Umlenken beim Sportklettern
Am einfachsten geht das Umlenken beim Sportklettern, wenn an der Umlenkstelle ein fixer Karabiner hängt, dessen Schnapper sich öffnen lässt. Dann klippt man einfach das Seil ein und wird abgelassen. Soll am selben Umlenker noch jemand toprope klettern, sollte man einen eigenen Safelock-Karabiner als Umlenkung installieren. Zusätzlich ist es sinnvoll, den vorletzten Haken zur Redundanz mitzunutzen.
Wenn alle fertig geklettert sind, heißt es abbauen, also Exen und weiteres Material aus der Route wieder mitnehmen. Sofern kein fixer Karabiner oder Sauschwanz vorhanden ist, in den man das Seil einfach einhängt, muss am letzten Haken oder Umlenker gefädelt und umgebaut werden. Dazu muss man sich aus dem Seil ausbinden, das Seil durch den Haken fädeln und danach wieder einbinden. Wie dies sicher und korrekt funktioniert, erklären wir in der Fotostrecke.
Korrekt eine Route abbauen – so geht's
Wichtig ist, dass die kletternde Person in jeder Phase des Umbauens oder Fädelns am Seil gesichert bleibt. Dazu muss neben dem Umlenker noch zusätzlich der vorletzte Haken eingehängt sein, was nach dem Vorstieg gegeben ist. Dann fixiert sich die kletternde Person am Umlenker – entweder mit einer Selbstsicherungsschlinge (auch Standschlinge genannt) oder zwei ineinandergehängten Expressschlingen. Mit dem hochgezogenen Kletterseil fixiert man sich erneut sturztauglich und erstellt so eine Redundanz zu den Exen. Nun lässt sich das freie Ende durch den Umlenker fädeln. So bleibt man während des Umbauens redundant gesichert.
Risiken beim Abbauen
- Das Umbauen am Ende einer Route ist ein potenziell gefährlicher Moment, da die Sicherungskette unterbrochen wird. Dazu gibt es am Felskopf kein Vier-Augen-Prinzip durch den Partnercheck; eventuell ist man vom Klettern erschöpft und daher nicht optimal konzentriert. Daher empfiehlt sich, die Schritte beim Fädeln und Umbauen gründlich zu üben und immer auf die gleiche Weise durchzuführen, um das Risiko von Flüchtigkeitsfehlern zu minimieren.
- Meist fixiert sich der Kletterer am Umlenker mit einer oder zwei Expressen. Solange er diese unter Spannung hält, können sie sich nicht aushängen. Entlastet er sie jedoch – auch nur kurz, etwa um das Seil freizuruckeln, besteht die Gefahr, dass sie sich verdrehen und beim Wiederbelasten selbst aushängen. Deshalb sollte man die in der Fotostrecke gezeigten Reihenfolge einhalten, um sicher zu gehen, dass man durchgehend redundant gesichert ist.
- Man sollte niemals das Seilkommando "Stand" verwenden, da es zu tödlichen Missverständnissen führen kann.
Warum das Seilkommando "Stand" falsch und gefährlich ist
Beim Umbauen nach dem Klettern sollte man auf keinen Fall das alpine Kommando "Stand" benutzen, wenn man sich am Umlenker fixiert hat. Es kam schon zu schweren Unfällen, weil der Sichernde den Kletterer aus der Sicherung nahm. Deshalb sollte die kletternde Person beim Sportklettern an der Umlenkung niemals "Stand" rufen, sondern einfach nur "Zu" und / oder "Seil". Beim Sportklettern in Einseillängenrouten behält der Sicherer den Kletterer immer in der Sicherung und das Bremsseil fest in der Hand.
Einzige Ausnahme: Er braucht aus irgendeinem Grund das Seil freilaufend und versichert mir mehrfach, dass er sich an einem Haken sicher fixiert hat. Ansonsten: Solange mein Partner oben umbaut, bleibt er immer in der Sicherung.
Die korrekten Seilkommandos beim Umbauen
Sich klar zu verständigen, erhöht die Sicherheit. Dazu braucht es nicht mehr als die Standard-Seilkommandos "Zu", "Seil" und "Ab". Diese sollten auch genutzt werden, denn "Okay" kann missverstanden werden. Wenn mehrere Seilschaften am Fels sind, am besten den Vornamen der sichernden Person dazunennen. Am Umlenker angekommen, klippt der Vorsteiger sich mit einer oder zwei Expressschlingen oder einer Standschlinge in den Haken (oder ruft erst einmal "Zu", um dies in Ruhe zu tun). Wenn das geschehen ist, beginnt der Vorsteiger, das Seil nach den in den Fotostrecken demonstrierte Methoden umzufädeln, wozu er vom Sichernden nochmal Seil verlangen muss ("Seil"). Bevor er sich dann ins durch den Umlenker gefädelte Seil setzt, ruft der Kletterer oben wieder "Zu", und wenn das Seil straff ist, löst er die belasteten Exen und gibt das Kommando: "Ab". Und wird dann zurück zum Boden abgelassen.
Sicher Topropen
Soll im Toprope geklettert werden, wird das Seil durch zwei baugleiche, gegengleich im (oder in die) Haken eingehängte Expressschlingen geführt. Ist die Hakenöse dafür zu klein, wird ein Safelock-Karabiner verwendet. Zusätzlich immer noch vorletzten Haken mit einer Exe einhängen (siehe Bild oben). Zum Topropen sollten immer eigene Karabiner oder Expressschlingen genutzt werden, um ein Abschleifen der Umlenkung – vor allem der Haken – zu vermeiden.
Der Sonderfall: Abseilen
In Sandsteingebieten wie dem Elbsandsteingebirge oder der Pfalz wird – um den Ring zu schonen – per Abseilen abgebaut. Der Sandstein führt hier dazu, dass feine Partikel im Seil die Haken schneller durchschleifen; daher die Praxis, abzuseilen. Allerdings ist dieses Verfahren potenziell gefährlicher, weil man sich nicht redundant am Seil sichern kann. Passiert der kletternden Person hier ein Fehler am Umlenker, gibt es keine Redundanz, die einen fatalen Ausgang verhindert. Deshalb sollten nur sehr erfahrene Kletterer per Abseilen abbauen; und nur, wenn es notwendig ist. Beim Abseilen hält der Partner unten beide Seilstränge in der Hand, um im Notfall die Abseilfahrt per Straffziehen zu stoppen.