Adam Ondra Interview: Werte & Wandel

Adam Ondra Interview
Adam Ondra über Werte und Wandel

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Adam Ondra dominierte viele Jahre die Entwicklung des Kletterns. Nun wird es eng an der Spitze. Wir haben mit ihm über Fortschritt und Werte gesprochen.

Adam Ondra
Foto: Adam Ondra

Interview mit Adam Ondra Ende 2023: B.I.G., Vater sein, Werte, Training, Ernährung, Wandel

Adam, warst du überrascht, dass Jakob Schubert nach seiner Erstbegehung von B.I.G. in Flatanger den Grad 9c ausgegeben hat?

Ja, schon etwas. Ich dachte, er sagt hart 9b+ oder vielleicht 9b+/9c. Wir haben über die Zeit eine Entwicklung gemacht, was die Wahrnehmung der Schwierigkeit angeht. Wenn du die Route nur ein paar Tage probiert hast, scheint sie erst einmal nicht so hart, wie sie in Wirklichkeit ist. Die Schwierigkeit liegt in diesem einen Schlüsselzug, der sich allein gar nicht so schwer anfühlt. Im Charakter dieses einen weiten Zugs liegt der Grund, dass er von unten kommend so schwierig ist. Er erfordert sehr viel Körperspannung und rohe Kraft, während ein andersartiger, aber ähnlich schwerer Zug die Route viel leichter machen würde. Das ist schwer einzuschätzen, wenn du anfängst, die Linie zu projektieren. Tatsache ist: Wenn du die Route klettern willst, musst du an dem Move frisch ankommen, sonst hast du keine Chance.

Wirst du noch versuchen, B.I.G. zu wiederholen?

Ja klar. Eigentlich habe ich meine Chance auf die Erstbegehung bei der WM in Bern verspielt. Dort habe ich mich nicht für Olympia 2024 qualifiziert, also habe ich entschieden, für den Qualifier-Wettkampf in Laval zu trainieren. Das hat zwar wieder nicht geklappt, aber als Jakob dann sagte, dass er für einen Monat nach Flatanger geht, war mir klar, dass er es klettern wird.

Adam Ondra Baskenland
Bernardo Gimenez

Adam Ondra sammelt Flugstunden im Baskenland.

Ist die Situation ein bisschen wie vor zehn Jahren, als du Chris Sharma die Erstbegehung von La Dura Dura (9b+) weggeschnappt hast?

Hm, nein. Zumindest denke ich nicht so. Ich freue mich für Jakob, er ist wirklich stark dieses Jahr. Es war offensichtlich, dass wir beide fähig sind, die Route zu klettern. Ich klettere sie einfach etwas später (lacht). Klar wäre es schön gewesen, die Erstbegehung zu machen, aber hey... (zuckt die Schultern). Ich habe das Gefühl, den Medien ist diese Frage wichtiger als mir.

Zugegeben, wir wollen es wissen...

Es wäre cool, sich die Erstbegehung zu teilen. Aber dann sollte man es vielleicht innerhalb eines Monats auch klettern, und das habe ich nicht. Deshalb verdient Jakob die volle Erstbegehung.

Wie sieht der Alltag von Adam Ondra aus?

Wie der Alltag eines arbeitenden Familienvaters (lacht), nur dass meine Arbeit halt Training und manchmal Filmen ist. Abgesehen davon normal: Ich versuche, morgens früh gemütlich mit Iva und Hugo zu frühstücken, dann gehe ich trainieren, komme zum Mittag zurück, spiele eine Weile mit Hugo, gehe dann wieder trainieren und verbringe den Abend wieder mit der Familie. So sehen die meisten meiner Tage aus. Seit Hugo auf der Welt ist, versuche ich, weniger zu reisen und eine Balance zu finden, was einfacher ist, wenn ich für Wettkämpfe trainiere. Wenn ich herumreisen möchte, ist es ein bisschen schwieriger. Dann ist die Frage, ob wir zusammen fahren oder ob es sich eher nicht lohnt. Mal eben ein paar Tage irgendwohin zu fahren ist viel schwieriger, seit Hugo da ist. Wenn das mal nötig ist, fahre ich alleine.

Was willst du als Vater deinem Kind mitgeben?

Ich will natürlich als gutes Beispiel vorangehen. Und möchte Hugo helfen, seinen Weg zu einem erfüllten und glücklichen Leben zu finden. Wenn das Klettern seine Leidenschaft wird, werden wir ihn unterstützen, aber wenn es etwas anderes wird, unterstützen wir ihn genau so. Was Werte angeht, sind mir Freiheit und Ehrlichkeit sehr wichtig. Das sind zwar nicht die, mit denen man heutzutage unbedingt am weitesten kommt, aber mir sind sie wichtig.

Adam Ondra
© Adam Ondra

Als Sohn kletternder Eltern begann Adam früh damit, kleine Griffe festzuhalten.

Wie sieht dein Training aus im Vergleich zu vor zehn Jahren?

Die Trainingsbedingungen haben sich stark verbessert. Es gibt so viele unterschiedliche Griffe! Damals gab es hauptsächlich Leisten. Dank dieser Vielfalt kann ich länger klettern, ohne das meine Fingerspitzen schmerzen. Das ist gut. Ich trainiere mehr am Holz. Für Wettkämpfe, wo sich der Stil komplett verändert hat, gibt es große Unterschiede, besonders beim Bouldern. Fürs Felsklettern hat sich nicht so viel geändert – da habe ich aber vielleicht manches unterschätzt.

Was denn?

Klettern an Trainingswänden, also nicht an vielfältigen Spraywalls, sondern Boards mit kleinen Griffen und kleinen Tritten, die rohe, ehrliche Power brauchen. Das habe ich früher kaum gemacht, weil ich dachte, dass es meine Technik ruiniert und dass man an bunteren Spraywalls Kraft und Technik zugleich trainiert. Ich dachte, das sei besser, weil Klettern so komplex ist und nie so anspruchslos wie das Training am Board. Aber im letzten Jahr habe ich eingesehen, dass diese simplen Trainingswände für einen guten und schnellen Kraftzuwachs sorgen. Trotzdem ist es meiner Meinung nach nicht für alle eine gute Idee. Wenn deine Technik nicht gut ist, wird das kraftbetonte Klettern an der Trainingswand die Sache eher verschlimmern. Denn je stärker man wird, desto unwahrscheinlicher ist es, dass man anfängt, gut zu klettern. Aber in Sachen Kraft sind sie sehr effektiv.

Heißt das, du setzt jetzt mehr auf rohe Kraft?

Ich werde eher als Seilkletterer gesehen, was ich wohl auch bin. Aber ich denke, meine Ausdauer war bislang noch nicht die beste. Ich kann nur gut sportklettern, weil ich effizient bin und eine gute Technik habe. Wenn eine Route physisch anspruchsvoll ist und es keine Tricks, Kniffe oder Ruhepunkte gibt, dann bekomme ich Probleme. Und das ist heutzutage im Wettkampf an der Tagesordnung. Es gibt kein Patentrezept, um besser zu werden. Aber ich sehe noch Spielraum für Verbesserung, wenn ich es schaffe, höhere Maximalkraft und zugleich die bestmögliche Ausdauer oder Kraftausdauer zu bekommen.

Wie viele Ruhetage machst du?

In den Trainingsphasen klettere ich drei Tage, dann kommt ein Ruhetag. Das mache ich ungefähr drei Wochen, dann mache ich vielleicht mal zwei Ruhetage. Die Woche danach ist eine Deload-woche. Es kommt immer ein bisschen darauf an, manchmal nehme ich mir zwei Tage Pause, ich passe mich immer an die aktuelle Situation an.

Adam Ondra Tips & Tricks Youtube
Adam Ondra

Adam Ondra als Coach: Knieklemmer als Instrument zum Kraftsparen


Man kennt verschiedene Schreie von deinen harten Begehungen. Wann kommt welcher Schrei zum Einsatz?

Das ist größtenteils unbewusst. Als Kind fand ich das Schreien noch seltsam. Ich beobachtete Chris Sharma in Biographie und dachte: Das ist komisch, das mag ich nicht. Aber irgendwann bemerkte ich, dass es funktioniert. Ich glaube, seit ich 15 war, habe ich es mehr eingesetzt, und sicherlich hatte Chris großen Einfluss darauf. Aber es kommt auch auf den Stil der Route an. Manchmal nutze ich das Schreien gar nicht. Zum Beispiel bei Wettkampfrouten. Am Fels ist es irgendwie natürlicher.

Wie stellst du eigentlich fest, ob du besser wirst?

Das ist schwierig! (lacht) Es gibt natürlich Übungen, an denen man das Kraftlevel ablesen kann. Und ich habe einige Boulder in meinem Heimgebiet, an denen ich mich orientieren kann, aber das ist nicht sehr objektiv. Dieses Jahr war hart mit den Wettkämpfen, die WM war eine große Enttäuschung. So gesehen könnte man sagen, dass ich mich verschlechtert habe. Aber es ist eher so, dass das Niveau im Wettkampf gestiegen ist. Im schlimmsten Fall stagniere ich. Aber eigentlich glaube ich, dass ich mich verbessert habe, aber alle anderen haben sich stärker verbessert. Es ist schwierig, mitzuhalten. Aber klar, auf meinem Niveau ist jeder Fortschritt letztlich winzig. Man investiert eine Menge und sieht nachher ziemlich wenig Verbesserung. Aber beim Schwerklettern geht es eben hauptsächlich um die kleinen Details: Du musst alles perfekt zusammenfügen, damit es funktioniert. Das ist der einzige Weg, wie ich mich verbessern und vielleicht in Zukunft noch härter klettern kann. Üblicherweise würde man ja denken, dass in meinem Alter die Maximalkraft nicht mehr zunehmen würde. Aber zumindest was das angeht, bin ich in der Form meines Lebens und sehe auch noch Luft nach oben.

Was ärgert dich?

Vieles. Aber immer nur kurz. Wenn ich aus einer Route falle, dann hört man mich schon mal wild herumschreien. Aber das ist meine Art, ich lasse es kurz raus, und danach geht es mir wieder gut. Grundsätzlich braucht es schon etwas Besonderes, um mir den Tag zu vermiesen (grinst).

Dein Lieblingsessen?

Wir sind gerade in Italien – ich mag die italienische Küche sehr. Tatsächlich mögen meine Frau und ich Arco sehr und hoffen, dort eines Tages leben zu können.

Wie sieht deine Ernährung aus?

Nicht allzu viel Pizza (lacht), aber gelegentlich natürlich. Meine Ernährung könnte anderen Menschen vielleicht eingeschränkt vorkommen, ich empfinde das aber nicht so. Auch das Timing des Essens ist für mich wichtig, zum Beispiel esse ich nicht gerne zu spät, weil es meinen Schlaf beeinträchtigt. Ich achte auf die Qualität der Lebensmittel. Essen ist Treibstoff für den Körper, und natürlich möchte ich meinem Körper die beste Energie liefern, um mich so gut wie möglich zu erholen. Ich esse Fleisch, aber natürlich auch viel Gemüse und Obst. Genug Protein, aber nicht zu viel. Ich esse nicht viel Zucker, aber verzichte auch nicht komplett darauf. Es wäre vermutlich gut, aber es ist auch eine Frage, was man bereit ist zu opfern im Leben. Gelegentlich etwas Zucker oder mal ein Stück Kuchen zu essen ist sicher nicht optimal, aber es gibt auch ein mentales Gleichgewicht. Da muss man das eigene Maß finden.

KL Adam Ondra Reel Rock 13 Teaser
Reel Rock Brett Lowell

Adam Ondra wurde seit frühester Jugend als bester Kletterer der Welt bezeichnet.

Welches Buch hat dich beeinflusst?

Rock Stars von Heinz Zak. Ich weiß nicht, ob ich ohne das Buch ein schlechterer Kletterer wäre, aber es hat meine Sicht aufs Klettern und meine Werte darin geprägt.

Du bringst neuerdings mit ‚Tipps & Tricks‘ Coaching-Inhalte auf deinem Youtube-Kanal. Wirst du zukünftig Klettercoach?

Ich würde viele Dinge gern machen, aber ich will natürlich auch weiter auf hohem Niveau klettern und muss dafür Zeit und Energie investieren. Dann habe ich eine Familie und möchte da eine gute Balance finden, was nicht immer einfach ist. Oft erwarten die Leute einfache Tipps, die Wunder wirken – aber so simpel ist es nicht. Trotzdem werden wir jetzt monatlich ein Video mit Tipps und Tricks bringen, die auf Klettertechnik abzielen. Klettern ist bewegungsmäßig super komplex. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, etwas zu klettern. Deshalb fokussieren wir auf Dinge, die auf jedem Level relevant sind und die Entwicklung beim Klettern fördern, für verschiedene Körpertypen und verschiedene Situationen.

Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen?

Genau. Und was mir schon auffällt, wenn ich mit Freunden klettern fahre: Es macht mir große Freude, andere zu motivieren. Wenn er oder sie dann vielleicht mit ihrer schwersten Begehung heimkommt, wie befriedigend das ist, dass ich zu ihrer Leistung etwas beitragen konnte. Ich versuche immer, meine Klettercrew dazu zu bewegen, sich voll zu fordern und richtig Gas zu geben. Nicht weil ich es so wichtig finde, super hart zu klettern, sondern weil ich finde, dass es den größten Spaß macht. Manche sagen dann: Nee, lass mal, ich klettere nur zum Spaß – aber das ist es ja gerade: Ich klettere auch zum Spaß! Es macht so viel Spaß, schwer zu klettern, das widerspricht sich nicht, sondern ergänzt sich. Nicht immer natürlich. Zum Beispiel will ich wirklich B.I.G. klettern, aber irgendwann macht es keinen Spaß mehr. Dann wünsche ich, ich könnte einfach irgendwas anderes Leichteres nur für die Bewegungen klettern. Aber zugleich ist hart probieren und schwer klettern einfach so cool!

Geht der Spaß als Profi manchmal verloren, ist Klettern dann Arbeit?

Wenn ich klettere, fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Manche Dinge, die mit dem Profi-Dasein zusammenhängen – zum Beispiel Veranstaltungen besuchen und Interviews geben – fühlen sich eher nach Arbeit an, obwohl mir die meistens Spaß machen. Manchmal ist es schwierig, die richtige Balance zwischen Klettern, Training und Familie zu finden. Aber es liegt an mir, nein zu sagen, wenn ich etwas nicht möchte. Und ich habe die Freiheit dazu.

Wie macht ein Kletterprofi Urlaub?

Wir gehen als Familie klettern, nur ohne Kameras (lacht).

Adam Ondra
© Adam Ondra - Petr Chodura

Adam Ondra: 1993 geboren in Brünn, Tschechien. Die Liste seiner Erfolge ist länger als dieses Heft. Mittlerweile besitzt Adam zwei Boulderhallen und einen Youtube-Kanal. 2022 wurde er Vater.
Sponsoren: Mammut, La Sportiva, Euroholds
Letzte Highlights: Erstbegehungen von B je to! (9b) in Paklenica, Chiave della Volta (9a/a+) in Arco; dazu El Gran Bellanco (8c+/ 9a) in Montanejos onsight und Pešcena Ura (9a) in Sopota im Flash.

Interview mit Adam Ondra 2013: La Dura Dura, Inside Adam Ondra, 9c klettern

(nach oben)

Interview mit Adam Ondra nach La Dura Dura (2013)

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Bernardo Gimenez

Adam Ondra im unteren Teil von La Dura Dura (9b) in Oliana.

Hier erklärt Adam, warum er so viele Kletterschuhe für La Dura Dura gebraucht hat und wie es im Inneren von Adam Ondra aussieht, wenn er klettert. Am 7. Februar 2013 gelang Adam Ondra der Durchstieg von La Dura Dura in Oliana (Katalonien), ein Projekt, das Chris Sharma eingebohrt und dann freigegeben hatte. Wir haben Adam kurz darauf ein paar Fragen gestellt. Nur wenige Tage später scheiterte er ganz knapp im Onsight einer 9a in Cuenca.

Adam, du hast La Dura Dura lange probiert; insgesamt neun Wochen, hast du gesagt. Wie war das und wie hast du deine Motivation aufrecht erhalten? Warum hat es so lange gedauert?

Also anfangs hatte ich nicht gedacht, dass es so lange dauern würde. Die Route hat sich abgefahren angefühlt, aber ich habe alle Züge hinbekommen und dachte es sei möglich, die Tour in ein paar Wochen zu klettern. Aber meine übliche Rechnung ist nicht aufgegangen mit einem so harten Projekt. Nach zwei Wochen des Probierens habe ich keinerlei Fortschritte gemacht. Es gab fast kein Potenzial für Verbesserungen: Meine Muskulatur hat die Bewegungen perfekt verinnerlicht, ich bin sehr effizient geklettert, aber ich konnte sie immer noch nicht durchsteigen. Ich war ganz einfach nicht stark genug. Also bin ich zurück nach Hause und habe trainiert.
Als ich zurückkam, hat es sich schon etwas besser angefühlt, aber es war immer noch nicht genug, ich konnte La Dura Dura immer noch nicht klettern. Und so ging das weiter bis Januar-Februar, da war ich endlich stark genug. Motivationsprobleme hatte ich nicht, ich war viel zu tief in dem Prozess drin, um aufzugeben. Ich wusste es. Es gab kein Zurück. Und es hat geholfen, dass die Route nicht um die Ecke ist, sondern dass ich 2000 Kilometer weit hinreisen musste. Beim Training zu Hause dachte ich an das Biest. Jedes Mal beim Wiederkehren hatte ich das Gefühl, ich platze vor Motivation.

Gegen Ende konntest du den Durchstieg absehen, du hast ihn fast auf den Tag genau angekündigt. Woher wusstest du, dass es jetzt bald klappt?

Dieses Mal habe ich mich gleich an den ersten Tagen in der Route ganz gut gefühlt. Der Flow war noch nicht da, aber ich habe mich stark gefühlt. Und ich wusste, dass der Flow sich irgendwann einstellen wird. Das war dann auch so – auf einmal bin ich durch den ersten Teil von La Dura Dura durchgeklettert und nur knapp unter der Kelle gefallen. Da war ich mir noch nicht sicher, dass es bald klappt oder ob das nur Glück war und es noch einmal zwei Wochen dauern würde, bis ich wieder über den ersten Teil klettern könnte. Aber dann bin ich im nächsten Versuch wieder ziemlich weit oben gefallen. Da war klar, dass es kein Zufall war und dass der Durchstieg nicht mehr weit sein konnte. Und das Wetter für die nächste Woche war zudem ausgezeichnet angesagt.

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Wie sieht La Dura Dura aus und was gefällt dir besonders daran?

Die ersten 15 Züge sind brutal. Jeder Zug ist hart, ein minimaler Fehler bedeutet den Sturz. Das ist Kraft-Ausdauer von höchster Intensität. Dann kommt es auf die Kunst des Knieklemmens an und wie gut man sich an dem "Ruhepunkt" erholen kann. Den Ruhepunkt darf man sich nicht als große Sintersäule vorstellen, sondern es handelt sich um einen zweieinhalb Zentimeter großen Untergriff. Es ist eher eine Knie-Leiste. Von dort geht der Sprint dann weiter. Die nächsten sechs Meter sind hart, nach oben hin werden die Züge immer härter. Und dann kommen noch einmal 20 Meter 8b-Gelände.

Gefallen hat mir besonders, dass die Route so kompromisslos ist. Du kannst nicht denken und nicht atmen in La Dura Dura. Es gibt keine zehn Meter Zustieg durch Bruch, sondern es geht direkt vom Boden los mit ernsthaftem Klettern. Und es ist die Linie in Oliana. Eine gerade Linie durch einen dunkelgrauen, strukturlosen Streifen – der einzige Streifen, der bis ganz zum Boden reicht.

Ich habe gehört, dass du eine ganze Menge Kletterschuhe für die Route gebraucht hast. Stimmt das? Und warum?

Für den Knieklemmer waren supersteife, fast brandneue Schuhe vonnöten. Der Tritt ist richtig schlecht und die Entfernung zwischen Tritt und Knie-Position relativ weit. Wenn der Schuh zu weich ist und sich biegt, kommt man mit dem Knie nicht in den Klemmer und kann die Hände nicht lösen.

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Bernardo Gimenez
Adam Ondra gut gelaunt in Oliana.

Was meinst du, wird es bald eine 9c geben?

Sicherlich wird es eines Tages eine geben, aber wann, weiß ich auch nicht. Derzeit bin ich nicht stark genug dafür... vielleicht in ein paar Jahren.

Nachdem du jetzt so ein Projekt abgeschlossen hast, wie fühlst du dich?

Ich bin hochmotiviert! Ich könnte direkt was Schweres probieren. Pause brauche ich nicht, zumindest nicht für den Kopf. Auch körperlich fühle ich mich recht frisch. Und hier im Süden von Spanien habe ich ein sehr interessantes Projekt gefunden.

Cool, wir sind gespannt. Mal vom Klettern abgesehen: Du hast jüngst die Schule beendet. Was ist jetzt der Plan?

Im Moment klettere ich nur. Im September möchte ich aber anfangen zu studieren, vermutlich Wirtschaft in Brno, meiner Heimatstadt.

Letzte Frage – wie machst du es, so ein netter, freundlicher und entspannter Mensch im Umgang zu sein, und beim Klettern so ein brutales Tier zu werden? Legst du da einen Schalter um oder was passiert im Inneren von Adam Ondra?

Das bin ich. Jeder ist innendrin wie ich, wenn ich klettere. Jeder hat animalische Instinkte – ich meine jetzt nicht wie wild rum zu schreien, aber eben komplett konzentriert zu sein, total vertieft in das, was man gerade tut, so dass die Zeit stehenzubleiben scheint. Aber nur wenige Menschen können dieses Tier in sich selbst finden – Kinder können das viel besser. Sie spielen. Ich spiele, wenn ich klettere. Und ich liebe dieses Spiel!

Danke Adam!

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