Warum Klettern eine gute Idee ist

Klettern: Sport, Spaß und Herausforderung - was Sie beachten sollten
Warum Klettern eine gute Idee ist

Klettern stärkt den Körper und macht Spaß. Doch es gibt noch weitere Gründe, die die Kletterhalle zu einem perfekten Trainingsort machen.

KL Klettern in der Kletterhalle Sarah
Foto: Ralph Stöhr

Klettern in der Kletterhalle ist sicher: mit Klettergurt und Seil gesichert ist es ein sportlicher Spaß, die Wände hochzukraxeln. Ausüben kann den Klettersport jeder. Oder zumindest jeder, der es schafft, auf eine Leiter zu steigen.

Nachdem das Klettern in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist, gibt es mittlerweile in fast jeder größeren Stadt Kletterhallen oder auch Boulderhallen. Beim sogenannten Bouldern (von "Boulder", englisch für Felsblock) passiert das Klettern auf kürzerer Strecke: Ohne Seil gesichert klettert man dabei an Wänden bis zu ungefähr drei Metern Höhe. Der Boden ist mit Matten gepolstert.

Beim Klettern werden aber nicht nur die Muskeln von Armen, Rücken und auch Bauch und Po gestärkt, sondern man trainiert auch noch weitere Fähigkeiten. Das Bewegungsgefühl wird geschult, die Konzentration, der Umgang mit Angst verbessern sich – und sogar das Selbstbewusstsein profitiert. Probieren Sie es aus – Klettern ist gar nicht so schwer!

Oder doch?

Klettern ist gar nicht schwer. Außer manchmal, dann ist es ist ziemlich schwer. Klettern ist beides, und es ist keine schlechte Idee, sich damit anzufreunden.

Klettern ist leicht: Als Kind klettern wir auf Bäume, Spielzeuganlagen und so weiter; und das, ohne dass uns jemand sagen muss, wie das geht. Klettern funktioniert wie eine normale Fortbewegungsform, irgendwie kommt man hinauf. Auf eine Leiter steigen wir – meist – ohne nachzudenken, wie das genau funktioniert.

Klettern ist schwer: Die Griffe in der Kletterhalle sind groß und rund und unhandlich, sie lassen sich kaum halten. Der nächste Griff ist viel zu weit weg und manchmal geht es einfach nicht weiter. Die Arme schmerzen, die Finger gehen auf, und die Wand ist viel zu steil.

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Ralph Stöhr
Klettern in der Kletterhalle ist ein anspruchsvolles Krafttraining.

All das und noch mehr kann beim Klettern passieren. Außerdem gilt es noch, Sichern zu lernen, was zu Beginn wichtiger als das Klettern selbst ist.

Gute Gründe fürs Klettern:

  • Beste Laune nach dem Kletter-Training: Denn zusätzlich zu den bei Aktivität ausgeschütteten Endorphinen kommt meist auch Adrenalin ins System. Außer Sie haben überhaupt keine Angst, aber dann ist das Klettern vielleicht sowieso nichts für Sie.
  • Muskulöse Arme und Schultern, verbesserte Körperspannung und ein knackiger Po – zugegeben, drei Mal klettern gehen reicht da nicht aus. Aber wer regelmäßig klettern geht, kann mit einem schöneren Körper rechnen. Sie zweifeln? Dann sehen Sie sich mal die hochmotivierten Jungs und Mädels an, die in Ihrer Kletterhalle viel trainieren...
  • Mehr Selbstvertrauen – kein Witz. Wer sich regelmäßig etwas traut, seine Angst überwindet und lernt, was der eigene Körper kann, vertraut sich auch selbst mehr. Die Übergänge von körperlicher zur mentalen Ebene sind fließend, da sie ja zusammenhängen.
  • Mehr soziale Kontakte: Klettern ist zwar kein Mannschaftssport, aber Kletterpartner braucht man schon. Beim Klettern zum Sichern und beim Bouldern für die gegenseitige Motivation. Beim Klettern kommt man leicht mit Menschen in Kontakt.

Auch wenn die folgenden Seiten einen Anfang darstellen – sie ersetzen keinen Kletterkurs! Gerade das Sichern ist anspruchsvoll und muss gründlich praktisch geübt werden! Klettern ist lebensgefährlich, wenn die Sicherungstechnik nicht 100-prozentig beherrscht wird!

Kletterkurse bietet z. B. der Deutsche Alpenverein an, oder man fragt in einer Kletterhalle nach.

Auf der nächsten Seite: Was Sie beim ersten Mal Klettern am besten anziehen

Was man mitbringen sollte fürs erste Mal Klettern

Wer das erste Mal klettern geht, besitzt normalerweise keine Ausrüstung zum Klettern, und auch keine dafür bestimmte Kleidung. Dies ist kein Problem, weil die meisten Kletterhallen Leih-Ausrüstung für Einsteiger bereithalten.

In Sachen Kleidung sollte man beachten:
- Bewegungsfreiheit: Normale Sportbekleidung, die nicht zu weit oder zu eng ist, reicht völlig aus. Sehr weite oder schlabbrige Kleidung ist gefährlich, weil man damit hängenbleiben kann.
- Verschleiß: Achtung, viele Kletterwände sind beschichtet und daher rauh wie grobes Schmirgelpapier. Es empfiehlt sich, auf robuste Materialien zurückzugreifen, um sich nicht sein Lieblings-Satin-Teil zu zerfetzen.
- Wer schwitzt, friert leichter. Beim Klettern kann es schon einmal anstrengend werden, sodass man schwitzt, danach fröstelt man leicht – Pulli oder Jacke zum Überziehen sind angeraten.

Wer lange Haare hat: sollte diese tunlichst zusammenbinden. Oder hochstecken. So verhindert man schmerzhafte Zwischenfälle, wenn sich Haare, Seil und Sicherungsgerät zu nahe kommen.

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Sarah Burmester / klettern.de
Bald kann's losgehen: gesichert in die Höhe klettern.
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Sarah Burmester / klettern.de
Komplett ausgerüstet ist man mit Kletterschuhen, Gurt, Seil und eventuell noch Magnesia im "Chalkbag", das hinten am Gurt hängt.

Was sollte man denn nun mitbringen? Neben bequemer Kleidung vielleicht ein Getränk – allerdings sollte dies in eine Plastikflasche abgefüllt sein. Wasser oder Apfelschorle empfehlen sich. Die meisten Kletterhallen verfügen über kleine Bistros, manche mit großer Speisekarte, manche bieten nur Getränke. Im Zweifel also lieber eine Banane einstecken...

Klettern kann anstrengend sein, daher sind die meisten Kletterhallen mit Duschen ausgerüstet.

Übrigens: Das Gerät zum Hakenschießen ist eine Erfindung Hollywoods. Derzeit muss man Haken für den Fels noch mit Bohrmaschine und Kleber in Handarbeit anbringen.

Weitere Tipps zum Einstieg in den Klettersport gibt es im Kletter-Einsteigerguide auf unserer Schwester-Webseite www.klettern.de

Auf der nächsten Seite: alles was Sie rund um die Kletter-Ausrüstung wissen müssen

Welche Ausrüstung zum Klettern gehört

Zum Klettern braucht man einige Ausrüstung. Doch bevor Sie jetzt Helm, Seil und Karabiner kaufen – erst einmal genügt die Jogginghose. Denn die ersten Schritte werdet Sie vermutlich in einer Kletterhalle machen, oder in der Obhut einer qualifizierten Bergschule. Diese halten die zum Einstieg notwendigen Ausrüstungsgegenstände bereit. Zum Beispiel:

- Kletterschuhe
Man kann es auch in Turnschuhen versuchen (sofern die Halle dies gestattet) – aber es gibt spezielle Kletterschuhe nicht ohne Grund. Die relativ eng geschnittenen Schuhe verfügen über eine Gummisohle, die besonders viel Reibung aufweist. Um ein gutes Gefühl für diese Reibung zu entwickeln, sollte man mit "richtigen" Kletterschuhen klettern. Alternativ können vor allem Kinder beim ersten Mal auch Gymnastik-Schläppchen nehmen – damit entwickeln sie direkt eine gewisse Sensibilität.

- Klettergurt
Der Klettergurt ist die Verbindung zur Sicherungskette. Man trägt ihn wie eine Hose (Beinschlaufen wie Hosenbeine, Hauptgurt um den Rumpf wie einen Gürtel). Beim Kletterkurs wird erklärt, wie man den Gurt richtig anzieht. Der Gurt sollte nicht einschneiden, aber auch nicht zu locker sitzen. Um das Bild mit der Hose zu bemühen: "Baggy" ist absolut out. Kinder benötigen je nach Körpergröße einen speziellen Kindergurt, den man ebenfalls in Kletterhallen ausleihen kann.

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Sarah Burmester / klettern.de
Spezielle Kletterschuhe helfen bei der "Lastübertragung" auf die Wand.
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Der Klettergurt (auch Hüft- oder Sitzgurt) umschließt den Schwerpunkt des Körpers.

- Sicherungsgerät
Es gibt verschiedene Sicherungsgeräte, die man am Gurt befestigt, um dann mit einem Seil seinen Kletterpartner zu sichern. Je nach Gerät gehört dazu eine andere Technik. Zu jedem gehört Übung! Welches Sicherungsgerät für Sie geeignet ist, finden Sie mit ein bisschen Erfahrung heraus. Wenn Sie unsicher sind, lassen Sie sich das Sichern im Zweifel mehrmals erklären, stellen Sie Fragen, und üben Sie in einer Gruppe.

Achtung: Sicherungsfehler haben potenziell tödliche Folgen. Seien Sie gründlich, gehen Sie kein Risiko ein.

- Seil
Das Kletter-Seil, mit dem man sichert, wird in den allermeisten Fällen oben an der Wand durch eine Umlenkung laufen. Diese Konstruktion nennt man "Toprope". Das heißt, das Seil (englisch: rope) kommt von oben (engl.: top). In den meisten Kletterhallen gibt es viele Topropes zum Klettern lernen.

Toprope oder Vorstieg

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Sarah Burmester / klettern.de
Im Vorstieg hängt der Kletterer das Seil Stück für Stück höher.

Später, wenn man die Grundbewegungen des Kletterns beherrscht, können Sie sich ans Vorsteigen begeben – das heißt, mit Hilfe von Haken und Express-Schlingen das Seil selbst hoch in die Umlenkung bringen.

Tipp: Sollten Sie entscheiden, das Klettern weiter zu betreiben, ist die hier aufgelistete Reihenfolge auch die, in der man sich die Kletter-Ausrüstung anschaffen sollte.

Auf der nächsten Seite: Die wichtigsten Begriffe im Klettersport

Die wichtigsten Begriffe beim Klettern

In der Kletterhalle wird der Blick als erstes in die Höhe gehen, an die Kletterwand. Meist handelt es sich um Wände aus Holzplatten, auf die unterschiedliche Klettergriffe und Strukturen aufgeschraubt sind. Manche Hallen bieten auch sogenannte Strukturwände, meist Glasfaserkonstruktionen, die ähnliche Formen wie Felsen aufweisen.

Kletterer unterscheiden die Wände nach ihrer Neigung: Wenn die Wand überhängt, nennt man sie je nach Neigung Dach, Überhang oder leicht überhängend. Dann gibt es gerade Wände, die manchmal von Dachkanten (kleinen überhängenden Absätzen), Verschneidungen (Ecken nach innen) oder Kanten (Ecken nach außen) durchbrochen werden. Die aufgeschraubten bunten Griffe werden regelmäßig abgenommen und gereinigt, bevor sie in einer neuen Kombination wieder zu einer anderen Route oder einem neuen Boulder an die Wand geschraubt werden.

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Sarah Burmester / klettern.de
Griffe können die absonderlichsten Formen aufweisen.

Um sich zu sichern, bindet man sich mit einem Achterknoten oder dem Bulinknoten ins Seil ein. Den Knoten befestigt man an der – oder parallel zur – Anseilschlaufe des Gurts. Das ist die große Schlaufe in der Mitte vom Klettergurt. Vor dem Losklettern sollte man immer einen Partnercheck machen: Der Kletterer kontrolliert, ob das Seil korrekt durchs Sicherungsgerät läuft und der Karabiner geschlossen ist, der Sicherer kontrolliert, ob der Gurt des Kletterers geschlossen ist und der Knoten korrekt gebunden ist.

Will der Kletterer unterwegs in der Route eine Pause machen, so teilt er dies seinem Partner mit dem Kommando "zu!" mit. Dieser zieht dann das Seil straff. Möchte der Kletterer zum Boden zurückkehren, so gibt er das Kommando "ab!".

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Sarah Burmester / klettern.de
Wenn der Achterknoten korrekt geknüpft ist, sieht er einer Acht sehr ähnlich.

Neben dem Routenklettern (mit Seil) gibt es noch das Bouldern (ohne Seil, in Absprunghöhe über Matten). Das Routenklettern ist für Einsteiger meist reizvoller, weil man dabei den Kitzel der Höhe kennenlernen kann und nicht ganz soviel Kraft braucht wie beim Bouldern.

Weitere Tipps zum Einstieg in den Klettersport gibt es im Kletter-Einsteigerguide

Auf der nächsten Seite: Wir räumen auf - die verbreitetesten Irrtümer zum Klettern

Die weitverbreitesten Irrtümer zum Klettern

IRRTUM NR.1: Free-Climbing? Das ist doch was für Lebensmüde!

Falsch: Free-Climbing heißt nicht "Klettern frei von Sicherung" sondern "Klettern frei von technischen Hilfsmitteln zur Fortbewegung". Das heißt, dass beim Freiklettern oder Free-Climbing keine Haken, Ösen oder Leitern zum Aufsteigen am Fels benutzt werden. Zum Sichern vor dem Sturz werden Sicherungsmittel wie Haken und Seil aber durchaus benutzt. Seil- und sicherungsfreies Klettern nennt man hingegen Free Solo.

IRRTUM NR.2: Zum Klettern bin ich viel zu schwach!

Falsch: Jeder, der eine Leiter besteigen kann, kann auch klettern. Die Annahme, man müsste mindestens Muskeln wie Tarzan bereithalten, um Spaß zu haben, ist schlichtweg Unsinn. Sportlichkeit hilft natürlich, allerdings kann man auch mit ein bisschen Entschlossenheit, Gelenkigkeit und Gleichgewichtsgefühl schon einiges herausholen. Und das Beste: Wer öfter klettert, bekommt die Muskeln dann eh!

KL Klettern auf Teneriffa
Ralph Stöhr / klettern.de
Free-Climbing auf Teneriffa: gesichert mit Seil, aber aus eigener Kraft.
KL OD Huberbuam in Antarktis
www.huberbuam.de
Man muss ja nicht gleich in die Arktis ziehen, wie die Huberbrüder. In Südfrankreich kann man völlig un-extrem klettern.

IRRTUM NR.3: Klettern ist Extremsport!

Falsch: Heiner Geißler hat es schön formuliert: "Extrem ist ein Sport nur für denjenigen, der ihn nicht beherrscht." Aber Spaß beiseite: Es gibt in der Tat extreme Aspekte beim Klettern. Zum Beispiel bewegen sich Alpinkletterer und Bergsteiger in großen Höhen und gehen auch gewisse Risiken ein (Steinschlag, Wetterumschwung, Höhenkrankheit). Das Sportklettern allerdings - sozusagen der Spaziergang unter den Wanderungen - kann trotz manchmal abenteuerlicher Positionen in der Wand nicht als extrem bezeichnet werden. Die Haken, an denen sich Kletterer sichern, sind in der Regel solide und bilden gemeinsam mit dem Sicherungspartner eine Sicherungskette, die schwere Stürze abfängt. Tatsächlich scheint das Verletzungsrisiko bei Ballsportarten deutlich höher zu liegen als beim Klettern. Dann gibt es natürlich noch den Aspekt der Professionalität: Wer einen Sport ambitioniert oder auf Wettkampfniveau betreibt, den kann man natürlich als Extremsportler bezeichnen. Letztendlich sind allerdings extrem versierte Kletterer auch nichts anderes als Leistungssportler.