Rund 4000 Höhenmeter im Aufstieg und 5000 Hm im Abstieg kommen auf der grenzüberschreitenden Weitwanderung zusammen. Für die Gesamtstrecke brauchen fitte Wanderer rund sieben Tage. Dabei ist der Name des Weges Programm: Vom Quellgebiet am Formarinsee geht es immer entlang des türkisfarbenen Lech-Wasserlaufes über Steeg, Holzgau und Weißenbach durch die Lechtaler Alpen bis nach Füssen im Ostallgäu. Im Vergleich zu vielen alpinen Steigen ist der Lechweg vom Anspruch her eher moderat und erfordert keine alpine Erfahrung. Aber unterschätzen sollte man ihn trotzdem nicht. Immerhin bedeutet es doch so einige Wandertage, um dem Lech von der Quelle bis zum Fall zu folgen.
Reisetipps zum Lechweg
- Anreise: Für eine Anreise mit dem Auto ist sowohl der Startpunkt Lech am Arlberg als auch der Endpunkt Füssen im Allgäu möglich. Lech erreicht man von Bregenz über den Bregenzerwald auf der L200. Alternativ auch über die Rheintalautobahn A14, weiter durch das Klostertal S16, auf der L197 und zuletzt auf der L198 über den Felxenpass nach Lech. Von Norden kommend führen die A7, die B17 und die A96/B16 nach Füssen. Wer von Füssen nach Lech weiter möchte, nimmt die A7 bis zum Grenztunnel und dann die B179 bis Reutte. Von dort auf der L198 nach Lech. Mit der Bahn empfehlen sich die Zielbahnhöfe Füssen, Reutte, Imst, St. Anton am Arlberg, Langen am Arlberg, Dornbirn oder Bregenz. Von dort per Bus oder Shuttle weiter. Außerdem sind alle Orte entlang des Lechweg mit Bussen verbunden. Die nächstgelegenen Flughäfen sind der Allgäu Airport, der Flughafen Friedrichshafen, Innsbruck und München.
- Beste Reisezeit: Der Lechweg ist von Mitte Juni bis Anfang Oktober auf seiner gesamten Länge wanderbar. Zwischen Mitte Mai und Mitte Juni (Frühjahrsvariante), sowie Anfang bis Mitte November (Herbstvariante) kann der Lechweg wegen Schnee hingegen nur von Steeg bis Füssen begangen werden.
- Orientierung: Weil der Lechweg die drei Länder Voralberg, Tirol und Bayern durchquert gibt es auch verschiedene Beschilderungsysteme. Als Orientierung dient das weiße "L" auf grauem Grund. Die Wegweiser finden Wanderer an Bäumen, Felsen und entlang des Weges. Die Abstände der Markierungszeichen betragen in der Regel nicht mehr als 250 Meter. Viele weitere Infos zum Weg liefert auch der handliche Rother Wanderführer Lechweg (14,90 Euro).
- Anspruch: Der Lechweg gilt als moderater Weitwanderweg durch eine alpin geprägte Region. Der Lechweg lässt sich jedoch individuell und auf jede Kondition angepasst werden aufgrund drei unterschiedlicher Etappeneinteilungen: klassische Variante, gemütliche Variante und entschleunigte Variante (ca. 10 Tage).
- Einkehr: Auf den 125 Kilometern kommt auch der Genuss nicht zu kurz. Entlang des Lechwegs findet man immer wieder Hütten, Restaurants und Cafés für eine Stärkung. Nicht immer liegen diese aber am Wegrand, ab und an müssen kleine Abstecher gemacht werden. Vor allem in den Orten gibt es zahlreiche Gastronomiebetriebe mit regionalen Spezialitäten wie Käse oder Lechweg-Lechlüfterl (Spezialität aus bestem Rindfleisch mit Gewürzen gepökelt).
- Unterkünfte: Alle Lechweg Partnerbetriebe sind spezialisiert auf die Bedürfnisse von Wanderern. Entlang des Weges finden sich aktuell 110 Unterkünfte, in denen man sich nach einem langen Wandert erholen kann. Dabei wurden alle Betriebe Sterneklassifiziert oder müssen eine Mindestbewertung von 4.0 erreichen. Außerdem bieten die Unterkünfte die Möglichkeit, dass Gepäck transportieren zu lassen oder bei einem mehrtägigen Aufenthalt alles bequem im Zimmer zu belassen. Auf der Internetseite des Lechwegs kann man entweder nach allen Unterkünften suchen, oder gezielt nach einzelnen Ortschaften. Alle Partnerbetriebe findet ihr unter lechweg.com/gastgeber
Infos zum Weg + Etappenübersicht
Der Lechweg kann entweder klassisch in sieben Tagen bewandert werden oder auch in acht oder sehr gemütlichen 10 Wandertagen. Außerdem gibt es noch die Frühlings- und Herbstvariante, die ab Mitte Mai bzw. bis in den November als verkürzte Wanderroute von Steeg im Lechtal bis Füssen im Allgäu führt (rund 80 Kilometer). Darüber hinaus erweitern acht Lechschleifen die einzelnen Abschnitte. Wir stellen euch hier die klassische 7-Tage-Variante des Lechwegs vor:
Etappe 1: Von Formarinsee bis Lech am Arlberg
(14,5 Kilometer, ca. 5 Stunden)
Auf leichten Bergwegen schlängelt sich der Lechweg durch das Lechquellgebiet, bis sich der Formarinbach und der Spullerbach zum jungen Lech vereinen.
Etappe 2: Von Lech am Arlberg bis Lechleiten
(14,5 Kilometer, ca. 5 Stunden)
Die zweite Etappe des Lechwegs führt oberhalb von Lech am Arlberg bis zum Grenztobel. Dabei überquert man die Geißbrücke und wandert stetig bergauf zum Walserdorf Warth. Vom Dorfzentrum führt der Weitwanderweg vorbei am historischen Walserhus und der Pfarrkirche in Warth bevor man über eine kleine Brücke Richtung Gehren und Lechleiten wandert.
Etappe 3: Von Lechleiten bis Holzgau
(17 Kilometer, ca. 6 Stunden)
Über den Panoramaweg geht es in Richtung Steeg, wo sich tolle Ausblicke hinein ins Lechtal bieten. Auf der alten Bundessraße führen einige Serpentinen schließlich hinunter zum Lech. Am Lechufer wandert man über eine Brücke nach Steeg, von wo es über einen Feldweg weiter Richtung Hägerau geht. Entlang des Jochwegs führt der Lechweg dann weiter nach Holzgau – dem Tagesziel.
Etappe 4: Von Holzgau bis Elbigenalp
(13 Kilometer, ca. 5 Stunden)
Für Schwindelfreie führt der Lechweg über eine spektakuläre Fußgängerhängebrücke. Wer nicht schwindelfrei ist, wandert auf der Originalroute das Höhenbachtal hinein und am Simmswasserfall vorbei. Auf Holzstegen geht es dann über Schigge weiter in Richtung Stockach. Über einen stetigen Anstieg erreicht man die Talstation der Jöchelspitzbahn im Brenglerwald. Von dort führt der Lechweg über die Mordertalschlucht nach Seesumpf und weiter nach Bach. Unmittelbar vom Lechufer wartet Elbigenalp.
Etappe 5: Von Elbigenalp bis Stanzach
(19,5 Kilometer, ca. 7,5 Stunden)
Direkt am Fluss geht es von Ebigenalp bis nach Häselgehr. Von dort wandert man an der Kirche vorbei Richtung Weiler Luxnach. Am Doser Waserfall vorbei geht es auf dem Panoramaweg weiter nach Elmen bis nach Vorderhornbach. Über einen Steig führt der Weg hinab in’s Dorf und über einen Feldweg weiter nach Stanzach.
Etappe 6: Von Stanzach bis Wängle
(22 Kilometer, ca. 8 Stunden)
Wanderer erreichen den wilden Fluss. Der Lechweg führt nun entlang der Schotterbänke durch die Wildflusslandschaft. Immer weiter am Ufer entlang gelangt man zur Johannisbrücke und weiter am Baggersee vorbei. Von Weißbach geht es bis zum Ausgang der Rotlechschlucht und weiter nach Rieden und an der Geschiebefalle vorbei bis Ehenbichl. Von hier weiter nach Höfen und zum Etappenziel Wängle.
Etappe 7: Von Wängle bis Füssen im Allgäu
(24,5 Kilometer, 8,5 Stunden)
Von Wängle aus führt der Lechweg zunächts auf den Höhenpanoramaweg. Von dort leitet ein Steig hinauf zur Costarieskapelle, von wo man einen wunderbaren Panoramablick auf den Talkessel von Reutte hat. Weiter geht es dann Richtung Frauensee und hinunter nach Hinterbichl, wo man den Lech Richtung Pflach überquert. Auf dem letzten Abschnitt verlassen Wanderer den Lech und gehen auf Wald- und Forstwegen bis zum Alpsee auf bayerischem Boden. Danach führt der Lechweg zum Kalvarienberg und hinab zum Lechfall bei Füssen.
Die 8-Tages-Variante gibt's bei komoot:
Ausrüstungstipps
7 interessante Fakten aus den Lech-Regionen
Wusstet ihr zum Beispiel, dass...
1. ...eine Lechtaler Destillerie nur durch Zufall exzellenten Gin gebrannt hat? Der "Lechweg Kramat" besteht aus Minze, Kamille, Lavendel, Engelwurz, Hagebutte und natürlich aus Wacholder. Wer ihn probiert, schmeckt leichte Harztöne und einen frischen Hauch Zitronenmelisse. Der Begriff Kramat stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bezeichnet den Hauptbestandteil dieses Brandes: den Wacholder, der hier überall im Lechtal wächst. Entstanden ist der Gin eigentlich eher aus Zufall, als die Destillerie "Lechtaler Haussegen" einen neuen, regionaltypischen Brand kreieren wollte und dabei der Lechweg Kramat herauskam. Tipp: Wer möchte, kann die Brennerei Lechtaler Haussegen besuchen und verschiedene, hausgemachte Brände testen.
2. … sich die Lechtaler Kräuterhexen zusammengetan haben, um einen ganz besonderen Kräutertee zu kreieren? Sieben Kräuterexpertinnen haben ihr fundiertes Wissen ausgetauscht und die hochwertigsten Kräuter und Blüten des Lechtals zu einem Tee gemischt. Alle Zutaten wachsen an besonderen Orten entlang des Lechs, vom Ursprung am Formarinsee bis nach Füssen. Sie werden von Hand gepflückt, getrocknet und anschließend in liebevoller Kleinarbeit verpackt. Tipp: Mehrere Geschäfte entlang des Lechwegs bieten den Tee zum Verkauf an.
3. … Licht hoch über Lech neu wahrgenommen werden kann? Verantwortlich für dieses einzigartige Erlebnis ist das Skyspace Lech. Er befindet sich am Tannberg auf 1.780 Metern Höhe und ist teils in den Berg hineingebaut. Die begehbare Kunstinstallation, mit der Idee des amerikanische Lichtkünstler James Turrell, ist ein mystischer Lichtraum mit auffälliger Kuppel, die bei schönem Wetter offen ist und das Licht geheimnisvoll einfängt. Highlight ist das sogenannte Ganzfeld, das den Betrachter die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung hautnah erleben lässt. Tipp: Zum Sonnenaufgang oder -untergang kommen, hier sind die Farben des Lichts besonders schön.
4. ... dass die Füssener Geigenbauer einst den Geigenmarkt in den großen europäischen Kunstmetropolen beherrschten? Der in Wien ansässige Franz Geißenhofer setze im 18. Jahrhundert mit seinen Instrumenten so hohe Maßstäbe, dass sich die österreichische Hauptstadt neben Paris und London als führendes europäisches Geigenbau-Zentrum etablieren konnte. In Wirklichkeit aber kam der angesehene Geigenbauer aus Füssen, wo dieses Handwerk damals bereits seit vielen Jahren perfektioniert wurde. Allein im 18. Jahrhundert waren 80 Geigenmacher in der kleinen Stadt tätig, deren Instrumente in ganz Europa sehr begehrt waren. Tipp: Das Stadtmuseum im Benediktinerkloster St. Mang dokumentiert die Geschichte der Füssener Saiteninstrumente.
5. … der Lechweg seine Entstehung einem sturen Einheimischen zu verdanken hat? Der in Lech am Arlberg heimische Hubert Schwärzler leitete über Jahrzehnte die Geschicke des Verkehrsamtes Lech und prägte nachhaltig die touristische Ausrichtung der Region. Seit er in den 90er-Jahren den Jakobsweg für sich entdeckt hatte, war ihm klar, dass so etwas in seiner Region fehlte. Mit dieser Idee war er seiner Zeit voraus, sein Traum ging 2011, erst zehn Jahre nach seiner Pensionierung, in Erfüllung. Heute ist der Lechweg das Bindeglied zwischen den einzelnen Orten entlang einer der letzten Wildflüsse Europas.
6. ... dass die Geierwally die erste weibliche Schülerin der Münchner Kunstakademie war und später eine erfolgreiche Porträt- und Blumenmalerin? Die Geschichte des mutigen Tiroler Bauernmädchens, das im Ötztal, an einem Seil hängend, in einer steilen Felswand einen Adlerhorst ausnahm ist nicht nur eine Geschichte. Die Geierwally gab es wirklich. Anna Stainer-Knittel kam aus dem Dorf Elbigenalp im Lechtal und war ein frühes Beispiel für Frauenemanzipation, sie trug Hosen, kurze Haare und wählte sich ihren Ehemann selbst aus. Später wurde sie auf der Kunstakademie als erste weibliche Schülerin aufgenommen und wurde für viele Frauen zum Vorbild. Tipp: In Elbigenalp im nach ihr benannten Restaurant den Wirt nach der Geschichte fragen – niemand kann sie lebhafter erzählen.
7. ... der Doser Wasserfall im Herbst pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk versiegt, um dann fünf Monate später wieder loszusprudeln? Jahr für Jahr versiegt sein Wasser pünktlich am 11. November und sprudelt dann wieder ab dem 23. April. Noch hat niemand das Rätsel für dieses Phänomen endgültig klären können. Die Wissenschaftler glauben an einen unterirdischen See, der durch die Schneeschmelze überläuft. Die Legende allerdings erzählt von einem Drachen, der vor der Quelle seinen Winterschlaf hält und im Frühjahr pünktlich erwacht.