Warum Klettern in Lumignano
Lumignano ist eines der größten Sportklettergebiete in Norditalien. In den 1980er-Jahren, zu Beginn des modernen Sportkletterns, war die rot-orange gestreifte Wand von Lumignano Classica Anlaufstelle für viele der besten Kletterer der Welt. Grund dafür ist der fantastisch strukturierte Fels und die Schönheit der Routen: Knapp 800 davon hat Lumignano zu bieten. Und, für Normalkletterer besonders positiv, rund zwei Drittel davon liegen im mittleren Schwierigkeitsbereich von 5b bis 6c.
Löcher aller Größen erwarten Niccolo Schiavon in L'Araba fenice (6c) im Sektor Brojon Strabiombi.
Der älteste Sektor Lumignano Classica ist mit über 230 Routen (150 von 5b bis 6c) auch der Größte. Die vier Sektoren, die unter dem Namen Lumignano Nuova firmieren, steuern weitere 133 Routen (71 von 5b bis 6c). Der Rest verteilt sich auf die weiteren Sektoren.
Ergänzt wird Lumignano durch drei kleine Nachbargebiete, von denen derzeit (2024) leider zwei größtenteils gesperrt sind: San Donato komplett und in Castegnero die größte Wand gesperrt ist – hier bietet noch ein kleiner Sektor ganze acht Routen. Einzig Barbarano lohnt mit rund 40 Routen einen Abstecher.
Fels und Kletterei erinnern wie in Lapp-doll (6c) oft an Finale oder Buoux. Erica Filippi unterwegs im Sektor Pyramide.
Klettern in den Colli Berici
Die Wände von Lumignano liegen südöstlich von Vicenza in den Colli Berici, einer lieblichen, bewaldeten Hügellandschaft am Rande der Po-Ebene. Neben grandiosen Felsen beherbergt die Gegend auch ein bekanntes Weinbaugebiet. Seit jeher ein Naherholungsziel für die Städte Vicenza, Padua oder Venedig, tummeln sich in den Hügeln von Berici neben Kletterern auch Wanderer, Mountainbiker sowie eine ganze Reihe an geschützten Tier- und Pflanzenarten, was dazu geführt hat dass die Colli Berici in die Reihe der europäischen Natura 2000 Schutzgebiete aufgenommen wurden – mit Folgen auch für den Klettersport. Nachdem anfänglich eine nahezu komplette Schließung des Gebietes drohte, existiert heute eine Regelung, die die Sektoren von Lumignano in vier Gruppen teilt: Felsen, an denen das Klettern ganzjährig erlaubt ist, einige, die halbjährlich entweder im Frühjahr oder im Herbst gesperrt sind, und einige wenige, an denen Klettern komplett verboten ist.
Plattenkletterei in bestem Fels findet Anna Guardellin in Pinguino (6a+) im Sektor Classica vor.
Klettern im Sektor Classica, Lumignano
Die Klettergeschichte von Lumignano begann nicht erst in der Ära des Sportkletterns, sondern bereits 1924 mit der Begehung der Route Il Camino della Sbrega durch Severino Casara und Francesco Meneghello. Frei geklettert wird die Linie mit 5c bewertet. Im Blickfeld der Kletterer war damals natürlich die größte Wand von Lumignano. Der Sektor Classica beginnt links mit einem pyramidenförmigen Teil, in dem einige Mehrseillängenrouten zu finden sind. Blickt man nach rechts, sticht eine rote, steile Wand hervor, in der mit Klassikern wie Durlindana (6c+), Atomic Café (8a) und El Somaro (8a) die Sportklettergeschichte von Lumignano geschrieben wurde. Heute ist Lumignano Classica der größte Sektor mit über 230 Routen.
Die meisten Routen in Lumignano sind eher im mittleren Bereich, doch es gibt auch härtere Kost: Luca Nanni klettert in La Grotta (8a) mit Blick.
Absicherung und Empfehlung: Kletterrouten in Lumignano
Die Kletterei in Lumignano ähnelt aufgrund der Felsstruktur mit vielen Löchern stark der in Finale oder Buoux. In denselben Sektoren liegen historische und moderne Routen einträchtig nebeneinander. Alle sind mit soliden Bohr- oder Klebehaken abgesichert, aber mit sehr unterschiedlichen Abständen zwischen den Sicherungen, je nach Erschließungsjahr und Erstbegeher. Die Bewertungen variieren je nach Sektor und sind im Allgemeinen etwas härter als in anderen Gebieten, besonders in den beiden großen Sektoren Lumignano Classica und Lumignano Nuova. Im Letzteren zählen Laminati (6a), Himalayana (6a), Känguru (6b), Palacinka (7a) oder Tantra (8a) zu absoluten Highlights. Mit die besten Routen im Sektor Classica haben wir ja schon erwähnt. Wer es gerne steil und kräftig mag, ist im ganz rechts gelegenen Sektor Brojon Strapiombi gut aufgehoben. Denn während der Rest von Lumignano mit einer riesen Auswahl an Routen von 5b bis 6c glänzt, reihen sich hier Routen von 7a bis 8c aneinander.
In Lumignano lässt sich nicht nur vorzüglich klettern, auch Weinliebhaber kommen auf ihre Kosten.
Weitere Aktivitäten in den Colle Berici
Eingebettet in die Berici-Hügel bietet Lumignano neben dem Klettern viele andere Outdoor-Aktivitäten sei es Wandern, Mountainbiking oder Trailrunning. Es gibt geschützte Pflanzen oder Raubvögel wie den Turm- und den Wanderfalken zu entdecken. Beeindruckend zwischen den Felswänden eingebettet liegt die Einsiedelei von San Cassiano. Ein Spaziergang rund um den Lago di Fimon bietet sich genau so an wie eine Erkundung von Vicenza mit seinen historischen Gebäuden wie die Basilika Palladiana oder das Teatro Olimpico, das Ende des 16. Jahrhunderts gebaut wurde und auf der Welterbe-Liste der UNESCO steht. Es gibt also viele gute Gründe, diesem großen, klassischen Sportklettergebiet einen Besuch abzustatten.
Überblick: Die wichtigsten Infos zum Klettern in Lumignano
Alle Felsen liegen auf Privatgelände. Der Sektor Classica stand 2022 kurz vor der Schließung, auch auf Grund der Sorglosigkeit der Kletterer. Als der damalige Landbesitzer das Gelände dann zum Verkauf anbot, griffen drei Freunde, Simone Crestani, Paolo Nico und Lorenza Dalla Massara, zu. Ihr Ziel ist es, Lumignano Classica zu erhalten und das Klettern dort nachhaltig und zum Wohle der Natur und der Gemeinde zu gestalten.
Feinste Kletterei im Sektor Lumignano Classica
Achtung Kletterregelungen: Ein leidiges Thema, aber so konnte garantiert werden, dass Lumignano uns Kletterern erhalten bleib. Seit 2014 sind die Felsen in vier Zonen grün, orange, blau und rot eingeteilt.Grün: Hier ist Klettern das ganze Jahr erlaubt.Orange: Klettern erlaubt vom 1. Juli bis 31. Dezember. Dies betrifft Lumignano Nuova, Brojon Strapiombi und Piardi.Blau: Klettern erlaubt vom 1. April bis 30. September. Betroffen sind Commercialista, Americani und Sotto l‘Eremo.Rot: Klettern verboten. In Lumignano sind davon nur die Felsen beim Eremo de San Cassiano und Brojon Basso betroffen.
Anfahrt: Lumignano liegt ein paar Kilometer südlich von Vicenza. Von Vicenza aus auf der Staatsstraße SS247 (Richtung Este), die entlang der Colli Berici verläuft. Unmittelbar hinter Longare rechts nach Costozza und Lumignano abbiegen: Kurz nach Costozza kommen die Felsen in Sicht.
Die Felsen von Lumignano im Überblick
Essen, Trinken, Schlafen: Lumigano bietet ein paar Bars und einen kleinen Supermarkt.
Bars und Restaurants: La Botte del Covolo (Costozza); Bar Fantasy (Lumignano); Pizzeria-Birreria Il Presidente (Lumignano).Bed & Breakfast: Chez Les Grottes (Longare); Brojo Hill (Lumignano); In Valle (Lumignano); Agriturismo l’Albara (Castegnero).
Campingplätze: Azienda Agricola del Monte Agricampeggio "Lumignano" (Longare); Campo Base Lumignano Stellplatz für Camper; Camping Vicenza in Vicenza.
Führer: Michele Guerrini "Lumignano – Arrampicare nei Colli Berici", 288 Seiten, italienisch, englisch, deutsch; Idea Montagna 2023, 29,00 €.
