Låktatjåkko-Trek in Schwedisch-Lappland

Einsame Klasse
Trekking in Schwedisch-Lappland

Es muss nicht immer der Kungsleden sein – wir zeigen euch neue Wege in die Wildnis ganz weit oben im Norden Schwedens ...

Trekking in Schwedisch-Lappland
Foto: Mattias Fredriksson Photography

Lage & Charakter der Tour

  • Startpunkt: Los geht es in Björkliden in der schwedischen Gemeinde Kiruna, westlich von Abisko.
  • Anspruch: Der vorgestellte 3-Tages-Trek ist für alpenerprobte Wanderer gut machbar. Bei Nebel oder schlechtem Wetter kann die Orientierung aber Probleme bereiten. Man sollte sich also unbedingt an die rot markierten Steinmännchen halten.
  • Beste Zeit: Die Saison reicht von Anfang Juli mit etwas Glück bis Ende September. Mit viel Pech schneit es aber auch schon im August. In Schwedisch-Lappland erleben Wanderer Wildnis und Weite noch vollkommen unverfälscht – vor allem, wenn sie sich ihren Trek selber zurechtlegen, so wie unser Autor hier:
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Etappenübersicht Låktatjåkko-Trek

  1. Tag: Vom Hotel Fjället in Björkliden geht es zunächst auf einem Schotterweg in Richtung des Golfplatzes. Etwa nach 500 Metern erreicht man eine Informationstafel, an der die Route zur Låktatjåkko-Hütte beginnt. Dem Weg einen Kilometer folgen, dann an einer Verzweigung rechts in den Färdledarvägen. Rot markierte Steinmännchen führen ab hier zur Låktatjåkko-Hütte: zuerst steil hinauf und weiter zum Plateau Rákkasláhko, dann in gemäßigtem Auf und Ab und noch einmal steil hinauf zur Hütte. Dort übernachten (Tag 1 insgesamt: 12 km, 820 Hm).
  2. Tag: Am nächsten Tag weiter zur Kårsavagge-Hütte. Dafür stehen drei Routen zur Wahl. Wir empfehlen die mittlere, Guoblavaggi, eine geradlinige und schöne Wanderung. Beim Abstieg Richtung Kårsavagge fällt es mitunter schwer, den Pfad zu erkennen. In der Kårsavagge-Hütte übernachten (Tag 2: 9,5 km, 570 Hm).
  3. Tag: Am dritten Tag folgt man dem schönen Abeskoeatnu-Tal hinab nach Abisko (Tag 3: 13,5 km, 380 Hm).
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Mattias Fredriksson Photography
Der Blick ins Tal ist so schön, dass man sich erst einmal setzen muss.

Extratour: Rissajaure

Wer sich in der Abisko-Region aufhält, sollte unbedingt dem türkisfarbenen Gletschersee Rissajaure einen Besuch abstatten, dem klarsten See Schwedens. Der Startpunkt der Wanderung liegt an der E 14 etwa zwanzig Minuten westlich von Abisko in der Nähe des Bahnhofs Låktatjåkka – haltet Ausschau nach einer Parkbucht am Straßenrand. Auf der Südseite der Straße weist dann ein Schild Richtung Rissajaure. Die Wanderung leitet durch das traumhafte Geargevággi-Tal mit seinen bizarr über den Talboden gewürfelten Felsformationen, üppigen Wiesen voller Bergblumen und plätschernden Bächen. Nach sechs Kilometern liegt der Rissajaure vor einem, zurück auf demselben Weg.

Extratour: Stora Ölturen

Riksgränsen ist ein winziger Ort an der Grenze zu Norwegen. Hier beginnt die Stora Ölturen, eine lange Runde, die hinüber auf die norwegische Seite führt. Der Blick reicht auf ihr bis zu den hohen Bergen am Atlantik und sogar auf den Rombakkfjord bei Narvik. Am besten startet man bei der Niehku Mountain Villa und folgt dem Rallarvägen bis zur Katterjåkk Turiststation. Von hier nach Süden in die Berge und auf der Schotterstraße bleiben, bis sie auf den Wanderweg trifft. Er ist gut ausgeschildert. Zurück an der Niehku Mountain Villa, belohnt man sich mit einem kühlen Bier – Öltur heißt schließlich Bierrunde.

Tipps für eure Reiseplanung

  • Hinkommen: Faszinierend: Man kann mit dem Zug von Stockholm direkt an den Start des Låktatjåkko-Treks reisen, den kleinen Ort Björkliden. Fahrtzeit: 18 Stunden (sj.se). Der nächstgelegene Flughafen ist Kiruna. Von dort braucht der Zug etwa 1,5 Stunden bis Björkliden. Die Kosten für die Reise ab Deutschland und zurück liegen bei 400 bis 500 Euro.
  • Herumkommen: Die Zuglinie von Kiruna nach Narvik ist wie geschaffen für Wanderer: Auf ihr kommen sie am Endpunkt des Låktatjåkko-Treks (Abisko) zurück nach Björkliden – oder weiter nach Westen zum Bahnhof Låktatjåkka, in dessen Nähe eine Tour zum Rissajaure-See startet. Anschließend weiter nach Riksgränsen (s. Extratouren).
  • Infos im Netz: Auf der Seite des Svenska Turistföreningen (STF) lassen sich unter anderem Plätze in der Kårsavagge buchen, der zweiten Hütte auf dem Trek: swedishtouristassociation.com. Unterkünfte in Björkliden und Abisko unter bjorkliden.com und visitabisko.com. AllgemeineInformation: visitsweden.de
  • Orientieren: Für den Låktatjåkko-Trek benötigen Wanderer die Fjällkartan BD6-Abisko-Kebnekaise-Narvik, 1:100 000 (erhältlich zum Beispiel über nordland-shop.com, 16,95 Euro).
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An der Grenze: Die Berge hinter dem Torneträsk-See gehören schon zu Norwegen.

Unterkünfte & Hütten

  • Luxus-Berghütte: In Schwedens höchstgelegener Hütte, der Låktatjåkka Mountain Lodge, mischt sich der Komfort eines Hotels mit dem rustikalen Charme eines Alpenchalets. Das Zweibettzimmer kostet 1780 SEK (175 Euro). Alternativ (und sollten die 18 Betten schon ausgebucht sein) sucht man sich einen Zeltplatz in der Nähe der Hütte – Wildzelten ist in Schweden erlaubt. Dass man den Platz tadellos verlässt, sollte sich von selber verstehen. Buchung: bjorkliden.com/en/boende/laktatjakko-fjallstation/
  • Kårsavagge-Hütte: Die zweite Hütte am Weg gehört zu den kleinsten des Schwedischen Tourismusverbandes STF. Sie hat zehn Stockbetten und ist im Sommer vom 1. Juli bis 12. September geöffnet. Jugendherbergsmitglieder zahlen den reduzierten Preis von 900 SEK für zwei Schlafplätze (88 Euro). Buchen (zur Zeit Pflicht): swedishtouristassociation.com
  • In Björkliden: Wer sich vor oder nach der Tour entspannen will, dem bietet sich das Fjället Hotel an. Die Wanderwege beginnen buchstäblich vor der Haustür. Der Blick vom Restaurant auf das Tjuonavagge-Tal, auch bekannt als die »Pforte zu Lappland«, ist spektakulär. DZ ab 1780 SEK (175 Euro). bjorkliden.com/en/boende/hotel-fjallet/

Einkehrtipps

  • Abisko: Die Brasserie Fjällköket in der Abisko Mountain Lodge setzt auf Slow Food mit saisonalen Variationen. Auf der Karte stehen Elch, Seesaibling, Rentier, Moltebeeren und andere lokale Spezialitäten. abiskomountainlodge.se
  • Auf ein Bier: In der Niehku Mountain Villa in Riksgränsen kocht Ragnar Martinsson, einer der fortschrittlichsten Köche Schwedens. Man kann aber auch einfach auf ein Bier kommen. Das Interieur der Villa hat mehrere Designpreise gewonnen. niehku.com
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Mattias Fredriksson Photography
Niehku Mountain Villa

Tipps von Reiseautor Mattias Fredriksson

  • Waffelprobe: Niemand sollte Lappland verlassen, ohne sich durch die Waffeln auf der Låktatjåkko-Hütte probiert zu haben. Mein Favorit: die mit Västerbotten-Käse und Moltebeermarmelade. Verpasst das nicht, es könnte euer Leben ändern.
  • Augenöffner: In Abisko lohnt ein Besuch der Ausstellung im Abisko Naturum. Sie informiert über die Flora, Fauna, Geologie und Kultur Schwedisch-Lapplands.nationalparksofsweden.se
  • Kalt erwischt: Wenigstens versuchen sollte man es: in einem der eiskalten, glasklaren Bergseen oberhalb des Polarkreises abzutauchen. Das Gefühl hinterher ist grandios, vor allem nach einem anstrengenden Wandertag.

Einsame Klasse – der Reisebericht aus Schwedisch-Lappland

Wir haben Ende August, und es schneit. Nicht nur ein bisschen, sondern richtig dicke Flocken, die liegenbleiben. Das ist ungewöhnlich, selbst drei Stunden nördlich des Polarkreises in Schwedisch-Lappland. Gut, dass wir schon die Hütte erreicht haben. Nach einem Wandertag zur Låktatjåkko Lodge, Schwedens höchstgelegener Berghütte auf 1228 Metern, ruhen wir uns etwas aus. Noch vor ein paar Stunden schien die Sonne, und das moderate Tempo auf unserem ersten Tourentag reichte, um uns warm zu halten. Aber das Bergwetter ändert sich schnell, gerade in Skandinavien. So waren wir nicht völlig überrascht, als es kurz vor der Hütte zu regnen begann. Doch Schnee im August, das erstaunt sogar uns Schweden. Heute Morgen sind wir in Björkliden aufgebrochen, einem Dorf zehn Kilometer nordwestlich von Abisko, wo der berühmte Fernwanderweg Kungsleden beginnt. Dort bleiben die meisten Leute, wenn sie die Region besuchen. Doch auch andere, unbekanntere Orte eröffnen einen guten Zugang zu den Bergen. Björkliden zählt zu ihnen. Beim Frühstück mit starkem Kaffee, Brot mit Rentiersalami und pochierten Eiern konnten wir den Blick nicht vom Tjuonavagge wenden. Das U-förmige Tal, flankiert von den mächtigen Gipfeln Tjuonatjåkka und Nissuntjårro, wird oft auch als Pforte zu Lappland bezeichnet. Es zählt zu den meistfotografierten Bergansichten Schwedens. Wir blieben lange sitzen, um sie in uns aufzunehmen. Die Landschaft hier oben lädt zu Ruhe und Gelassenheit ein.

Meine Freunde Malou Petersson und David Kantermo halten sich zum ersten Mal im Sommer in dieser Gegend auf. Ich habe meine ersten Wanderungen hier schon vor etwa 25 Jahren unternommen, als ich als Reinigungskraft in einem der Berghotels in Riksgränsen arbeitete, 40 Kilometer westlich von Björkliden und direkt an der Grenze zu Norwegen. Seitdem bin ich öfter zum Mountainbiken als zum Wandern zurückgekehrt. Doch nun haben wir uns eine Tour von etwa 35 Kilometern vorgenommen, mit zwei Übernachtungen in Hütten. Wir verlassen uns bei diesem Abenteuer auf Informationen aus dem Netz und einige gute Ratschläge von Freunden.

Überraschungsbesuch mit Geweih

Kurz hinter Björkliden mussten wir unsere erste Entscheidung treffen. Denn es führen zwei Wege zur Låktatjåkko Mountain Lodge. Der Sommerleden leitet entlang eines Flusses, eine rutschige Angelegenheit, auch wenn er auf dem Papier leichter zu gehen ist. Wir wählten den Färdledarleden, der steiler und felsiger beginnt. Die Steigung brachte uns auf Temperatur, und Richtung Nordosten sahen wir bald den Torneträsk funkeln, den siebtgrößten See des Landes und mit 168 Metern zweittiefsten. Längst hatten wir die beliebte Route zur Låktatjåkko-Hütte fast für uns. Denn eine populäre Wanderung bedeutet in Schwedisch-Lappland etwas anderes als in den Alpen: Wenn man vom Kungsleden und wenigen anderen Touren absieht, wandert man im Grunde immer noch allein in der Natur. Der Weg folgte einem Bergrücken, zwischen großen Felsblöcken hindurch und an einem kleinen türkisfarbenen See vorbei, um den herum der Schnee schimmerte. Kurz nach der Hälfte der Strecke holte David den kleinen Campingkocher hervor, und wir wärmten uns eine Trekkingmahlzeit aus der Tüte. Einige Rentiere kamen überraschend nah heran. Man sieht sie überall in den sanften schwedischen Bergen, und sie haben praktisch keine Angst vor Menschen. Diese hier schienen ganz auf die Nahrungssuche konzentriert zu sein und ließen sich nicht stören, obwohl wir nur 30 Meter entfernt saßen.

Trekking in Schwedisch-Lappland
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Die Waffeln in der Låktatjåkko Mountain Lodge schmecken fantastisch.

An der Låktatjåkko Mountain Lodge lernen wir Petra Ulrich und Jan Huhmann kennen. Das Ehepaar aus Köln genießt nach einer zweieinhalbwöchigen Trekkingtour sein wohlverdientes Bier an einem Holztisch vor der Hütte. Ich frage es, wo die Unterschiede zwischen Schweden und den Alpen liegen. »Es kommt natürlich darauf an, wo man in den Alpen unterwegs ist«, sagt Petra. »Aber generell ist im Hochgebirge kein Platz für Fehler. Man muss immer konzentriert bleiben. Hier oben ist die Gefahr geringer, und selbst, wenn man aufpassen muss, kann man sich entspannen und mehr genießen. Und Internet hast du auch nicht immer, was wir lieben!«

Ein Drei-Gänge-Menü in der Wildnis

Ich hatte angenommen, dass die beiden sich nach zweieinhalb Wochen auf Zelttour eine Nacht in der Lodge gönnen würden, so wie wir. Aber das deutsche Power-Paar trinkt das Bier aus, schnallt die großen Rucksäcke um (inklusive eines wunderschönen Rentierhorns, das es in der Wildnis gefunden hat) und zieht weiter Richtung Björkliden. »Es hat uns schon gereizt, heute Nacht in der Hütte zu bleiben, aber wir haben beschlossen, unsere Reise wie geplant im Zelt zu beenden. Morgen nehmen wir den Zug zurück nach Deutschland!« Es wird kalt vor der Hütte, ein guter Grund, hineinzugehen und vor dem Abendessen einen Drink in Schwedens höchstgelegener Bar zu genießen. Die Låktatjåkko bietet 18 Personen Platz und hat einen erstaunlich hohen Standard. Das Restaurant serviert jeden Abend ein Drei-Gänge-Menü, es gibt eine Sauna, einen Aufenthaltsraum mit einem imposanten Kamin und ein berühmtes Waffelmenü. Doch am wichtigsten ist die Atmosphäre – sehr mysig (die schwedische Version von hygge). Es fällt leicht, sich wie zu Hause zu fühlen.

Und dann also der Schnee. Er sieht schön aus, wenn man im Aufenthaltsraum der Låktatjåkko Mountain Lodge sitzt und ein wenig liest. Doch obwohl ich den Winter, den Schnee und das Skifahren liebe, denke ich zuerst an die morgige Wanderung zur kleinen Kårsavagge- Hütte. Wir sind schon tief in den Bergen, und morgen soll es 500 Höhenmeter bergab gehen. Ein Abschnitt soll steil sein, was schon ohne Schnee nach einem anspruchsvollen Weg klingt. Doch Lappland überrascht uns wieder – am frühen Morgen ist es wärmer geworden. Kein Schnee mehr. Stattdessen fühlt es sich an, als gingen wir in einer riesigen Schüssel mit Milch – wir wandern durch dicken Nebel. Es fällt schwer, sich in der mondähnlichen, hügeligen Berglandschaft zurechtzufinden. Zum Glück markieren rote Punkte auf Felsen und Platten den Weg deutlich. Viel reden wir nicht an diesem Vormittag. Doch plötzlich löst sich der Nebel auf und gibt den Blick frei auf eine atemberaubende Landschaft. Statt sanfter Hügel mit großen Felsen öffnet sich nun ein farbenfrohes Tal. In der Ferne sehen wir einen Fluss, mehrere kleine Seen und einige höhere Gipfel. Ein kurzer Blick auf die Karte bestätigt unsere Vermutung: Vor uns liegen schon die Ausläufer des mächtigen Kårsavagge-Massivs.

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David Kantermo berauscht sich am Abstieg hinab zur Kårsavagge-Hütte.

Kårsavagge ist das schwedische Wort für dieses Tal, bei den Sami heißt es Gorsavággi, Schluchttal. Als wir auf einem Plateau die überwältigende Aussicht genießen, verstehen wir schnell, woher der Name kommt: Hohe steile Wände flankieren das enge Tal auf beiden Seiten. Die Landschaft dazwischen leuchtet grün, und ein Flussdelta, das sich in einen See auflöst, lässt diesen Ort wie das berühmte Rapa-Tal in Miniatur erscheinen. Wasserfälle stürzen von den Berghängen herab. Eine Herde von Rentieren frisst Gras und trinkt Wasser. Es nieselt ein wenig, wo wir stehen, aber die Sonne kommt durch. Zu sagen, die Szene sei spektakulär, wäre eine Untertreibung. Und es ist ein beruhigendes Gefühl, die Natur so ungezähmt zu erleben.

Es gibt nicht mal mehr einen richtigen Pfad, dem wir folgen könnten. Also bahnen wir uns in der Nähe eines Wasserfalls einen Weg hinunter ins Tal – ein atemberaubender Teil der Tour durch diese Berge. Weiter unten blühen jede Menge Blaubeersträucher. Was für ein Platz für eine kleine Pause in der Speisekammer der Natur. Es wird schon langsam Zeit fürs Abendessen, als wir an der Kårsavagge- Hütte ankommen, wunderschön gelegen am Gaskamus Gorsajávri, dem zweiten See einer Kette von drei schmalen Seen im Tal. Mit ihren zehn Betten ist sie eine der kleinsten Hütten des Svenska Turistföreningen (STF) und seine älteste. Verglichen mit der Låktatjåkko wirkt sie schlicht: Sie besteht aus zwei kleinen Selbstversorgerzimmern, jedes mit einem Holzofen, neben der Hütte die Hütte des Warts, eine Toilette und ein Brennholzschuppen.

Malou und David baden in dem gletschergespeisten See neben der Hütte. Er kann nicht mehr als sieben oder acht Grad haben, und ich bin froh, mich diesmal hinter der Kamera verstecken zu können. Bevor die Dunkelheit einbricht, hacken wir Holz, machen ein Feuer, kochen Wasser und zünden ein paar Kerzen an. Es wird sehr gemütlich in der kleinen Hütte, auch wenn es statt eines Drei-Gänge- Menüs wie auf der Låktatjåkko-Hütte nur ein gefriergetrocknetes Essen gibt. Nach einem langen Tag in den Bergen ist das einer der Momente, in denen einfach alles gut schmeckt. Satt und zufrieden schlafen wir ein und bekommen nicht mit, was sich draußen tut. »Schnee«, sagt Malou am Morgen. Tatsächlich hat es wieder geschneit, die hohen Gipfel rund um die Hütte strahlen weiß unter einem klaren, kalten Himmel. Der Herbst steht vor der Tür.

Über das Abeskoeatnu-Tal, durch offene Tundra, wandern wir hinunter nach Abisko. Der Birkenwald auf halbem Weg zieht schon sein Herbstkleid an. Die leuchtenden Farben und die Sonne beflügeln unsere Sinne, das erleichtert die Rückkehr in die Zivilisation. Je näher wir nach Abisko kommen, desto mehr Wanderer treffen wir. Es ist irgendwie paradox, dass diese abgelegene Ecke der Welt mit ihren wenigen Einwohnern an bestimmten Stellen trotzdem so voll ist. Gut, dass wir uns entschieden haben, abseits der ausgetretenen Pfade zu gehen. In Schwedisch-Lappland, wo Europas letzte Wildnis so weitläufig und trotzdem authentisch ist, geht das leicht.

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