Ist Kajakfahren schwer?
Sind die Grundkenntnisse verinnerlicht ist Kajakfahren nicht schwer und eignet sich deshalb hervorragend für Anfänger. Lediglich das Fahren bei rauem Wasser- und Wetterbedingungen gestaltet sich etwas schwieriger und bedarf Übung.
Welches Kanu/Kajak eignet sich für Anfänger?
Kajaks werden mithilfe eines Doppelpaddels angetrieben und häufig aus Holz oder Kunststoff gefertigt. Außerdem haben sie meist eine geschlossene Form und sind schmal geschnitten. Das Kanu, auch Kanadier genannt, ist ein offenes Boot, welches mit einem Stechpaddel kniend oder sitzend angetrieben wird. Es heißt, dass die Paddeltechnik bei Kajaks von Anfängern schneller zu lernen und es zudem kleiner und leichter zu transportieren ist. Grundsätzlich wird Kajakfahren aber all jenen empfohlen, die sich gerne sportlich betätigen wollen und lange Distanzen zurücklegen. Wer gemütlich Paddeln will, eventuell viel Gepäck dabei hat und als Familie oder größere Gruppe losziehen möchte, für den eignet sich das Kanu besser.
Was kostet ein Kajak/Kanu?
Brauchbare Kajaks und Kanadier kosten eine ganze Menge. Am besten leiht ihr euch das Boot erst einmal.
An jedem größeren Fluss in Deutschland gibt es mindestens einen Kanuverleiher. Pro Tag verlangt er für ein Einer-Tourenkajak zwischen 25 und 40 Euro, für einen Zweier-Kanadier zwischen 35 und 65 Euro. Zubehör und Shuttle-Service sollten inklusive sein. Probiert das Paddeln auf einem friedlichen Gewässer aus. Hinterher könnt ihr einschätzen, ob sich ein eigenes Boot lohnt.
Ein Tourenkajak kostet um die 1300 Euro, ein Kanadier etwa 2000. Dazu kommen die Paddel, Schwimmwesten, Packsäcke. Ihr braucht dafür zu Hause eine ganze Menge Platz (Ausnahme: Faltboot, Schlauchkanadier), zudem ein Auto mit Dachträger für den Transport.
Tipps zum Kauf von Faltbooten und Faltkajaks gibt es hier:
Wie steigt man richtig in ein Kajak?
Mit der "Paddelbrücke" kommen man sicher, trocken und würdevoll ins Boot – ein ebenes Ufer oder ein bootshoher Steg vorausgesetzt. So geht’s: Paddel aufs Ufer und quer hinter die Sitzluke legen. Mit einer Hand Lukenrand und Paddel fassen. Langsam (bootsseitiger Fuß zuerst) ins Kajak rutschen. Jetzt vorsichtig die Spritzdecke schließen, Paddel in die Hände nehmen – und lospaddeln.
Wie steuert man ein Kanu oder Kajak?
Um die richtige Padelhaltung zu finden, Paddel knapp über den Kopf in die Höhe halten. Die optimale Griffbreite ist erreicht, wenn Ober- und Unterarm einen 90-Grad Winkel bilden.
Kann losgehen? Die Grundtechniken fürs Paddeln:
Weitere Illustrationen zur Grundtechnik gibt es in dieser Bildstrecke:
Kann man mit einem Kajak umkippen?
Kentern ist beim Paddeln immer möglich, also bereitet man sich am besten auf den Augenblick vor. Was ihr dazu wissen müsst.
Die wichtigste Regel zuerst: Geht nie alleine aufs Wasser, sondern mit erfahrenen Partnern. Gut ist ein Team von drei Booten, denn so könnt ihr Schwimmenden optimal helfen. Übt das Kentern auf einem Fluss vorher auf einem See, dann seid ihr auf das Gefühl vorbereitet, kopfüber und unter Wasser aus dem Boot kommen zu müssen (alternativ trainiert ihr hier unter Anleitung die Kenterrolle). Stellt euch vor dem Start die Sitzanlage im Kajak so ein, dass ihr die Beine schnell aus der Sitzluke herausbekommt. Wenn ihr kippt, zieht ihr die Schlaufe vorne an der Spritzdecke und drückt euch aus dem Boot. Auf dem Fluss versucht ihr dann, das Ufer samt Boot und Paddel zu erreichen. Das fällt leichter, wenn ihr euer Kajak in Bug und Heck mit Auftriebskörpern ausgestattet habt. Kostet das Schwimmen dennoch zu viel Kraft, überlasst das Material einem aus dem Team. Am Ufer das Boot wenden (Sitzluke zum Boden) und die Ablassschraube öffnen.
Was zieht man zum Kajakfahren an?
"Dress for water, not for air!" Bedeutet: Auch wenn die Luft warm ist – fällt man ins kalte Wasser, kühlt man schnell aus. Den besten Schutz bietet ein isolierender Neoprenanzug, als Spritzschutz dient eine leichte, wasserdichte Paddeljacke. Außerdem ist eine auftriebsstarke Schwimmweste immer Pflicht, selbst bei der Feierabendrunde im Kajak oder Kanu auf dem See. Die Luke des Kajaks verschließt eine Spritzdecke, so bleibt das Boot auch bei Wellengang oder der Eskimorolle (ExpertenLevel) trocken. Leichte Paddelschuhe aus Neopren mit einer griffigen Sohle sorgen für den nötigen Halt auf nassen Steinen und halten die Füße warm.
Dieses Set eignet sich für moderate Wassertemperaturen und liegt zwischen Badekluft und Neopren-Vollausstattung:
- Ein leichter Neoprenschuh schützt bei Abenteuern auf und am Wasser vor Kälte, Schmutz und spitzen Steinen. Ist die Sohle aus griffigem Gummi, bietet sie auch im Wasser Halt, und der Schuh lässt sich zum Beispiel auch auf dem SUP einsetzen. Tipp: der Arroyo von NRS (Männer- und Frauenversion), um 34,95 Euro.
- Wer keine eiskalten Gebirgsbäche befahren will, dem reichen im Sommer auch knielange Paddelshorts. Bewährt hat sich eine Kombi aus einer winddichten, schnell trocknenden Nylon-Außenhose und einer Fleece-Innenhose für kühlere Tage. Tipp: die Horizon von Palm mit Neopren-Bund und Innenhose, um 90 Euro.
- Fürs Kanuwandern auf friedlichen Bächen ideal ist eine wasserdichte, atmungsaktive Tourenjacke mit einer Kapuze und wasserdichten Reißverschlüssen. Ihr Neoprensaum sitzt sicher um die Hüfte und verhindert das Eindringen von Spritzwasser. Tipp: die Tor von NRS (Männerund Frauenversion), um 169,95 Euro.
- Ja, man kann das Kajak mit offener Sitzluke fahren. Es tropft dann aber ständig Wasser vom Paddel auf die Hose – unangenehm. Abhilfe schafft eine Spritzdecke, die elastisch um den Bauch liegt und die man ringsherum über den Rand der Sitzluke stülpt.Tipp: die Sport Deck von Palm, um 90 Euro.
Welche Ausrüstung braucht man zum Kajakfahren?
Neben der wie bereits erwähnten, passenden Bekleidung gehört zur Ausrüstung auch die Sicherheitsausrüstung. Als Basics gelten unter anderem ein Wurfsack und ein Messer bei Wildwasser-Abenteuer, eine Paddelsicherung bei Tourenpaddler und ein wasserdichtes Erste-Hilfe-Set. Außerdem braucht es beim Kajakfahren das richtige Paddel. Hier reicht die Spanne vom 80-Euro-teuren Holzpaddel bis zum High-End-Leichtpaddel aus Carbon (ab 450 Euro).
Weitere Ausrüstungstipps gibt es hier:
Welches Paddel benötige ich für meine Kanu-/Kajaktour?
Grob gesagt gibt es zwei Sorten von Paddeln: Stechpaddel haben nur ein Blatt, man verwendet sie für Kanadier. Doppelpaddel besitzen zwei Blätter, man nimmt sie für Kajaks. Je nach Material wiegen Doppelpaddel zwischen 500 und 1500 Gramm, Stechpaddel zwischen 500 und 1000 Gramm. Wer alleine im Boot sitzen will, sollte als Neuling auf das Kajak/Doppelpaddel setzen – einen Kanadier solo zu fahren braucht viel Übung. Fürs Material gilt: je leichter und robuster, desto teurer.
Die verschiedenen Materialien und ihre Vor- und Nachteile:
- Aluminiumschaft/Kunststoffblatt: Diese Kombi findet sich an preiswerten, recht schweren Freizeitpaddeln. Ab etwa 60 Euro.
- Glasfaserschaft/Kunststoffblatt verstärkt: Leichter als die Alumodelle und dank Glasfaserverstärkung am Blatt steifer, dadurch besserer Vortrieb. Um die 1000 Gramm, ab 140 Euro. Ein guter Kompromiss.
- Holz: Wird oft bei Stechpaddeln eingesetzt, dort ästhetisch und funktionell. Ab 80 Euro.
- Carbon-Paddel: Superleicht, hochpreisig, für Kanu-Enthusiasten und Wettkämpfer, Gewicht 800 bis 900 Gramm, ab 450 Euro.
Bei Einsteigern beliebt sind Modelle mit Alu- oder Glasfaserschaft und robusten PE-Blättern. Entscheidend ist die richtige Länge: Als grober Richtwert für Tourenpaddel gilt die Faustformel Körpergröße + 40 cm. Viele Paddel sind teilbar und lassen sich um bis zu 10 cm verstellen – ideal, wenn mehrere Personen das Paddel nutzen.
Kanuausrüstung kaufen oder doch erstmal leihen?
Keine Frage, die Investition für Paddeleinsteiger ist nicht ohne. Ein Set aus Kajak, Paddel, Schwimmweste, Spritzdecke, Paddeljacke, Neo und Schuhen beginnt bei rund 1500 Euro, nach oben gibt es fast keine Grenzen. Doch bei guter Pflege hält die Ausrüstung oft jahre- oder sogar jahrzehntelang – das relativiert die auf den ersten Blick recht hohen Anschaffungskosten.
Wer nur selten paddelt, oder noch nicht sicher ist, welcher Bootstyp am besten zu ihm passt, sollte sich für die ersten Ausflüge die Ausrüstung besser leihen. Beim kompetenten Kanu-Experten gibt’s wertvolle Ratschläge und lokale Geheimtipps zu Touren, Einkehrmöglichkeiten & Co. gleich dazu. Das Online Buchungsportal pagaja.de führt in wenigen Klicks zum kürzesten Weg aufs Wasser.
Wohin mit dem Gepäck?
Wanderer haben es schwer: Ihre Schneckenhäuser tragen sie auf dem Rücken, jedes Gramm liegt beim Gipfelsturm wie Blei im Rucksack, und auf Luxus verzichten sie aus Gewichtsgründen am besten gleich. Anders der Paddler: Im Wasser fallen selbst der Campingstuhl und eine Flasche Merlot kaum ins Gewicht. Mit entsprechenden Staufächern ausgestattet, bietet das Tourenkajak jede Menge Platz. In die vom Cockpit abgeschotteten Ladeluken (Fassungsvermögen: 100 – 200 Liter) passt man im Idealfall mit dem Kopf rein: So kann man das Gepäck sortieren und stellt sicher, dass auch Sperriges wie das Zeltgestänge durch die Öffnung gehen. Empfindliche Teile wie Schlafsack und Kleidung werden zusätzlich durch wasserdichte Packsäcke (in Größen von 3 bis 120 Liter erhältlich) geschützt. Gewässerkarte, Trinkflasche oder Lenzpumpe wandern griffbereit ins Decksnetz vor dem Cockpit und sollten bei Seegang zusätzlich mit einem Karabiner fixiert werden.
Was muss man beim Kajakfahren beachten?
Neben dem entscheidenden Mantra "Dress for water, not for air" gibt es ein paar weitere Grundsätze, damit der Paddelausflug im Kanu oder Kajak kein Reinfall wird. Notwendige Vorbereitung und Vorfreude zugleich ist die gewissenhafte Tourenplanung: Sie klärt den Zeitbedarf, die zu erwartenden Schwierigkeiten, vorhandene Infrastruktur und aktuelle Pegelstände. Auch Gefahrenstellen wie Wehre, Schleusen und Schifffahrtskanäle können so schon vom Sofa aus einkalkuliert werden. Flussführer für fast alle Gewässer in Deutschland und Europa bieten kanu-verlag.de oder thomas-kettler-verlag.de. Zieht während der Kanutour ein Gewitter auf, sofort das hoch gelegene Ufer (Stichwort Hochwasser, Springflut) ansteuern und "abwettern". Wie man das Boot verlässt, wenn es doch mal kentert, sollte man unter kontrollierten Bedingungen üben, das nimmt die Angst vorm Umkippen. Finale Abhilfe schafft die Eskimorolle. Ansonsten gilt beim Wassersport, wie bei jeder anderen Outdoor-Aktivität auch, der nächste englische Spruch: "Take nothing but photos, leave nothing but footprints."
Wo darf man Kajak bzw. Kanu fahren?
Gefahren werden darf grundsätzlich in allen Fließgewässern in Deutschland. Ausnahmen bilden Talsperren oder Flächen in Parkanlagen oder Erholungsgebieten. Zudem gibt es häufig separate Befahrungsregelungen aus Naturschutzgründen, die unbedingt zu beachten sind. Besondere Verkehrsvorschriften gibt es außerdem auf großen Gewässern mit Schiffsverkehr.
Welche Flüsse eignen sich fürs Kajakfahren?
Es gibt viele empfehlenswerte Flüsse, die sich fürs Kanufahren eigenen. In Deutschland empfehlen wir euch für Anfänger diese Kanutouren:
- Saale: Naturbelassene Auen, wilde Schluchten und grüne Weinberge: Die Saale ist ein Paddeltraum. Zu den schönsten Kanuetappen auf dem Nebenfluss der Elbe gehört die 27 Kilometer lange Strecke von Camburg nach Naumburg in Sachsen-Anhalt. Die mitunter zügige Strömung und einige leichte Stromschnellen machen die Tagestour für Kanuwanderer spannend. Kanu-Verleih über www.saale-unstrut-tours.de
- Altmühl: Gemächlich fließt die Altmühl von ihrer Quelle bei Rothenburg ob der Tauber bis ins 200 Kilometer entfernte Kelheim. Ab Treuchtlingen hat sie sich ein enges Tal gegraben, flankiert von bizarren Kalkfelsen. Hier Kanu zu fahren, ist ein Augenschmaus – und ganz einfach zugleich. Am besten in Treuchtlingen einsetzen und in vier Tagen nach Töging paddeln (100 km). Mehr Infos: www.frankenboot.de
- Rur: Der schönste Wanderfluss Westdeutschlands entspringt in der Eifel. Im Oberlauf ist er ein Wildfluss. Gebändigt durch die Rurtalsperre, wird er aber bald zu einem spritzigen Wanderbach, auf dem Kanueinsteiger erste Erfahrungen sammeln können – zum Beispiel auf der 21 Kilometer langen Strecke von Linnich nach Wasserberg. Mehr Infos: www.kanutotal.de
- Spree: Ein Netz von Wasserwegen durchzieht den Spreewald im Südosten Brandenburgs. Die lauschige Auen- und Moorlandschaft bietet Kanufahrern ein Fülle von Möglichkeiten und lädt auch zum Tierebeobachten ein. Neuerdings leben dort sogar wieder Biber. Als Schnupperrunde eignen sich die 35 Kilometer (1–2 Tage) von Burg nach Lübbenau. Verleih bei www.bootshaus-conrad.de
- Ilmenau: Erleben Sie die Lüneburger Heide aus einer neuen Perspektive: Paddeln Sie hindurch – auf der Ilmenau. Im Oberlauf bis zur Stadt Lüneburg haben Kanuten freie Fahrt durch die idyllische Landschaft – während hinter Lüneburg auch richtige Schiffe aufs Wasser dürfen. Am besten paddelt man in zwei Tagen von Bad Bevensen nach Lüneburg (35 km). Infos & Bootsverleih: www.heide-kanu.de
Weitere schöne Kanureviere in Deutschland findet ihr hier:
Wie verhalte ich mich beim Wildwasserpaddeln?
Ein Einblick in die Taktik beim Paddeln von Gebirgsflüssen.
Selbst die besten Paddler fahren ein wildes Gewässer nur gut vorbereitet hinunter. Sie informieren sich vorher über den Wasserstand (z. B. mit RiverApp), denn jeder Zentimeter mehr Höhe macht den Fluss gefährlicher. Außerdem finden sie heraus, wo harte Abschnitte und Risiken wie zum Beispiel Wehre warten. Neulinge sollten das Level behutsam steigern und auch leichtes Wildwasser nur mit alten Hasen angehen. Unterwegs steigt man dann rechtzeitig aus, um die kritischen Stellen zu besichtigen. Betrachtet das Team eine Passage als machbar, fährt immer nur eine Person. Mindestens eine Person steht am Ufer mit einem Wurfsack in den Händen, um ihn im Fall einer Kenterung zuzuwerfen. Weitere Leute sitzen hinter der schwierigen Stelle einsatzbereit im Boot – in einem Kehrwasser.
Dieses Equipment ist auf einer Wildwassertour Pflicht:
- Wurfsack: Eine lange Leine mit einem Auftriebskörper am Ende: Sollte man gekentert sein, werfen die anderen sie einem vom Ufer aus zu und ziehen.
- Schwimmweste: Man kann es nicht oft genug sagen: Ohne eine Schwimmweste sollte man nie paddeln, schon gar nicht auf Wildwasser.
- Helm: Er darf auf Wildwasser nicht fehlen. Denn wer kentert, treibt kopfüber den Bach hinab – wenigstens ein kurzes Stück.
Alles was du übers Paddeln wissen musst hier im Podcast
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