Ashtanga für Kletterer: Interview mit Dr. Ron Steiner

Yoga für Kletterer
Warum Ashtanga Yoga für Kletterer gut ist

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Dr. Ronald Steiner gehört zu den bekanntesten Yoga-Lehrern Deutschlands. Er arbeitet auch mit Kletterern und erklärt, warum Ashtanga das Klettern gut ergänzt.

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Foto: Wari Om

Ronald, warum ist Yoga so hilfreich für Kletterer?

Yoga hilft einerseits, eine präsente und entspannte Einstellung zu entwickeln. Zum anderen finden die meisten Yoga-Übungen am Boden statt, mit viel Drück-Bewegungen. Das bietet einen optimalen Ausgleich zu den Zieh-Bewegungen beim Klettern. Hinzu kommt, dass beim Klettern Beweglichkeit und Flexibilität sehr hilfreich sind, man sie aber beim Klettern selbst kaum erwirbt. Diese Flexibilität trainiert man beim Yoga, genau so wie die Körperwahrnehmung. Ein gutes Körpergefühl hilft besonders bei so komplexen Bewegungsformen wie dem Klettern. Außerdem kann eine verbesserte Körperspannung, eine verbesserte Körperhaltung oder Gelenkstellung, eine verfeinerte neuromuskuläre Interaktion sowie muskuläre Balance erreicht werden.

Du unterrichtest Ashtanga-Yoga. Was ist das Besondere daran?

Ashtanga ist körperlich anspruchsvoll und sehr ausgeglichen. Heute sitzen die meisten Menschen viel, deshalb erscheint es mir sinnvoll, die spirituelle Praxis dynamisch zu gestalten. Ashtanga basiert auf den Grundprinzipien Vinyasa – Bandha – Drishti. Vinyasa heißt, Atem und Bewegung kommen zusammen. Bandha übersetze ich mal mit innerer Aufrichtung, und Drishti mit Konzentration. Diese drei Aspekte lassen eine bewegte Meditation entstehen. Ashtanga übt man nach einer festen Serie. Das klingt langweilig, aber es ist für Einsteiger schnell möglich, allein zu üben. Die immer gleiche Abfolge erlaubt mir, meinen eigenen Rhythmus finden. Die Serie kann man auf verschiedene Bedürfnisse anpassen: Der eine baut viele Handstände ein, der nächste übt eher sanft.

Worauf sollten Kletterer achten, die Ashtanga Yoga ausprobieren wollen?

Am Anfang ist wichtig, mit einem erfahrenen Lehrer zu üben. Denn Kletterer bringen schon recht viel Kraft mit und können dadurch zu Beginn mehr als zum Anfang gut ist. Da sollte man lieber sanft üben und gemächlich einsteigen, damit man sich nicht verletzt. Es gibt Dehnhaltungen und Kraft-betonte Haltungen, es gibt dynamische und statische Haltungen. Es gibt koordinativ schwierige Übungen, aber auch eine Ausdauerkomponente. Das fördert den Körper gleichmäßig.

Im Yoga geht es nicht nur um wilde Körperformen, sondern auch um mentale Aspekte. Wo siehst du da den Nutzen für Kletterer?

Yoga befreit vom "Getrieben sein", vom "inneren Kritiker" und auch den Wünschen meines Egos. Alles, was wir im Yoga machen, sind Techniken, um das zu erreichen. Das hilft letztlich jedem.

Vielen Dank, Ronald!

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Kilian Trenkle
Dr. Ronald Steiner.

Dr. Ronald Steiner ist Arzt für Sportmedizin. Seine Arbeit im Krankenhaus hat er aufgehört, um sich seiner Yoga-Schule in Ulm und seinen bundesweiten Ausbildungs-Seminaren besser widmen zu können. Er ist Begründer der AYI Methode® (Ashtanga Yoga Innovation Methode) und arbeitet sowohl mit Sportlern als auch mit Senioren.