In diesem Artikel:
- Tipps: Finger-Probleme vermeiden
- Ringbandprobleme – wer ist betroffen?
- Wie behandelt man eine Ringband-Verletzung?
- Ringband-Probleme: Reha & Prävention mit diesen Übungen
Die Ringbänder der Finger sind ringförmige, wenig dehnbare Bindegewebsstränge, die die fürs Ziehen hauptverantwortlichen Beugesehnen im Finger innen an den Knochen entlangführen. Ringbandverletzungen entstehen meist bei abrupt auftretenden Kraftspitzen, etwa wenn der Fuß abrutscht, man dynamisch einen Griff anschnappt oder für einen harten Zug maximal anreißt. Oder wenn man nicht gut aufgewärmt kleine Griffe zuballert.
In diesem Video erklärt ein betroffener Kletterer, wie er seine Finger auf Probleme überprüft:
Ringbandprobleme – wer ist betroffen?
Generell am meisten gefährdet sind diejenigen, die viel und schwer klettern. Überdurchschnittlich oft ist der Ringfinger betroffen; als schwächster der langen Finger hat er oft das Nachsehen. Das A2-Ringband (im untersten Fingerglied) und A4 (im mittleren Fingerglied) sind die am häufigsten betroffenen Ringbänder. Sie sitzen direkt am Knochen und tragen beim Finger-Aufstellen die meiste Last.
Die Zeiten ändern sich: Vor 20 Jahren hat noch das A2-Ringband die Hitparade der Ringbandverletzungen angeführt, heute ist häufiger das A4-Ringband betroffen, hat Fingerspezialist Dr. Volker Schöffl herausgefunden. Diese Entwicklung ist vermutlich eine Folge dessen, dass heute mehr gebouldert wird. Es dominieren deutlich extremere, maximalkräftigere Züge und auch kleinere Griffe als beim Routenklettern. Dementsprechend ist im Vergleich zu früher auch die Last auf den äußeren Fingergliedern größer.
Wie behandelt man eine Ringband-Verletzung?
Ringband-Verletzungen machen sich oft mit einem Knall, einer Art hellem Schnalzen bemerkbar. Nach einem kurzen Aufblitzen von Schmerz ist die Schmerz-Empfindung meist überschaubar. Manchmal stellt sich auch erst später Schmerz ein. Trotzdem sollte man möglichst bald einen Arzt aufsuchen, der das Ausmaß der Verletzung mit Ultraschall überprüfen kann und Therapie-Maßnahmen einleiten kann. Je schneller medizinische Versorgung stattfindet, desto eher ist der Finger wieder einsatzfähig.
Nur bei mehreren gerissenen Ringbändern zugleich ist eine operative Behandlung angezeigt, ansonsten wird konservativ, also nicht-operativ behandelt. Bei komplettem Durchriss wird heute oft mit sogenannten thermoplastischen Ringen gearbeitet (siehe Bild unten). Meist umfasst die Behandlung eine kurze Ruhigstellung und einen vorsichtigen Wieder-Einstieg mit getapedten Fingern. Weiterhin kann mit speziellen Übungen die Rehabilitation befördert werden (siehe Fotostrecke oben). Gründliche Reha ist deshalb wichtig, weil eine zu frühe Wieder-Aufnahme des leistungsorientierten Kletterns die Gefahr der erneuten Verletzung birgt.
Thermoplastischer Ring zur Schienung bei Ringbandriss
Ringband-Probleme: Reha & Prävention mit diesen Übungen
Wie schützt man sich vor Finger-Verletzungen? Welche Übungen beschleunigen die Heilung? Im folgenden zeigen wir einige Übungen, die helfen können.
Nach dem Riss oder der Zerrung gilt es dem verletzten Ringband Ruhe zu gönnen, damit der Körper die Reparatur des verletzten Gewebes einleiten kann. Nach der eingänglichen Schon-Phase ist es dann wichtig, die Heilung zu unterstützen, indem man die Durchblutung ankurbelt. In Absprache mit dem Arzt können die untenstehenden (und in der Fotostrecke oben gezeigten) Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Besser ist natürlich, die Übungen präventiv ins Training mit einzubeziehen und damit die Finger gesund zu halten.
Weil die Finger ob ihrer Größe und Lage nicht besonders gut durchblutet werden, ist eine der Haupt-Maßnahmen zur Heilung das Anregen der Durchblutung, sei es mit Bewegung oder Wärme. Ein anderer wichtiger Punkt ist der Blick aufs gesamte System: Die bei Kletterern verbreitete schlechte Haltung (Schultern vorn, Rundrücken) können im schlechtesten Fall die Versorgung der Arme beeinträchtigen und damit auch einer schnellen Genesung im Wege stehen. Ein probates Gegenmittel gegen diese ‚schlechte Haltung‘ ist Dehnen und physiotherapeutische Behandlung gegen das sogenannte Thoracic-outlet-Syndrom – das bezeichnet die Kompression der in den Arm führenden Nervenstränge.
Dehnen für gesunde Finger
Durchführung: Handfläche an die Wand legen, Ellbogen leicht anwinkeln, Füße parallel zur Wand. Druck ausüben, bis Dehnung in Brust und Arm einsetzt. Für 5 bis 10 ruhige Atemzüge halten.
Finger-Stretch bei Ringband-Verletzungen
Diese Übungen hat uns der Physiotherapeut von Shauna Coxsey, Paul Houghoughi, erläutert: Die Dehnung über die Beugung der einzelnen Finger verbessert die Mobilität der Finger und zielt in erster Linie auf die lumbrikale Handmuskulatur. Diese kleinen Muskelstränge verlaufen in der Handfläche an den Beugesehnen entlang und sind für die Feinmotorik der Hand verantwortlich. Sie entlasten die Ringbänder in ihrer Funktion und sollten daher mit dieser Dehnung gelockert und somit gestärkt werden.
Durchführung: Hand aufrecht halten, alle Finger beugen und mit der Kuppe zum Finger-Ansatz an der Handfläche streben, mittlere Knöchel zeigen nach oben. Danach jeden Finger einzeln beugen, am besten mit der freien Hand (siehe Bild). Der Druck sollte kräftig, aber nicht unangenehm sein. Für 10 bis 30 Sekunden halten. Diese Dehnung sollte nicht direkt vor oder nach dem Klettern durchgeführt werden, weil zu stark gedehnte Sehnen einen Teil ihrer Widerstandsfähigkeit verlieren. Das Klettern selbst dehnt die Sehnen auch! Also am besten nach dem Ausgleichstraining oder am Ruhetag machen.
Sehnen & Hand-Apparat fit halten
Diese Übung hilft der Beugesehne, wieder frei und flüssig zu gleiten. Dies ist von großer Bedeutung für die Fingergesundheit und hilft sowohl präventiv gegen Fingerprobleme als auch zur Rehabilitation von Ringband-Verletzungen.
Durchführung: Hand aufrecht halten, Finger abknicken und Fingerspitzen zur Handwurzel beugen. Langsam wieder aufrollen, dabei halten die Fingerspitzen Kontakt zur Handfläche. Erst alle Finger gemeinsam, dann jeder Finger einzeln. Variante: Handfläche mit dem Theraband fixieren und wie gehabt Übung ausführen. Durch die Fixierung lassen sich die Muskeln, die das Handgelenk stabilisieren, gezielt aus der Bewegung heraushalten; dies ist besonders wichtig bei Sehnenscheiden-Entzündungen und Problemen mit der Beugesehne.