel. Bei Preisen über 1000 Euro ist das nicht unbedingt eine preiswerte Lösung. Doch wer ohnehin über eine Satellitenschüssel in Reisemobil oder Wohnwagen verfügt und viel im Netz sein will, sollte darüber nachdenken. Theoretisch lassen sich Satellitenmodems auch mit ausklappbaren, tragbaren Parabolantennen betreiben, allerdings ist das wohl nur eine Option für Geheimagenten oder größere Expeditionen.
Bei unserem kleinen "Mobile Office-Experiment" (2020) mussten wir jedenfalls keinen großen Aufwand treiben und haben uns einfach über den Hotspot eines iPhones eingeloggt, das am WLAN des Marco Polo Campervans hing. Damit sind ruckelfreie Online-Konferenzen möglich, außerdem kamen wir über einen sogenannten "Tunnel" in das Intranet unseres Arbeitgebers. Nur wenn wir größere Bildmengen in hoher Auflösung schnell anschauen oder bearbeiten wollten, dauerte es zu lange.
Das Van-Büro hat viele Vorteile
der Arbeitsweg fällt maximal kurz aus
das Bordsystem erlaubt Telefongespräche über die Freisprechanlage
zum Kühlschrank ist es nur ein Griff
und die Kaffeemaschine steht auch immer in Reichweite
Und wer irgendwo im Grünen parkt, kann die Mittagspause zum Joggen nutzen oder den Feierabend zu einer Wanderung. Natürlich stellt das mobile Büro auch die Disziplin auf die Probe. Die Verlockung, einen Tag frei zu nehmen war groß ...