Dank moderner GPS-Geräte wird die Orientierung auf Tour zum Kinderspiel: Einfach zu Hause am PC die Tour eingeben oder im Internet eine komplette Route herunterladen und diese auf das GPS übertragen – schon weist einem das Navigationsgerät fast so komfortabel wie im Auto den Weg. Wer aus diesem Grund jedoch glaubt, der Umgang mit Karte und Kompass komme nur noch für Nostalgiker in Frage, irrt.
Hochleistungsfähige GPS-Geräte verbrauchen so viel Strom, dass sich selbst sparsame Modelle bei Dauerbetrieb mit einem Batteriesatz nur noch für Wochenendtouren eignen. Außerdem tätigt nicht jeder die Investition von einigen hundert Euro für Gerät und digitales Kartenmaterial – ohne letzteres funktioniert die GPS-Navigation nur beschränkt. Und falls die Technik ausfällt, müssen selbst GPS-Fans mit Karte und Kompass klarkommen.
Die Orientierung mit beiden klappt im Ernstfall aber nur dann reibungslos, wenn man die Karte schon während der Tourenplanung gründlich studiert hat. Dabei entsteht im Geist ein recht genaues Bild, wie es vor Ort aussehen wird – vorausgesetzt, es handelt sich um geeignetes Kartenmaterial und man liest es richtig. Optimal für Wanderungen und Trekkingtouren sind topografische Karten im Maßstab 1 : 25000 oder 1 : 50000, zum Beispiel von den Alpenvereinen oder Landesvermessungsämtern. Der Maßstab gibt das Verhältnis zwischen der Abbildung auf der Karte und der Realität wieder. Bei einem Maßstab von 1 : 25000 entspricht die Distanz von einem Zentimeter auf der Karte 250 Metern im Gelände, bei einem Maßstab von 1 : 50000 sind es 500 Meter.
Gute Karten zeigen alle wichtigen Geländemerkmale, wie Bewuchs, Straßen, Wege, Flüsse, Bäche oder Seen und zum Teil sogar einzelne Häuser. Berge und Täler sind durch Höhenlinien dargestellt. Je enger diese Linien zusammenliegen, desto steiler ist das Gelände an dieser Stelle. Bei den genauesten Karten liegt die Abstufung bei zehn Metern, doch auch bei 20-Meter-Schritten lässt sich das Geländeprofil der Landschaft noch erkennen. Weiter auf Seite 2
Video: Orientieren mit Karte & Kompass – Kreuzpeilung
Höhenmessung, flaches Gelände und Nebel – der Gebrauch von Karte und Kompass in jedem Gelände
In Verbindung mit einem Höhenmesser helfen Höhenlinien, den Standort zu bestimmen. Das geht ganz einfach: Führt ein Weg kontinuierlich bergauf oder bergab, sucht man auf der Karte die zur Höhenangabe des Höhenmessers passende Höhenlinie entlang des Pfads – oder den Punkt zwischen zwei Höhenlinien. Nun weiß man ziemlich genau, wo man sich befindet. Eines gilt es aber zu beachten: Ein Höhenmesser liefert nur optimale Werte, wenn er bei jeder Gelegenheit nachjustiert wird. Dazu benötigt man Punkte mit bekannter Höhe wie Wegkreuzungen, Brücken, Hütten, Gipfel oder Schilder mit Höhenangaben. Auf deren Wert wird der Höhenmesser eingestellt.
In eher flachem Gelände, etwa dem skandinavischen Fjäll oder anderen Hochflächen, kommt ein Kompass zum Einsatz. Die Standortbestimmung funktioniert am einfachsten, wenn eine Strecke bekannt ist, auf oder an der man gerade entlanggeht – beispielsweise ein Weg, Fluss, Tal oder Seeufer. Dann genügt es, einen markanten Punkt (Berggipfel, Brücke, Hütte, Insel, Fluss, der aus einem See herausfließt, etc.), der auch auf der Karte vermerkt ist, mit dem Kompass anzupeilen. Dabei den Kompass waagerecht halten und den Kompassring so lange drehen, bis sich die Nordmarkierung mit dem Nordpfeil der Kompassnadel deckt. Jetzt das Kompassgehäuse (Anlegekante) am angepeilten Punkt auf der Karte anlegen und so lange um diesen Punkt drehen, bis sich die Linien im Dosenboden unter der Kompassnadel mit Kartennord decken. Beim Schnittpunkt der Anlegekante mit der bekannten Strecke handelt es sich um den Aufenthaltsort. Gibt es keine bekannte Strecke, ersetzt man sie durch eine zweite Peilung (Kreuzpeilung).
Bei Nebel funktioniert das Peilen auch in umgekehrter Reihenfolge: Standort und Zielpunkt auf der Karte mit der Anlegekante des Kompasses verbinden, Linien im Dosenboden mit Kartennord decken. Dann den Kompass waagerecht in die Hand nehmen und sich so lange drehen, bis die Kompassnadel und Gehäusenord übereinstimmen – das ist die Marschrichtung. Achten Sie beim Peilen aber auch darauf, die Route ans Gelände anzupassen, sonst waten Sie unter Umständen direkt durch einen Sumpf.
Wichtig für die Arbeit mit dem Kompass: Falls nötig, die Missweisung (Deklination) beachten. Da geografischer und magnetischer Nordpol nicht identisch sind, unterscheiden sich die Nordrichtung der Kompassnadel und die Nordrichtung der Karte. Die Differenz zwischen beiden bezeichnet man als Missweisung. Sie ändert sich permanent, denn der magnetische Nordpol wandert. Der Wert inklusive geschätzter Veränderung in Jahren seit Kartendatum ist meist auf dem Kartenrand angegeben. In unseren Breiten kann er vernachlässigt werden, in Skandinavien oft nicht. Dort muss die Missweisung bei jeder Peilung addiert oder abgezogen werden. Am besten kauft man einen Kompass mit einstellbarer Deklination, die vor der Tour eingestellt wird.
Viel Spaß beim Üben – bald wird auch Ihnen die Orientierung mit Karte, Kompass und Höhenmesser leichtfallen.
Wegweisend – dieses Equipment hilft bei der Orientierung
GPS-Gerät
Selbst Outdoorer, die versiert mit Karte und Kompass umgehen können, haben sich schon einmal verfranzt. Mit einem GPS-Gerät sinkt die Gefahr des Verlaufens auf ein Minimum: Ein Blick auf das Display genügt, um zu wissen, wo man ist und wie es weitergeht. Außerdem werden diverse Zusatzinfos angezeigt, etwa die Geschwindigkeit oder die geschätzte Ankunftszeit. Der richtige Umgang mit dem GPS-Gerät muss aber auch gelernt werden.
Die Wahl des GPS-Modells hängt vom Einsatzbereich ab. Suchen Sie ein Gerät vorwiegend für Wanderungen und Trekkingtouren, punktet vor allem das Etrex Vista HCX von Garmin (279 Euro). Es besitzt einen empfangsstarken Empfänger und gehört zu den sparsamsten Modellen auf dem Markt. Außerdem ist es leicht und kompakt.
Die Anschaffung des Geräts reicht aber nicht: Meist benötigt man noch aufladbare Topokarten. Je nach Land werden dafür 75 bis 300 Euro fällig. Und wer am PC möglichst genau planen möchte, braucht zusätzlich spezielles, digitales Kartenmaterial, zum Beispiel von Magic Maps. Preis: ab 100 Euro.
Peilkompass
Der Kompass gehört zu den bekanntesten Orientierungsmitteln. Ein gutes Modell zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: Die Kompassdose, in der die Nadel frei schwingend lagert, muss sich gut drehen lassen und eine 360-Grad-Einteilung besitzen. Nordlinien im durchsichtigen Dosenboden helfen bei der Ausrichtung auf der Karte. Auch die Grundplatte sollte durchsichtig sein, damit man die Karte unter dem Kompass erkennt. Außerdem dient die Grundplatte oder – je nach Modell – das Gehäuse als Anlegekante und Lineal. Je länger die Anlegekante, desto besser. Der Spiegel erlaubt es Ihnen, die Kompassnadel beim Peilen im Blick zu behalten. Außerdem praktisch: eine einstellbare Missweisungskorrektur. Wer weit im Süden auf der Südhalbkugel auf Tour geht, braucht spezielle Kompassnadeln – oder kauft das Modell DS 50 G von Recta (80 Euro). Es lässt sich durch seine spezielle Nadel weltweit einsetzen.
Multifunktionsuhr mit Höhenmesser
Eine Multifunktionsuhr mit Höhenmesser gehört zur Pflichtausstattung für Outdoor-Touren. Denn mit dem Höhenmesser lässt sich nicht nur die Position bestimmen, er hilft auch bei der Wettervorhersage, weil die Höhe mit Hilfe des Luftdrucks gemessen wird. Bemerken Sie beispielsweise, dass die Höhenangaben des Höhenmessers im Verlauf des Tages trotz Nachstellen des Höhenmessers zu hoch ausfallen, fällt der Luftdruck – schlechtes Wetter ist im Anmarsch. Sinkende Höhenwerte deuten dagegen auf gutes Wetter hin. Achten Sie auf ein Modell mit Temperaturkompensation, eine Kompassfunktion ist dagegen nicht zwingend nötig – Höhenmesser-Kompanden eignen sich nur zur groben Orientierung und können keinen Peilkompass ersetzen. Empfehlenswerte Uhren gibt es etwa von Techtrail (Axio-Serie und AFT8, ab 130 Euro; www.techtrail.com) und von Suunto die Modelle X6 HR (500 Euro) und Core (ab 250 Euro), www.Suunto.com
So lesen Sie eine topographische Karte richtig
1. Punkt mit Höhenangabe
Vermessungspunkte, deren Höhe exakt bekannt sind, werden auf Karten angegeben.
2. Hütte
Auf guten geografischen Karten werden selbst kleine Hütten bis zu einer Größe von etwa zwei mal zwei Meter eingetragen.
3. Höhenlinien
Die braunen Linien dienen zur Darstellung von Bergen und Tälern. Je enger sie zusammenliegen, desto steiler das Gelände. Den Abstand zwischen den einzelnen Linien entnimmt man der Legende – in der Regel sind es zehn oder zwanzig Meter.
4. Bewuchs
Wald wird auf Karten in der Regel durch grüne Flächen dargestellt. Baumsymbole (Tanne und/oder Laubbaum) zeigen, ob es sich um Nadel-, Laub- oder Mischwald handelt.
5. Felsen
Trotz Höhenlinien werden Felsen auf Karten separat dargestellt. Die Höhe kann man grob abschätzen, indem man die Höhenlinien rechts und links der Felsen addiert.
6. Flüsse, Seen, Quellen
Wasserstellen kann man durch ihre blaue Farbe kaum übersehen – und selbst Quellen werden auf vielen Karten penibel vermerkt. Aber Vorsicht: Vor allem im Sommer muss es nicht unbedingt Wasser geben, auch wenn sich auf der Karte eine Quelle befindet.
7. Straßen und Wege
Straßen, Forst- und Wanderwege erkennt man ebenfalls. Wie sich ihre Darstellung auf der Karte voneinander unterscheidet, erfährt man anhand der Legende. Bitte beachten: Auf älteren Karten fehlen neuere Forstwege, während eingezeichnete Wege zum Teil schon wieder zugewachsen sind.
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