Lage & Charakter
Der rund 800 Kilometer lange Weitwanderweg startet im norwegischen Kautokeino, quert ein Stück Finnland und schlängelt sich dann in südwestliche Richtung entlang der schwedisch-norwegischen Grenze bis zum Örtchen Sulitjelma. Dabei überquert er rund 15 Mal die Grenze, die sich durch gelb angemalte Steinhaufen oder Betonklötze offenbart. Allerdings wollen wir nur von Kilpisjärvi bis nach Abisko in Schweden gehen, den Rest kennen wir schon. 10 Tage, so die Planung, sollten für das 180 Kilometer lange Teilstück locker reichen, denn der gut ausgetretene Pfad führt vorwiegend über sanft hügeliges Terrain, bleibt meist oberhalb der Baumgrenze auf einer Höhe zwischen 600 und 1000 Metern. Zeit kostet nur das Durchwaten der vielen Flüsse. Brücken gibt es kaum, Handyempfang selten und Proviant auch erst wieder in Abisko. Eigentlich schön: Trekking wie früher – ohne Netz und doppelten Boden, ohne Einkehrmöglichkeiten, weiche Betten und Social-Media-Geposte. Ohne Wetterbericht, Google Earth oder Sprachnavigation. Dafür mit 25-Kilo-Rucksack, knittriger Papierkarte und der Prise Ungewissheit, die eine Tour in rauen, einsamen Regionen ausmacht. Kurz: ein nettes kleines Abenteuer!
Wie komme ich nach Kilpisjärvi?
Flug nach Tromsö (ab Frankfurt ca. 230€, 3h) und von dort mit dem Bus nach Kilpisjärvi (liput.matkahuolto.fi, ab 30€, 3h). Wer lieber fährt: via Stockholm nach Kiruna (von Hamburg ab 115€, ca. 28h). Von dort mit dem Bus nach Kilpisjärvi (2 x umsteigen, ca. 50€, 6h).
Wie komme ich zurück?
Am einfachsten und schönsten mit der Bahn oder dem Nachtzug von Abisko via Kiruna nach Stockholm (sj.se/en). Am schnellsten mit der Bahn nach Kiruna und von dort mit dem Flugzeug via Stockholm nach Deutschland (mehrmals täglich).
Kilpisjärvi-Abisko in zehn Tagen – die Route
1. Nach Norwegen
Von der Straße geht es durch den Mallan-Nationalpark, vorbei an einem hohen Wasserfall zum Dreiländer-Eck. Zeltplatz am See.
2. Hoch aufs Fjell
Durch kleinen Birkenwald auf das weite Fjell mit fantastischer Aussicht. Heikle Flussquerung an der Gappohütte (Brücke fehlt). Zelten vor der Njearrejohka-Watstelle.
3. Durch die Berge
Der Weg entlang der steilen Berge Njearrecazagaisi und Moskkugáisi ist spektakulär. Dahinter weites Grünland, zwei Watstellen, vorbei an der Rostahütte und hinauf zum Åslatjohka (durchwaten, zelten!).
4. Geröll und Sumpf
Steil hinauf über Geröll an schönen Seen, später über Gras und Kraut an der Daertahütte vorbei. Am Unnar Nannas sumpfig. Zelten hinter der Skaktaelva-Watstelle.
5. Im Øvre Dividal
Die längste Etappe führt durch viel Wald und betört mit schönen Ausblicken auf den tief eingeschnittenen, rauschenden Anjavasselva. Schöner Zeltplatz vor dem Zulauf des Vuomajohka (Brücke).
6. Zur Vuoma-Hütte
Es geht aus dem Wald hinauf aufs Fjell und vorbei an der prächtig gelegenen Vuomahütte. Einige Kilometer weiter schöne Zeltplätze.
7. Zum Altevatnet-See
Der Abstieg zur Gaskashütte und weiter zum See belohnt mit feinen Ausblicken und geht sich einfach. Guter Zeltplatz direkt am Ufer.
8. Der letzte Pass
Weiter am See entlang, durch den Ort Innset und über die Staumauer geht es aufs Fjell. Schöne Zeltmöglichkeiten oben auf dem Pass.
9. Über die Grenze
Abstieg zum Riksoelva (Watstelle, Brücke fehlt), nach kurzem Gegenanstieg geht's mit wunderschöner Aussicht hinunter nach Schweden, durch Wald und bis vor die Brücke über den Njuoreanunjálbmi.
10. Nach Abisko
Nach Querung der E10 führt der alte Eisenbahnweg "Rallarvegen" fast steigungslos bis zum Ziel.
Wo kann ich mich informieren?
Allgemeine Infos zu Hütten (und einer Mitgliedschaft im Norwegischen Wanderverein DNT): visitnorway.de. Für Schweden: visitsweden.de. Eine gute Übersicht über alle Etappen und Varianten des Nordkalottleden bietet die Seite fjaellwanderung.de
Wie kann ich mich orientieren?
Die doppelseitig bedruckte, wasserfeste Karte von Calazo deckt die gesamte Tour ab (Fjällkarte C14: Treriksröset, Abisko & Kiruna, 20 €, 1:100 000, Art.: 9789188335241).
Was sollte ich auf die Tour mitnehmen?
Neben üblicher Trekking-Ausrüstung mit Zelt, Kocher und Proviant empfehlen sich vor allem Trekkingstöcke und leichte, schnelltrocknende Schuhe für die Watstellen (Tipp: Meindl Pure Freedom, 130 €, 250 g/Paar).
Die Packliste für den Nordkalottleden
- Trekking-Rucksack (nicht im Bild)
- Zelt mit Gestänge-Reparaturhülse
- Schlafsack (Komfort-Temp.: ca. 0 °C)
- aufblasbare Isomatte
- Wärme- & Regenjacke, Regenhose
- Handschuhe, Mütze, Stirnband
- Wechselwäsche (2. Paar Socken!)
- Necessaire mit Synthetikhandtuch
- Flick-, Nähzeug, Tape
- Powerbank, Ladekabel
- Geldbeutel
- Kocher und Brennstoff
- Müsli, Fruchtpulver, Riegel, Schokolade
- Fertigtüten, Kaffee, Tee
- Becher, Besteck, Müslischale
- Stativ und Kamera (nicht im Bild)
- Toilettenpapier
- faltbare Wasserflasche(n)
- Wat-/Zeltschuhe
- Wanderkarte, Notizbuch, Lesebrille
Wo kann ich übernachten?
- Hotels in Tromsö: Das "Paris des Nordens" hält viele schöne Hotels bereit. Relativ günstig, empfiehlt sich das zentral gelegene und ökozertifizierte Comfort Hotel Express. Preis pro DZ für 2 Personen zur Hauptsaison etwa 150 Euro. Zum Busterminal geht es von hier in vier Minuten.
- Selbstversorger-Hütten: Für die Selbstversorgerhütten am Weg benötigt man einen Schlüssel vom norwegischen Wanderverein DNT. Offen steht nur die Palnostugan auf der letzten Etappe (in Schweden).
- Abisko Turiststation: In der Fjällstation des schwedischen Wandervereins STF (Svenska Touristföreningen) treffen sich Kungs-und Nordkalottledenwandernde. Eine Übernachtung lohnt allein wegen der guten Küche (auch vegan). Es gibt einen Wasch- und Trockenraum sowie einen kleinen Shop.
Wo kann ich gut einkehren?
Wer gerne Fisch isst, kommt in der pittoresken Hafenstadt auf seine Kosten, ebenso Pizza- und Pasta- Fans. Guten Kaffee, leckere vegane Kuchen und Snacks gibt es im schönen Frø Cafe.
Tipps von Redakteur Boris Gnielka
- Reise ins Licht: Die Aurora Skystation oberhalb von Abisko lockt mit fantastischer Küche und bester Aussicht auf das Fjäll und in den (Sternen-)Himmel. Rauf und runter geht es bequem mit dem Sessellift.
- Auf Zeitreise: Im Polarmuseum in Tromsö erfährst du viel über historische Polarexpeditionen sowie über das Forschungstreiben von Fridtjof Nansen und Roald Amundsen.
- Unter der Erde: In Kiruna lohnt sich eine Besichtigung des weltgrößten Eisenerzbergwerks. Hier wird seit Anfang des 20. Jahrhunderts Magnetit gefördert, dafür geht es rund 1300 Meter unter die Erde.