Wie komme auf die Lofoten?
Am schnellsten gelangt man mit dem Flugzeug auf die Lofoten: über Oslo, Bodø nach Leknes oder Svolvær (etwa 750 Euro), preiswerter ist es, nur bis Bodø zu fliegen und von dort mit der Fähre nach Reine (3 Stunden und etwa 30 Euro pro Person und Strecke). Die Anfahrt auf eigene Achse (34 Stunden) oder mit der Bahn lohnt nur bei einem längeren Aufenthalt.
Wie bewege ich mich vor Ort fort?
Einen Mietwagen für eine Woche gibt es ab 400 Euro, auch Busse verkehren auf den Lofoten, allerdings auf manchen Strecken nur ein- oder zweimal am Tag. reisnordland.com
Wann ist die beste Reisezeit für die Lofoten?
Wer im Winter auf die Lofoten kommt, will auch das Nordlicht sehen. Zwar ist es von August bis März ausreichend dunkel, die klaren, kalten Tage kommen aber oft erst von Januar bis März.
Gibt es geführte Reisen?
Norrøna Adventure bietet ein fünftägiges All-inclusive-Winter-Erlebnis auf den Lofoten an. Darin enthalten sind alle Übernachtungen, die Mahlzeiten, Transfers und geführte Aktivitäten wie Adlersafari, ein Fischfang-Trip mit einem Trawler, Wanderungen, eine Kajakfahrt sowie ein Besuch des Freilichtmuseums in Nusfjord und eine Nordlicht-Schneeschuhtour. Kostenpunkt ohne Flug: 2773 Euro.
Wo kann ich übernachten?
- Hattvika Lodge: Luxuriöse Wohneinheiten mit viel Charme und mit Ausblicken auf den Hafen von Ballstad bietet die Hattvika Lodge. Ein Doppelbett im Studio-Apartment mit 28 Quadratmetern kostet zum Beispiel 312 Euro für eine Nacht. Wer es sich besonders gut gehen lassen will, bucht das Frühstück und weitere Essen im auf dem Lodgegelände gelegenen Gourmetrestaurant Fangst gleich mit. Zusätzlich können Outdooraktivitäten wie Kajakfahren unternommen werden. hattvikalodge.no
- Skårungen Basecamp: Außerhalb der Ortschaft Kabelvåg bietet das Skårungen Basecamp Hotelzimmer (ab 130 Euro pro Doppelzimmer), Hütten und Glamping für verschiedene Budgets an. Zudem können hier verschiedene Outdoor-Aktivitäten gebucht werden. skarungen.no
Wo lässt es sich gut einkehren?
- Klettercafé: Gut essen und Kontakt zur lokalen Klettercommunity schließen kann man im Klatrekafeen in Henningvær. Ein Burger kostet zum Beispiel 21 Euro. Abends ist das "Klatre" auch eine gute Adresse für Konzerte. klatrekafeen.com
- Fangst: Wer sich davon überzeugen möchte, zu welchen Höhen sich norwegische Küche aufschwingen kann, sollte dem »Fangst« auf dem Gelände der Hattvika Lodge in Ballstad einen Besuch abstatten. Gekocht wird saisonal und lokal, auf der Karte stehen Fisch- und Wildspezialitäten. Ein Drei-Gänge-Menü ist ab etwa 80 Euro zu haben. Im Netz: hattvikalodge.no/no/restaurant-fangst
Extra-Tipp
Nusfjord: Im Süden der Insel Flakstadøy liegt, tief von steilen Felsen eingeschlossen, das historische Fischerdorf Nusfjord. Schon um 400 nach Christus hat man hier zu kommerziellen Zwecken gefischt, im letzten Jahrhundert entwickelte sich Nusfjord zum führenden Fischerort der Lofoten. Die Hafeneinfahrt ist zu schmal für moderne Trawler, und so dient der Ort heutzutage als Freilichtmuseum. Er befindet sich im Besitz der Familie Dahl.
Den kompletten Lofoten-Reisebericht lest ihr hier
"Eigentlich sollte niemand hier leben", sagt Guide Ragnhild Pedersen beim Blick auf die unwirtlichen Felsenberge, die so steil ins Meer abfallen, dass nur wenig Schnee auf ihren Flanken liegenbleibt. Eine dunkelgraue Wand, die sich von dem etwas helleren Grau des Atlantiks abhebt. Doch so übel, wie sie sagt, kann es gar nicht sein, denn die junge Norwegerin, die uns als Guide ein paar Tage lang ihre Heimat näherbringt, macht sonst einen durchaus lebensfrohen Eindruck.
Hier, 100 Kilometer oberhalb des Polarkreises, strecken sich die Lofoten auf einer Länge von 170 Kilometern über fünf Hauptinseln. Nur hier und da gibt es ein paar ebene Quadratmeter, auf denen Ortschaften wie Leknes, Ballstad oder Reine Platz finden. Insgesamt etwa 24 000 Bewohner leben hier – für eine Polarregion sogar eine recht dichte Besiedlung. Und das liegt am Fischreichtum. Wie eine natürliche Reuse ragen die Eilande weit in das vergleichsweise warme Wasser des Golfstroms hinaus. Im Lauf des Jahres ziehen viele Fischarten durch den Archipel. Von März bis Mai kommt der arktische Dorsch, der hier in rauen Mengen gefangen wird und schon seit Jahrhunderten für Wohlstand sorgt. "Ganz Oslo wurde auf dem Geld der Lofotenfischerei gebaut", erklärt Kristian Bøe, der mit seiner Frau Guri die Herrvik-Lodge in Ballstad betreibt. Jedes Jahr machten sich bis zu 15 000 wagemutige Norweger von Süden aus auf die drei Wochen lange Reise hierhin, um in der drei Monate dauernden Saison ihr Glück zu finden. So etwas wie ein alljährlicher Goldrausch, nur, dass man den Fang noch ausnehmen und trocknen musste.
So viele Fischer wie damals sind es nicht mehr, doch wie eh und je hängt der Dorsch auf Holzgestellen rund um die Dörfer – für ungewohnte Augen ein etwas makabrer Anblick, zumal die getrockneten Fischleiber auch zu Kronleuchtern und anderem Dekokram verarbeitet werden. Heute wird etwa die gleiche Menge Fisch aus dem Meer gezogen, nur dass die Fischer auf einem modernen Trawler Kräne und Netze am Bildschirm per Joystick bedienen. "Operation Playstation", nennt Kristian das scherzhaft. Hart genug ist der Job trotzdem, wie jeder weiß, der einmal auf einem kleinen Schiff auf dem winterlichen Atlantik unterwegs war – eine Erfahrung, die man auf den Lofoten im Übrigen auch buchen kann. Ein Trawler fährt von Svolvær mit Touristen für einen halben Tag hinaus, vorbei an der Hafenstatue: Eine Fischersfrau, die den heimkehrenden Besatzungen winkt – Nicht-Seefeste werden heilfroh sein, wenn sie wieder einlaufen, und auch die anderen können dann gut nachvollziehen, wie es ist, wieder in einem Hafen zu sein, festen Boden unter den Füßen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Auf dem Anwesen von Kristians Familie stehen noch dieselben roten Holzhütten, in denen damals bis zu 15 Fischer schliefen, und das waren die, die gut dran waren. Viele andere campierten unter Ruderbooten, die sie für die Nacht an Land zogen. Die Hütten beherbergen heute zwei Gäste, manche verfügen sogar über einen Hottub mit Blick auf Hafen. Schon längst sind die Lofoten nicht nur bei Fischern beliebt – Reisende aus aller Welt kommen, um die bis zu 1161 Meter hohen Granitberge aus den Fluten wachsen zu sehen. An vielen Stellen schimmert der sandige Grund bis an die Wasseroberfläche durch und taucht alles in ein karibisches Türkis – grade jetzt im Winter ein ungewohnter Kontrast, der der ganzen Szenerie die Anmutung einer zugefrorenen Südsee gibt.
Eldorado für Nordlichtsüchtige
Im Sommer zieht es Surfer, Kletterer und auch Wanderer hierhin. Mittlerweile so viele, dass die Zufahrt zur Straße, die die Inseln über eine Kette von Brücken und Tunnels mit dem Festland verbindet, zeitweise gesperrt werden muss. Noch ein Argument mehr, im Winter zu kommen und die Inseln von ihrer ruhigen Seite kennenzulernen. Allenfalls Nordlichtsüchtige und Skitourengeher kommen um diese Jahreszeit. Unsere Gruppe passt in beide dieser Kategorien, wir sind mit dem Reiseveranstalter Norrøna Adventure hier. Der norwegische Outdoor-Hersteller mit dem Wikingerhelm im Logo kaufte 2017 das damals schon 40 Jahre bestehende Unternehmen Hvitserk auf, einen Spezialisten für Outdoor-Reisen in ganz Norwegen. "Outdoor-Ausrüstung und Reisen in Norwegen, das passt ziemlich gut zusammen", findet Marit Vidnes, CEO von Norrøna Adventure. "Das Wetter kann sich hier alle fünf Minuten ändern, da ist es gut, wenn man gewappnet ist."
Besonders gut gegen die Witterung gewappnet sein muss, wer eine weitere Attraktion der Lofoten sehen will. Nachdem wir über unsere übliche Funktionskleidung noch einen Seenotrettungsanzug gestreift haben, steigen wir dazu in ein schnelles Schlauchboot im Hafen von Svolvær. Der Skipper ist Ragnhilds Freund – eine kleine Welt hier oben. Gut eine halbe Stunde brettert er mit uns über die Wellenkämme in den Raftsund, stellt den Motor aus und holt einen großen Eimer mit Fisch an Deck. Und dann kommen sie auch schon. Auf ihren riesigen, bis zu 1,30 Meter weiten Schwingen segeln sie heran und fangen den Fisch, den Ragnhilds Freund ihnen hinwirft, noch in der Luft, setzen sich auf die Felsen am Ufer und zerrupfen die Beute in aller Ruhe mit ihren großen, leuchtend gelben Schnäbeln: Seeadler. 1975 gab es nur noch etwa 500 Brutpaare in ganz Europa. Dank verstärktem Schutz zählt man heute allein in Norwegen wieder über 2000 Paare, die zerklüfteten Fjordküsten bieten den Vögeln das ganze Jahr über einen Lebensraum – die Exemplare hier im Raftsund existieren mit den Adlersafaris wohl in einer Art Symbiose. Wie alle Wildtiere versuchen sie, ihre Nahrung mit so wenig Aufwand wie möglich zu fangen, da kommen Fische, die einem quasi in den Schnabel fliegen, äußerst gelegen.
Ob auf Adlersafari oder Trawlerfahrt: Nachdem man die Berge einen Tag lang von unten gesehen hat, will man eigentlich nur eins: hinauf. Und das geht auf den Lofoten in der Regel ansatzlos vom Parkplatz aus. Nach ein paar Metern gelangt man üblicherweise auf einen Pfad, der direkt bergauf führt. Was im Sommer schon steil und anstrengend ist, bedarf im Winter besonderer Vorsicht: Denn oft erweisen sich die Wege durch die Mischung aus Frost, Tauwetter, Schnee und Regen als spiegelglatt, außerdem will man in diesem steilen Gelände als Ortsunkundiger auch trotz GPS und Karte nicht allein im Nebel stehen. Und so freuen wir uns, dass Ragnhild uns zielsicher zur Aussicht vom Festvagtinden auf den malerisch auf ein paar kleinen Schäreninseln verteilten Ort Henningsvær leitet, mit seinem berühmten Fußballplatz, der fast den ganzen Raum auf einer solchen Insel einnimmt. Unzählige solcher Touren führen auf den Lofoten von der Straße direkt auf die Berge, schön sind sie alle. Die wohl populärste bringt Wanderer auf den Reinebringen. Stufen entschärfen seit 2019 den kurzen, aber steilen Aufstieg auf den 448 Meter hohen Berg.
Auf einem Spaziergang durch Henningsvær kommt man auch an dem Foto-Atelier von Vidar Lysvolds vorbei, der seinen Lebensunterhalt mit einer weiteren nordischen Sensation verdient: Nordlichtern. Für die Himmelserscheinung herrschen auf den Lofoten ideale Bedingungen. Einerseits gibt es fast keine Lichtverschmutzung, andererseits bleibt es zwischen dem 67. und 68. Breitengrad von August bis in den April hinein mehr als den halben Tag dunkel. Vom 9. Dezember bis zum 4. Januar wird es sogar gar nicht mehr hell, sodass die Polarlichter den ganzen Tag bestimmen: Fargetid – Farbenzeit – nennen die Norweger diese Saison, in der nur das Wetter mitspielen muss – was es oft tut, herrschen doch in der kalten Luft oft stabile Bedingungen.
Sie eignen sich überraschend gut auch für eine Kajakpartie, wie wir am nächsten Tag erfahren. Kristian persönlich zeigt uns die kleine Inselwelt vor Ballstad. Aus dem Hafen gelangen Paddler unter einer Brücke hindurch in den vorgelagerten Schärengarten. Geschützt vor Wind und Seegang kann man hier einen Blick auf die Berge werfen, die vom Wasser aus wie eine Wand wirken, und einen Eindruck davon bekommen, wie es wäre, eine längere Tour im Kajak zu unternehmen – eine weitere Aktivität, für die man hier oben entweder jahrelange Erfahrung mitbringen oder sich aber einem Guide anschließen sollte. Sobald man aus dem Windschatten kommt, lässt einen der Atlantik spüren, wer hier die Hosen anhat.
Eines kristallisiert sich nach ein paar Tagen heraus: Wer nichts riskieren will, sollte hier für alles ausreichende Reserven einrechnen. Es reichen zwei oder drei Stunden, um wieder in die Gemütlichkeit einer Hütte zu wollen – und die nächste Sauna ist in der Regel auch nicht weit. In der Lodge steht sogar eine kleine gleich am Steg, sodass man, während man ein wenig Wasser auf die heißen Steine schüttet, dabei zusehen kann, wie die Trawler an der gegenüberliegenden Fischfabrik anlegen und löschen. Eigentlich lebt es sich hier gar nicht so schlecht …