Unter der Lupe: So funktionieren unsere Tests

So testet outdoor
Wie wir testen: Alles über unser Testverfahren

Über 500 Produkte testen wir jedes Jahr mit viel Aufwand und Leidenschaft. Wie wir das genau machen? Erfahrt ihr hier.

Wanderschuh-Test
Foto: Daniel Geiger

Unsere Testmethoden genießen in der Branche hohes Ansehen, einige Herstellern orientieren sich sogar daran, passen ihre Produktion daraufhin an. Hinter den Ergebnissen stecken viel Aufwand, Expertise, Erfahrung und Hingabe. Da kann es schon mal vorkommen, dass man vom Kollegen eine Mail bekommt "Bin nach dem Mittag mal ein paar Stündchen im Kühlhaus, Schlafsäcke testen". Wie genau unsere jeweiligen Produkttests ablaufen verraten wir euch hier.

Zelte

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

Wetterschutz

Für volle Punktzahl muss ein Zelt Bodennässe und Starkregen abhalten sowie stabil im Sturm stehen. Die Regendichtigkeit prüfen wir draußen und achten darauf, ob die Apsiseingänge so weit vorgezogen sind, dass es nicht hineinregnet. Die von Herstellern angegebene Wassersäule in Millimetern gibt an, welchem Druck ein Material standhält, bevor es leckt. Sie spielt aber nur bei PU-beschichteten Bodenmaterialien eine Rolle (nicht beim Außenzelt), dort sollte sie über 4000 Millimeter liegen. Dieser Wert liegt deutlich über den von der DIN-Norm geforderten 1300 Millimetern. Unsere jahrzehntelange Erfahrung zeigt aber auch, dass die Wassersäule bei PE- (Polyethylen) oder silikonbeschichteten Böden wenig Aussagekraft hat. Hier simulieren wir im Labor eine unter Wasser stehende Stellfläche und belasten den Boden von innen durch Hinknien, Springen und das Herzumzerren eines schweren Rucksacks. Dabei muss er dicht halten. Für den Sturmtest bläst eine Windmaschine Breit- und Schmalseite der Zelte mit einem anschwellenden Luftstrom an. In beiden Fällen müssen sie für volle Punktzahl bis 120 km/h stehen bleiben (solche Sturmböen sind in Lappland oder Schottland keine Seltenheit). Auch der Windschutz des Innenraums fließt in die Bewertung mit ein: Pfeift eine frische Brise spürbar durchs Innenzelt – etwa durch Moskitonetzflächen -, gibt es Abzug. Bei Modellen für den Vierjahreszeiteneinsatz sollten sich alle Lüfter schneedicht verschließen lassen.

Komfort

Hier zählen das Platzangebot in der Apsis und im Innern (Ellbogen-, Kopffreiheit, Sitzhöhe, Liegelänge) sowie das Raumgefühl. Je steiler die Wände ansteigen, desto besser die Raumausnutzung. Deshalb messen wir die Liegelänge und Nutzfläche des Innenraums auf einer Höhe von 30 Zentimetern – das entspricht in der Position der Zehen einer auf der Isomatte liegenden Person. Auch wichtig: Größe, Höhe und Position der Eingänge sowie die Belüftungsmöglichkeiten.

Aufbau/Handling

Zelttest: 2-P-Zelte und 3-P-Zelte
Boris Gnielka

Wie geschmeidig laufen die Reißverschlüsse, wie lassen sich die Eingänge öffnen und fixieren, und wie einfach und fix funktioniert der Auf- und Abbau der Zelte, auch im Wind? Das prüfen wir beim Praxistest im direkten Vergleich.

Gewicht/Packmaß

Wir messen das komprimierte Packmaß und Gewicht selbst, Letzteres ohne Zubehör (Reparaturflicken oder Ersatzstangen), aber mit allen Packsäcken und mitgelieferten Heringen. Geräumige Packsäcke sind praktischer als sehr knappe, weil sich das Zelt darin einfacher verstauen lässt.

Qualität

Hier zählen vor allem die Reißfestigkeit des Außenzelts, die Robustheit der Bodenwanne und Verarbeitung. Silikonbeschichtete Überzeltgewebe sind bis zu achtmal reißfester als solche mit PU-Beschichtung – und dementsprechend langlebiger. Bei PU-Materialien lassen sich die Nähte innen dafür problemlos mit einem Band (Tape) abdichten, bei Silikonstoffen besitzt nur Vaude dieses Know-how. Manche Hersteller legen bei Silikonzelten deshalb Nahtdichter bei, falls eine Naht doch einmal lecken sollte – was unserer Erfahrung nach aber selten passiert. Bei Bodenwannen mit weniger als 40D – D steht für Denier, das Fadengewicht – solltest du auf rauen Felsböden eine extra Unterlage (Footprint) verwenden, die es häufig als Zubehör gibt. Auch die Qualität und Anzahl der Heringe sollte man beachten – und notfalls noch ein paar hochwertigere Alu-Nägel oder V-Profile dazukaufen.

Regenjacken

Waschmarathon

Alle Jacken und Hosen werden vor dem Test zehn Mal gewaschen. Das entspricht dem Dauergebrauch vieler Monate. Danach zeigt sich, ob die zum Abdichten der Nähte aufgebrachten Bänder (Tapes) halten und wie dauerhaft der Außenstoff imprägniert ist. Wenig strapazierfähige Gewebe zeigen Abriebspuren oder ziehen Fäden.

Hosentest 06/2021
Benjamin Hahn

Unsere outdoor-Powerberegnung gleicht einem mehrstündigem, stürmischem Wolkenbruch.

Wetterschutzprüfung

Auf alle Jacken und Hosen prasselt die outdoor-Powerberegnung herunter. Sie gleicht einem mehrstündigen, stürmischen Wolkenbruch. Meistert ein Modell die Tortur, hält es unterwegs garantiert trocken. Die von Herstellern angegebene Wassersäule in Millimetern gibt an, welchem Druck ein Laminat standhält, bevor es leckt. Häufig werben Hersteller mit Werten von über 20 000 Millimetern, unsere Tests und die der Eidgenössischen Materialprüfanstalt (EMPA) in St. Gallen zeigen aber, dass 4000 Millimeter selbst für härteste Beanspruchung reichen, solange dieser Wert erhalten bleibt – der deutlich über den von der DIN-Norm geforderten 1300 Millimetern liegt. Materialien halten übrigens auch dann noch dicht, wenn sich der Oberstoff aufgrund einer schwächelnden Imprägnierung vollsaugt. Es steigt allerdings das Risiko, dass Nässe über sogenannte Saugeffekte am Kragen, dem Saum oder an den Bündchen nach innen wandert. Im Praxiseinsatz kontrollieren wir auch, wie gut Kragen und Kapuzen vor eisigem Wind schützen.

Der Klima-Check

outdoor misst den Dampfdurchgang der Laminate und prüft, wie viel Kondens innen anfällt (je weniger, desto besser). Diese Werte und der Grad der Luftdurchlässigkeit der Membran ergeben die Atmungsaktivität.

Die Messwerte unterschiedlicher Laminate lassen sich aber nicht direkt vergleichen – das zeigen unsere Praxistests seit über 20 Jahren. Aus diesem Grund entwickelten wir für jeden Laminattyp im Lauf der Jahre Referenzwerte, die eine Vergleichbarkeit ermöglichen. W. L. Gore, der Hersteller von Gore-Tex, machte während der Entwicklung der neuen ePE-Membran ähnliche Erfahrungen. Auch die Imprägnierung wirkt sich aufs Jackenklima aus: Saugt sich der Oberstoff mit Wasser voll, sinkt der Dampfdurchgang um bis zu 80 Prozent. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist, wie gut sich die Temperatur im Innern über Pitzips, Ärmelbündchen oder Beinreißverschlüsse regulieren lässt. Und je weniger Tapes verarbeitet werden, desto besser fürs Klima, denn Nahtbänder sind dampfdicht.

Im Praxiseinsatz

Auf Tour beurteilt die Testcrew den Tragekomfort und die Bedienung der Reißverschlüsse und Züge und wie praxisgerecht die Ausstattung ausfällt.

Haltbarkeitsdatum

Die Langlebigkeit eines Laminats hängt von mehreren Faktoren ab: von der Qualität der wasserdichten, atmungsaktiven Membran oder Beschichtung, von der Konstruktion (2,5- oder Dreilagen) und vom Oberstoff. Einen Anhaltspunkt für dessen Haltbarkeit gibt das Fadengewicht in Denier: je höher der Wert, desto dicker und oft auch zäher das Gewebe. Robuste Materialien liegen zwischen 40 und 80D, Leichtstoffe unter 20D. Bei gleichem Oberstoff sind Dreilagenlaminate robuster als 2,5-lagige, weil Futter, Membran und Oberstoff miteinander verklebt sind und sich gegenseitig verstärken. Zudem liegt die empfindliche Membran geschützt in der Mitte. Bei 2,5-Lagenlaminaten ersetzt eine hauchdünne Beschichtung (»0,5«-Lage) das Futter und verhindert, dass das Material auf der Haut klebt. Die Abriebfestigkeit prüfen wir auf rauem Naturstein. Auch der tägliche Einsatz in der Stadt beansprucht Materialien.

Bergstiefel

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

Tragekomfort

Auf Berg- und Kraxeltouren bewertet die Testcrew, wie gut sich die Schuhe um die Füße legen und anpassen lassen, wie weich sie aufsetzen und wie rund sie abrollen. Auch die Bewegungsfreiheit im Gelenk fließt mit ein: je flexibler, desto bequemer trägt sich ein Schuh.

Stabilität

Je verwindungssteifer die Sohlen und je seitenstabiler der Schaft, desto höher die Punktzahl bei diesem Kriterium. Stabile Sohlen sparen im steinigen Gelände und beim Klettern im Verlauf eines Tages viel Kraft, denn je stärker sich der Schuh verwindet, desto mehr muss die Muskulatur ausgleichen.

Performance

Hier beurteilen die Testerinnen und Tester, wie gut sich die Kandidaten für verschiedene Wege sowie Geländearten prinzipiell eignen.

Bergstiefel-Test 09/2022
Jens Klatt

Unser Gehsimulator zwingt die Schuhe 24 Stunden lang zu Gehbewegungen im Wasser.

Schnürung/Sitz

Wie weit nach vorne reicht die Schnürzone? Wie gut lässt sich der Schuh an den Fuß anpassen, wie leichtgängig gleiten die Senkel? Blockierösen, mit denen sich der Vorfuß fester schnüren lässt als der obere Schaft, geben zusätzlich Pluspunkte.

Nässeschutz

Weil es meist auf unseren Testtouren nicht allzu nass zugeht, prüfen wir die Wasserdichtigkeit bei allen Schuhen (nicht nur Bergstiefeln) immer auch im Labor. Hier lässt ein Gehsimulator (Foto) die Schuhe paarweise im Wasserbad "wandern". Und das 24 Stunden lang, was einer Strecke von ungefähr 100 Kilometer entspricht. Sensorbestückte Sohlen in den Schuhen melden Lecks und ihre Position sofort.

Schlafsack

Temperaturangaben

Schlafsack-Test
FRANK WACKER/DATATEC

Herstellerwerte eignen sich nur zur groben Orientierung. Genauer sind unsere Angaben, die wir in einem seit mehr als 20 Jahren bewährten Verfahren ermitteln. Zu Beginn prüfen wir mit einer professionellen Hochleistungswärmebildkamera die Isolation. Dunkle Stellen bedeuten eine starke Dämmung, an helleren Bereichen entweicht mehr Wärme aus dem Innern. Die Messungen gleichen wir dann mit den Erfahrungen der Kühlhaus-Testschläfer ab, denn nur sie spüren, ob es am Reißverschluss zieht oder Kälte über locker sitzende Kapuzen oder schwach gefüllte Kammern in den Schlafsack kriecht. Anhand beider Ergebnisse bestimmen wir für jedes Testmodell die unteren Temperaturgrenzen, bis zu denen es wärmt.

Schlafkomfort

Neben den Materialien, dem Sitz von Kapuze und Wärmekragen ist der Schnitt wichtig. Manche brauchen Platz, anderen mögen es eng, weil weniger Luft aufgewärmt werden muss. Der Schlafsack sollte aber so geräumig sein, dass die Füllung nicht komprimiert wird – das reduziert die Wärmeleistung enorm. Und wenn die Zehen bei geschlossener Kapuze noch Spiel haben, passt auch die Länge. Den Komfort ermitteln wir im Praxiseinsatz und direkten 1:1-Vergleich der Kandidaten.

Ausstattung

Die feuchtigkeitsunempfindlichen Kunstfasermodelle schneiden im Kriterium Ausstattung besser ab als Daunenmodelle, weil man sie nicht so gründlich lüften muss.

Wärme zu Gewicht

Wir bewerten die Isolation in Abhängigkeit zum Gewicht und lassen auch das Packmaß mit einfließen – das zeigt die wahre Leistungsfähigkeit eines Schlafsacks.

Isomatten

Tücken des R-Wertes

Renommierte Hersteller geben die Wärmeleistung ihrer Isomatten mittels des R-Wertes (Wärmedurchgangswiderstand) an. Je höher der Wert, desto besser die Isolation. Das Messverfahren hat aber zwei für die Praxis sehr relevante Schwächen: Es berücksichtig vor allem die Bodenkälte, weniger die Umgebungsluft, und stellt nur einen Mittelwert dar. Senkrechte Ausstanzungen (s. Wärmebild unten) in selbstaufblasenden Matten fallen so weniger ins Gewicht. Dabei wird die Liegefläche an diesen Stellen empfindlich kalt: Bei manchen Modellen spürten unsere Tester die Ausstanzungen schon unterhalb von fünf Grad – was für so ultraleichte Matten noch in Ordnung geht, doch laut R-Wert müsste sie eigentlich null Grad schaffen. Auch bei Leichtluftmatratzen mit Metallfolien und Dämmschichten können Kältebrücken entstehen, wenn die Isolation nicht vollflächigen Kontakt mit der Mattenoberseite hat.

Wärmescanner Isomatte
Outdoor

Wärmebild einer stark isolierenden Daunenmatte (Dicke: 7 cm). Die etwas kühleren Stege (blau) spürt man kaum.

Temperaturlimit

Unsere sehr aufwendigen, seit vielen Jahren bewährten Isolationsmessungen berücksichtigen Bodenkälte und Umgebungsluft. Damit du einen Anhaltspunkt hast, bis zu welchen Temperaturen sich die Isomatten einsetzen lassen, geben wir für jedes Modell zwei Temperaturlimits an: Für Frostbeulen gilt die obere Komfortangabe (dunkler Balken), für Hitzköpfe der untere Limitwert (heller Balken). Die Angaben gelten für eine voll aufgeblasene Matte.

Praxistest

Den Schlafkomfort und die Handhabung überprüfte unsere Testcrew in Dutzenden von Nächten. Tipp: Um die ideale Härte zu erreichen, die Isomatte immer prall füllen und bei Bedarf etwas Luft ablassen – das funktionierte bei allen Testmodellen gut.

Qualität

Hier spielen nicht nur die Langlebigkeit und Verarbeitungsqualität eine Rolle, sondern auch die Nachhaltigkeit, etwa Recycelfasern und CO2-Kompensation.

Rucksäcke

Trageverhalten

Das mit Abstand wichtigste Kriterium beschreibt, wie komfortabel, kontrolliert, ventiliert und flexibel sich ein Rucksack trägt. Es limitiert auch das Testurteil (das nicht besser sein darf als das Trageverhalten). Grundsätzlich hängt das alles auch von der Statur und den Tragevorlieben ab, weshalb wir Rucksäcke immer mit der gesamten Testcrew vergleichen. Sie besteht aus unterschiedlich großen Frauen und Männern (zwischen 160 und 198 cm Körpergröße), die mit den systematisch und mit identischem Gewicht gepackten Testrucksäcken mehrere Tage lang auf Tour geht und die einzelnen Kandidaten immer wieder durchtauscht. Immer mit dabei: eine digitale Hängewaage, um Gewichtsveränderungen anpassen zu können (nach einer Rast ist der Rucksack oft leichter). Sofern möglich, werden die Rucksäcke immer exakt auf die gerade testende Person angepasst.

Lasten Rucksack Test
Boris Gnielka

Die Lastübertragung gibt Auskunft darüber, wie schwer sich der Rucksack maximal beladen lässt – und wie harmonisch er das Gewicht auf den Körper verteilt.

Ausstattung

Ausschlaggebend ist hier nicht die schiere Menge an Features, sondern deren Nutzen, vor allem in Bezug auf den Charakter des Rucksacks.

Bedienung

Wie einfach lassen sich die Rucksäcke packen, wie gut die Schnallen greifen? Wie leichtgängig sind die Reißverschlüsse? Das alles fließt hier mit ein und wird von der Testcrew im Laufe vieler Tage ermittelt.

Volumen/Gewicht

Je leichter ein Rucksack, desto höher die Kraftersparnis. Weil das Gewicht auch von der Größe abhängt, bewerten wir das Verhältnis aus beiden.

Robustheit

Abriebfeste Materialien erweitern den Einsatzbereich (Bergtour) – und halten länger. Die Abriebfestigkeit prüfen wir in der Praxis sowie im Kontakt mit Naturstein.