12 Bouldergebiete im Tessin für alle Jahreszeiten

Frische Boulderziele
Neue Bouldergebiete im Tessin

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Neben den altbekannten sind im Tessin einige neue Boulderziele entstanden. Hier gibt's den Überblick über alle Gebiete.

Bouldergebiete Tessin
Foto: Andres Lietha

Cresciano und Chironico sind wohl die berühmtesten Bouldergebiete im Tessin, und dies nicht ohne Grund: großartige Felsqualität und Toplinien gibt es in diesen Gebieten zu finden, die Boulder machen einfach Spaß. Doch auch in den neueren Gebieten gibt es tolle Boulder zu entdecken.

INFO: Die Bouldergebiete im Tessin (und Moesano)

Bouldergebiete Tessin Karte
Mapz.com

Bouldergebiete Tessin & Moesano: 1 Bernardino, 2 Norantola, 3 Sorte, 4 Giova, 5 Piantagione, 6 Cava, 7 Val Calanca, 8 Cresciano, 9 Chironico, 10 Gotthard, 11 Brione, 12 Val Bavona

Die Neuentdeckungen
1. Bernardino (2100 m)

Bouldern am Graubündner Gebirgsgneis: Am Passo San Bernardino ragen markante Felsriffe aus dem hügeligen Relief, ringsum liegt eine Hochmoor-Landschaft und edles Alpenpanorama. Zudem weht über der Passhöhe fast immer ein kühles Lüftchen, so dass das auf 2100 Meter gelegene Gebiet ideal fürs Bouldern im Sommer ist.

Bouldergebiete Tessin
Andres Lietha

Prisca Kern holt sich die dritte Begehung von Mondo matto (5C) am Passo San Bernardino.

Felsqualität, Neigung und Textur geben ebensowenig Grund zur Klage. Große Teile der bekletterten Felsriegel sind leicht bis stark überhängend und bieten athletische Kletterei an oft guten Griffen. Der Gneis ist deutlich pflegeleichter als der kristalline Granit am Gotthardpass.

Fazit: Super Sommergebiet mit steilem, griffigem, oft westexponiertem Gneis. Tolle Szenerie, meist weht ein Lüftchen.
Boulder: 170 von 4 bis 7C+, Schwerpunkt 5C bis 7A
Beste Zeit: meist ab Ende Juni bis Anfang Oktober
Topo: 27crags-App, bimano-App
Parken: GPS 46.49637, 9.17072

2. Norantola (370 m)

Bei Norantola verstecken sich neben einer Ruine unzählige Blöcke in einem Märchenwald und am Ufer der Moesa. Die Linien verlaufen an feinstem Gneis. Hunderte Boulder wurden hier von Wolfgang Antz aus Bern erschlossen. Der Betreiber der Bimano Boulderhalle (und der gleichnamigen App) hat hier ein feines Bouldergebiet geschaffen. 500 Probleme gibt er auf seiner App an, der Schwerpunkt liegt zwischen 6A und 7B. Oft handelt es sich um Lowballs, nette, manchmal trickreiche, manchmal athletische Spielereien. Daneben findet man – entlang der Moesa konzentrierter – auch genügend Blöcke in Normalgröße sowie einige XL-Modelle. Die beste Zeit für Norantola ist in der Laub-freien Phase von Dezember bis April, ab Februar bleibt die Sonne nachmittags länger.

Bouldergebiete Tessin
Markus Ixmeier

Christian Lehmann streckt sich für die Erstbe­gehung des Sitzstarts von Linea uno (7A) in Norantola.

Fazit: In einem Wäldchen und am Fluss Moesa versteckt sich reichlich guter Gneis. Viele Lowballs, aber auch Kinglines.
Boulder: 500 von 3 bis 7C, Schwerpunkt 6A bis 7B
Beste Zeit: November bis April
Topo: bimano-App
Parken: GPS 46.28548, 9.17721

3. Sorte (400 m)

Das benachbarte neue Gebiet Sorte ist ebenfalls ein Ziel für die kältere Zeit. Wolfgang Antz hat auch hier fleißig gebürstet und zwei leicht erreichbare Sektoren mit rund 100 Bouldern von 3 bis 7C erschlossen. Im Sektor Beach wartet typische Bachbettkletterei an geschliffenen Blöcken, der Sektor Village lockt unter anderem mit kürzestem Zustieg und noch einigen Projekten. Hier wie in Norantola gilt: Bitte seid freundlich zu Anwohnern und Waldnutzern und haltet euch von Schafherden mit Herdenschutzhunden fern!
Fazit: Kleines Winter-Gebiet mit zwei unterschiedlichen Sektoren.
Boulder: 100 von 3 bis 7C
Beste Zeit: November bis April
Topo: bimano-App
Parken: GPS 46.29083, 9.18078 (Bach); 46.29081, 9.18343 (Dorf)

4. Giova (1000 m)
Das "relativ alte" neue Bouldergebiet liegt hoch über dem Eingang des Val Calanca. Giova sah seine Haupterschließung durch Michele Bionda bereits 2014. Die Boulderfelsen liegt auf 1000 Metern, ist sehr sonnig, und im Winter ist es dank Inversions-Wetterlage oft wärmer als im Tal. In den wärmeren Monaten weht ein kühles Lüftchen, so dass man hier außer im Hochsommer fast immer an rund 160 Linien bouldern kann.

Fazit: Sehr sonniges Gebiet. Im Winter sorgt Inversion oft für Wärme, im Sommer die Thermik für ein kühles Windchen.
Boulder: 160 von 4 bis 8A+, Schwerpunkt 5C bis 7A
Beste Zeit: September bis Juni
Topo: 27crags-App, bimano-App
Parken: GPS 46.25292, 9.11073

5. Piantagione (380 m)

Bouldergebiete Tessin
Lukino Ramelli

Bouke Grijseels zeigt sich beschwingt am Ausstieg von Catena di luce (6B) im Gebiet Piantagione über Biasca. Die meisten Blöcke dort sind kleiner.

Im Bouldergebiet Piantagione dominieren niedrige und leichte Boulder bis 6B, derzeit sind es 125. Auch Kinder haben hier Freude, manchmal ist der Gneis allerdings etwas bissig. Richtig zubeißen muss man im Highball Old Spices (8A) von Manuel Brunn und Markus Bock.
Fazit: Gemütliches Gebiet über Biasca mit Nachmittagssonne, leichten Bouldern und guter Landung.
Boulder: 125 von 4 bis 8A, Schwerpunkt 5A bis 6C
Beste Zeit: Oktober bis April
Topo: 27crags-App, bimano-App
Parken: GPS 46.37186, 8.97035

6. Cava (2000 m)
Die letzte Boulder-Neuentdeckung liegt hoch über Biasca, am oberen Ende des Val Pontirone auf knapp 2000 Metern. Cava heißt das sommertaugliche Ziel, ebenso wie die wenige Minuten entfernte Capanna, wo man essen und übernachten kann. Entdeckt haben Julia und Andres die Blöcke 2019 bei einer Wanderung, die Haupterschließung erfolgte im selben Herbst und im Folgejahr. Ein Ort für Genießer, aber nur, wenn man sich von der langen, mühsamen Anfahrt nicht abschrecken lässt. Seit 2022 ist die Schotterstraße hinauf wohl noch schlechter geworden. Wer durchhält, wird mit Alpenidylle, Stille und derzeit 84 Bouldern überwiegend zwischen 5 und 6B verwöhnt. Besonders schön ist es dort oben im Oktober, wenn die vielen Lärchen goldgelb leuchten – sofern noch kein Schnee liegt.

Bouldergebiete Tessin
Andres Lietha

Weit weg von der Zivilisation, aber eine Hütte ums Eck: goldener Herbst in Cava. Julia Lietha klettert einen der vielen Genussboulder über Almwiesen.

Fazit: Boulder-Sommerfrische mit Hüttenservice, ideal für Genießer mit guten Stoßdämpfern.
Boulder: 84 von 3 bis 7C, Schwerpunkt 5A bis 6B
Beste Zeit: von Ende Juni bis zum ersten Schnee
Topo: 27crags-App
Parken: GPS 46.35979, 9.03405


Die Klassiker
7. Val Calanca (650-2300 m)
Im Calancatal hat sich seit Erscheinen des Topo-Führers von 2011 ebenfalls viel getan. Drei neue Sektoren sind dazugekommen, und in Pianon auf 2000 bis 2300 Meter hat sich die Zahl der Boulder auf über 330 vervielfacht. Im Tal bietet das 2017 geputzte Tevegn rund 90 Boulder für den Winter, Cauco – bereits auf knapp 1000 Meter – eignet sich für Herbst und Frühjahr. 2020 eröffnete Familie Bionda, die auch die Boulderhalle Alpha Boulder in Giubiasco betreibt, dort gut 30 Linien, darunter einige der schönsten des Tals. Noch etwas höher liegt der 2018 entstandene Sektor Salùden, auf 1150 bis 1250 Meter. Die beste Zeit für die unweit der Straße gelegenen 125 Boulder, das Gros von 6B bis 7A, ist von Mai bis Oktober.

Fazit: Die inzwischen acht Gebiete mit 2000 Bouldern in allen Graden werden weniger frequentiert als die Tessiner Topspots. Viel Neues, aber auch Klassiker wie Selma haben nichts von ihrem Charme eingebüßt.
Beste Zeit: fürs ganze Jahr
Topo: 27crags-App (vollständig)

8. Cresciano (500 m)
Ende 2024 erscheint ein neuer Cresciano-Führer mit fünf neuen Gebieten und Sektoren: Biasca, Malvaglia dazu Prosito, Lodrino und Preonzo auf der anderen Talseite von Cresciano, so der Local und Führerautor Claudio Cameroni. Im "alten Cresciano" seien fast nur harte Boulder hinzugekommen.

Bouldergebiete Tessin
Lukino Ramelli

Diego Cameroni in seiner Kreation Scacco matto (8B), eine der vielen neuen Extremlinien in den klassischen Sektoren von Cresciano.

Fazit: Die Straße von Cresciano ins Gebiet ist gesperrt, vom Dorf kommen rund 30 Minuten Zustieg hinzu. Der Gneis ist nach wie vor göttlich, die Klassiker sind so schön wie eh und je.
Beste Zeit: November bis April
Topo: Neuer Führer Ende 2023; 27crags-App, bimano-App

9. Chironico (600-800 m)
Am Fluss sinde neue Boulder hinzugekommen, geblieben ist: Die Übernachtung im Fahrzeug wird am Parkplatz beim Sektor Barriera toleriert. Neben Shawn Raboutous Alphane (9A) ist hier auch leichtere Kost im Bereich 6C und 7A dazugekommen, unter anderem an einigen neuen Blöcken am Fluss.
Beste Zeit: Herbst und Frühjahr
Topo: aktualisierter Führer-Wiederdruck im Herbst 2023; 27crags-App, bimano-App

10. Gotthard (2100 m)

Am Gottardo ist vor allem Hartes und Heikles hinzugekommen, Highballs wie Stairway to Heaven (8B+) oder Hazel Grace sit (8C/+) von Giuliano Cameroni. Bruder Diego hat im Sektor Suworow einige neue Boulder eröffnet, auch eine kleine Zone beim Pass ist dazugekommen.

Fünf Windräder haben das Ambiente am Pass stark verändert. Positiver Nebeneffekt der bizarren Szenerie: Für den Bau der Windräder wurden neue Straßen und Parkplätze geschaffen, die Zustiege zu manchen Sektoren sind kürzer geworden, auch sind neue Stellplätze zum Übernachten im Camper entstanden.

Fazit: Neue Schlafplätze und harte Hammerlinien sind hinzugekommen, der Charme der kargen Szenerie ist geblieben und lockt immer mehr Boulderer zu den etwa 1000 Problemen von 2 bis 8C/+.
Beste Zeit: Sommer
Topo: "Gottardo Boulder" 2014; 27crags-App, bimano-App

11. Brione (600-830 m)
Für Brione ist der Topo von 2019 ist der aktuellste. Hier gibt es nicht so viel Neues. Einige Hardcore-Boulder in den Sektoren Salamandre und Ganne, und unterhalb der begehrten 8B Amber sind zehn neue Linien mit Pfeilen zu finden. Außer letzteren ist die 27crags-App hinsichtlich Brione auf dem aktuellen Stand. Der neue Stellplatz ist im kommenden Winter hoffentlich wieder kostenlos, 2025 soll hier ein Campingplatz entstehen.

Fazit: Einige neue Boulder in den Sektoren Salamandre, Ganne und Amber, ein kleines neues Gebiet, ansonsten alles beim Alten im Val Verzasca.
Beste Zeit: Herbst und Frühjahr
Topo: "Verzasca Boulder" 2019; 27crags-App, bimano-App

12. Val Bavona (450-950 m)
Hier überwiegt Hardcore-Kost, von Cavergno bis San Carlo gibt es wohl 300 bis 400 Boulder. Einzig veröffentlicht sind bislang zwei Sektoren bei 27crags: Vall Bavona um die bekannte Kompression von Tomba (8B+) mit 30 Bouldern vorwiegend zwischen 5 und 6C sowie Mate y Moka (19 Boulder von 4+ bis 7C+) bei der gleichnamigen, idyllischen Bar am Ortsrand von Sonlerto.

Fazit: Der Spielplatz der Starken lebt von Mund-zu-Mund-Propaganda, spektakulären Videos und Fotos. Rund 300 bis 400 Boulder vor allem in den hohen Graden verstreuen sich übers Tal.
Beste Zeit: Herbst und Frühjahr
Topo: 27crags-App (2 Sektoren)

Traurige Nachricht: Das Bouldergebiet von Grono ist dauerhaft gesperrt, hier darf nicht mehr gebouldert werden.

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