Die Julischen Alpen sind nicht nur hohe Gipfel, sondern auch grüne Täler und interessante Städte und Dörfer. Am besten entdecken kann man die Gegend auf dem Rundfernweg "Juliana-Trail" in 16 Etappen und insgesamt 270 Kilometer.
Die Etappen des Juliana-Trail
1. Nach Mojstrana
Von Kranjska Gora am Fluss entlang zum Aussichtspunkt Srednji Vrh und weiter nach Mojstrana. Streckenlänge: 18 Kilometer, Dauer: 5,5 Stunden
2. Jesenice
Teilweise der Via Alpina folgend geht es in die Eisenstadt Jesenice. Streckenlänge: 21 Kilometer, Dauer: 6 Stunden
3. Begunje
Über den schönen Aussichtspunkt Heiliger Peter nach Begunje. Streckenlänge: 17 Kilometer, Dauer: 5 Stunden
4. Bleder See
Zur historischen Stadt Radovljica und weiter zum berühmten Bleder See. Streckenlänge: 15 Kilometer, Dauer: 4 Stunden
5. Goreljek
Erst durch die Vintgar-Klamm und die Wälder von Pokljuka, dann hinauf ins Biathlonzentrum Goreljek. Streckenlänge: 20 Kilometer, 7 Stunden
6. Bohinjer See
Über Almen und einen schönen Aussichtspunkt nach Stara Fužina. Streckenlänge: 20 Kilometer, Dauer: 6 Stunden
7. Bohinjska Bistrica
Halbtagesetappe. Vormittags bietet sich Erholung am Bohinjer See an. Streckenlänge: 11 Kilometer, Dauer: 3 Stunden
8. Podbrdo
Über den Pass Vrh Bace steil hinab ins Dorf Baca und nach Podbrdo. Streckenlänge: 12 Kilometer, Dauer: 7 Stunden
9. Baska-Grapa-Tal
Aussichtsreiche Wanderung – und wegen der Höhenmeter eine der anstrengendsten Etappen. Streckenlänge: 18 Kilometer, Dauer: 6 Stunden
10. Most na Soci
Ursprüngliche Bergdörfer, Aussicht auf das Socǎ -Tal und ein Abstecher zum Sopota Wasserfall. Streckenlänge: 16 Kilometer, Dauer: 6 Stunden
11. Tolmin
»Spaziergang« vorbei am Zusammenfluss von Tolminka und Socǎ. Streckenlänge: 5 Kilometer, Dauer: 1,5 Stunden
12. Kobarid
Auf der Sonnenseite der Socǎ durch schöne Dörfer nach Kobarid. Streckenlänge: 17 Kilometer, Dauer: 4 Stunden
13. Bovec
Lange Etappe entlang der Socǎ, die in diesem Abschnitt ein Wildwasserparadies für Kajaker ist. Streckenlänge: 21 Kilometer, Dauer: 6 Stunden
14. Log Pod Mangartom
Schluchten und Wasserfälle passierend zu einem Bilderbuchdorf. Streckenlänge: 12 Kilometer, Dauer: 4 Stunden
15. Über den Predel
Durch die Predelica-Schlucht und auf den Predel (teils gesichert). Abstieg ins italienische Tarvisio. Streckenlänge: 18 Kilometer, Dauer: 6 Stunden
16. Kranjska Gora
Die Schlussetappe führt durch Feuchtgebiete zum Ausgangsort. Streckenlänge: 19 Kilometer, Dauer: 5 Stunden
Der gesamte Juliana-Trail
Tipps zur Planung eurer Reise
- Anspruch: Technisch ist der Juliana-Trail recht einfach. Die Etappenlängen variieren zwischen zehn bis 25 Kilometer, dreimal geht es über Pässe von etwa 900 Meter H.he.
- Hinkommen: Mit dem Auto kommt man über Salzburg nach Villach und f.hrt von dort über den Wurzenpass nach Kranjska Gora. Züge verkehren über Salzburg und Villach bis ins slowenische Jesenice. Hier beginnt die dritte Etappe und man kann direkt in den Weitwanderweg einsteigen. Wer in Kranjska Gora mit Etappe eins loslegen möchte, nimmt den Bus von Jesenice nach Kranjska Gora (45 Minuten).
- Herumkommen: Für den gesamten Trail wird ein Gepäcktransport angeboten. Einige Etappen sind mit Zug und Bus erreichbar. Außerdem gibt es Transfermöglichkeiten zum Bus, Zug und Flug. julian-alps.com/de
- Orientieren: Für jede Etappe können eine Karte und GPS-Daten unter julian-alps.com heruntergeladen werden. Zudem ist die App Juliana Trail umsonst in den App Stores erhältlich. Gedruckte Karten liegen in den Touristinfos vor Ort aus.
- Beste Reisezeit: Die beste Zeit für den Juliana-Trail ist von Mai bis Oktober. Manche der besonders niedrig gelegenen Etappen können das ganze Jahr über gegangen werden.
- Informieren: Auskunft über den Trail gibt es auf der Website julian-alps.com und auch unter slovenia-outdoor.com
Übernachtungsmöglichkeiten
- Grundsätzlich: Die Unterkünfte am Weg reichen von der einfachen Pension bis zum gehobenen Hotel. Vereinzelt gibt es auch Campingplätze, aber ob sich dafür das Mitnehmen von Zelt & Co. lohnt, ist fraglich. Wer es sich leicht machen will, bucht mit Hilfe von julian-alps.com eine Pauschale, auf Wunsch mit Gepäcktransport. Individualisten brauchen etwas Geduld und Eigeninitiative, da die einzelnen Unterkunftsbetriebe nicht auf der Trail-Website stehen.
- Haus am See: Das Apartment-Hotel »Apartmaji Triglav« in Stara Fužina am Bohinj-See ist stilvoll und bodenständig zugleich. Wellness-Optionen wie Sauna lassen sich zubuchen. Grundpreis für zwei Personen mit Frühstück: 80 Euro. apartmajitriglav.si
- Glamping: Im Kamp Koren bei Kobarid locken neben klassischen Camping-Möglichkeiten gemütliche Glamping-Hütten, für die man keine eigene Ausrüstung braucht. Glamping ab 50 Euro pro Nacht für zwei Personen. campingplatz-koren.de
Wenn der Magen knurrt
- Für Grillfleischfans: Üppige Fleischgerichte kommen im Lacni Kekec in Kranjska Gora auf den Tisch – eine gute Adresse für Wanderer, die sich vor oder nach dem Juliana-Trail mit einem Grillteller stärken wollen. lacni-kekec.si
- Gourmetküche: Auch echte Feinschmecker haben auf dem Juliana-Trail Grund zur Freude: Die mit Abstand besten Adressen sind das Triglav Bohinj (restaurant-triglav-bohinj.com) in Stara Fužina und das Hiša Franko (hisafranko.com) in der Nähe von Kobarid. Letzteres besitzt sogar zwei Michelin-Sterne.
- Štrud’l und mehr: Im Štrud’l in Bohinjska Bistrica gibt es traditionelle Hausmannskost wie etwa Zganci, eine Art Polenta aus Maismehl mit Sauermilch – und süße Strudel als Dessert. strudl.si
Tipps von Reisejournalistin Judith Beck
Mitbringsel: Auf der Suche nach Souvenirs werdet ihr in Bohinjska Bistrica bestimmt fündig: In der Destilarna Karakter gibt es Alpengin (en.karakterdistillery.com) und bei Gorjuške Holzschmuck und Pfeifen (bohinj.si/ ponudniki/sreco-lotric).
Wettbewerb: Im Frühsommer treffen sich im Soča-Tal Outdoor-Sportler, um sich beim MTB-Marathon oder Trailrunning (diverse Distanzen) zu beweisen. Termin 2021: 2. bis 4. Juli. soca-outdoor.com
Ziegenreich: Unweit von Kobarid grasen auf den Hochebenen Schafe und Ziegen – vor allem beim Dorf Drežnica auch die fotogenen Drežnica-Ziegen, die einzige autochthone slowenische Ziegenrasse. dreznica.si/de
Juliana-Trail – der Reisebericht
Wir Slowenen lieben den Bergsport«, sagt Marko Lenarčič leise und eindringlich. Der große, braungebrannte Mann ist Direktor von Slovenia Outdoor, einer Vereinigung slowenischer Outdoor-Anbieter. Er begleitet mich auf den ersten Kilometern meiner Weitwanderung. »Es gibt fast 11 000 Kilometer markierte Wanderwege in Slowenien.« Erstaunlich für ein Land von der Größe Sachsen-Anhalts. Und noch erstaunlicher, dass dieses Land trotz seiner Naturschätze unter Bergwanderern noch relativ unbekannt ist. Oben im Nordwesten, an der Grenze zu Italien und Österreich, schwingen sich die Alpen steil auf und knacken als Julische Alpen souverän die 2500-Meter-Marke. Die meisten hohen Gipfel versammeln sich im Triglav-Nationalpark, benannt nach dem höchsten Berg des Landes, der mit seinen 2864 Metern auch neben der Zugspitze eine gute Figur machen würde. Braunbären und Luchse leben im Nationalpark, in den Höhen kreisen Adler und Geier.
Seit 2019 erschließt ein sechzehntägiger Rundtrek den Triglav-Nationalpark sowie angrenzende Gebiete: der Juliana-Trail, 270 Kilometer lang. 270 Kilometer Zeit, über Gott und die Welt nachzudenken und den Augen und dem Magen etwas Gutes zu tun. Vor schroffen Felswänden weiden Kühe, Ziegen und Schafe auf üppig grünen Weiden, Grundlage der reichen Käsekultur, die jede Region Sloweniens anders auslebt. Mohant in Bohinj, Schafskäse in Bovec oder Tolminc in Tolmin – ums Schlemmen kommt man in den nächsten 16 Tagen nur schwer herum. Typische Alpenkost mit geräuchertem Schinken und dunklem Brot gehören ebenso auf den Speiseplan wie Cevapcici, fruchtige Weißweine oder Cappuccino, der jenem in Italien in nichts nachsteht. Slowenien wirkt wie eine Mischung aus Österreich, Italien und Balkan – vielleicht sogar wie ein Best of? Auch das Wandern auf dem Juliana-Trail liegt eher auf der Genussseite. Für den Weg reicht eine gute Kondition, ein Bergsteiger muss man nicht sein. Moderate 7600 Höhenmeter verteilen sich auf zweieinhalb Wochen, der höchste Punkt liegt auf 1326 Metern. »Vor allem unten im Süden wird es wild und ursprünglich«, gibt Marko Lenarčič mir noch mit auf den Weg.
Zum wahren Schatz Sloweniens
Vom Wintersportort Kranjska Gora am Dreiländereck von Slowenien, Österreich und Italien folgt der Trek leichtfüßig dem Fluss Sava Dolinka. Über die Ausläufer der Karawanken geht es im Uhrzeigersinn ins Vrata-Tal und auf einen alten Bergbaupfad, der fast 400 Jahre lang dem Eisenerztransport diente. Steil hinauf zum Aussichtspunkt Heiliger Peter mit Blick auf das erste große Highlight des Juliana-Trails: den Bleder See. Malerisch liegt er in tiefgrüne Wälder eingebettet, im Hintergrund die hellgrauen Gipfel des Triglav-Massivs. Mit seiner Insel – der einzigen Sloweniens – und der Burg hoch oben am Felsen gilt der See als Inbegriff der Schönheit des Landes und wurde sogar für eines der sieben neuen Weltwunder nominiert. Auf den wahren Schatz Sloweniens stößt man allerdings 20 Kilometer westlich. Abseits des Trubels von Bled glitzert am Fuße des Triglav der Bohinjer See. »Für mich ist Bohinj wesentlich verträumter und friedlicher als Bled«, hatte Marko gesagt. Der Weg dorthin gleicht einer Reise in die Vergangenheit. Er führt durch einsame Schluchten, Höhlen und Wälder, später entlang von Blumenwiesen, durch die Gebirgsbäche plätschern. Üppig wie in einem botanischen Garten wachsen hier 1600 Pflanzenarten, darunter Edelweiß, Glockenblume, Enzian und 46 verschiedene Orchideen. Hoch zum Aussichtspunkt Vodnikov razglednik auf 1017 Metern mit der einmaligen Aussicht auf Bohinj und die Julischen Alpen. Danach werden die Häuser und Höfe kleiner, älter, ursprünglicher, und man fühlt sich um Jahrzehnte in die Vergangenheit versetzt. Wie zur Bestätigung klappert im Dorf Studor ein Pferdegespann auf der Hauptstraße, die so schmal ist, dass es gerade zwischen den Häusern durchpasst.
Auf den Weiden zwischen Studor und Stara Fužina am Bohinjer See stehen hölzerne Heuständer für das Trocknen der Mahd bereit. Bis Ende des 19. Jahrhunderts verarbeiteten in dieser Region Hammerschmieden das Erz, das in den umliegenden Hochebenen abgebaut wurde. Heute ist Stara Fužina auffällig lieblich: im traditionellen Stil renovierte Häuschen, Gassen, Holzbrücken und eine erstklassige Küche mit lokalen Produkten. Im Restaurant »Triglav Bohinj« serviert Sommelier Damir Salkič Ravioli mit Ziegenkäse und Bohinj-Schinken in süßem Wein und Trüffelschaum. Wer möchte, schlemmt sich bei ihm durch ein sechsgängiges Degustationsmenü. Oder man entscheidet sich für eine Extra-Runde und wandert in die Mostnica-Schlucht, wo das smaragdgrüne Wasser kreisrunde Becken und tiefe Felseinschnitte geschaffen hat. Südlich des Triglav-Nationalparks wird die Landschaft wild und nahezu menschenleer. Nur vereinzelte Bauernhöfe und die mehr als hundert Jahre alte Eisenbahnstrecke liegen im Tal Baška Grapa zwischen sanften Hügeln und steilen Hängen. Hier führt eine Alternativroute des Trails hinauf auf den Berg Možic, vorbei an Militärruinen, Kasernen und Festungen. Denn entlang der Bergpfade verlief nach dem Ersten Weltkrieg die sogenannte Rapallo-Grenze zwischen dem Königreich Italien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Sie teilte Nachbarn, Verwandte und Freunde. Das wirtschaftliche, kulturelle und politische Leben der Slowenen litt, bis die Region Primorska, das slowenische Küstenland, nach dem Zweiten Weltkrieg schließlich zum größten Teil an das Mutterland Slowenienzurückfiel. Am Gipfel des Možic: ein Bunker statt eines Kreuzes und ein unbezahlbarer Blick auf den Triglav. Über dem eingeschneiten Massiv schwebt bedrohlich-grau eine Wolke vor dem blauen Himmel, als wäre der höchste Berg Sloweniens ein Vulkan.
Auf dem letzten Drittel des Juliana-Trails erwarten den Wanderer dann mit den Tolminer Klammen und dem eisblauen Fluss Soča zwei der bekanntesten Schönheiten Sloweniens. Die Schlucht von Tolmin ist das reinste Naturspektakel: türkisfarbenes Wasser, 60 Meter hohe Felswände, Wasserfälle, Höhlen und eine Thermalquelle. In der Dante-Höhle soll der italienische Dichter Dante Alighieri Anfang des 14. Jahrhunderts Inspiration für seine »Göttliche Komödie« gefunden haben. An der sonnenverwöhnten Soča tummeln sich Kajaker und Rafter; doch auch Wanderer erleben hier die Märchenkulisse, die manche schon aus dem Disney-Film »Die Chroniken von Narnia« kennen. Direkt am Fluss bei Kobarid hat Lidija Koren in den vergangenen Jahrzehnten einen Campingplatz für Outdoor-Sportler aufgebaut. Ihr neuestes Projekt: Glamping. Kleine Holzhütten mit eigenem Bad, Panoramafenster und Saunanutzung. Frühstück gibt es unten bei Lidija. »Iss, Kind«, sagt die resolute Gastgeberin ebenso hart wie herzlich. Mit selbstgemachtem Apfelsaft, Tolminc-Käse, dem typischen Halbweißbrot und Beeren-Kiwis aus dem eigenen Garten bringt sie den Geschmack Sloweniens auf den Teller. Kleinigkeiten, die eine Reise unvergesslich machen.
Hinter dem Städtchen Bovec führt der Trail steil und teils gesichert auf den Predelpass und hinüber nach Italien. Ein Cappuccino in Tarvisio ist Pflicht. Dann der Endspurt durch Feuchtgebiete und Naturreservate zurück nach Kranjska Gora. Nach einem halben Monat Entgiftungskur für den Kopf geht es zurück ins echte Leben, jetzt wieder mit viel Elan, gewonnen aus der herrlichen Bergwelt Sloweniens.
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