Dass Stand Up Paddling nicht nur auf Hawaii von einzelnen Cracks zelebriert wird, sondern mittlerweile überall quer über den Globus treue Anhänger findet, hat ein paar einfache Gründe: SUP macht Laune, verzaubert – und die ersten Schritte sind kinderleicht. Wem das Stand Up Paddling anfangs zu wackelig erscheint, der beginnt einfach im Knien, am besten an einem warmen Tag auf dem Baggersee.
Was sollten SUP-Anfänger beachten? Häufige Fehler und mehr
- Sicherheitsausrüstung nicht vergessen (Schwimmweste, Leash etc.)
- Wassersportbekleidung / Neopren statt Baumwollkleidung
- Paddel richtig herum halten & einsetzen
- Richtiger Stand = relativ mittig auf dem Board, Knie leicht gebeugt, Blick geht nach vorne
- Wetter und Gewässerverhältnisse vorab checken, im Zweifel lieber nicht aufs Wasser gehen (mehr dazu im Video)
Das erhabene Gefühl des Auf-dem-Wasser-Gleitens auf dem SUP stellt sich früher oder später bei jedem ein, die erhöhte Aussicht übers Wasser beflügelt, und auch auf den Flussgrund sieht man hinab. Wer längere Strecken mit dem Board meistern will oder mit zügig fließenden Gewässern liebäugelt, für den sind ein Mindestmaß an Skills und Fitness vonnöten. Ein bisschen Strömungslehre, um in der Kurve nicht im Gebüsch zu enden, ein bisschen Verständnis für Wind und Wellenbildung, um auf offenen Gewässern nicht ungewollt am falschen Ufer zu enden, und ein energiesparender und effektiver Vorwärtsschlag machen das SUP-Leben spaßiger und sicherer.
Und ja: Stand-up-Paddling strengt an, sobald man nicht nur an der Strandpromenade auf und ab paddeln will. Nicht nur die Arme, auch die Beinmuskulatur und vor allem der Bauch werden beansprucht, möchte man den Vortrieb vom Paddel über den Körper aufs Board übertragen. Der Gleichgewichtssinn wird geschult, der Rücken gestärkt und der Bizeps gefordert. Ob am Allerwertesten oder am kleinen Zeh, ein SUP trainiert die gesamte Muskulatur.
Hier könnt ihr unseren Podcast zum Thema "Paddeln" anhören
Stand Up Paddling: Von Hawaii in die Welt
Für die starke Verbreitung des SUP-Sports in den letzten Jahren war die Surf-Kultur auf Hawaii ausschlaggebend. Dort bedienten sich schon in den 1970er Jahren Surflehrer eines Paddels, um im Stehen den Überblick über ihre Schützlinge zu behalten und im Notfall schnell bei ihnen zu sein. Als um die Jahrtausendwende immer mehr Surfer ein Paddel nutzten, um auf schwierige Wellen zu kommen, und Szenegrößen wie Laird Hamilton und Robbie Naish auch häufig beim Flachwassertraining auf dem Stand-up-Board gesichtet wurden, war der moderne Trendsport »Stand-up-Paddling« geboren. Unabhängig davon sollen polynesische Fischer schon vor Jahrhunderten in ihren kleinen Booten im Stehen vor den Stränden herumgeschippert sein, um die Fischschwärme im Wasser besser zu erkennen und besser jagen zu können. – Wer hat‘s erfunden?
Natürlich gibt es auch Schwachpunkte an einem SUP: im Gegensatz zum Kajak ist ein SUP-Board viel windanfälliger. Durch die aufrechte, stehende Position auf dem Board bietet man Angriffsfläche, bei starkem Gegenwind kommen nur noch absolute Profis voran. Auch unregelmäßige Wellen, sogenanntes Schwabbelwasser, sind durch den hohen Schwerpunkt des Paddlers extrem schwierig zu manövrieren. Auch auf fließendem Wasser verlangt ein SUP-Board ungleich mehr Technik und Kondition vom Paddler als ein Kanu. Und auch wenn man auf einem SUP einen wasserdichten Packsack befestigen kann, wird es in puncto Gepäcktransport einem Kanu immer hinterherhinken.
Was muss ich beim Kauf eines SUP Boards beachten?
Wer sich ein SUP Board kaufen will, sollte vorher wissen, was er mit seinem SUP machen will. Ein bisschen auf dem Badesee rumschippern? Und mal eine längere SUP-Tour fahren oder als Jogging-Alternative die Ganzkörperfitness trainieren? Alles ist möglich, und theoretisch macht ein sogenanntes Allround-SUP-Board genau das alles mit. Aber je spezieller das jeweilige SUP Board auf den Einsatzzweck abgestimmt ist, desto höher der Spaßfaktor.
Dabei gilt vereinfacht gesagt: Lang und schmal gleich schnell und spurtreu, je breiter, desto stabiler und kippsicherer, allerdings leiden dabei auch das Handling und der Geradeauslauf. Hinzu kommt die Formgebung des Unterschiffs (»Kiel«) und die Aufbiegung des Boards über die Längsachse (»Rocker«). Ein kaum aufgebogenes Board mit ausgeprägtem Kiel liebt Geschwindigkeit, ein Board ohne Kiel und mit viel Rocker ist ein wendiges »Bienchen« und wird eher beim Surfen oder im Wildwasser verwendet. Hinzu kommt die Dicke des Boards: Üblich sind vier oder sechs Inch (etwa zehn bis 15 Zentimeter), wobei sich die dünnere Variante eher nur für leichte Personen eignet. Schwerere Zeitgenossen bekommen auf dünnen Brettern leicht nasse Füße. Wer viel Gepäck mitnehmen will, braucht auch ein dickeres Board.
Hardboard oder aufblasbares SUP Board?
Neben der Form beeinflusst auch die Bauweise des Boards die Fahreigenschaften: laminiertes »Hardboard« oder aufblasbares »Inflatable«? Hardboards sind steifer und schneller, sie laufen ruhiger, sind aber empfindlich gegenüber Steinkontakt und Kratzern. Inflatables dagegen sollten bei hohen Temperaturen nicht über einen längeren Zeitraum in der Sonne liegen. Wenn die komprimierte Luft sich weiter ausdehnt, kann das Board Schaden nehmen.
Wer in der Nähe eines Sees wohnt oder sogar Mitglied in einem Paddelverein mit großer Bootshalle ist, für den bietet sich ein Hardboard an. Wer mit seinem Board lieber die Welt entdecken möchte, wird mit einem aufblasbaren SUP glücklicher werden. Es lässt sich auch ohne Dachgepäckträger transportieren und kann auch im kleinsten Keller verstaut werden. Dafür steht vor jeder Tour das Aufpumpen auf dem Programm, und ein ordentlicher Boardinnendruck kommt nicht von allein. Tipp: Es gibt elektronische Pumpen für den Zigarettenanzünder im Auto. Nachpumpen ist allerdings dennoch erforderlich, um einen hohen Luftdruck und die gewünschte Steifigkeit zu erlangen. Ein Kompromiss zwischen leichtem Transport und der Steifigkeit eines Festrumpfes stellen zusammensteckbare Boards dar, zum Beispiel von der Marke croslake.com.
Und gleich noch ein Tipp für alle, die sich ein günstiges SUP kaufen wollen: Finger weg von billigen Inflatables aus dem Supermarkt! Für Laufruhe und Fahrspaß ist eine gewisse Härte vonnöten, die nur ein hoher Bordinnendruck erzeugen kann. Billige SUP-Boards können nur mit einem geringem Druck gefahren werden und fühlen sich deshalb an wie eine Luftmatratze. Sie sind instabil – Fahrspaß ade.
Das richtige SUP Board auswählen
Von Wildwasser bis Yoga: SUP-Boards gibt es für fast jeden Einsatzzweck. Hier die vier SUP-Kategorien, mit denen Einsteiger und auch Fortgeschrittene Spaß haben.
ALLROUNDER
Wie der Name schon sagt, können diese Boards alles, allerdings nichts außergewöhnlich gut. Durch ihre Breite liegen sie stabil und anfängerfreundlich im Wasser, doch fallen Geradeauslauf und Geschwindigkeit vergleichsweise mäßig aus. Das aufblasbare Starboard iGO 10.8 gibt es in drei Varianten, die verschieden verarbeitet sind und in Gewicht, Steifheit, aber auch im Preis variieren.
- Preis: ab 699 Euro
- Daten: 10’8’’ x 33’’ x 6’’ (325 x 84 x 15 cm)
ALLROUND-TOURER
Ein Allrounder, der gut läuft! Das Paddelbrett 11.8 vereint die Vorzüge eines Allrounders (hohe Kippstabilität) mit der Laufruhe eines Tourers und eignet sich somit auch für längere Trips. Das Board ist im Set mit teilbarem Paddel, Leash, Pumpe, wasserdichtem Paddelsack und Transport-Rucksack erhältlich und bietet so ein Rundum-sorglos-Paket zu einem guten Preis.
- Preis: ab 939 Euro
- Daten: 11’8’’ x 32’’ x 6’’ (355 x 81 x 15 cm)
TOURER
Touringboards laufen schön nach vorn, denn sie sind schmaler und länger geschnitten als Allrounder – ideale Boards, um auf größeren Gewässern längere Strecken zu paddeln. Das NRS Escape 12.6 hat genügend Reserven auch für große Paddler oder hohe Zuladung bei Gepäcktouren. Ein Ventil verhindert Schäden infolge eines Überdrucks, wenn das Board mal zu lange in der Sonne liegt.
- Preis: ab 1345 Euro
- Daten: 12’6’’ x 30’’ x 6’’ (381 × 76 × 15 cm)
SPORTTOURER
Länge läuft! Sporttourer haben Race board-Gene in sich, sind aber breiter als richtige Raceboards und somit auch nicht so wackelig. Dennoch lieben sie offenes Wasser, enge Kurven sind eher nichts für sie. Der GTS Sportstourer 13.0 ist konstruiert für schnellen Geradeauslauf und beste Performance beim Paddeln und vereint den Komfort eines Touringboards mit der Dynamik eines Raceboards.
- Preis: ab 1285 Euro
- Daten: 13’ x 30.3’’ x 6’’ (396 x 77 x 15 cm)
Mehr über die Lite Venture SUP Boards erfahrt ihr hier:
Welches SUP Zubehör ist sinnvoll?
Mit einem Stand-up-Board alleine ist es nicht getan. Wer aus dem Uferbereich des Baggersees rauskommen will, braucht ein bisschen Zubehör ...
- SCHWIMMWESTE: Gerade auf großen Gewässern oder auf schnellfließenden Flüssen geht es nicht ohne sie. Wem normale Schwimmwesten zu warm oder zu groß sind, für den gibt es selbstaufblasende Auftriebshilfen in Form eines Hüftgurts. Preis: ca. 110 Euro, nrseurope.com
- PADDEL: Leicht und zudem steif sollte es sein – und am besten längenverstellbar. Zum einen eignet es sich dann für verschieden große Paddler, aber auch für sportlichen oder relaxten Paddelstil. Aluminium- oder Kunststoffpaddel sind günstig, schwer und unverwüstlich, Glasfaser/Carbon-Mischungen leichter und steifer. Zum Beispiel fanatic.com
- FINNEN: Sie verbessern die Spurtreue erheblich – nicht nur bei Seitenwind. Je länger die Finne, desto besser der Geradeauslauf. Auf flachen oder verkrauteten Gewässern besser kürzere Finnen benutzen. aquamarina.com
- TROCKENSÄCKE: In Verbindung mit einem Gepäck netz wird der wasserdichte Packsack zum SUP- Kofferraum. Es gibt sie in verschiedenen Größen. Zum Beispiel von seatosummit.com
- LITERATUR FÜR UNTERWEGS: Wo einsteigen? Wie lange dauert die Tour? Die SUP-Guides vom Kettler Verlag geben Antwort: »Bayrische Voralpen«, »Hamburg & Umland«, »Ostsee & Holstein«. thomas-kettler-verlag.de
Schlag-Repertoire beim Stand Up Paddling
Mit diesen vier Standard-Techniken können Einsteiger ein Stand-up-Board in den meisten Situationen steuern. Dass man am Anfang dabei ein paarmal ins Wasser fällt, ist normal.
RICHTIG VORWÄRTS: DER GRUNDSCHLAG
RICHTUNG HALTEN: DER »J-SCHLAG«
ELEGANT UMS ECK: DER ÜBERGRIFF
RICHTIG UMS ECK: BOGENSCHLAG
Wo darf ich mit meinem SUP Board aufs Wasser?
Grundsätzlich ist Paddeln auf allen Fließgewässern in Deutschland erlaubt. Ausnahmen für SUP-Fahrten bilden oft Talsperren oder Wasserflächen in Parkanlagen oder in Erholungsgebieten. In Naturschutzgebieten gelten zahlreiche Befahrungsregelungen, sei es saisonal zum Tierschutz oder wasserstandsabhängig zum Schutz der Vegetation. Aber auf dem Wasser gilt ohnehin: Nicht in Schilfgürtel paddeln, keine Steilufer platt trampeln, Rücksicht auf brütende Vögel und andere Tiere nehmen. Vorsichtig sein sollten Stand-Up-Paddler auch bei Schiffsverkehr auf großen Wasserstraßen und Angelrouten in Ufernähe auf kleinen Gewässern – im Zweifelsfall immer Platz machen.
Ein wichtiger Aspekt bei der Tourenauswahl mit dem SUP Board ist die Windanfälligkeit des Gewässers: Große Seen eignen sich für Rundtouren, aber schon bei kleineren Windstärken kommt man mit einem SUP auf ihnen schnell an seine Grenzen. Kleine Bäche oder Flüsse mit Strömung sind nur selten windanfällig, dafür fällt das Paddeln gegen die Strömung bei höheren Fließgeschwindigkeiten oder Untiefen meist schwer, sodass man nur in eine Richtung paddeln kann. Wer bei der Routenwahl die Windrichtung beachtet und sich im Windschatten des Schilfgürtels zur Hälfte um den See arbeitet, hat dann auf dem Rückweg quer über den See mit ordentlich Rückenwind doppelt so viel Spaß.
Bei der Anreise haben Inflatables (aufblasbare SUPs) klare Vorteile gegenüber Hardboards. Die meisten werden mit dazugehörigem Rucksack geliefert. Dieser erleichtert den Transport auf kurzen Laufstrecken oder bei der Anreise mit der Bahn. Für längere Fußmärsche sind die SUPs mit mehr als 10 Kilo zu schwer, mit Fahrrad und Anhänger aber ideal transportierbar. Doch egal für welches SUP Board man sich auch entscheidet: Am Ende zählt die Übung, die man darauf hat.