Campervans liegen gerade schwer im Trend. Was ist eigentlich der Unterschied zum klassischen Reisemobil?
Dominic Vierneisel (promobil.de): Der größte Unterschied ist, dass ein Campingbus oder Campervan eine komplette Blechkarosserie hat. Und er ist üblicherweise kompakter, übersichtlicher, unauffälliger. Da er sich nicht zu sehr vom Pkw unterscheidet, kommen viele Fahrer leichter zurecht. Beim Reisemobil wird die Kabine hinten auf den Rahmen des Basisfahrzeugs montiert und ist besser isoliert. Eine Standheizung besitzen auch die meisten Campingbusse, und ihr Innenraum ist so klein, dass er trotzdem warm wird und bleibt.
Der Wohnmobil-Markt ist ziemlich unübersichtlich. Wie steige ich in das Thema ein?
Am besten erst mal ein Fahrzeug mieten. Man merkt schnell, ob ein kompakter Campervan mit Aufstelldach im VW-Bus-Format ausreichend Wohn- oder Stauraum bietet oder ob man einen großen Campingbus braucht. Dessen Basis sind oft Transporter mit 3,5 Tonnen Gesamtgewicht, zum Beispiel Fiat Ducato oder Mercedes Sprinter. Sie haben im gesamten Wohnraum Stehhöhe und Bad und WC an Bord. Und sie sind oft günstiger als Kompakt-Busse.
Anmerkung der Redaktion: Einen Campingbus mieten, kann eine echte Alternative sein! Während bis vor ein paar Jahren noch einzelne Anbieter verglichen werden mussten, gibt es heute einige gut besuchte Plattformen, auf denen Wohnmobil und Camper von Privat wie gewerblich gemietet werden können. Die Modelle ähneln dabei denen von airbnb und co.
Wie bei der beliebten Plattform für Ferienwohnungen vermischen sich hier die Vorteile Gewährleistung und professionelle Abwicklung durch den Plattformanbieter mit vergleichsweise niedrigen Preisen dank Privatanbieter. Wer für die Saison 2021 Urlaub im Camper plant sollte sich allerdings schnell um eine Mietreservierung kümmern, trotz großem Angebot dürfte die Anzahl verfügbaren Camper mit Näherrücken der Saison zügig schrumpfen!
Wenn ich dann einen eigenen Campingbus möchte, auf welche Details muss ich achten?
Zwei wichtige Fragen sind: Wie viele Personen übernachten im Bus? Kompakt-Busse mit Aufstelldach bringen meist vier Schlafplätze mit: ein Doppelbett im Dach, ein weiteres unten, das aus der Bank entsteht. Und wird das Auto regelmäßig im Alltag genutzt? Dann nimmt man lieber einen (tief-)garagentauglichen Kompakten als den Sechs-Meter-Kastenwagen.
Welche Fehler machen Erstkäufer von Campervans häufig?
Sie unterschätzen den Stauraum- und Zuladungsbedarf des Wohnmobils. Und sie überschätzen die Bettenmaße. Nicht für jedes Paar taugt ein 1,10 Meter breites Bett im Dach. Da muss man sich schon lieb haben.
Sollte ich lieber ein neues Wohnmobil kaufen oder tut es auch ein gebrauchtes?
Gerade lohnt ein Neukauf eines Campervans absolut, weil der Wertverlust in den ersten Jahren wegen der hohen Nachfrage gering ist. Aber derzeit betragen die Lieferzeiten bis zu einem Jahr. Mit einem gebrauchten Campingbus erfüllt man sich den Campertraum schneller.
Auf welche Punkte sollte ich einen gebrauchten Van abklopfen?
Bei älteren Fahrzeugen kann Rost zum Problem werden. Von hohen Kilometerleistungen muss man sich aber nicht abschrecken lassen. Als überwiegend gewerblich genutzte Fahrzeuge halten Transporter gut 200.000 Kilometer und mehr durch. Eine frische HU gibt Sicherheit. Voraussetzung dafür ist eine bestandene Gasprüfung – Kocher, Heizung und Kühlschrank werden oft mit Gas betrieben. Alles, was an Technik eingebaut ist, sollte auch funktionieren. Unbedingt Heizung, Kocher, Wasserpumpe, Lampen und andere Verbraucher testen. Für die Besichtigung viel Zeit mitbringen.
Wie spare ich am effektivsten Geld beim Campervan-Kauf? Lohnt es sich beispielsweise, den Bus selber auszubauen?
Ein Selbstausbau ist sicher der günstigste Weg zum eigenen Camper. Ein begabter Heimwerker erreicht mit Kreativität, ein bisschen Palettenholz und einem runtergerockten Handwerkerauto viel. Wer auf Campingplätzen mit Infrastruktur und Sanitär übernachtet, der braucht als Ausbau nur ein Bett und ein paar Schränke.
Wo liegen die größten Fallstricke beim Selbstausbau eines Campingbusses?
Die Technik selbst zu installieren ist anspruchsvoll und erfordert viel Erfahrung und Selbstvertrauen. Eine elektrische Anlage mit Bordbatterie, Ladegerät und Versorgung der elektrischen Verbraucher, die Wasseranlage samt Frisch- und Abwassertank, Pumpe und Leitungen für Spüle, Waschbecken und WC und erst recht die Gasanlage: Solche Einbauten muss ein Fachmann abnehmen. Manche Anbieter haben Module im Programm, mit denen ich mir Busse und Kombis unterschiedlicher Marken selber ausbauen kann.
Haben Module Vorteile gegenüber dem Standard-Angebot der Hersteller?
Mit Modulen ist man sehr flexibel. Ein Hochdachkombi, VW Caddy oder Ähnliches lässt sich zum Beispiel mit einer Heckküche fix zum Wochenend-Camper umfunktionieren. Danach baut man das Modul wieder aus und nutzt den Kofferraum wie gewohnt. Ich bin aber auf schönes Wetter angewiesen, weil ich damit nur draußen kochen kann. Module kosten ab 1500 Euro, sind also günstiger, aber weniger ausgefeilt als Ausbauten ab Werk.
Was ist mit aktuellen Fahrverboten? Viele Campingbusse und Kastenwagen fahren mit Diesel.
Sämtliche aktuellen Basisfahrzeuge erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-Temp und sind damit nicht von Fahrverboten in Städten betroffen. Ältere Fahrzeuge mit Euro 5 oder schlechter haben mancherorts keine Zufahrt mehr. In einigen Städten können Bewohner mit Campingbus eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Dazu muss der Bus als Wohnmobil und nicht als Pkw zugelassen sein.
Wie stehen die Chancen, wenn ich den Campingbus wieder verkaufen will?
Aktuell haben Verkäufer sehr gute Karten. Die Nachfrage an Campervans übersteigt das Angebot bei Weitem. Markenprodukte verkaufen sich leichter und zu höheren Preisen als Individualausbauten.
Im Interview – Dominik Vierneisel
Dominic Vierneisel kennt sich als Chefredakteur von promobil bestens mit Campingfahrzeugen aus – vom umgebauten Kastenwagen bis zum Reisemobil-Luxusliner. Vier Mal jährlich erscheint unter seiner Leitung das Special »Campingbusse«.
Ein paar Highlights unter den Campingbussen stellen wir euch in der Fotostrecke (ganz oben im Artikel) vor.
Noch mehr zum Thema "Vanlife" erfahrt ihr in den Artikeln unten und in unserem Podcast:
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