Die Testergebnisse im Detail
Weniger ist manchmal mehr
Ganz besonders bei Stirnlampen. Leistungsstarke Topmodelle mögen bei nächtlichen Mountainbike- oder Skitouren sicher praktisch sein, zum Wandern oder fürs Camp eignen sich kleine, leichte Lampen besser. Sie fallen weder im Rucksack groß auf noch auf der Stirn, wo jedes Gramm mehr den Tragekomfort schmälert. Doch liefern sie auch genug Licht? Um das herauszufinden, haben wir acht aktuelle, zum Teil brandneue Kompaktstrahler in der Preisklasse bis 75 Euro im Test gegeneinander antreten lassen.
Anders als bei größeren Modellen sitzt bei ihnen der Akku nicht in einem Fach am Hinterkopf, sondern vorne im Lampengehäuse. Trotz der dortigen Enge lässt er sich bei den Kandidaten von Forclaz, Petzl und Silva entnehmen und damit auch wechseln – praktisch, wenn nach einigen Jahren die Kapazität schwindet oder man einen Ersatzakku mitnehmen möchte. Schließlich ist der schneller gewechselt als aufgeladen, was oft Stunden dauert und sowohl Kabel als auch Steckdose oder Powerbank erfordert.
Lampen mit fest eingebautem Akku fallen nicht zwangsläufig kleiner aus, wie der Newcomer von Ledlenser zeigt. Die HF6R ist nicht nur das größte, sondern mit 135 Gramm auch schwerste Modell im Test. Das führt trotz gutem, am Hinterkopf zweiteiligem Band zu einem stirnlastigen Sitz. Der mit 46 Gramm leichteste Kandidat, die Nitecore NU25UL, trägt sich dagegen wie ein Hauch von Nichts. "Ein großer Vorteil bei flotter Gangart oder beim Joggen, hier können schwerere Modelle wackeln", sagt Katleen Richter, die Läuferin im Testteam.
Auch bei Lampen mit Wechselakku gibt es ein Schwergewicht: Die Forclaz HL900 bringt 107 Gramm auf die Waage. Die beiden Wuchtbrummen im Testfeld verfügen allerdings auch über die stärksten LEDs. Die Leuchtweiten beeindrucken: 120 Meter schafft die Forclaz, die Ledlenser kommt (kurzzeitig) sogar auf 155 Meter (siehe Bild unten). Zum Wandern nett, aber nicht wirklich nötig, allenfalls beim Bergsteigen, etwa auf der Suche nach Wegspuren oder Markierungen in weitläufigen Geröllfeldern. Wie gut sich eine Lampe in der Dunkelheit schlägt, hängt nämlich weniger von der Leuchtweite ab als vielmehr vom Leuchtbild, das sie in die Dunkelheit projiziert. Je gleichmäßiger die Lampen den Weiterweg sowie die Seiten und den Bereich vor den Füßen erhellen, desto besser. "Starke Helligkeitsunterschiede im Lichtschein strengen an und lassen einen schneller ermüden", so Ausrüstungsredakteur Frank Wacker. Aus diesem Grund spendieren viele Hersteller ihren Modellen zwei LED: eine, die wie ein Stadionflutlicht diffus und breit gefächert strahlt, und eine fokussierte, die als Fernlicht dient. Im Idealfall verschmelzen sie zu einem homogenen Leuchtbild ohne Abschattungen.
Petzl-Duo an der Spitze des Testfeldes
In puncto Ausleuchtung liegt das Petzl-Duo in diesem Test an der Spitze, auch hält es die Lichtleistung viele Stunden lang konstant. Im zweithellsten Modus strahlen beide sogar eine ganze Nacht lang hell genug zum Wandern – ideal für 24-Stunden-Märsche, auch für Notfälle ist man so gut gerüstet. Die beiden unterscheiden sich nur durch die Anzahl der LED: Die Petzl Tikka Core besitzt (neben der Rotlicht-LED) eine, die Petzl Actik Core zwei, wodurch sie noch einmal etwas weiter und heller strahlt – und sich damit den Testsieg sichert.
So testet outdoor Stirnlampen
- Eingangs-Check: Zuerst studieren wir die Anleitungen und machen die Lampen betriebsbereit (wo nötig: Kopfband anbringen, Akkus einlegen). Danach wiegen wir alle Lampen auf einer Präzisionswaage. Um die Akkus zu kalibrieren, laden wir sie einmal voll und lassen die Lampen so lange leuchten, bis die Akkus erschöpft sind. Anschließend erfolgt ein erneuter Ladevorgang über einen 2,4-Ampere-USB-Port. Die Ladestromstärke sowie die Zeit bis zum vollständig geladenen Akku wird gemessen (bei 20° C Lufttemperatur).
- Licht-Messungen: Wie hell und weit die Lampen auf maximaler und zweithellster Stufe leuchten, messen wir im Labor mit einem Luxmeter: direkt nach dem Einschalten und danach in kurzen Intervallen, bis das Licht maximal zum Halten des Weges reicht (30 Lux/2 m) oder der Akku erschöpft ist. Hierbei zeigt sich nicht nur die Leistung des Akkus, sondern auch, wann und wie stark die Lampen ihre LEDs dimmen, um die Elektronik vor Überhitzung zu schützen. Zwischen den Messungen lagern die Strahler bei 10° C in leichtem Luftstrom (je kühler und windiger, desto weniger stark muss die Automatik die Lampen herunterdimmen). In einem weiteren Durchgang messen wir die Helligkeit von Nahbereichs- und Rotlicht.
- Praxistest: Abschließend vergleicht die Testcrew alle Kandidaten auf einer Nachtwanderung sowie beim Laufen. Im Fokus: der Sitz, die Bedienung – auch mit Handschuhen – und vor allem das Leuchtbild der Lampen. Am meisten Punkte ernten die Kandidaten, die den Nahbereich vor den Füßen großflächig und gleichmäßig erhellen, die Seiten beleuchten und außerdem weiter Entferntes sichtbar machen.