Norwegen: Wandern im Romsdal

Norwegen
Wandern im Romsdal

Der kleine Ort Åndalsnes war schon in den Anfangszeiten des Alpinsports in Norwegen ein beliebtes Ziel. Auch Wanderer begeistert die wilde Gipfelwelt hoch über dem Romsdalsfjord.

Guide Håkon Vego liebt Musik, ein ziemlich scharfes Tempo und die Romsdalsberge in Fjordnorwegen. outdoor-Redakteurin Kerstin Rotard ging mit ihm auf Hüttentour.
Foto: Daniel Hug

Wie komme ich ins Romsdal in Norwegen?

Am flexibelsten bei der Anreise und vor Ort sind Wandernde mit eigenem Fahrzeug und Fähre: Colorline von Kiel nach Oslo (414 Euro/2 Pers., 1 Auto, einfach, colorline.de), dann rund 440 Kilometer nach Åndalsnes. Alternativ: Hirtshals (Dänemark)–Bergen (142 Euro/2 Pers., 1 Auto, einfach, fjordline.de) und 480 Kilometer nach Åndalsnes.

Per Flugzeug: nach Ålesund (z. B. mit KLM über Amsterdam; Stuttgart–Ålesund: ab rund 200 Euro einfach), dann weiter nach Åndalsnes (108 km). Vor Ort ist es zäh mit öffentlichen Verkehrsmitteln; am besten in Ålesund einen Mietwagen nehmen (Sixt, Europcar, Hertz, ab 400 Euro/Woche).

Was ist die Beste Reisezeit?

Die Wandersaison dauert je nach Schneeverhältnissen von Ende Juni bis Mitte September. Auch im Sommer muss man in höheren Lagen mit Altschneefeldern rechnen.

Wie kann ich mich vor Ort fortbewegen?

Fähren und Tunnel verbinden die Inseln und die Ufer der Fjorde. Für das Fährticket wird das Nummernschild automatisch abgelesen und der Betrag auf die Kosten für das Mietauto aufgeschlagen. Beim eigenen Fahrzeug wird eine Rechnung zugeschickt. Bus von Ålesund Zentrum nach Åndalsnes: 2–4 h, 23 Euro; Bus weiter nach Isfjorden: 10 min, 4 Euro, beides: frammr.no

Wie orientiere ich mich unterwegs?

Die neueren Wanderkarten des DNT bzw. von Nordeca bestehen aus einem knitterfreien, recht reiß- und wasserfesten Spezialpapier – perfekt für das wechselnde skandinavische Wetter. Für diese Tour relevant: Nordeca, Turkart 2821,1:50000, 29,90 Euro über mapfox.de, geobuchhandlung.de oder im Tindesenteret in Åndalsnes.

Der Rother Wanderführer »Norwegen – Mitte« beschreibt 50 Touren zwischen Geiranger, Trondheim und Børgefjell. Für die zugehörigen GPS-Daten enthält er einen Downloadlink. Preis: 14,90 Euro. Wanderkarte: Turkart Romsdalen, 1 : 100 000, 24 Euro.

Was muss ich für meine Wanderung im Romsdal mitnehmen?

Da fast alle Bäche und Flüsse in Norwegen klares Wasser transportieren und in den Romsdalsbergen überall herabströmen, reicht eine kleine Flasche für das Trinkwasser. Trekkingstöcke helfen bei steilen Auf- und Abstiegen, aber nicht auf den hier häufigen Blockfeldern. Immer in den Rucksack bei Touren im hohen Norden müssen Mütze, Handschuhe, aber auch Sonnenbrille und Kappe. In den drei besuchten Hütten gibt es Bettzeug; bitte nur mit Hüttenschlafsack benutzen.

Unterkünfte, Restaurants & Aktivitäten

  • DNT-Hütten am Weg: Die erste Hütte nach dem Aufstieg, Måsvassbu, ist recht geräumig, besitzt ein Vorratslager und sogar ein Wohnzimmer. Alles Verzehrte ins Übernachtungsformular eintragen, nach der Rückkehr überweisen. Die beiden anderen Hütten, Vasstindbu und Svartvassbu, sind reine Selbstversorgerhütten. Gäste müssen alles selbst mitbringen. Brennholz und Gas sind überall vorhanden. Die Hütten sind abgeschlossen, aber der Schlüssel hängt außen an einer Kette. Bei der Ankunft: ins Hüttenbuch eintragen. Bevor man geht: Brennholz auffüllen, abschließen, abspülen, aufräumen.
  • Im eigenen Zelt: Dank Jedermannsrecht könnte man irgendwo sein Zelt aufschlagen, aber die Hütten stehen in guter Tagesentfernung voneinander. Und der Rucksack ist leichter ohne Zelt.
  • Romsdal Lodge: Ganz auf die Bedürfnisse von Wandernden, Bergsteigern und Kletterern zugeschnitten ist die Romsdal Lodge in Isfjorden. Sie verteilt sich auf drei Häuser, bietet 22 Betten, eine Gemeinschaftsküche und ein Wohnzimmer. Außerdem kannst du Touren buchen und Ausrüstung ausleihen. Übernachtung: 68 Euro/Pers.
  • Campingplatz: Der örtliche Campingplatz liegt ruhig und idyllisch etwa anderthalb Kilometer außerhalb von Åndalsnes – direkt am Ufer des Flusses Rauma. Zu der Anlage gehört auch ein kleines Café. Schlafen kann man in einer der Hütten, im Zelt oder Kleinbus. Mehr Info: andalsnes-camping.net
  • Traditionshotel: Zentral in Åndalsnes steht das »Grand Hotel Bellevue« – in den Zimmern der oberen Etagen hat man eine schöne Aussicht auf den Fjord. Wer sich etwas gönnen will, kehrt im Restaurant des »Grand Hotel Bellevue« ein. Rentier und Fisch aus dem Fjord gehören zu den Spezialitäten
  • Sonnenterasse: Im Café-Restaurant, das zum Norsk Tindesenter gehört, gibt es unter anderem Salate, Burger und Fischgerichte. Auf der großen Terrasse sitzt man direkt am Fjord – sehr zu empfehlen für ein Bier in der Abendsonne! Achtung, geöffnet ist maximal bis 18 Uh. Infos: tindestua.business.site
  • Retro-Café: Ein Ort zum Wohlfühlen: Das Café »Sødahlhuset« ist mit Sofas, bunt zusammengewürfeltem Mobiliar und Blümchentapeten im Retro-Stil eingerichtet. Bei den kreativen Salaten, Kuchen und belegten Broten spielen Regionalität und Biozutaten eine Rolle. Donnerstags ist Ruhetag.
  • Bergsteigerzentrum: Das Norsk Tindesenteret in Åndalsnes informiert über die hiesige Geschichte des Bergsteigens. Und du kannst die Indoor-Kletterwand nutzen, im Café essen und Karten und etwas Ausrüstung kaufen.
  • Trollstiegen: Spektakulär – anders kann man die Streckenführung des Trollstigen der »Trollleiter«, nicht beschreiben. In elf Haarnadelkurven zickzackt sie vom Trollstigen-Pass hinab ins Isterdal. Wer vom Geirangerfjord nach Åndalsnes am Romsdalsfjord will, nutzt normalerweise die Strecke (Provinzstraße 63). Ein Stopp auf der Passhöhe lohnt doppelt: Man kann dort im Café einkehren oder von den beiden Aussichtsplattformen auf die Kehren und den 320 Meter hohen Wasserfall Stigfossen schauen, den die Straße mehrfach quert. Eröffnet wurde der Trollstigen schon 1936, befahrbar ist er nur im Sommer (Mitte Mai–Ende September).

Wo kann ich mich über das Romsdal informieren?

Hilfreiche Informationen bieten: visitnorthwest.no und visitalesund.no

Komoot-Tour: Hüttentrek Norwegen – Vier Tage durch die Romsdalsberge

In unserer Outdoor-Komoot-Collection findet ihr eine viertägige Tour durch die Romsdalsberge.

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Weitere Tourenvorschläge gibt es hier:

Wie komme ich nach der Wandertour wieder zurück?

Nach der Tour hat man entweder einen langen Hatsch auf der Straße nach Isfjorden vor sich – oder verabredet einen Transfer, zum Beispiel mit der Romsdal Lodge.

Tipps von unseren Reiseredakteurinnen

Kerstin Rotard

Guide Håkon Vego liebt Musik, ein ziemlich scharfes Tempo und die Romsdalsberge in Fjordnorwegen. outdoor-Redakteurin Kerstin Rotard ging mit ihm auf Hüttentour.
Daniel Hug
Reiseredakteurin Kerstin Rotard
  • Romsdalseggen: Kultwanderung über den aussichtsreichen Grat Romsdalseggen: Mit dem Bus von Åndalsnes nach Vengedalen, hinauf und über den Kamm zurück zum Start (10 km, 8 h, 970 Hm). Seit Sommer 2021 fährt auch eine Gondel von Åndalsnes hoch. Gut oder schlecht? Die Meinungen gehen auseinander.
  • Sandale &Co.: Kommt immer in den Rucksack: Sandalen. Nach einem Wandertag darin auf die Toilette oder zum Wasserholen zu gehen statt in den dicken Stiefeln – herrlich!
  • Ålesund: Wer Zeit mitbringt oder sowieso auf Rundreise ist, sollte unbedingt Ålesund besuchen. Für mich die schönste Stadt Norwegens mit ihrem Mix aus Jugendstil und Wikingerästhetik

Katharina Hübner

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Christoph Jorda
Reiseredakteurin Katharina Hübner
  • Karamellkäse: Molkekäse von »Gudbrandsdalen« muss ich bei jeder Norwegenreise essen: Dünne Käsescheiben, darunter Brot und Butter, obendrauf Erdbeermarmelade – norwegischer Frühstücksklassiker!
  • Klettern: Die Berge um Åndalsnes bieten schöne Felskletterrouten. Anfänger ziehen mit einem Guide los – zum Beispiel mit Urpu Hapuoja, die sich bestens auskennt.
  • Outlet-Shops: Wer über Ålesund anreist, sollte einen Besuch bei »Devoldfabrikken« erwägen. Norwegen ist teuer, aber hier gibt es 30 bis 70 Prozent Rabatt auf Produkte von Devold, Bergans u.a. Zudem besitzen die historischen Fabrikgebäude ein nettes Flair.

"Vom Fjord ins Fjell" – Reisebericht von Kerstin Rotard

Guide Håkon Vego liebt Musik, ein ziemlich scharfes Tempo und die Romsdalsberge in Fjordnorwegen. outdoor-Redakteurin Kerstin Rotard ging mit ihm auf Hüttentour.

Gestern sind Fotograf Dani Hug und ich von Isfjorden am gleichnamigen Fjord zur Hütte aufgestiegen. Die Ebereschen und Wildrosen hingen voller Früchte, mein Herz war leicht. Bald blieben die Bäume zurück, wir stapften hinauf zum Loftskaret-Pass. Wind wehte böig und trug erste Tropfen heran. Ab dem Pass prasselte es aus allen Wolken – und der letzte sinnvolle Zeitpunkt, die Regenhose überzuziehen, war verpasst. Die Schuhe quatschten. Endlich schälte sich die Hütte aus dem Grau-in-Grau. Im Vorraum bollerte ein Ofen, wir´zogen alles aus bis auf die Unterwäsche, öffneten die Tür – und standen halb nackt zwei Typen gegenüber. Vater und Sohn, DNT-Mitglieder, die gerade nach der Hütte schauten.

Die Måsvassbu ist eine typische Selbstversorgerhütte des Norwegischen Wandervereins (DNT) mit Vorratsraum: Man bedient sich und notiert alles auf dem Übernachtungsformular, wirft es ein und überweist daheim den Betrag...

Den vollen Bericht könnt ihr in der aktuellen Ausgabe des Outdoor Magazins (07/22) lesen oder hier kaufen:

Reisegeschichte "Wandern im Romsdal" von Katharina Hübner

In Norwegens Bergsteigerhauptstadt herrscht Ruhe. Ein paar Yachten liegen auf dem spiegelglatten Isfjord und scheinen sich ebenso zu entspannen wie die Terrassengäste des Restaurant-Cafés vom Tindesenteret, dem »Gipfelzentrum«. Direkt am Wasser genießt man hier windgeschützt die Abendsonne, die Anfang Juli besonders intensiv scheint, und rechnet sich den Preis seines Bieres lieber nicht in Euro um. Denn erstens ist man im Urlaub, und zweitens schmeckt es nach einer Wanderung auf dem Romsdalseggen maximal verdient.

Norwegens Bergsteigerhauptstadt heißt Åndalsnes und ist mit rund 2200 Einwohnern in Wirklichkeit eher ein Dorf, zugleich aber der Hauptort der Gemeinde Rauma in der Provinz Møre og Romsdal in Norwegen. Luftlinie liegt es rund 400 Kilometer nördlich von Bergen, zur Küstenstadt Ålesund im Westen fährt man 100 Kilometer. Bekannt – um nicht zu sagen berühmt – sind all die »Trollformationen« südlich von Åndalsnes,von denen fast jeder Norwegenfan zumindest schon einmal gehört hat und die aufgrund der namentlichen Ähnlichkeiten gern für Verwirrung sorgen. Also: Der Trollstigen ist Teil einer Landschaftsroute, sprich einer Straße, und führt nördlich eines Hochtals in elf Haarnadelkurven hinab Richtung Åndalsnes. Gigantische Berge umgeben ihn, tosend stürzt der mächtige Wasserfall Stigfossen zu Tal, und hunderttausende Besucher fahren hier alljährlich entlang. Trollveggen heißt dagegen eine 1000 Meter hohe Felswand – die höchste senkrechte, teils sogar überhängende in Europa. Der Trollryggen (1700 m) gehört zu den Gipfeln des Trollveggen, und Trolltindene (auf Deutsch Trollgipfel) lautet der Name des Gebirgsmassivs, das als Teil der Romsdalsalpen direkt hinter Åndalsnes aufragt. Und in der Tat spielen diese bis zu 1800 Meter hohen Berge unter den Regionen, in denen das alpine Bergsteigen und Klettern in Norwegen begannen, eine wichtige Rolle: Ab dem späten 19. Jahrhundert kamen zunächst reiche Briten, dann entdeckten zunehmend Einheimische die Gipfelwelten als Abenteuerspielplätze...

Den vollen Bericht könnt ihr hier kaufen:

10 Fakten über Norwegen im Video

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