Biwakieren unterm Sternenhimmel - Anfängertipps

Microadventures: Biwakieren
Biwaknacht unterm Sternenhimmel

Eine Nacht im Freien ist das perfekte Abenteuer fürs Wochenende. So geht ihr's an ...

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Foto: Christoph Jorda

Langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit. Mit jedem Wimpernschlag zeichnen sich mehr leuchtende Punkte ab, und schließlich funkelt auch die Milchstraße. Der Himmel überstrahlt die Erdenfinsternis, als würde das Licht von Milliarden von Sternen gegen die immerwährende Nacht im Universum ankämpfen – und wenigstens vorübergehend gewinnen. "Der Große Wagen!" Einer in der Gruppe entdeckt ihn immer, und jeder denkt: Und wie heißt der Rest? Man müsste mehr Ahnung von Astronomie haben. Aber die Sternschnuppen, die übers Firmament zischen, erkennt jeder.

Alpinisten nennen solche Nächte in den Bergen "Biwak", doch sie machen nicht nur im Gebirge Spaß, sondern überall, wo es schön ist in der Natur. Die Gerüche und Geräusche verleihen selbst altbekannten Orten etwas Abenteuerliches, alles wirkt in einer Nacht unter freiem Himmel neu. Und wenn die Sonne untergeht, wirft man den Kocher an, bereitet sich etwas Gutes und schaut zu, wie der Mond die nächtliche Bühne betritt. Als Schlafplatz bietet sich zum Beispiel ein Badesee an, vielleicht hat ja auch jemand ein Kanu, mit dem man an eine schöne Flussbank kommt.

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Christoph Jorda
Schlafsack und Isomatte: Mehr brauchen Puristen nicht

Im Wald warten kleine Schutzhütten, alternativ fragt man einen Bauern oder bei der Gemeinde, ob man bei ihnen auf der grünen Wiese übernachten darf. Klar, dass man verspricht, absolut keinen Müll zu hinterlassen, und klar, dass man sich dran hält. Und wenn alle Stricke reißen, gibt es immer noch den eigenen Balkon, den Garten oder die Dachterrasse von Freunden. Auch dort funktioniert der Mini-Urlaub für Kopf und Seele. Ein Bett unter Sternen, bessere Luft, neue Abendbeschäftigung. Freiwillig aufs Smartphone verzichten – Elektro-Diät sozusagen. Wir alle haben solche Tapetenwechsel nach stressigen Wochen bitter nötig: um abschalten zu können und runterzukommen.

Der Aufwand dafür ist gering, der Rucksack für ein Mikroabenteuer schnell gepackt: Schlafsack und Isomatte gehören hinein, ein paar Kerzen, eine Flasche vom Lieblingswein, ein Gaskocher, die Zutaten für ein feines Abendessen, der Lieblingskaffee, dazu vielleicht noch ein Anti-Mückenmittel. Langsam senkt sich Müdigkeit über das Camp, pechschwarz die Wälder, die Bäume und Blätter am See. Das Wasser spiegelt die Leere und taucht seine Ränder in ein kontrastloses Nichts.

Eine Sommerbrise wischt über die Oberfläche, bahnt sich ihren Weg zum Ufer, umströmt den Schlafsack und hebt sanft die Haare. Fische schnappen nach oben und erzeugen kleine Platscher. Eigentlich ist all das viel zu schön, um es einfach zu verschlafen, denkt man sich, aber der Körper fordert seine wohlverdiente Ruhe. Erst als sich im Osten ein blauer Streifen anschickt, das Schwarz langsam aber sicher zu verdrängen, kommt wieder Bewegung ins Camp. Ein kurzes Räkeln, ein Blick nach links, ein Blick nach rechts.

Für einen Moment steht einem »wo bin ich« auf die Stirn geschrieben, dann laden sich die Erinnerungen an gestern in den Speicher. Jemand fummelt schon am Kocher, gleich gibt es Kaffee. Aber auch ohne fühlt man sich schon frischer und erholter als ein Bär nach dem Winterschlaf.

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Christoph Jorda
Wer nicht ganz so minimalistisch unterwegs ist, packt die Luxus-Ausstattung in den Rucksack... und lässt sich morgens vom Duft eines Espresso wecken.

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