Der Sturm schüttelt das kleine rote Kuppelzelt durch, die Zelthäute flattern – werden die Stangen halten? An einen Rückzug ist nicht zu denken: Nur kletternd erreichten outdoor-Testredakteur Boris Gnielka, seine Frau und Hund Finja den Logenplatz auf dem Rotbergligrat, hoch über dem Sustental. Außerdem ist es jetzt dunkel. Augen zu und durch heißt die Devise – das Zelt muss in diesem Sturm jetzt einfach halten.
Das Zelt hielt, doch nicht alle Zelte verkraften solche Sturmattacken. Das zeigt auch der aktuelle outdoor-Test, bei dem alle Kandidaten vor die Windmaschine mussten: Kein einfacher Ventilator, sondern ein tonnenschwerer, zwei Meter hoher Koloss aus Alu, Stahl und Carbon. Mittendrin sitzt Lars, Herrscher über acht Zylinder und 500 PS. Lars grinst schelmisch, auf das Nicken von Testredakteur Wacker dreht er den Zündschlüssel. Brüllender Wind setzt ein, drückt aufs erste Testzelt. 90 km/h, 100, 110, dann ein lauter Knall – ein Gestängebogen durchbohrt das Außenzelt, das Zelt fällt schlagartig zusammen.
Neun Kuppelzelte für zwei Personen müssen diese Prüfung im Rahmen des outdoor-Zelttests bestehen. Doch nicht nur diese. Auch die Wasserdichtigkeit von Bodenwanne und Außenzelt, die Wirksamkeit der Lüfter sowie der Wohnkomfort stehen auf der Prüfliste der Testcrew. Mit im Einsatz: Laserdistanzmessgerät, Digitalwaage und Soutertester. Es wird gemessen und notiert, ein- und ausgepackt, auf- und abgebaut, gespannt und gezogen, in den Zelten gekocht und geschlafen.
Alle Kuppelzelte aus dem Test:
Das passende Kuppelzelt für jedes Wetter
Nach über 100 Stunden Testarbeit steht das Ergebnis fest. Es ist ein gutes, aber kein sehr gutes. Nur ein Zelt kann voll überzeugen, sechs immerhin zum größten Teil – und zwei weniger: das The North Face Minibus 23 und das Vango Typhoon 200.
Dem ansonsten sehr gelungenen Minibus 23 verhagelt eine undichte Bodenwanne das Ergebnis, beim Vango kommen ein enges, dunkles Innenzelt und eine nachlässige Verarbeitung hinzu. Letzteres ist kein Einzelfall: Auch bei den Modellen von Nordisk und Wechsel zeugen wirr geführte Nähte und luftblasengespickte, schiefe Nahtbänder – sie dienen zum Abdichten der Nähte – von zu hastigem Arbeiten.
Preiswert und robust – Jack Wolfskin
Dass ein gutes, sauber verarbeitetes Zelt kein Vermögen kosten muss, zeigen Jack Wolfskin und Rejka: Ihre Modelle Yellowstone II und Vasa sind schon für 200 Euro zu haben und eignen sich gut für Touren aller Art. Beide halten Wind und Nässe draußen, lassen sich gut belüften und bieten genug Platz. Klasse: Das Yellowstone bleibt sogar bei Stürmen um 80 km/h stehen und geht erst bei 100 Sachen zu Boden – ohne Schaden zu nehmen. Darüber hinaus liegt der Wohnkomfort dank hellem, hohem Innenzelt auf top Niveau, genauso die Aussttattung: Verschließbare Lüfter, Fenster in den Apsiden und große Eingänge mit abdeckbaren Mosikonetzen versüßen das Zeltleben und machen es sogar wintertauglich. Das optimale Zelt? Nicht ganz. Beim Auf-/Abbau stören die zu festen Gestängeclips, und das Zeltgewicht liegt mit 3,7 Kilo im oberen Bereich.
Leichtbau am Berg – Kestrel
Wer ein leichteres Zelt sucht, aber nicht viel mehr ausgeben möchte, wird bei Robens fündig: Das Kestrel 3 (300 €) wiegt 3,2 Kilo. Platz gibt‘s dennoch mehr als genug, nur an Kopffreiheit mangelt es etwas, zumindest für Personen über 1,80 Meter. Belüftung, Stauraum, Bedienung und Nässeschutz begeistern dafür. Nur eines mag das Kestrel 3 nicht: starken Wind. Bis 50 Sachen steht es zwar stabil – immerhin –, doch darüber muss man mit eingedrückten Zeltwänden leben, bei 90 km/h wird das Zelt dann flach gedrückt. Beruhigend, dass dabei die Konstruktion unversehrt bleibt. Lässt der Wind nach, richtet sich das Kestrel 3 wieder auf. Dennoch: Für Sturmregionen gibt es bessere Zelte.
Beinahe Orkan-erprobt – Exped Orion
Als wahrer Bunker erweist sich das Exped Orion Extrem. Egal, von welcher Richtung die Windmaschine feuert: Selbst bei 120 Sachen – Orkanstärke! – hält es seine saubere Kuppelform. Erst darüber, bei 135 km/h, bricht ein Gestänge – ein Top-Wert, der im normalen Trekkingalltag keine Rolle spielt. Zum Vergleich: Bereits bei 80 Sachen kann sich ein Wanderer nur noch schwer auf den Beinen halten, bei über 100 mutiert ein Aufenthalt im Freien zum Survivaltrip. Auch sonst zeigt das Orion Spitzenleistungen: Die kräftig beschichtete Bodenwanne hält selbst in vollgelaufenen Senken dicht, das Überzelt Dauerregen ab. Der Wohnkomfort liegt dank steiler, heller Wände, hohem Innenzelt und guter Ventilation auf höchstem Niveau, Auf- und Abbau gelingen flott. Und das Gewicht? Liegt mit 3,3 Kilo im grünen Bereich. Das hat seinen Preis: 490 Euro. Doch spätestens bei der nächsten Sturm- und Regennacht im Zelt wird einem diese Summe lächerlich wenig erscheinen.
So testet outdoor Zelte
Die Dichtigkeit der Bodenwanne misst outdoor mittels Soutertester. Er zeigt an, bis zu welchem Wasserdruck ein Material dicht hält: 5000 mm gelten als Untergrenze, 10000 mm als top. Die Wasserdichtigkeit des Außenzelts wird im tagelangen Praxiseinsatz geprüft, die Windstabilität mit einer Windmaschine der Firma Oase. Bis 50 km/h sollte ein gutes Zelt aushalten, frühestens bei 70 Sachen darf es voll zu Boden gehen.
Wetterschutz
Komfort
Hier zählen vor allem Nutzfläche und Liegelänge des Innenzelts, die in 25 cm Höhe ermittelt wird. Zusätzlich wird die Grundfläche gemessen. Pluspunkte beim Komfort bringen außerdem: Kopffreiheit, Helligkeit im Innern, Handhabung, Belüftung und die Größe der Eingänge.
Gewicht
outdoor misst das Gewicht von Zelt, Gestänge, Packsack, Heringen und Reparaturhülse. Mehr als vier Kilo sollte ein gutes 2-Personen-Trekkingzelt nicht wiegen.
Auf-/Abbau
Wie einfach und flott sich die Zelte von geübten Outdoorern auf- und abbauen lassen, prüft outdoor im Praxistest. Auch Heringsschlaufen, die sich nicht in der Länge verstellen lassen, kosten Punkte.
Qualität
Zu Abzug führen krumme Nähte, Nahttapes mit Lufteinschlüssen, unregelmäßig oder zu schwach beschichtete Bodenwannen, unsauberer Schnitt (Zelt steht faltig).
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