Kaufberatung Grödel und Steigeisen + Praxistipps

Outdoor Hacks + Kaufberatung
Grödel & Steigeisen - wann brauche ich die?

Update

Wir geben euch Tipps zu Technik, Ausstattung und Einsatzbereich von Grödel und Steigeisen für Bergtouren ...

Bergsteigen in den Alpen
Foto: Joy_Studio/Shutterstock.com

Unterschied Grödel und Steigeisen

Besonders wichtig sind zwei Unterschiede zwischen Grödel und Steigeisen: das Einsatzgebiet und die Art des Wanderschuhs. Grödel eignen sich für recht flache, eisige Waldwege, Schneefelder und Co. Wird das Gelände alpiner, steiler und kann der Fuß nicht mehr komplett aufgesetzt werden, sind Steigeisen gefragt. Diese besitzen einierseits mehr Zacken als Grödel und andererseits verfügen sie über zusätzliche Frontzacken, die die Stabilität auf dem Berg deutlich steigern. Grödel gehören an keine Turn- oder Laufschuhe, können aber an feste Wanderschuhe montiert werden. Steigeisenfest muss der Schuh dabei nicht sein, allerdings bedarf es einer festen und stabilen Sohle, damit sich die Grödel nicht durchdrücken und gut befestigt werden können. Wer zu Steigeisen greift, braucht Berg- oder Skistiefel die unbedingt steigeisenkompatibel sein müssen. Am besten eignen sich richtige Alpin- oder Bergstiefel mit fester Sohle und Kipphebelaufnahme: ein Kunststoffkeil an der Ferse, der das Anlegen entsprechender Steigeisen erleichtert und für festen Halt sorgt. Eine solche Kipphebelaufnahme findet sich oft auch an normalen Bergwander- und Klettersteigstiefeln sowie an einigen Approachschuhen.

Vor dem ersten Einsatz von Steigeisen solltet ihr diese auf eure Schuhgröße einstellen, die Riemen kürzen und, falls nicht schon geschehen, die Antistollplatten einsetzen. Wählt für eure (Berg-)Touren Hosen mit möglichst engem und innen verstärktem Beinabschluss: Beides minimiert das Risiko von Beschädigungen durch scharfe Zähne des Steigeisens. Breitbeinig gehen muss man mit Steigeisen nicht, aber konzentriert und mit eher kurzen Schritten.

Wichtig: Die Steigeisen auch auf eishartem Grund immer mit allen Zacken aufsetzen, dann bieten sie den maximalen Grip! – Nur im steilen, vereisten Gelände oberhalb von zirka 35 Grad kommen allein die Frontzacken der Steigeisen zum Einsatz. Sie lassen sich umso leichter platzieren, je schärfer sie sind. Eine Reinigung der Steigeisen nach jedem größeren Einsatz zuerst unter fließendem Wasser und danach mit einem öligen Lappen ist also immer empfehlenswert – so hat Rost keine Chance. Bei Bedarf kann man die Frontzacken des Steigeisens mit einer Flachfeile nachschärfen.

Tipps zum Umgang mit Steigeisen

Aufstieg im Steilen

OD 2014 Steigeisen Richtiger Umgang
Franz Scholz
Mit dem perfekten Steigeisen und der richtigen Technik verlieren steile Schneehänge ihren Schrecken. Bei Flanken mit einer Steigung von mehr als rund 35 Grad und fester (Eis-)Auflage kraxelt man mit Steigeisen in direkter Falllinie nach oben. Dazu die Frontzacken der Steigeisen mit etwas Schwung ins Eis stoßen, die Ferse beim Hochsteigen aber unbedingt hängen lassen, sonst hebelst du die Frontzacken mit der Schuhspitze aus.​

Traversieren

OD 2014 Steigeisen Richtiger Umgang
Franz Scholz
Zum Queren gibt es zwei Techniken: Bei geringer Neigung geht man mit solchen Steigeisen ganz normal, auf einen Pickel bergseitig aufgestützt Steilhänge traversiert man mit dem Gesicht zum Hang und aufgestützten Händen im seitlichen Spreizschritt. Auch hier gilt: Ferse hängen lassen!​

Abstieg mit Eispickel

OD 2014 Steigeisen Richtiger Umgang
Franz Scholz
Mäßig steile Hänge (< 30°) lassen sich taloffen bequemer absteigen als rückwärts. Bei hartem Grund setzt du deine Steigeisen mit allen Zacken am besten parallel zum Hang, in weichem bohrst du die Ferse mit Schmackes in den Schnee. Wichtig: Rücklage einnehmen und mit dem Pickel seitlich-hinten abstützen.​

Abstieg ohne Eispickel

OD 2014 Steigeisen Richtiger Umgang
Franz Scholz
Du musst ein Steilstück ohne Eispickel abklettern? Dann steige mit deinem Steigeisen in direkter Falllinie ab. Mit kurzer Schrittfolge und leicht gespreizter Beinstellung behältst du leicht das Gleichgewicht. Dein Blick richtet sich auf die Schuhe und den Weiterweg, die Hände stützen dich am Hang ab.​

Steigeisen-Details – darauf kommt es an

Für Berg- und Hochtouren sind zehnzackige Steigeisen – wie bspw. das Black Diamond Neve Pro ideal. Sie "rollen" bequem ab, wiegen wenig und lassen sich meist klein verpacken. Wer mit Steigeisen unterwegs ist, sollte Hosen mit eher engen Beinabschlüssen tragen. Hosen mit "Schlag" verfangen sich gerne in den scharfen Zacken – was oft zu Stürzen führt. Die Steigeisen-Riemen sind oft zu lang, sollten daher vor dem ersten Einsatz auf die passende Größe gekürzt werden.

Was sind Grödel und worauf muss ich achten?

Grödel sind eine Form von Steigeisen, die unter den festen Wanderschuh geschnallt werden. Der Schuh muss dabei nicht steieisenfest sein. Die ausgeprägten Zacken (meist 4-6 Zacken) werden bei Wanderungen eingesetzt und geben besonders viel Halt auf vereistem und gefrorenem Schnee auf relativ flachem Gelände.

Grödel für Wandertouren auf Schnee und Eis
Koch Alpin / Snowline
Grödel oder auch Schuhspikes (wie hier im Bild) werden gefühlt immer beliebter, denn sie sind leicht anzulegen, geben auf winterlichen Wegen und eisigem Untergrund Sicherheit und verleihen Grip auf weichem Schnee. Selbst harte Altschneefelder lassen sich mit Grödel mit deutlich geringerem Risiko queren.​

Allerdings solltet ihr beim Kauf im Internet/Amazon beachten, dass es dabei große Unterschiede in puncto Qualität gibt: Wir empfehlen euch nur CE-zertifizierte und TÜV-geprüfte Grödel von seriösen Markenherstellern zu kaufen, die für sichere, robuste und langlebige Produkte stehen. Gleiches gilt natürlich auch für Seigeisen und weitere Sicherheits-relevante Bergsport-Ausrüstung wie Karabiner, Klettersteigsets, Klettergurte usw. Dazu gehören neben ausführlichen Gebrauchshinweisen, einer Angabe des Herstellers und einem direkt am Produkt angebrachten Produktionszeitraum auch der Verweis, welches Prüfinstitut die Zertifizierung erteilt hat.

Grödel für Wandertouren auf Schnee und Eis
Koch Alpin / Snowline

Falls sich die Kettenglieder beim Queren eines steilen Schneefelds öffnen oder der Gummi reißt und die Spikes vom Schuh rutschen, ist das Verletzungsrisiko groß! Weitere Ursachen für Unfälle im Gelände sind Kettenglieder, die sich bereits bei wenig Krafteinwirkung verbiegen, Gummiösen, die leicht reißen, nicht entgratete Zacken, die zu Schnittverletzung führen und unrealistische Größenangaben (z.B. "one size fits all"), so dass die Grödel nicht richtig am Schuh sitzen. Der Kauf von geprüften Qualitätsprodukten ist damit eine überschaubare Investition in die eigene Sicherheit – der Fachhandel kann euch da ebenfalls weiterhelfen und beraten.

Grödel, Schuhspikes – weitere Details

Beide Begriffe werden mittlerweile oft synonym verwendet. Gerade im Winter oder Frühjahr sind Grödel/Spikes nicht nur hilfreich, sondern sorgen auch für mehr Sicherheit, beispielsweise um den Stand bei einem Abstieg zu festigen. Grödel wie das Edelrid 6-Point werden über Gurtbänder am Spann und an der Ferse festgeschnallt. Die Breite muss dann an den jeweiligen Schuh angepasst werden. Wichtig dabei ist: Grödel dürfen nicht zu locker sitzen aber auch nicht zu eng. Daher empfiehlt es sich, das An- und Ausziehen vorab Zuhause zu üben.

4-zackige Grödel

Grödel
Hersteller
Ist Schnee und Co. auf der Tour zwar nicht vorgesehen, man aber trotzdem ein Backup dabei haben möchte, eignen sich vierzackige Grödel. Sie sind kleiner, leichter und bieten zudem eine sehr kleine Grundfläche. Die 4-zackigen Grödel werden genau mittig unter der Sohle platziert und können gut im Rucksack verstaut werden.​

6-zackige Grödel

Grödel
Hersteller
Die sechs Zacken bieten schon deutlich mehr Halt und nehmen rund die Hälfte der Schuhsohle ein. Auch die Standsicherheit ist besser, da der feste Rahmen im Vergleich deutlich länger ist.

Schuhspikes werden mittels Gummimanschette über den Wanderschuh gezogen und sollten ebenfalls zur Schuhgröße passen, um einen festen Sitz zu gewährleisten. Qualitativ hochwertige Schuhspikes bekannter Marken, wie bspw. die Snowline Chainsen Pro XT kosten zwischen 45 und 70 EUR.

Grödel für Wandertouren auf Schnee und Eis
Koch Alpin / Snowline
Snowline Chainsen Spikes sind CE-zertifiziert und von der Prüfstelle TÜV SÜD Product Service GmbH geprüft. Die verschiedenen Modelle für den Einsatz bei Glatteis in der Stadt, für sportliche Aktivitäten in voralpinen Regionen und für Trittsicherheit in steilem Gelände werden vom Tiroler Traditionsunternehmen Koch alpin vertrieben. Ketten und Spikes bestehen aus rostfreiem, gehärtetem Edelstahl und der Gummi ist gefertigt aus Hightech-Elastomer, das bei Temperaturen bis -60 °C auf Reißfestigkeit und Langlebigkeit getestet wurde.​