Jenseits des Trubels am Gardasee wartet in den Bergen ein wahres Wanderparadies – drei große Rundwanderungen führen hier von Hütte zu Hütte:

Garda Trek Low Loop – Corona Bassa
ca. 34 km, 2–3 Tage, 1290 Hm auf, 1290 Hm ab, einfach
Die zwei- bis dreitägige Tour führt ohne nennenswerte Steigungen durch die Ebene der Buca. Ausgangspunkt ist Riva del Garda, das Städtchen liegt direkt am Ufer des Gardasees. Auf schmalen Straßen und unbefestigten Feldwegen geht es zunächst in Richtung Norden nach Tenno. Die erste Etappe endet im verwinkelten Städtchen Arco. Ab Arco führt der Weg anderntags in einer weiten Schleife über Nago nach Torbole zurück ans nördliche Seeufer. Entweder übernachtet man in Torbole oder wandert entlang des Seeufers wieder zum Ausgangspunkt Riva del Garda.
Garda Trek Medium Loop – Corona Media
ca. 72 km, 4 Tage, 4190 Hm auf, 4210 Hm ab, mittelschwer
Der Garda Trek Medium Loop verläuft in einem weiten Bogen um das Untere Sarcatal. Die erste Etappe windet sich von Riva del Garda zunächst recht steil den Hang hinauf, Ziel ist die San-Pietro-Hütte (sehr gutes Essen!). Danach geht es weiter in Richtung Bocca di Tovo. In Ceniga endet die zweite Etappe. Der dritte Tag bringt Wanderer nach Drena und dann über die bewaldeten Berghänge des Monte Stivo bis nach Bolognano. Von dort aus geht es bergauf zum Kastanienhain von Nago. Nach dem Aufstieg über den Segrom-Grat wandert man über den Panoramaweg BusatteTempesta zurück nach Torbole. Auf einem Radweg am malerischen Seeufer zurück zum Start.
Garda Trek Top Loop – Corona Alta
ca. 95 km, 7 Tage, 7930 Hm auf, 1290 Hm ab, anspruchsvoll
Die anspruchsvollste Variante der drei traumhaften Runden: Ausgehend von Riva del Garda geht es die steilen Hänge des Monte Rocchetta hinauf zur Penici-Hütte. Die zweite Etappe verläuft am Fuße des Monte Pichea zunächst bergab, bis an den Hängen des Monte Misone ein Aufstieg zur San-Pietro-Hütte folgt (super Aussicht auf den See!). Etappe drei: Steil zum Monte Calino hinauf, anschließend führt ein unbefestigter Straßenabschnitt hinab nach Dro. Am vierten Tag Aufstieg zum Bergrücken des Monte Stivo (2059 m), bei klarer Sicht bietet sich ein fantastischer Weitblick bis zu den Dolomiten. Übernachtung in der Berghütte Marchetti, am nächsten Tag Abstieg nach Nago. Die vorletzte Etappe führt auf den Monte Baldo hinauf, mit 2218 Metern der höchste Berg am Gardasee. Übernachtung im Rifugio Altissimo Damiano Chiesa. Über eine Wiese gelangt man am letzten Tag zur Seilbahnstation Malcesine; in Malcesine legt die Fähre nach Riva del Garda ab.
Der Top Loop ist der anspruchsvollste Trek am Gardasee. Eine Woche lang entführt er in einsame Höhen – ein traumhaft schöner Wadenkiller in sieben Etappen:
1. Zum Rifugio Pernici
Von Riva auf Weg 404 hinauf Richtung Bastione, dort rechts auf Weg 402, bis Weg 418 kreuzt. Auf diesem bergan bis in die Nähe der Cima SAT, dann auf Weg 413 bis zum Rifugio Nino Pernici.
2. Rifugio San Pietro
Zur Bocca di Trat, auf dem Weg 445 auf der Ostseite des Monte Tofino zum Monte Vender und hinab zum Tennosee. Rechts auf kleinen Weg am Tennosee entlang, auf Höhe des Kiosks hinauf nach Canale di Tenno. Durch den Ort, auf Weg 406 zur San Pietro-Hütte.
3. Nach Ceniga
Auf Weg 401 zum Monte Calino hinauf und hinab ins Örtchen Treni. Auf unbefestigter Straße zum Croce di Bondiga und weiter bis zur Kreuzung auf Weg 409. Auf ihm zur Bocca di Tovo und auf Weg 407 sowie 407B zum Monte Biaina. Hinab und auf Weg 407 über Prai da Gom in das Wohngebiet San Giovanni al Monte. Nun auf Weg 408 über die Wohnsiedlung Padaro zum Kletterfels Salto della Cavra. Links halten und bergab ins Örtchen Fontane di Laghel. Auf Weg 431 nach Ceniga.

4. Rifugio Marchetti
Das Wohngebiet von Ceniga queren und auf Weg 667 hinauf zu asphaltierter Straße. Ihr rechts in den Ort Braila folgen. Dort auf Forststraße bergauf in Richtung Carobbi, vorher auf Weg 668 ab und hinauf bis zur Vallestrè-Alm. Auf Weg 666 zur Marchetti-Hütte.
5. Nach Nago
Auf Wanderweg 608 über die Zanga-Alm bis in die Ortschaft Rochi (Monte Velo). Den Wegweisern zur Kirche von San Francesco folgen, dann auf unbefestigter Straße zur Fiavei-Alm. Auf Weg 637 zum Dorsale Tre Croci hinunter. Rechts ab und auf unbefestigter Straße zu einer Weggabelung, den Kastanienhain queren und hinab bis nach Nago.
6. Rifugio Damiano Chiesa
Den Schildern zum Monte Baldo (Weg 601) folgen bis zur Hütte Altissimo Damiano Chiesa.

7. Nach Malcesine
Am Ausgang der Hütte rechts und auf unbefestigter Straße ab. Nach der ersten Kehre und kurzem geradem Stück rechts in Weg 651 und zur Bergstation der Baldo-Bahn.
Der gesamte Top Loop im Überblick
Tipps zur Planung eurer Reise an den Gardasee
- Anreise: Der Top Loop beginnt in Riva am Nordende des Sees. Man erreicht den Ort mit dem eigenen Auto über die Brennerautobahn. Zugreisende fahren bis Rovereto und nehmen dort den Bus 301 nach Riva. Wer fliegt, landet in Verona und kommt mit den Buslinien 163 und 484 nach Riva. Weitere Tipps zur Anreise auf gardatrentino.it/de/planen/anreise
- Herumkommen: Mehrere Buslinien fahren die Ortschaften am Nordende an: Riva del Garda, Torbole sul Garda, Nago und Arco. Info zu Fahrplänen und Strecken: gardatrentino.it/de/planen/mobilität-vor-ort. Hier bekommt man auch die Fahrpläne der Fähren – gut zu wissen, wenn man nach dem Top Loop mit dem Boot von Malcesine nach Riva zurück möchte.
- Orientieren: Für den Top Loop gibt es keine eigene Beschilderung. Am besten ladet ihr euch die GPX-Daten herunter (Link rechts oben unter der Karte). Trotzdem gehören diese Wanderkarten ins Gepäck: Tabacco 055, 061, 063, alle 1 : 25 000, je 11,50 Euro.
- Literatur: Wer Lust auf Tageswanderungen rund um den See hat, findet 57 davon im Wanderführer Gardaseeberge, Rother Verlag, 14,90 Euro.
- Surfen: Für allgemeine touristische Auskünfte zum Nordende des Sees ist gardatrentino.it die beste Adresse. Hier lassen sich auch Unterkünfte buchen, von der Jugendherberge über das B&B bis zur Pension. Unter dem Suchwort Top Loop erhaltet ihr außerdem eine detaillierte Wegbeschreibung des Treks.
- Beste Zeit: Die Wandersaison reicht von Mai bis Oktober. Vor allem während der süddeutschen Schulferien wird es voll. Entspannter: im Herbst.
Hütten & Einkehrmöglichkeiten
- Hütten: Meistens übernachtet man auf dem Top Loop in Hütten. Am Weg liegen das Rifugio Pernici (1. Tag, pernici.com, Mitte April bis Oktober, Tel. 0039/3493301981), das Rifugio San Pietro (2. Tag, rifugiosanpietro.eu/de/, ganzjährig geöffnet bis auf November, Tel. 0039/0464500647), das Rifugio Marchetti (4.Tag, rifugiostivo.it, geöffnet Anfang Juni bis Ende September, Tel. 0039/3493380173) und das Rifugio Damiano Chiesa (Tag. 6, rifugioaltissimoda.wixsite.com/homepage/, geöffnet von Mai bis Oktober, Tel. 0039/0464867130).
- Ceniga und Nago: In den Orten Ceniga (Tag 3) und Nago (Tag 5) gibt es keine Hütten, hier bieten sich B&Bs und Pensionen an. Ein freundliches und dezent Yoga-inspiriertes Quartier ist das B&B »Un Tempo per Te« in Dro, dem einen Kilometer entfernten Nachbarort von Ceniga. DZ ab 43 Euro p. P., untempoperte.it. In Nago liegt das urige »B&Bio Garda Ulivi« günstig, ab 45 Euro p. P. bbiogardaulivi.com
- Auf Tour: Die vier Hütten am Weg sind bewirtschaftet und servieren traditionelle norditalienische Küche auf hohem Niveau – genau das, was man nach einem Wandertag will.
- In Torbole: Um den Abschluss des Top Loops zu feiern, bietet sich beispielsweise das Casa Beust in Torbole an. Man sitzt dort mit Seeblick auf der Terrasse, auf den Tisch kommt neben knuspriger Pizza vor allem Fisch aus dem See. Wer sich nach dem Essen nur noch ins Bett bewegen mag, kann sich hier auch gleich einquartieren. casabeust.it

Die Tipps von Reiseautor Dirk Wijnand de Jong
- Biken gehen: Die Ponalestraße hat man in die Steilküste oberhalb von Riva del Garda geschlagen – und sie darf nur zum Radfahren und Wandern genutzt werden. Auf einer MTB-Tour von Torbole zum Ledrosee nimmt man sie mit (40 km, 1120 Hm), komoot.de/smart tour/433266
- Mit Sicht essen: 400 Meter fällt der Fels unterhalb des Dorfes Pieve di Tremòsine in den Gardasee ab – ein schönes Ziel für einen faulen Tag am Westufer. Für die Einkehr bietet sich das Restaurant Miralago an – es ist direkt an die Kante gebaut. hotelmiralagogardasee.com
- Kaffeepause: Den Caffè nimmt man am besten in der Casa del Caffè in der Altstadt von Riva zu sich. omkafe.com
Zwischen Himmel und Erde – der Reisebericht vom Gardasee
So kräftig es auf einer Etappe hinaufgeht, so steil taucht die nächste wieder ab. Vom Sarcatal mit seinen üppigen Weinbergen arbeiten wir uns in Richtung Monte Stivo hinauf, durch dunkle Wälder und zu kahlen Gipfeln, die leider gerade unsichtbar im dichten Nebel tanzen. Glücklicherweise löst er sich auf, als wir den gut 2000 Meter hohen Stivo erreichen. Der Blick gleitet über Granit-, Kalk- und Dolomitgipfel: die Dolomiten und das Adamello-Presanella-Massiv. Der Schmerz im Knöchel verschwindet nie ganz. Aber ich akzeptiere ihn, genauso wie die vielen Höhenmeter, die sengende Augustsonne, die müden Muskeln, die stechenden Insekten. Ich nehme die Unannehmlichkeiten der Berge in Kauf, weil die Belohnung immer größer ist... den kompletten Reisebericht könnt ihr euch hier als PDF herunterladen
Der mittlere Gardasee-Trek Corona Media: Tourenbericht
Nicht in den zweiten Gang schalten! Nicht!« Gregor, mein Reisebegleiter, gibt alles, um zu verhindern, dass ich mit seinem VW-Bus stehen bleibe. Komischerweise hupt keiner. Dabei rollen Gregor, der Fotograf David und ich im Schneckentempo durch Riva del Garda und halten an jeder Kreuzung den kompletten Verkehr auf. Die erste Herausforderung, mit der Klapperkiste zum Gardasee zu kommen, haben wir schon mal geschafft. Herausforderung Nummer zwei: vier Tage wandern auf der Corona Media, einer mittelschweren Tour, die durch die Bergwelt bei Riva am Gardasee führt.

72 Kilometer durch das südliche Trentino mit Aussichten auf den See, die Dolomiten, die Poebene und die schneebedeckten Gipfel des Alpenhauptkammes liegen vor uns. »Alle drei Rundwanderwege sind im letzten April eröffnet worden – und einfach großartig«, schwärmt Frau Bellotti vom örtlichen Tourismusverband. »Es gibt den Corona Bassa, den Corona Media und den Corona Alta. Bei allen Touren habt ihr tolle Aussichten auf das Untere Sarcatal und den Gardasee. Der Corona Media zeigt euch schon mal einige der schönsten Ecken.«
Sie holt eine Karte und deutet auf eine Linie, die von Riva del Garda in einer weiten Runde über Berg und Tal führt, im Uhrzeigersinn. Über die Orte Arco und Torbole leitet sie zurück nach Riva, »und wenn ihr Lust habt, könnt ihr spontan noch ein paar Tage dranhängen«, sagt Frau Bellotti. Sie hat uns überzeugt, auf gehtʼs zur Corona Media. Der Weg erreicht als Maximum zwar nur 1100 Meter Höhe, aber weil er mehrere Täler schneidet, kommen am Ende über 4000 Höhenmeter im Aufstieg zusammen.
Riva del Garda gibt sich maximal italienisch. Orangen und Zitronen blühen. Der leicht schiefe Torre Apponale, ein 35 Meter hoher Uhrturm aus dem Jahr 1220, ragt von allen Seiten weithin sichtbar über dem Hafen auf. Hölzerne Boote klappern sanft schaukelnd aneinander. »Sieht fast aus wie am Meer«, sagt David. Der Gardasee misst stolze 52 Kilometer in der Länge, das Südufer verschwindet im Dunst.
Touristen schlendern mit Eistüten in den Händen durch die Gassen. Der See wird von allen geliebt – den Ruhesuchenden, den Wanderern, Seglern, Kletterern und Windsurfern. Und natürlich auch von den Mountainbikern mit ihren Panzerwaden, die rund um den »Lago« ein Dorado an Singletrails und alten Militärstraßen finden.
Aus der trubeligen Altstadt wandern wir Richtung Norden in ruhige Hänge voller liebevoll angelegter Olivenund Zitronenhaine. Unser Weg windet sich gemächlich in weiten Serpentinen am östlichen Bergfuß des Monte Tombio den Hang hinauf. Etwa 17 Kilometer trennen uns vom Rifugio San Pietro, unserem Tagesziel – und 1400 Höhenmeter im Aufstieg: Die erste Etappe des Corona Media steigt auch gleich am meisten an.

Morgen wird es umgekehrt sein: vergleichsweise harmlose 800 Höhenmeter hinauf, aber über 1600 hinab ins Sarcatal nach Arco. Doch heute schwitzen wir in der Mittagshitze unter einem azurblauen Himmel, beißen ab und an in einen unserer klebrigen Müsliriegel und trinken literweise Wasser. Wer die Tour verkürzen möchte, kann knapp vor dem Gipfel des Monte Calino abbiegen und auf dem Corona Bassa, der niedrigeren, nur dreitägigen Variante, durch das Val del Tovo zurück zum See absteigen.
Vorbei geht es an Zypressen und Olivenbäumen, später im Herbst baumeln dunkle Trauben an den Rebstöcken – der Stoff, aus dem Bardolino Classico gekeltert wird. Je höher der kiesige Pfad uns bringt, desto imposanter liegt der Gardasee zu Füßen. Wie ein riesiger Spiegel schmiegt sich der »Lago« blau glänzend in die Berge. Die Ora, ein vor allem nachmittags am Gardasee und im Etschtal aktiver Südwind, hält Mittagsschlaf. Die Wasseroberfläche ist glatt wie das Bettlaken in einem Luxus-Hotel.
Obwohl die Gegend zu den beliebtesten Ferienregionen Norditaliens zählt, sieht man kaum Bettenburgen, die die Landschaft verschandeln. Das Panorama erfrischt wie ein kurzer tiefer Atemzug; selbst im Schatten herrschen 36 Grad. Vorbei an uralten Steinmauern, die ohne Mörtel errichtet wurden, erreichen wir am späten Nachmittag Canale di Tenno. Zwei strubbelige Katzen dösen auf Fußmatten vor sich hin. Wir schlendern durch die menschenleeren Gassen voller staubiger Gerüche.
Die Häuser mit ihren abgebröckelten Fassaden und splittrigen Holztüren stehen so eng beieinander, dass man seinem Nachbarn durch das offene Fenster schon fast die Hand reichen könnte. Nachdem Canale in den Nachkriegsjahren bereits dem Verfall preisgegeben war, engagierten sich hier in den 1960er Jahren Künstler, renovierten eine Ruine und richteten das »Casa degli Artisti« ein. Im Laufe der Jahrzehnte entstand hier eine Galerie, in der verschiedene Künstler im Wechsel ihre Werke zeigen.
Durch Pinienwälder bergauf

Als Gregor seine aufgeweichten Füße aus seinen viel zu warmen Merinosocken schält, plantsche ich schon längst in Unterwäsche in einem eiskalten Dorfbrunnen. David fischt sofort seine Kamera aus dem Rucksack und schießt in drei Minuten so viele Bilder, dass ich mir vorkomme wie ein Topmodel. »I was born to do this«, scherzt David mit affektiertem amerikanischem Akzent und fragt, ob ich noch etwas wünsche.
Nein, da fällt mir beim besten Willen nichts ein. Außer vielleicht noch länger im kühlen Wasser sitzen zu dürfen. Die Erfrischung hält aber wenigstens eine Weile an. Von 428 Metern Höhenlage schlängelt sich der Weg in weiten Kurven durch dichten Pinienund Buchenwald weiter bergauf. In schattigen Gefilden vernichten wir die letzten Höhenmeter des Tages, bis auf 974 Metern das Rifugio San Pietro am Südhang des Monte Calino thront.
Polenta und Paradegipfel
Bisher schien es, als würden Wanderer unsere Tour meiden, doch regionales Essen inklusive Panorama zieht Menschen einfach an. Von der gut besuchten Terrasse des Rifugios präsentiert sich eine Gipfelparade der Extraklasse: auf die Berge Rocchetta, Monte Brione, Cima d‘Oro und auf den in der Tiefe liegenden Gardasee mit Riva del Garda und Arco im Norden.
Und mit dem Monte Cadria und seinen 2254 Metern erhebt sich, nicht weit entfernt, der höchste Gipfel der gesamten Gardaseeberge. Es wird sogar noch besser. »Heute gibt‘s Polenta«, verkündet der bärtige Hüttenwirt persönlich. Bestens, darauf habe ich mich neben der Aussicht am meisten gefreut. Die traditionelle Trentiner Spezialität aus Maismehl wird klassisch mit Kaninchenfleisch serviert. Ich bevorzuge die vegetarische Variante mit mediterranem Gemüse.

Am nächsten Tag zupft David morgens um halb sechs an meinem Kopfkissen. »Aufstehen, die Sonne geht gleich auf«, sagt er. Wir schlüpfen in unsere Wanderklamotten und schleichen uns in Socken aus dem Mehrbettzimmer. Es lohnt sich, so früh unterwegs zu sein, weil wir dadurch garantiert der Mittagshitze entkommen.
Und außerdem ist der Morgen bezaubernd schön: Einzelne Nebelschwaden kleben in den taunassen Wiesen. Ein bunter Mix aus Felsen, Gras und Latschenfeldern begleitet uns.Auf einer Lichtung noch einmal das alte Spiel: Vor uns offenbart sich eine irre Aussicht. Rechts der Ort Riva aus der Vogelperspektive. Geradeaus der Monte Brione. Unten: der glänzende Gardasee mit seinen zahllosen Segelbooten.
Ich liebe solche Touren: Man wandert durch traumhafte Landschaften und wird zwischendurch mit gutem Essen belohnt. Und der Weg ist weder besonders anspruchsvoll noch gefährlich. So können wir uns ganz auf das Panorama konzentrieren. Vor allem hier sollte man das auch – wo sonst fallen die Berge 1000 oder gar 2000 Meter tief in einen See ab?
Später, gegen Ende der zweiten Etappe, wird die Stille von knatternden Mopeds unterbrochen. Der Waldweg geht in einen Asphaltweg zwischen Olivenhainen über. In den verwinkelten Gassen von Arco reihen sich Kletterläden aneinander. Kein Wunder, dass leichte Felsen wie der Placche di Baone oder der Klettergarten Massone durch die Kletterer so glatt poliert sind wie der Fußboden im Petersdom.
»Ich schaue mal nach einem Paar dünnen Wandersocken«, sagt Gregor. Schließlich liegen noch zwei Tage voller schweißtreibender Aufstiege und gigantischer Seepanoramen vor uns. Danach sitzen wir in einer der schmalen Gassen, die Pizzen hängen über den Tellerrand hinaus, und an der Flasche Wein rinnen kühle Wasserperlen hinab. Man möchte hier nie wieder weg. Hoffentlich sieht Gregors VW-Bus das nach unserer Tour nicht genauso.
Wanderurlaub am Gardasee: Weitere Tipps
Die Wandersaison am "Lago di Garda" beginnt im Mai und dauert meist bis in den Oktober. Auf den Bergen über 2000 Metern kann noch länger Schnee liegen. Vor allem in den bayrischen Ferienzeiten wird es rund um den See sehr voll. Entspannter ist es im Herbst. Entlang vieler Touren gibt es oft keine Einkehrmöglichkeiten. Deswegen sollte man genug Proviant einpacken. In den Orten direkt am See locken dafür sehr viele Restaurants mit gutem Essen – und sind zum Teil erstaunlich günstig:
- Pizza mit Seeblick: Als Abschluss der niedrigen oder mittelhohen Trekvariante bietet sich eine Einkehr im Casa Beust in Torbole an. Knusprige Pizza und köstliche Eisbecher kommen auf die Tische der Terrasse mit Seeblick. Wer danach zu müde für den Rückweg nach Riva del Garda ist, quartiert sich nach dem Essen gleich im Haus ein. www.casabeust.it
- Frischer Fisch: In der Osteria al Pescatore in Castelletto sitzt man direkt am Wasser. Die Auswahl an Fischgerichten ist groß, und serviert wird fangfrisch, was der See an diesem Tag hergibt. www.osteriaalpescatore.it
- Klassiker Pizza: Das I Momenti in Riva del Garda hat nicht nur sehr leckere Pizzen auf der Karte, sondern auch eine fantastische Auswahl an Weinsorten im Regal. www.imomenti.it
- Das Zentrum von Torbole (direkt neben Riva) erreicht man von der Gardabike Residence in fünf Minuten zu Fuß. Das Gebäude hat einen Swimmingpool auf dem Dach und ein Depot für Bikes und WindsurfAusrüstung. Ein Apartment für vier Personen kostet ab 78 Euro pro Nacht. www.gardabikeresidence.it
- Villa am See: Von der Terrasse der Villa Selene blickt man direkt auf den See. Der kostenlose Mountainbikeverleih und das reichhaltige Frühstücksbuffet sind weitere Argumente, dort zu übernachten. Das Hotel liegt im Nationalpark Alto Garda Bresciano in Pregasio. DZ ab 109 Euro. www.hotelvillaselene.com
- Unterm eigenen Dach: Der Campingplatz für Sportbegeisterte heißt Camping Zoo in Arco – namensgebend ist der gegenüberliegende Zoo. Der Stellplatz kostet ab 9 Euro pro Nacht, Erwachsene zahlen 9 Euro zusätzlich, Kinder 6,50 Euro. www.campingzoo.it
- Weitere Informationen und Wissenswertes zur Region gibt es auf den Seiten gardasee.de und visit garda. Auch Unterkünfte lassen sich hier direkt buchen. Tourentipps zum Wandern, Biken und Klettern stehen auf www.gardatrentino.it.