Lage & Charakter
Die Brentadolomiten sind etwas ganz Besonderes: Es handelt sich dabei um die einzige Dolomitengruppe westlich des Flusslaufes der Etsch, welche südlich in den Kalkalpen Italiens gelegen ist. Der Bochhette-Weg ist dabei der Klassiker in der Brenta und bietet allen Abenteurern und Outdoorfans eine anspruchsvolle und hochalpine 4-Tages-Tour durch die traumhafte Bergkulisse. Wer ohne Grödel und Steigeisen losziehen möchte, reist am besten zwischen Juli und September zum Bocchette-Weg und packt sein komplettes Klettersteigequipment ein.
Wie komme ich ins Brentagebirge?
Mit dem Auto über Madonna di Campiglio zum kostenpflichtigen Parkplatz gegenüber dem Hotel Vallesinella. Hier starten die Wandertouren. Von Madonna di Campiglio (Spinale-Parkplatz) verkehrt im Sommer ein Shuttlebus des Naturparks Adamello Brenta (20 Euro, Buchung: book.pnab.it/en/mobility/vallesinella). Ohne Auto von Trient in ungefähr 2,5 Stunden per Bus nach Madonna di Campiglio.
Wie anspruchsvoll ist der Klettersteig?
Die Via delle Bocchette ist eine anspruchsvolle Klettersteig-Mehrtagestour (Stellen bis C) nahezu permanent zwischen 2500 und 2700 Metern. Sie setzt absolute Schwindelfreiheit voraus. Es gibt während der Klettersteige keine Notabstiege, zu den Hütten führen Wege ins Tal.
Via delle Bocchette – Reisebericht & Infos
So ungefähr habe ich mir als Kind den Himmel vorgestellt. Irgendwie nicht mehr ganz auf der Erde, aber auch nicht ganz woanders. Die Felsen ragen aus Wolken, man meint zu schweben. So fühle ich mich, als ich um eine weitere Ecke biege und sich schon wieder ein Tiefblick auftut, den ich nur schwer begreifen kann. »Der Ausblick kann nicht wahr sein«, sagt mein Hirn. »Das ist einfach viel zu schön.« Mein Herz hingegen kann es schlicht nicht fassen, während der Auslöser meiner Kamera völlig verzückt auf Hochtour klickt. Langsam geht der Platz auf meiner Speicherkarte zur Neige – ich hatte nicht erwartet, während dieser Tour dermaßen oft zu meinen, so etwas Schönes noch nie gesehen zu haben! Es war der zweite Tag auf der Via delle Bocchette – einer Klettersteig- Mehrtagestour durch das Herz der Brenta im Trentino...
Der Bocchette-Weg in Etappen
1. Zustieg zur Tuckett-Hütte
Der Aufstieg zur Tuckett-Hütte eignet sich gut zum Einwandern. Er gehört noch nicht zum Klettersteig. Man startet am großen, kostenpflichtigen Wanderparkplatz beim Hotel Vallesinella. Von dort führt der landschaftlich herrlich abwechslungsreiche und durchgehend beschilderte Weg durch verschiedene Vegetationsstufen bis hinauf zur wunderschön gelegenen Tuckett-Hütte auf 2272 Meter Höhe.
2. Tuckett-Hütte – Alimonta-Hütte
Eine gute Etappe, um sich an das Gelände zu gewöhnen. Erste Stahlseile führen in die Tuckett-Scharte, von dort fast permanent am Stahlseil unterhalb der Cima Brenta (3151 m) hindurch bis zum Spallone dei Massodi (3004 m). Nun entweder direkt zur Alimonta-Hütte oder noch etwas auf dem Bocchette-Weg unterhalb der Cima di Molveno (2917 m) queren und ab dort hinab zur Hütte auf 2580 Metern – die höchstgelegene der Brenta.
3. Alimonta-Hütte – Pedrotti-Hütte
Diese Etappe ist die spektakulärste der Via delle Bocchette und führt aussichtsreich auf Bändern durch senkrechte Felswände. Der Auftakt hinauf zur Armi-Scharte kann wegen des Gletscherrestes etwas mühsam sein. Kurz vor der Brenta-Scharte gibt es eine Quelle mitten im Fels, kurz danach wartet eine weitere Schlüsselstelle, sie erfordert etwas Armkraft.
4. Zurück zum Wanderparkplatz
Abermals eine grandiose Etappe, auch wenn man einige hundert Höhenmeter tiefer als die vergangenen beiden Tage unterwegs ist und kaum noch Klettersteigstellen anstehen. Die Blicke auf die riesige Cima Tosa (3136 m) und gegenüber auf den schlanken Campanilo Basso (2877 m) sind sensationell, ebenso die Wanderung durch die schönen Wälder gegen Ende der Tour. Alternativ kann die Tour von der Pedrotti-Hütte noch weiter nach Westen bis zur Zwölf-Apostel-Hütte ausgedehnt werden. Damit dauert sie dann inklusive Zustieg zur Tuckett-Hütte fünf Tage.
Wann ist die beste Reisezeit für die Tour?
Es empfehlen sich die Monate Juli, August und September. Spät im Jahr kann es sein, dass Grödel oder gar Steigeisen nötig sind.
Welche Ausrüstung brauche ich für den Brenta Klettersteig?
Komplettes Klettersteigequipment inklusive Helm und Handschuhe. Schutz vor Regen, Kälte und Sonne, gegebenenfalls auch Grödel. Hüttenschlafsack und Bargeld für die Rifugios nicht vergessen!
Wie kann ich mich vor Ort orientieren?
Die Via delle Bocchette ist bestens ausgeschildert und bei guter Witterung einfach zu finden. Ein Topo des Bocchette-Höhenwegs ist hilfreich, eine Wanderkarte im Maßstab 1:25.000 für kurzfristige Umplanungen ein Muss: AV-Karte Nr. 51, Brentagruppe, 11,50 Euro
Wo kann ich im Brentagebirge übernachten und einkehren?
- Hütten: Übernachtet wird auf dem Weg auf Hütten. Sie sind von Juni bis September geöffnet, eine frühe Reservierung ist dringend empfohlen: Rifugio Tuckett (2272 m), Schlafplatz mit Frühstück ab 37 Euro (DAV-Mitglieder), 60,50 Euro (Nichtmitglieder). rifugio-tuckett.it, Tel. 0039/33 55 25 30 90. Rifugio Alimonta (2580 m), Schlafplatz mit Frühstück ab 52 Euro, rifugioalimonta.it, Tel. 00 39/ 04 65 44 03 66. Rifugio Pedrotti (2491 m), ab 19 Euro (DAV-Mitglieder), 38 Euro (Nichtmitglieder). rifugiotosapedrotti.it, Tel. 00 39/34 93 64 62 51
- Hotel: Am Ausgangspunkt bietet sich eine Nacht im modernen Dreisternehotel Vallesinella an. Alle Zimmer besitzen eine Terrasse mit Bergblick, im Restaurant werden traditionelle Gerichte der regionalen Küche serviert. DZ ab 150 Euro pro Nacht. vallesinella.it
- Einkehren: Das Essen auf den Hütten ist regional geprägt und kommt zumeist auch aus der Gegend. Deftiges überwiegt: Wurst- und Käseplatten, Polenta, Bratkartoffeln, Strangolapreti, Omeletts, aber auch Nachspeisen wie die Sachertorte auf dem Rifugio Alimonta.
Wo kann ich mich noch informieren?
Eine gute Beschreibung inklusive Topo findet sich unter bergsteigen.com oder im Rother-Wanderführer "Brenta" (Franz Hauleitner, rother.de/brenta, 16,90 Euro.). Auf visittrentino.info finden sich Übernachtungsangebote und Bergführer in der Region.